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Geſchichte
der
= Stadt Rom
im Mittelalter.
Vom fünften Jahrhundert bis zum jechzebnten Jahrhundert. 3
Yon Ferdinand Gregorovins.
Zweiter Band.
Stuttgart. %.6 Cotta’fher. Berlag. 1859.
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Der Autor behält ſich das Recht der Ueberſetzung in fremde Sprachen vor. <
Buchdruderei ver I. G. Gotta’fchen Buchhandlung in Stuttgart.
WALIERE KOHLER - BSläsr
Juhalt des zweiten Bandes.
Drittes Buch.
Grites Capitel.
1. Rom verfällt. Die römische Kirche fteigt aus den Trümmern des Staates auf. S. Benedictus, der Vater des abendländiichen Mönch— tums. Stiftung der Abteien von Subiaco und Monte Caſino. Die Mönchs— vepublifen. Caffiodorus wird Mind. ©. 3.
2. Die Langobarden bedrängen Nom. Bontificat Benedict’8 I. Bela- gerung Rom's unter Pelagius IT. Die Langobarden zerftören Monte Cafino, im Sabr 580. Gründung des erjten Benedictinerflofters in Nom neben der Lateraniihen Baſilika. Einführung und Ausbreitung des Mönchtums in Rom. ©. 14.
3. Belagius Il. fordert Hilfe von Byzanz. Tiberüberſchwemmung vom Jahr 589, und die Veit von 590. Tod des Papfts Pelagius, Sein Neubau ven S. Lorenzo vor dem Tor. ©. 21.
4. Wahl Gregor’s I. zum Papſt. Sein bisheriges Leben. Die große fiebenförmige Peftproceffion. Die Legende von der Erſcheinung des Engels über dem Grabmal Hadrian’s, ©. 31. e
Zweites Gapitel.
1. Gregor wird am 3. September 590 ordinirt. Seine erjte Predigt. Bedrängniß und Belagerung Rom’s durch die Langobarden unter Agilulf und Ariulf. ©. 38.
2. Gregor’s Homilie über den Berfall von Rom. Er erfauft den Abzug der Yangobarden von der Stadt. ©. 8.
3. Zuftand der weltlichen Negierung Rom’s. Die faiferlihen Be- amten. Bölliges Etillihweigen über den römiſchen Eenat. ©. 51.
IV Inbalt des zweiten Bandes.
4. Gregor’s Stellung in Bezug auf die Stadt. Seine Sorge für das Voll. Seine Verwaltung der Kirchengüter. Die Belehrung England’s. Gregor's Feftigkeit gegenüber den Anfprüchen von Byzanz. ©. 58.
5. Gregor ſchließt mit Agilulfus Frieden. Phokas befteigt den Tron von Byzanz, und wird von Gregor beglückwünſcht. Die Phokasſäule auf dem Forum von Nom. ©. 67.
Drittes Capitel.
1. Charakter des jechsten Jahrhunderts. "Zuftand des veligisfen Gemüts jener Zeit. Reliquiendienſt. Wunderglaube. Gregor weiht die Gothen- firche auf der Suburra der ©. Agatha. ©. 75.
2. Gregor's Dialoge oder vier Bücher von Wundergefchichten. Die Legende vom Kaifer Trajan. Zuftand des Forum Trajanım, S. 85.
3. Zuſtand der Wiffenfchaften zur Zeit Gregor’s. Seine feindfelige Stellung zur Haffifchen Literatur. Anklagen gegen Gregor. ©. W.
4. Blick in einige Gegenden in und um Nom. Die Campagna, ihre Patrimonien, und ihr Ausfehn in damaliger Zeit. ©. 100.
5. Denkmäler von Gregor. Die Porträts feiner Familie im Klofter S. Andreas, und die auf ibn bezüglihen Monumente, Grabſchrift auf diefen guoßen Papſt. S. 106.
Viertes Capitel.
1. PBontificat und Tod Sabinian’s, und Bonifacius III. Bonifactus IV. Das Pantheon des Agrippa wird der Jungfrau Maria und allen Märtivern geweiht. ©. 111.
2. Deusdedit wird Papſt im Jahr 615. Aufftande in Navenna und in Neapel. Erdbeben und Ausjfaß in Nom. Der Erarch Eleutherius rebellirt in Ravenna. Bonifacius V. Papſt. Ihm folgt Honorius I. im Detober 625. Das Recht die Papftwahl zu beftätigen beim Exarchen von Ravenna. ©. 121.
3. Honorius' I. Kichenbauten. Ausſchmückung des St. Peter. Die vergoldeten Bronzeziegel vom Tempel der Venus und Koma. Die Kapelle des S. Apollinaris, und die Bafilifa des S. Adrianus auf dem Forum. ©. 125.
4. Die Rundkirche des S. Theodorus am Fuß des Palatin. Antike Reminifeenzen. Honorius weiht die Kirche der SS. Quatuor Coronatorum auf dem Cölius, und ©. Lucia in Selce. ©. 131.
5. Die Legende von der ©. Agnes, und ihre von Honorius erneuerte Kirche vor dem Nomentanischen Tor. S. 137.
Inhalt des zweiten Bandes. V
6. Die Kirche des S. Vincenzo und Anaftafio ad aquas Salvias. Die Bafilifa des S. Pancratius vor dem Aureliihen Tor wird von Honorius neu gebaut. ©. 141.
Nünftes Capitel.
1. Tod des Papfts Honorius I. im Jahr 638. Der Chartularius Mauricius und der Erarh Iſaak plündern den Kirchenſchatz. Severinus Papit. Johannes IV. Papſt. Das lateranifche Baprifterium, und feine vier DOratorien. ©. 146.
2. Theodorus wird Papſt 642. Rebellion des Mauricius in Rom. Tod des Erarchen Iſaak. Palaftrewolutionen in Byzanz. Conftans II. wird Kaifer. Der Patriarch Pyrrhus fommt nah Rom; er wird verflucht. Die Kirhen des ©. Valentinus und des ©. Euplus. ©. 152.
3. Martinus I. wird Papſt im Jahr 649. Römiſche Synode wegen der Monotheleten. Des Erarhen Olympius Anſchlag auf Mar- tin’8 Leben. Theodorus Kalliopa führt den Papft gewaltfam hinweg im Jahr 653. Martins Tod im Eril. Eugenius wird Papft im Jahr 654. ©. 158. a
4. PVitalianus wird Papft im Jahr 657. Der Kaiſer Cenftans II. kommt nad Stalien. Sein Empfang und Aufenthalt in Rom, i. 3. 663. Eine Klageftimme über Rom. &. 165.
5. Zuftand der Stadt Nom und ihrer Monumente. Conftans plün- dert die Kunftihäge in Rom. Sein Tod in Syrakus. ©. 172.
Sechstes Gapitel.
