THE LIBRARY OF THE
UNIVERSITY OF
NORTH CAROLINA
AT CHAPEL HILL
ENDOWF.D BY THE
DIALECT1C AND PHILANTHROPIC
SOCIETIES
BL715 .R7 v. 1
UNIVERSITY OF N.C. AT CHAPEL HILL
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University of North Carolina at Chapel Hill
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AUSFÜHRLICHES LEXIKON
GRIECHISCHEN UND RÖMISCHEN
MYTHOLOGIE
IM VEREIN MIT
TH. BERT, 0. CRUSIÜS, W. DEECKE, F. DENEKEN, W. DREXLER, R. ENGELMANN, A. FDRTWÄNGLER, J. ILBERG, 0. IMMISCH, A. KLÜGMANN (f) , MAX. MAYER', 0. MELTZER, ED. MEYER, R. PETER, A. PREUNER, K. PURGOLD, A. RAIT, TH. SCHREIBER, K. SEELIGER, H. STEUDING, H. W. STOLL, L. v. SYBEL, E. THRÄMER, P. WEIZSÄCKER, L. WENIGER, G. WISSOWA, E. WÖRNER ü. A.
HERAUSGEGEBEN ' VON
W. H. RÖSCHER.
ERSTER BAND.
MIT ÜBER 500 ABBILDUNGEN UND EINER GENEALOGISCHEN TAFEL.
LEIPZIG,
DRUCK UND VERLAG VON B. G. TEUBNER. 1884—1890.
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UNIVERSITY LIBRARY
UN1VERS1TY OF NORTH CAROLINA
AT CiiAPCL HILL
ALLEN
FREUNDEN UND FÖRDERERN UNSERER WISSENSCHAFT UND UNSERES WERKES,
INSBESONDERE DEN
ITALIENISCHEN UND HELLENISCHEN ALTERTUMSFREUNDEN UND' -FORSCHERN
ZUGEEIGNET.
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EixpifttBiv jfoij xa^iotao&ai tu?.; rjfivtsootoi /onulotv, Zotig otTtetpos tottSvoB Xoyaiv ^ yvilfttj ftt\ xa&ap8uett j) ysvvaitov opyta iluu9ior'} y\r eiöev fiift* i/ooeuoev.
Vorrede.
Über Zweck und Plan dieses Lexikons, welches bestimmt ist das treffliche abeF bereits in unzähligen Punkten veraltete und unvollständige Werk von Jacöbi (Koburg und Leipzig 1835) zu ersetzen, habe ich mich schon in den Mitteilungen der B. 6. Teubnerschen Verlagshandlung vom Jahre 1879, Heft Nr. 2, sowie im Prospektes dieses Werkes zur Genüge ausgesprochen. Ich wiederhole, dafs es uns bei der Ab- fassung der einzelnen Artikel in erster Linie auf eine möglichst objektive, knappe und doch vollständige, stets auf die Quellen gegründete Darstellung der litterarisch überlieferten Mythen unter gehöriger Benutzung der Monumente der bildenden Kunst, sowie der betreffenden Kulte ankommt. Die Deutung steht für uns erst in zweiter Linie: sie ist nur da ausführlich gegeben oder der Darstellung zu Grunde gelegt worden, wo sie sicher oder doch sehr wahrscheinlich ist. Um auch kunstmythologischen Ansprüchen einigermafsen genügen zu ^können, sind dem Texte zahlreiche Abbildungen ausgewählter, besonders charakteristischer Monumente — darunter viele unedierte — einverleibt worden. Dafs auch die für Hellas und Born wichtigeren ausländischen, namentlich orientalischen und etruskischen Mythen und Kulte mit zur Darstellung kommen mufsten, verstand sich bei dem auf möglichste Vollständigkeit abzielenden Plane des Werkes von selbst. Die betreffenden Artikel der Herren Ed. Meyer, Professor für alte Geschichte in Halle a./S., und Dir. Dr. Deecke in Buchsweiler dürften in der That als eine höchst wertvolle Ergänzung des Lexikons allseitig mit Freuden begrüfst werden.
Dafs ein solches Werk heutzutage ein wahres Bedürfnis ist, wird wohl . all- gemein zugestanden werden und ist mir auch schon von vielen philologischen und archäologischen Autoritäten bestätigt worden. Ist doch seit nunmehr 30 Jahren in Deutschland kein gröfseres, das Gesamtgebiet der klassischen Mythologie umfassendes Werk erschienen, so dafs eine neue, den grofsartigen Fortschritten der Altertumswissen- schaft, namentlich der Kunstarchäologie und Inschriftenkunde einigermafsen gerecht werdende und das .massenhafte Material möglichst zusammenfassende Darstellung ent- schieden notwendig erscheint; andererseits dürfte bei der fast unendlichen Fülle der Mythen und Kulte und bei dem beklagenswerten Mangel an tiefer eindringenden For- schungen hinsichtlich ihrer Zusammengehörigkeit und ursprünglichen Bedeutung ein Lexikon weit eher zu einer einigermafsen vollständigen Zusammenfassung des Stoffes geeignet sein als das zuerst von mir angekündigte systematische Handbuch, da ein solches im günstigsten Falle nur die Hauptgötter und Hauptheroen behandeln kann, den gröfsten Teil der kleineren Mythen aber beiseite lassen mufs. Die Kraft eines einzigen Mannes, möge sie noch so grofs sein, reicht eben nicht aus, um alle in
VI Vorrede.