1. Adeodatus Papft im Jahr 672. Erneuerung des Klofters S. Eras- mus. Donus Papſt 676. Agathon Papft 678. Der Erzbifchof won Ra— venna unterwirft fi dem Primat von Kom. Das 6. ökumeniſche Concil vom Sahr 680 ftellt tie Orthoderie wieder ber. S. 177.
2. Die Peſt verheert Nom im Jahr 680. Legende vom guten und böſen Peſtengel, und ihre Darftellung in ©, Pietro ad Pincula. Das Mojaifbild des S. Sebaftian. Die Legende diejes Heiligen. S. 183.
3. Die Legende von S. Georg. Seine Kirche im alten Velabrum. S. 187.
4. Yeo II. wird Papft i. 3. 682. Johannicius von Navenna. Bene dietus II. Die Mallonen der Kaiferlihen Prinzen. Sobannes V. Papſt. Zwiejpältige Wahl nach jeinem Tode. Konon wird gewählt. Clerus, Erereitus, Populus. Sergius I. Papſt. Der Exarch Platina kommt nad) Kom im Jahr 687. S. 193,
vi Inhalt des zweiten Bandes.
Siebentes Gapitel.
1. Die Artifel der Trullanifhen Synode werden von Sergius ver- worfen. Der Spatbar Zacharias fommt nach Nom, den Papft aufzuheben. Die Navennaten riden in Nom ein. Verhältniß Navenna’s zu Rom und zu Byzanz. S. 204,
2. ©. Petrus. Pilgerzüge nad Nom. Das Colofjeum. Der König Cedoald empfüngt die Taufe in Nom 689. Die Könige Conrad und Offa nehmen die Kutte. Sergius ſchmückt die Kirchen mit Weihgeſchenken. Das Grabmal Leo’s I. im Innern des ©, Peter. ©. 209.
3. Sobann VI. Bapft, 701. Der Exarch Theophylactus fommt nad) Rom. Die italienischen Milizen rücken vor die Stadt. Herftellung des Klofters Farfa in der Sabina. Gifulfus II. von Benevent fällt in die Campagna ein. Johann VII. Papſt, 705. Juſtinian II. befteigt wieder den Tron von Byzanz. ©. 216.
4. Johann VII. baut das Oratorium ad Praesepe im ©. Peter. Deffen Moſaiken. Die Legende vom Schweißtuch der Veronica. Johann VII. jtellt das Klofter von Subiaco wieder ber. ©. 221.
5. Siſinnius wird Papft im Jahr 707; Conftantinus im Jahr 708. Furchtbare Beftrafung Navenna’s. Der Papft veift nad) dem Orient. Hin- vihtungen in Nom. Charakter der Navennaten. ©. 227.
6. Rebellion in Ravenna. Erſte Städteconföderation Stalien’s. Phi— lippieus Bardanes Kaifer im Jahr 711. Die Römer erfennen ihn nicht an. Der Ducat und der Dur von Nom. Bürgerkrieg in Nom. Der Cäſarenpalaſt. Anaftafius II. Kaifer in Byzanz 718. Tod Conftantin’s im Jahr 715. ©. 233.
Diertes Bud).
Grites Gapitel.
1. Pontificat Gregor’s II. im Jahr 715. Tiberüberſchwemmung. Charakter und Thätigfeit Gregor’s. Leo der Iſaurier. Der Cultus der Heiligenbilder im Often und im Weften. Die bronzene Figur des ©, Petrus im Batican. S. 243.
2. Leo's Ediet gegen den Bilderdienft. Widerftand Rom's und Er- bebung einiger italienischer Provinzen. Plan auf Gregor’s Leben. Die Römer und Die Langobarden ergreifen die Waffen. Dffene Rebellion gegen Byzanz. Berfuche auf Rom von Neapel aus. Die Briefe Gregor’s an den Kaiſer. ©. 254.
3. Die Haltung Pintprand’s. Er gewinnt Ravenna. Erſte Schenkung
Inhalt des zweiten Bandes. vu
und Keim des Kirchenftaats. Coalition zwijchen dem Papft, den Benetianern und den Griechen gegen Liutprand. Der König rüdt vor Rom. in Ufur- pator in Tuscien. Gregor II. ftirbt im Jahr 731. SHerftellung der Abtei von Monte Caſino. S. 264.
4. Gregor III. wird Papft im Jahr 731. Er ſchickt feine apoftolischen Briefe nad) Byzanz. Römische Synode gegen die Bilderjtürmerei, Demon- ftrationen in Nom. Kirchenbauten. S. Maria in Aquiro. Die damalige Malerei und ihr Verhältniß zur Cultur. Flüchtige byzantinische Künſtler. Flüchtige Heiligenbilder. Reftauration der Stadtmauern Rom's. ©. 269.
5. Leo der Iſaurier zieht römische Kirchengüter ein. Der Papft ge winnt Gallefe. Er ſchließt ein Bündniß mit Spoleto und Benevent. Liutprand rüdt in den Ducat. Gregor III. wendet fih um Hilfe an Carl Martell. Seine Anträge. Tod Gregor’s III., Carl Martell’s und Leo's des Iſauriers im Jahr 741. ©. 276.
Zweites GCapitel.
1. Zacharias wird Papft im Jahr 741. Er unterhandelt mit Yint- prand. Er reist zu ihm. Neue langobardiiche Schenfung an die Kirche. Zweite Neife des Papfts zu Yiutprand. Der König ftirbt. Rachis folgt auf dem Tron von Pavia. ©. 286.
2. WBietät gegen die Titel des Reichs. Friedliches Verhältniß zu Byzanz. Karl kommt nad Nom und wird Mond auf dem Monte Soracte. Rachis wird Mönch in Monte Caſino. Aftolfus folgt Rachis' auf dem Tron im Jahr 749. Anerkennung der Ufjurpation Pipin's duch den Papſt. Zacharias ftirbt 752. ©. 291.
3. Zacharias’ Bauten am lateranifchen Palaft. Seine Verſuche, die Campagna zu colonifiven. Die domus cultae. Venetianiſche Sclaven- märfte in Rom. S. 299,
4. Stephan II. wird Papft im Jahr 752. Aſtolfus erobert Ravenna und fordert die Unterwerfung von Nom. Stephan jucht Hülfe bei Byzanz, dann bei Pipin. Er reist über Pavia in’s Franfenland. Er jalbt den König Pipin und deſſen Söhne im Jahr 754. Sein Schutwertrag mit Pipin. Der Titel: Patricius der Römer. S. 304.
5. Bergeblihe Unterhandlungen mit Aftolf. Rückkehr Stepban’s. Pipin zieht nad Stalien. Aftolfus nimmt den Frieden an. Die erfte Scenfungsurfunde PBipins im Jahr 754. Der Langobardenkönig rückt in den Ducat ein. Belagerung Rom’s im Jahr 755. Berwüftung der Campagna. Plünderung der Katafomben Rom's. Schreiben Stephan’s an die Franken. Der Apoftel Petrus fchreibt an die Franfenfönige. ©. 315.
vn Inhalt des zweiten Bandes.
6. Aſtolfus bebt die Belagerung Nom’s auf. Eintreffen von byzan— tiniſchen Geſandten, und deren Enttäuſchung. Aſtolf unterwirft ſich. Die Pipiniſche Schenkungsurkunde. Uebergabe der geſchenkten Städte an die Kirche. Aſtolfus ſtirbt im Jahr 756. Der Mönch Rachis greift wieder nad) der Krone, Anerkennung des Deſiderius als Langobardenkönig. Ste— yban’s 11. Tod im Sabr 757. ©. 325.
Drittes Gapitel.
1. Paulus I. befteigt den Stul Petri im Mai 757. Schreiben der Nömer an Pipin. Freundliche Beziehungen des Papfts zu dieſem Könige. Defiderius beftraft die vebellifchen Herzöge von Spoleto und Benevent. Er fommt nad Nom. Politiſches Verfahren Paul's. Verhältniß des Papfts und Rom's zu Byzanz. Frieden mit Defiderius. ©. 334.
2. Bauten Stepban’s II. und Paul's I. in Nom. Der Vatican umd St, Peter. Der erite Glodenturm in Nom. Die Capelle der S. Petronilla. Verfegung der Heiligen aus den Katafomben nah der Etadt.. Gründung des Klofters S. Silveſtro in Capite. ©. 344.
3. Paulus I. ftirbt im Juni 767. Uſurpation des Dur Toto und feiner Brüder. Der Pjendopapft Conftantin. Gegenrevolution in Rom. Chriſtophorus und Sergius überrumpeln Nom mit langebardifcher Hilfe, Die Langobarden ſetzen Pbilippus im Lateran ein. Stephan III. wird Papſt. S. 350.
4. Anarchie und Terrorismus in Rom. Strafgericht über die Uſur— patoren. Der König Pipin ſtirbt im Jahr 768. Das lateraniſche Concil vom Jahr 769. — und Verurteilung des falſchen Aral Conſtantin. Die Spnodalbeihlüfie. S. 360.
Viertes Capitel.
1. Einfluß und Macht des Chriſtophorus und Sergius in Nom, Coalition zwiſchen Stephan III. und Defiderius zu ihrem Verderben. Der Langobardenkönig rüdt vor die Stadt. Sturz jener Männer, und Schuld des Papſts an ihrem tragischen Ende. ©. 367.
2. Project einer Doppelbeirat zwifchen den königlichen Familien won Pavia und vom Franfenland. Widerjetlichkeit Navenna’s gegen Nom. "Wendung der Politik am Hof der Franken. Tod Stephan’s II. im Jahr 772. S. 374.
3. Hadrianus I. befteigt den Stul Petri. Sturz der langobarbifchen Partei in Rom. Feindliches Vorjchreiten des Königs Defiverius. Proceß und Sturz des Paul Afinrta. Der Stadtpräfeet. Defiderius verwüſtet
5 Inhalt des zweiten Bandes. IX den römischen Ducat. Hadrian rüſtet die Verteidigung. Rückzug der Yangobarten. S. 381.
4. Carl's Heereszug nad Italien. Belagerung Pavia's. Carl feiert das DOfterfeft in Nom. Beftätigung der Pipiniſchen Schenkung. Der Fall Pavia’s und des Yangobardenreihs im Jahr 774. ©. 390.
5. Berbältnifje von Epoleto. Anjprüche der Kirche auf Tuscien, auf die Sabina. Wideripenftigfeit der Erzbiſchöfe von Ravenna. Anſprüche Carl's auf die Oberhoheit uud das Beftätigungsrecht jener Erzbiſchöfe. Der Patriciat Des ©. Petrus. Beweis, daß der Papft Herr der öffentlichen Gebäude Ravenna’s war, aber jonjt den oberhberrlihen Befehlen Carl’ Folge leiſtete. Sclavenbandel der Venetianer und der Grieden. S. 399.
6. Zuftände von Benevent., Der Herzog Arichis. Päpftlicher Krieg um Terracina. Carl's zweite Anwejenbeit in Rom. Sein dritter Aufent- halt daſelbſt. Zug gegen Benevent und Friedensihluß. Neue Schenkung Carl's an die Kirche, Arichis unterhandelt mit Byzanz. Die dortigen Berhältnifje, und die Beilegung des Bilderftreits, Nach Arichis Tode wird Grimoald Herzog von Benevent. ©. 411. .
Fünftes Gapitel.
1. Zuſtände Rom's. Tiberüberſchwemmung im Jahr 791. Hadrian jtellt die Stadtmauern vollig her. Er reſtaurirt die Aqua Trajana, die Claudia, Jobia und Aqua Virgo. ©. 421.
2. Hadrian’s Sorge um die Eultur der Campagna. Verhältniſſe der Eolonen und Sclaven. Die Domusceulte Hadrian’s. Die Insula sacra. Die Colonie Capracorum und ihre Geſchichte. S. 428.
3. Hadrian's Sorge um die Kirchen Rom's. Der vaticanifche Por— tieus. Bauten und Schmud im ©. Peter; im Lateran; in S. Paul. Die Kunftthätigfeit in Nom. ©. 437.
4. Die Kirche 8. Giovanni avanti Porta Latina. Die Bafilifa der S. Maria in Cosmedin. Die Schola Graeca. Der Monte Teftaccio. S.444.
5. Zuftand der Wiffenjchaften zur Zeit Hadrian’s. Unwiſſenheit dev Römer. Cultur der Langobarden. Adalberga. Paul Diaconus. Schulen in Rom. Die geiftlihe Muſik. Verſchwinden der Poeſie. Die epigram- matiſche Dichtung. Ruin der lateinischen Sprache. Erſte Anfänge der neu- römiſchen Sprade. ©. 451.
Sechstes Gapitel.
1. Innere Zuftande Rom’s und der Nömer. Die drei Klafjen des römiſchen Volks. Meilitäriiche Organijation der Bürger. Der Eprercitus
X Inhalt des zweiten Bandes.
Romanus. Das Syſtem der Echolen. Allgemeinheit des Zunftweiens. Die Echolen der Fremden: der Sachſen, Franken, Yangobarden und Friefen, der Griechen und der Juden in Nom. ©. 461.
2. Kivilverwaltung der Stadt Nom. Nicht-Eriftenz des Senats. Der Titel Conful. Beftellte Judices des Erarchen. Päpſtliche Berwaltungs- beamte. Die Optimaten und ihre Beamtenbierarchie. Städtische Magiftrate, Gerichtsweſen, der Stabtpräfeet. Die Beamten des päpftlichen Palatiums. Die 7 Balaftminifter, und andere Hausofficianten. ©. 474.
3. Verhältniſſe der Organifation in anderen Städten. Deren Beamte, Die Duces, Tribuni, Comites. Der Ducatus Romanus und feine Grenzen, Römiſch Tuscien. Campanien. Sabina und Umbria. ©. 490.
Siebentes GCapitel.
1. Hadrian ftirbt am Ende des Jahres 795. Yeo III. wird Papſt. Seine Gejandtihaft an Carl, und deffen Vertrag mit der Kirche. Bebeu- _ tung der Symbole der Echlüffel vom Grab Petri, und des Banners von Nom. Karl’s oberfte Nichtergewalt in Nom als Patricius. S. 503.
2. Darftellung der Harmonie zwijchen dev geiftlichen und weltlichen Gewalt durch die römische Kunft. Die Mofaifen in der Kirche der ©. Su- fanna. Das berühmte Mufiv im Triklinium Leo's UI. ©. 513.
3. Feindfelige Stellung der Nepoten Hadrian’s zu Yeo III. Ber- ſchwörung der römischen Ariftofraten und Attentat gegen das Leben Leo's. Seine Flucht nah Spoleto. Seine Reiſe nach Deutſchland und Zufammen- funft mit Carl. ©. 522.
4. Dunkle Zuftande in der Stadt Nom. Alenin’s Nat in Betreff
des Verfahrens won Carl mit den aufftändiihen Römern. Leo's Rückkehr nah Rom. Proceß gegen die Angeklagten. ©. 531. 5. Carl's Zug nah Rom. Concil oder Parlament in der S. Peters- firche. Gericht zwiichen den Römern und dem Papit. Der Reinigungseid Leo's. Die Erneuerung des weitlichen Reichs als des chriſtlichen Imperiums, und die Krönung Carls des Großen zum Kaifer am Weihnachtsfeft des Sahres 800. ©. 536.
Geſchichte
der
Stadt Rom.
Zweiter Band.
Drittes Bud).
Vom Beginn der Regierung der Erarchen bis auf den Anfang des achten Säculums.
Gregorovius, Gejchichte ver Stadt Nom. II. 1
Erſtes Capitel.
1. Rom verfällt. Die römiſche Kirche fteigt aus den Trümmern des
Staates auf. S. Benedietus, der Bater des abendländiichen Mönchtums.
Stiftung der Abteien von Subiaco und Monte Caſino. Die Mönchs— republifen. Caſſiodorus wird Mönd.
Wir haben zur Zeit Theodorich’S und feiner Nachfolger die Erinnerungen wie die Inſtitutionen des römischen Alter- tums in der Stadt noch durchaus lebendig gejehn, und zum legtenmal waren uns mebre der berühmtejten Monumente noc im öffentlichen Gebrauch fichtbar geweſen. Aber mit dem Ende des gothiichen Neichs beginnt auch der eigentliche Verfall und Ruin von Nom. Es finfen die Denkmäler und jelbit die gejchichtlichen Erinnerungen der Alten nach und nach in DVergejjenheit, und nur manchmal läßt der Zufall Name oder Gejtalt eines antifen Gebäudes wieder emportau- chen. Die Tempel zerfallen. Die Prachtfora der Kaiſer und jenes des römischen Bolfes ergrauen ſagenhaft, die Theater und der Circus Maximus, wo die Wagenſpiele, die liebſte und letzte Ergötzung der Römer, nicht mehr gefeiert werden, füllen ſich mit Schutt und Gras. Das Amphitheater des Titus ſteht als der feſteſte Bau der kaiſerlichen Vergan— genheit unerſchüttert, aber ſeiner Zierden beraubt; die großen Thermen, von keiner Waſſerleitung mehr verſorgt und nicht
A Drittes Buch. Erſtes Capitel.
zum Bad mehr dienend, gleichen in der Wildniß verfallenen Städten, welche der Epheu zu umfpinnen beginnt. Die koſt— bare Marmorbefleivdung ihrer Wände ftürzt herunter, oder wird von Bedürfniß abgerijfen, und die mufiviichen Fuß: böden löſen jich bie und da, oder werden durch das wuchernde Unkraut gewaltfjam getrennt. Noch jtehn in ihren jchönen Gemächern Badeſeſſel von bellem oder dunklem Stein, und prächtige Wanıien von Porphyr oder von gelbem orientali- ſchem Alabafter ; die Briejter Rom's holen dieſe wie jene nad) und nad, in den Sanctuarien ihrer Kirchen als Biſchofs— jtüle zu dienen, und in der Confeſſion die Gebeine irgend eines Heiligen aufzunehmen, oder in der QTaufcapelle als Beden verwandt zu werden. Aber ihrer manche, und viele Sta: tuen bleiben verlafjen ftehn, bis fie das einftürzende Gemäuer erichlägt, und bis der Schutt ſie für Jahrhunderte begräbt. Die völlige Verlaſſenheit gerade der einſt belebtejten Bracht- anftalten der öffentlichen Felte von Ron bat etwas grauen- volles; ihre fein gemalten Hallen und jchattigen Gallerien, welche allmälig wafjerdurchlicerten Felsgrotten ähnlich wur— ven, betrat der Enkel des alten Nom nun mit gejpenftischer Furcht, und der Dieb und Mörder, oder der Falſchmünzer, der Sectiver wie der Nefromant ſchlug in ihnen bald feine Schlupfwinfel auf.
Rom's Verödung in der eriten Zeit der byzantinifchen Herrichaft, als das Bolt, von Hunger und Peſt gegeißelt und in bejtändiger Angft vor den Langobarden, jchattenhaft in der ausgejtorbenen Stadt der Cäfaren fich verlor, zu jchil- dern, mag die erregte Phantaſie fi) gern bemühn, doch ftets wird ihr die Kraft verfagen, ein jo zweifelhaftes Nachtgemälde zu entiwerfen. Ueberdies verpuppte ſich Nom und verflöfterte
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Rom verfinkt. >
fich ſeltſam, und während diejer byzantinischen Jahrhunderte hört man im Schweigen der Geſchichte nur das Fallen von Nuinen, das raltlofe Bauen von Kirchen und Klöſtern, das Singen von Bußproceſſionen verzückter oder geängitigter Men— jchen, und die monotonen Litaneien von zabllojen Mönchen und Nonnen, oder von germaniſchen Pilgern. Aber das bür- gerliche Volk der Nömer, gänzlich verkommen, jedes politi- fchen Handelns, jedes Freibeitsgefühls beraubt, arm und bettelbaft, ein Haufe von Nuimen, jeheint in den Trümmern des Altertums einen Schlaf von Jahrhunderten zu jchlafen, ähnlich den Schläfern von Epheſus, bis es im achten Jahr: hundert von der Stimme des Papſts erwect wird, der wäh— vend dieſer Zeit, allein wachlam und thätig, das Gebäude der römischen Hierarchie gebaut bat. Ihr allmäliges Wachs: tum und Emporſteigen aus den Trümmern des alten Staats und anfcheinend unter den jchwierigiten Verbältnifjen erregt mit Grund das Gritaunen der Nachwelt, indem es lehrt, was durch ſyſtematiſches Drganifiren in der Welt erreicht werden kann. Dies zu verfolgen aber ift die Aufgabe des Gefchichtichreibers der Kirche, nicht des Annaliften der Stadt Nom, und wir begnügen uns daher nur den Gang diejer Dinge im Allgemeinen anzudeuten. Die Epoche des politi- jhen Nom wurde mit dem Sturz jener Gotben bejchlojjen, welche eine Weile wie die alte Eultur, jo den alten tradi- tionellen Staat der Nömer aufrecht hielten. Mit ihrem Ende ſtürzte eigentlich auch das römische Altertum völlig, und in- dem wir num die Gejchichte der Stadt fortjegen, erfennen wir, daß wir in die Veriode des kirchlichen oder päpjtlichen Nom eingetreten find. Alle Lebenskraft, die noch den Nömern geblieben war, ward ausjchließlich in den Dienjt der
6 Drittes Buch. Erſtes Capitel.
Kirche, der Erbin Rom's, bimübergeleitet, während die poli- tiichen Triebe abjtarben. Neußerlich unter Byzanz gefnechtet, {wo der römische oder beidnifche Staat mit allen despo— tifchen Grundſätzen allein fortlebte, ward das unbeilige Rom der Alten nun in die beilige Stadt der Kirche verwandelt. Das Eindringen der Yangobarden drohte ihr den Untergang, aber diente jchließlich zu ihrem Siege. Denn dieſe Eroberer ſchwächten die Gewalt der Griechen, welche jie zerjplitterten, belebten den Geiſt der Nömer, welche fie aus der Apathie zur bewaffneten Selbjtverteidigung aufriefen, und endlich fonnte die Kirche, völlig organifirt und von Italienern wie von Germanen geſchützt, in einen dogmatiichen Kampf mit Byzanz ſich einlaffen, der zur politifchen Revolution ward, und aus welchen ſie nicht allein triumfirend, jondern als eine reiche, weltliche Macht und Eigentümerin Rom's bervor- ging. Das Nejultat des erjten Kampfs der Kirche mit dem Staat oder mit der römisch-byzantinischen Abfolutie war, daß diefe von Europa ausgejtoßen, daß die Freiheit der Kirche von Rom proclamirt und der abendländifche Staat neben ihr als ein feudales, chriftliches Imperium gefchaffen ward. Mitten aus dem Schutt, worin nun das Neich und die Stadt der Römer gefallen waren, erhebt fich zuerjt vor unfern Augen die einfame, jchwermutsvolle und rätjelbafte Gejtalt eines Mannes, welcher der Charakter jener Epoche war. Sein Leben und Wirken eröffnet die Jahrhunderte, die wir jetzt zu bejchreiben haben. Benedictus war in dem Drt Nurfia, in Umbrien, um das Jahr 480 geboren. Als Knabe von vierzehn Jahren, jo erzählt man, Fam er nad Rom um fich dafelbit in den Wiffenfchaften auszubilden, und man zeigt noch beute im Trastevere in der fleinen Kirche
S. Benedictus und feine Klöſter. 7
San Benedetto in PBiscinula die Stelle, wo das feinen be- güterten Vater Euprobus angebörige Haus foll gejtanden haben. Der Jüngling wurde indeß von einer tiefen und unwiderſtehlichen Neigung zum bejchaulichen Leben bald er: griffen. Er verließ feine römischen Studien, und entwich der Welt in die jabinischen Einjamfeiten von Sublacus oder Sublaqueo, dem beutigen Subiaco, wo der „immer Falte“ Anio eins der entzücendjten Täler Italien's durchrauſcht. Dort warf er fich mitten in der ſchönen Wildniß majeltäti- jeher Berge in eine Höle, und in Thierfelle ſich büllend lebte er bier, von einem frommen Anachoreten Nomanus mit Kot verjorgt. Seine verzücten Meditationen unterbrachen jedoch, wie jene des Sanct Hieronymus in der Wüſte, die holden Truggeitalten der Frauen Rom’s, bis der junge Benedict furz entſchloſſen jeine Felle abwarf, und ſich nadt unter Neſſeln und Vipern wälzte, die verführerischen Phantaſien von feiner Seele für immer zu verſcheuchen. Der Ruf feiner Heiligkeit wurde laut. Es jtrömten ihm gleichgefinnte As— feten zu, und bald konnte er in der Einjamfeit von Sub- lacus zwölf Klöfter errichten, denen er je zwölf Mönche unter pajjender Vorſchrift zu Bewohnern gab, Hier nun lebte er viele Jahre, durch jeine Fromme Schweiter Scholaftifa er: muntert und getröftet, und mit der Feititellung feiner Re— gel bejchäftigt, während ihn der Beifall Rom's in feinem Werk unterjtüste. ES famen jelbjt angejebene Batricier aus der Stadt ihm ihre Kinder zur Erziehung zu übergeben, und der Senator Equitius führte ihm jeinen Sohn Maurus, der Patricier Tertullus jeinen Sohn Blacidus zu, in welchen beiden Zöglingen Benedict fich feine größejten Apojtel Für Gallien und für Sicilien erzog.
8 Drittes Buch. Erftes Capitel.
Sein allgemeiner Ruhm erregte jedoch den Neid gewiljer Priefter von Varia oder Vicovaro, unter ihnen des Floren- tius, und diefe Menfchen verjchworen ich, den Heiligen zu vertreiben, fein Hauptklofter aber ganz zu ſprengen. Sie wählten zu diefem Zwed ein jchnell wirfendes Mittel. Denn eines Tags ließen fie fieben jchöne und nadte Mädchen gegen das Klofter los, und indem dieje Kinder der Freude vor den Zellen tanzten, jangen und lockende Geberden machten, ent: fprangen einige von den jchmachtenden Brüdern ihrem Ges lübde und ihrer Klofterbaft. Sanct Benedictus, von Zorn und Scham erfüllt, bejchloß bierauf das entweihte Subiaco zu verlaffen, und er wanderte, von drei jungen Naben be- gleitet, von zwei Engeln aber über den Weg unterrichtet, jeufzend auf den Berg des Caſtrum Gafjinum, einen Drt, der auf der lateinischen Straße zwölf bis dreizehn deutjche Meilen oberwärts von Neapel, in der jonnigen, vom Yiris durchſtrömten Gebirgslandichaft liegt. Er fand auf dieſem Berg noch Heiden. So wenig hatten die jtrengen Edicte der legten Kaifer Rom's das Heidentum völlig auszulöfchen ver: mot, daß fich jelbit noch Theodorich gezwungen ſah, ein Edict gegen die Anhänger der Idole zu erlaſſen. Die Be wobner des Gaftrum Gafjinum opferten dreift in ihrem Götter: hain von Lorbeern und Mirten der Venus, und fie beteten in einem wolerbaltenen Tempel den Apollo an. Nicht jo bald war Benedict dort angelangt, als er die Altäre um— jtürzte und, durch die Geſetze des Neichs gejchüst, ſelbſt den Apollotempel nieverwerfen ließ. Aus feinen Trümmern aber errichtete er, ohne Kurt vor dem Dämon, der auf einem Stein oder einer Säule figend den Bau zu bindern juchte, ein Klofter. Obwol nur Colonie jenes von Subiaco, wurde
©. Benedietus und feine Klöfter. 9
die neue Stiftung von Caſſinum, heute die Abtei Monte Caſino, im Lauf der Zeit für alle anderen Benedictinerklöſter die ehr— würdige Metropolis, und durch das lange und finſtre Mittel— alter hat ſie als ein einſamer Leuchtturm der Wiſſenſchaft ruhmvoll geglänzt.!
Dort war es auch, wo der Held Totila den Heiligen beſuchte, den er vergebens in einer Verkleidung zu täuſchen hoffte, und wo er aus ſeinem Munde die Prophezeiung ſeiner Schickſale vernahm, und dort gab endlich Benedictus jene Weisſagungen über die Zerſtörung Rom's durch die Elemente, welche ſpätere Schriftſteller anzuführen pflegen, um die Gothen von abgeſchmackten Beſchuldigungen zu befreien. Benedict ſtarb daſelbſt, wie man glaubt, im Jahr 544, kurze Zeit nach dem Tode ſeiner treuen Schweſter.“ Die fromme Sage erzählt, daß S. Maurus, zu derſelben Stunde in Gallien ſich befindend, plötzlich zu einer Viſion entrückt wurde und den Tod ſeines Meiſters erkannte. Er'ſah von Benedict's Zelle einen Pfad geradeswegs in den Morgenhimmel fortlaufen,
' Don Luigi Toſti jchrieb die jüngfte Gejchichte feines berühmten Klofters: Storia della Badia di Monte Casino (Napoli 1842, 3 vol.): fie ift durch Documente wichtig. S. 77 gibt er die pomphafte Schen— fung des Tertullus an Benediet, von 7000 Sclaven in Sicilien, nebſt Mefjina und Panormus! Sie bebt an: Tertullus Dei gratia invie- tissimae Reginae Coeli Terraeque civitatis Romanae Patricius, Dicta- toribus, Magistratib., Senatorib.. Consulib., Proconsulib., Prae- fectis, Tribunis, Centurionibus x. Die Unterjchrift rechnet nady Olym— piaden! Toſti befenut jedoch, daß dies Pergament die Charaktere des saec. X babe, und das Privilegium des Papfts Zacharias, worin dieſe Schenkung beftätigt wird, eriftirt nur in Copien feit dem saec. XI. Cicilien, wohin Benedict den S. Placidus ala Miffionär jandte, ift das Paradies der Be- nedietiner, und das erdichtete Document fehlt nicht in der Sicilia Sacra des Pirro (p. 1155).
ꝰ Das Jahr beim Tofti I. p. 17.
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welcher mit Teppichen bedeckt und von zahlloſen Lampen er: bellt war. ! Das merfwürdige Leben diejes Vaters des abend- ländifchen Mönchtums hat die Legende überhaupt mit Dich- tungen geziert, welche Maler des Mittelalters in zahlloſen Fresfen in der oberen Feljenfirche zu Subiaco darftellten. Sie zeichnen fich vor anderen Sagen dur Anmut und Sauber: feit der Phantaſie aus, und von der Grellheit der Märtirer: geichichten, wie vom Unfinn fpäterer Legenden frei, find fie das bejte Heiligenepos des Mönchtums zu nennen. Schon der Bapit Gregor, Benedict's jüngerer Zeitgenoſſe, widmete ven Wundergejchichten des Heiligen das zweite Buch feiner Dialoge, und mehr als zwei Jahrhunderte fpäter fühnte der heimatlos gewordne Langobarde Warnefried oder Paul Dia- conus, als Mönch von Monte Gafino, fein Volk, welches dies Klofter einſt zeritört hatte, durch Fromme und funftvolle Diftichen, in denen er die Wunder des ©. Benedictus pries.
In einer Zeit, wo ſich die jtaatliche Ordnung des Keichs völlig auflöste, die bürgerliche Geſellſchaft in Trümmer ging, und wo die Menfchheit deshalb einem injtinctartigen Drange in die Einſamkeit folgte, hatte fih der außerordentliche Mann erhoben und zum Gejeßgeber in dieſer Sphäre des Gemiütes aufgeworfen. Während die Mönche im Abendland bisher nad der Negel des Griechen Baſilius oder des Equitius aus der Valeria, de3 Honoratus von Fundi und des Hegejippus vont Gajtell Lucullanum in Neapel, oder nach anderen Ordnungen zum Teil in Zuchtlojigfeit und herumſchweifend gelebt hatten,
' Montfaucen gibt in feinen Diarium Ital. p. 323 aus einem- Casin. Cod. vom saec. XI Abbildungen der Geftalt Benediet's und der alten Tracht der Benedictiner; und jo Tofti zc. I. p. 100 sq., wo man auch die Negel Benediet's nad) denn Kommentar des Paul Diaconus findet.
S. Benedietus und feine Klöſter. 11
trat er mit einer heilſamen national römiſchen Reform auf, und gab dem Mönchstum eine feſte und bleibende Geſtalt. Wenn man dies Inſtitut nach der heutigen Geſellſchaftspraxis abmißt, kann man einem Manne wie Benedictus nicht gerecht werden, aber faßt man es aus den Bedürfniſſen ſeiner Zeit auf, ſo gehört er zu den idealſten und größeſten Erſcheinungen des frühen Mittelalters, deſſen Pythagoras er war. Beiden Geſetzgebern ſchwebte ein ſociales Ideal vor; doch jenes des großen Griechen hatte weite und humane Dimenſionen, indem es ſich in einem Bruderbunde edler und ſtarker, freier und philoſophiſcher Menſchen realiſiren ſollte, welche zugleich alle Rechte und Pflichten des Lebens in Familie, Geſellſchaft und Staat ſchön und thätig zu erfüllen hatten. Die einſeitige Möncsrepublif Benedict’S hatte dagegen die Fleinften jocialen ” Grenzen, und er fonnte fie deshalb auf Koften der Gejell- jchaft verwirklichen, während die fociale Republik eines Platon und PBlotin nie zur Ausführung kam. Indem er jene chriſt— lichen Ideen der Verläugnung des Staats in ſeine Geſetze aufnahm, und die Ehe verwarf, ſchuf er nur einen Bruder— bund von Anachoreten, und dieſe Genoſſenſchaften waren klein an Zahl, inſelartig zuerſt in der Einſamkeit der Berge, dann auch in den Städten abgeſperrt. Die Freiheit von der Welt trat nur in der peinvollen Geſtalt der Knechtſchaft auf, denn die ſie genoſſen waren gelobte Knechte des Herrn. Das Pro— blem, ob es möglich ſei, das Himmelreich auf Erden darzu— ſtellen, ſollte alſo in Kloſtervereinen gelöst werden, und dieſe Demokratie der Heiligen wurde durch Schuld der Forderungen der Erde mit der Zeit eine Karrikatur. Die furchtbare Be— ſchränkung des Menſchen in dem Mönchsorden überhaupt auf eine blos myſtiſche Freiheit, da die Seele vom Kampf mit
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der Welt, wie von dem herrlichen Neichtum des Lebens völlig abgezogen ift, liegt außer der Beltimmung der Natur, doch nicht außer den Grenzen der menjchlichen Gonjtitutionen. Und je lieblojer, unfreier und unglüclicher die Gefeilfchaft im All gemeinen it, deſto häufiger find Die in ihr, welche entjagen wollen oder müſſen. Der große Mönch Benedictus ſammelte diefe Elemente der Negation feiner Zeit in feiner Nepublif und formte fie, und es war jeine begeijterte Abjicht, die chriftlichen Brincipien des Geborfams vor dem moralischen Gejeß, der Demut, der entfagenden Liebe, der Selbjtbetrach- tung, der innern Freiheit und endlich der Gütergemeinschaft in praftiichen Schulen zu verwirklichen. Dies ift ſchon allein das Poſitive in feinem Orden, daß er zeigte, wie dieſe Grund- jäße nicht bloße Ideale jeien, jondern wirklich von Menjchen durchgeführt werden fünnten; und wenn man überhaupt dem Inſtitut des Mönchtums Lob erteilen will, ift das bejte eben dies, daß es gegenüber den gemeinen Trieben des Egoismus, der Herrſchſucht und der Genußſucht, welche die menjchliche Geſellſchaft zu aller Zeit verunftalten, diefe heroiſche Republik armer und entfagender Menjchen aufzuftellen und zu be— baupten vermochte. Außerdem ließ Benedictus feine Mönche nicht in fauler Bejchaulichkeit die Zeit verbringen; fie mußten nah dem jocialen Brincip der Arbeitsteilung arbeiten, mit der Hand wie mit dem Kopf, und die Benedictiner wurden Lehrer des Ackerbaus, des Handwerks, der Wiſſenſchaften in vielen Ländern des Abendlands — das bleibende Verdienſt diejes rvühmlichiten und am meijten praktiſchen aller Orden, die dem Chriſtentum entiprangen. Die Klöfter von der Regel Benedict's breiteten jich jehnell über das Abendland aus, und die römische Kirche benußte fie bald zu ihren Zweden; fie
Caſſiodorus wird Mind. 13
wurden für jie das, was für das alte Nom die Militär— colonien gewejen waren, und faum war das Neich zertrüm: mert, fo gingen römifche Mönche, baarfuß, den Strict um die Lenden und furchtlos, bis zum äußerſten Thule und in jene Provinzen des Abendlandes als Eroberer aus, welche einit die alten Conſuln an der Spite der Legionen bezwungen hatten.
Um dieſe Zeit entjtanden in allen Teilen talien’s neue Klöjter. Unter ihnen fünnen wir uns nicht verfagen, eins mit Ehrfurcht zu betreten. Es ift jenes, welches Caſ— jiodorus jtiftete. Nachdem diefer große Staatsmann dreißig Jahre lang unter Theodorih, Amalaſuntha, Athalarich und Vitiges talien mit Glanz verwaltet, und von den Stalienern für jo lange Zeit die Barbarei “abgehalten hatte, zog er fich müde und trauervoll aus der untergehenden Römerwelt zu: rüd, mit jeinem Leben auch die Wijjenfchaft und die Staats: meisheit des Altertums in der Zelle eines Klojters zu be: graben. Er gründete dies im Jahr 538 in feiner calabri- ſchen Vaterſtadt Squillace, deren reizende Lage (er vergleicht jie einer von den Felfen berabbängenden Weintraube) er jelbit wie ein Poet gejchildert hat. Nachdem er der Theologie durch einige Schriften einen Elafjischen Geſchmack einzuflößen ver- jucht, jtarb er mehr als hundertjährig im Jahr 545: ein Zeit: genofje des Boethius und des Benedict, welche Männer man nur neben einander zu nennen braucht, um die tiefen Con— trajte jener Zeit zu begreifen. Er jelbit, der legte Nömer, vorzugsmweife Senator genannt, in einer Mönchsfutte nach: denklich jih zum Sterben niederlegend, iſt ein ergreifender Anblid, in welchem fih das Schieffal der Stadt Rom jelber ausſpricht, die nun in's Klojter gebt. !
' Der Mind Caffiodor ift ergreifender als der Mönch Carl V., weil
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2. Die Yangobarden bedrangen Nom. PBontificat Benediet's I. Belagerung
Nom’s unter Pelagius II. Die Yangobarden zerftören Monte Caſino, im
Jahr 580. Gründung des erften Benedietinerflofters in Nom neben der
Yateraniichen Bafilifa. Einführung und Ausbreitung des Minchtums in Rom.
Wir ſetzen die Gefchichte der Stadt, jo qut als die jpär- lichen Quellen es geitatten, fort. Wären die Nachrichten veichlicher, jo würde uns ihr Anblic noch bei weitem er- jchreefender erjcheinen. Die Elemente jchienen ſich mit den Langobarden verbündet zu haben, das gefunfne Nom fort dauernd zu bedrängen, und feine Erhaltung ift einem Wunder gleich zu achten. Die Stadt wurde nicht von ihnen erobert, obwol dieſe wilden Arianer, unter denen ſich noch viele Ziegen opfernde Ddinsverehrer und ungemifcht beidnifche Stämme Deutſchland's und Sarmatien’s befanden, jchon kurze Zeit nah dem Auftreten Alboin’s in Italien bis vor die Tore Rom's ftreiften, und die Campagna mit fehonungslofer Wut verwüſteten. Denn nachdem der fühne Alboin das nördliche Italien erobert hatte, drangen jeine Krieger ſchnell bis nad) Tuscien herab, und fie erichienen- an den Ufern des Tiber. Dies aber geſchah noch zur Zeit Johann's III., der bald darauf, nach einer faſt dreizehnjährigen Negierung, am 13. Juli 573 ftarb.
Die Bedrängniß Nom’s war jo groß, daß der Stul er das Schickſal nicht des Individuums, fondern feiner Welt ausjpricht. Tiraboſchi, Storia della Letter. It. T. II. lib. 1. ce. 16, datirt vom Eintritt Caffiodor’s ins Klofter den völligen Ruin der italienijchen Litteratur: d’allora in poi l'Italia non pot& occuparsi in altro, che nel piangere le sue seiagure. Der ausgezeichnete Gejchichtjehreiber hat dem Kaffiodor ein treffliches Capitel gewidmet, und die Verdächtigung St. Marc’s in Be-
tveff der Motive des Minifters zum Eintritt ins Klofter mit Würde ab- gewieſen.
Erſte Bedrängniß Rom's durch die Yangobarden. 15
Petri länger als ein Jahr unbejegt blieb, weil die Yango- barden wahrjcheinlic vor den Toren oder doch in der Näbe der Stadt lagen und die Verbindung mit Byzanz binderten, von wo der neugewäblte Bapit die Faiferliche Betätigung zu empfangen hatte. Dies war Benedictus I., ein Römer. Seine vier Jahre dauernde Negierung it gänzlich dunkel, und das Buch der Päpſte erzählt nur, daß während derjelben die Langobarden ganz Italien überzogen und Sterblichkeit wie Hungersnot wiüteten. Auch Nom war davon beimgejucht, und der Kaifer Juſtin oder der edle Tiberius bemühte jich, die Not der Stadt zu erleichtern, indem er Getreide aus Aegypten über Meer nah Portus jandte. ! Unter diejen Bekümmerniffen, jo jagt das Buch der Päpſte, jtarb der heilige und verehrungswürdige Papſt am 30. Juli (578). Es war damals nach Kleph's Tode, welchem die Lango— barden die Krone des ermordeten Alboin gegeben hatten, das Reich dieſes Volks unter jehsunddreißig Herzöge geteilt, und der von Benevent oder von Spoleto bielt gerade Nom be: lagert, als Benedictus jtarb. Sein Nachfolger Belagius L., Sohn Vinigild's, ein Nömer von gothiſcher Abkunft, wurde deshalb ohne Bejtätigung des Kaiſers confecrirt. Die äußerſte Gefahr Rom's machte die jchleunige Wahl des geiftlichen Ober: haupts um jo nötiger, als ſich weder ein Dur, noch Magiſter Militum in der Stadt befand. Wir wiſſen überhaupt nicht, mit welchen Mitteln jich Nom verteidigte, und ob zu den wenigen griechiichen Soldtruppen, die als Bejagung darin lagen, bereits eine ſtädtiſche Miliz ſich gejellt hatte, oder nicht; aber wir haben allen Grund, dies anzunehmen, und
' Daffelbe beim Paul Diaconus III. c. 11, der indeß jagt, der Papft babe das Getreide herſchaffen laffen.
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es iſt mehr als wabhrjcheinlih, daß die Belagerung Rom's am Ende des Pontificats von Bonifacius und im Beginn deſſen von Pelagius II. zur erjten militärischen Organijation der Bürgerſchaft Veranlaffung gab. Die Nömer, welche einft durch die Waffenkraft ihrer Bürger die halbe Erde unter: worfen batten, waren alſo in einer andern Epoche ihres ges ichichtlihen Lebens gleichlam in ihre Anfänge zurückgekehrt, und nach einer langen Erſchlaffung ohne Gleichen unter: nahmen fie wieder fehüchtern und zaghaft eine kleine Bürger: miliz aufzuftellen, als ob es vorher nie eine Kriegsgefchichte Rom's gegeben hätte.
Ob die Langobarden die Stadt wirklich beftirmten und von den Wachen auf den Mauern zurücgeichlagen wurden, oder ob fie ſich begnügten, ihr die Zufuhr abzuſchneiden, ift gleichfalls ungewiß, und nicht minder ift es das Jahr, in welchem jie die Belagerung aufboben. Dies mag 578 oder 580 gewejen fein. Vorher hatte der Papſt den Batricier Pamphronius, einige Senatoren und Prieſter nach Conjtan- tinopel gejchict, welche 3000 Pfund Goldes umd den Not- ſchrei Rom's vor den Tron des Kaifers Tiberius brachten; aber die erbetene Hilfe wurde nicht geleiftet, weil der perſiſche Krieg Byzanz in Anſpruch nahm, und nur geringe Truppen gingen nad Ravenna ab, jammt jenem römiſchen Gelvde und dem Nat, mit. ihm die Führer der Yangobarden zu bejtechen. !
Die von den Mauern Rom's nach gejchloffenem Vertrag abziehenden Langobarden, von Zoto, dem Herzog von Bene— vent geführt, plünderten und zerjtörten im Jahre 580 das Klojter von Monte Caſino.? Sie überfielen es in einer Nacht,
‘ Menander Excerpt. p. 126. ®? Mabillon Annal. Benediet. ad. ann. 580; aber Tofti nimmt
2.
Ausbreitung des Mönchtums in Nom. 17
die Mönche batten jedoch Zeit zu entrinnen und die Weis- jagung ihres Vaters Benedictus zu beftätigen, der ihnen einſt verjichert hatte, Gott habe ihm nach vielem Bitten dies be- willigt, daß das Leben der Bewohner feines Klofters niemals von einem Feind dürfe verlegt werden. Die Flüchtlinge retteten ſich nach Nom, wohin fie das Autograph der Regel Benedict's und das vorjehriftmäßige Map ibrer täglichen Brod- und Wein: portionen mit jich nahmen. ! Hier wies ihnen der Papſt Re lagius ein ehrenvolles Aſyl neben der Lateranifchen Baſilika an, wo die Väter von Monte Caſino das erite Benedictiner- flofter Rom's gründeten. Sie nannten es nach dem Evan— geliiten und dem Täufer Johannes, und indem fie in der Folge den liturgifchen Dienft in der Kirche übernahmen, ge= ihab es, daß die Balilifa des Conſtantin oder des Salvator, wie die Lateranifche Metropolis noch immer genannt wurde, von jenem Kloſter jpäter den Titel des ©. Johannes des Täufers erhielt. Cein erjter Abt war Balentinianus, und während Monte Cafino 140 Jahre lang völlig verlaffen und in Ruinen liegen blieb, gedieh es zur Blüte, verfiel aber dann, jo daß es im achten Jahrhundert Gregor III. erneuern mußte. Im ſpäteren ungewifjfen Mittelalter hörte es endlich auf, und nicht einmal die Stelle, wo es einjt neben dem alten Lateran geitanden, ijt heute mit Sicherbeit anzugeben.
Es bejtanden übrigens um diefe Zeit in Nom ſchon
das Jahr 589 an. Er ift in den erften Jahrhunderten feiner Ge- fhichte von Monte Caſino jehr kurz und ausweichend, und ich folge mit Grund Mabillon’s Annalen und den von ihm edirten Acta SS. Ordinis 8. Benedieti, die ich auch fiir die Gefchichte des Heiligen be- nußte,
' Paul Diacon. IV. e. 19 und das Chronicon S. Monast. Casin. I. ce. 2 beim Muratori Seript. T. IV.
Sregorovius, Gefchichte ver Start Rom. II. 2
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viele Klöfter. Seitdem Atbanafius von Mlerandrien, der Schüler des Negypters Antonius, um die Mitte des vierten Jahrhunderts das Mönchtum in der Stadt eingeführt hatte, war es mit veißender Schnelligkeit verbreitet worden; und ſchon zur Zeit