Betracht kommenden Mythen und Kulte S3Tstematisch zu behandeln. Um das Gesagte recht augenfällig zu beweisen, bemerke ich, dafs selbst in den beiden besten und relativ vollständigsten systematischen Handbüchern der griechischen und römischen Mythologie zusammen nach Ausweis der Register kaum 300 A-namen behandelt sind, während unser Lexikon (die verschiedenen Homonymen mitgerechnet) deren über 1400 enthält Hierzu kommt noch der praktische Gesichtspunkt, dafs ein Lexikon zu rascher und zugleich sicherer Orientierung weit geeigneter ist als ein systematisches Handbuch, aus dessen Registern häufig erst mühsam die sämtlichen Stellen gesammelt werden müssen, an denen der betreffende Mythus behandelt ist.
Bald nachdem ich die Ausarbeitung begonnen hatte, wurde es mir klar, dafs- ein so umfangreiches Werk, wenn sein Erscheinen nicht bis ins Unabsehbare verzögert! werden sollte, nicht von einem Einzelnen, sondern nur von einem Vereine mehrerer; Gelehrter geschaffen werden könne. Es war daher mein eifriges Bestreben, dem Buche- die Mitwirkung einer Anzahl tüchtiger, ja hervorragender Männer zu sichern, welche: sich bereit finden liefsen, nach den angegebenen Gesichtspunkten zu arbeiten. Die Mit arbeiter am ersten Bande sind folgende Herren:
Gymnasialdirektor Prof. Dr. Bernhard in Dresden, Professor Dr. Th. Birt in Mar- burg, Professor Dr. 0. Crusius in Tübingen, Gymnasialdirektor Prof. Dr. W. Deecke in Buchsweiler, Gymnasiallehrer Dr. F. Deneken in Berlin, Bibliothekar Dr. W. Drexlei in Halle a./S., Oberlehrer Dr. R. Engelmann in Berlin, Professor Dr. C. Fleischer in Meifsen, Professor Dr. A. Purtwängler in Berlin, Geh. Hofrat Dr. Gädechens in Jena, Oberlehrer Dr. Greve in Fellin, Oberlehrer Di-. Heibig in Bautzen, Dr P. Herrmann in Berlin, Oberlehrer Dr. Höfer in Dresden, Oberlehrer Dr. J. Ilbergj in Leipzig, Dr. A. Klügmann (f) in Rom, Dr. E. Kuhnert in Königsberg, Oberlehrer Dr. Lehnerdt in Königsberg, Gymnasialdirektor Prof. Dr. 0. Meltzer in Dresden, Professor Dr. Ed. Meyer in Halle a./S., Oberlehrer Dr. G. Oertel in Leipzig, Biblio thekar Dr. R. Peter in Münster, Professor Dr. A. Preuner in Greifswald, Gymnasial direktor Prof. Dr. A. Procksch in Eisenberg, Oberstudienrat Prof. Dr. A. Rapp hij Stuttgart, Dr. B. Sauer in Athen, Direktorialassistent Dr. Chr. Scherer in Braun schweig, Professor Dr. Schirmer in Eisenberg, Museumsdirektor Prof. Dr. Th. Schreiber in Leipzig, Gymnasiallehrer Dr. A. Schultz in Hirschberg, Professor Dr. K. Seeliger in Meifsen, Oberlehrer Dr. H. Steuding in Würzen, Professor Dr. H. W. Stoll in Weilburg, Professor Dr. L. von Sybel in Marburg, Privatdozent Dr. E. Thrämer in Strafsburg, Gymnasiallehrer Dr. K. Tümpel in Neustettin, Direktorialassistent Dr. J. Vogel in Leipzig, Dr. F. A. Voigt in Göttingen, Gymnasialdirektor Prof. Dr. P. Weizsäcker in Calw, Professor Dr. Wilisch in Zittau, Professor Dr. G. Wissowa in Marburg, Oberlehrer Dr. Wolff in Chemnitz, Konrektor Prof. Dr. Wörner in Leipzig.*)
Dafs der bekannte Spruch des Terentianus Maurus „habent sua fata libelli" nicht blofs für die vollendeten, sondern auch für die noch im Entstehen begriffenen
o
*) Für den zweiten Band haben aufser der Mehrzahl der schon genannten Mitarbeite! noch folgende Herren wichtigere Artikel übernommen: Dr. Leo Bloch (Berlin): Demeter, Per- sephone, Triptolemos; Prof. Dr. Drefsler( Würzen): Triton; Dr.Enmann (Petersburg): Leto, Niobe, Zeus (mythol.); Oberl. Dr. Gläfser (Leipzig): Stornbilder; Dr. P. Hirsch (Königsberg): Theban. Kriege; Dr. M. Ihm (Rom): Matronae u. s. w.; Privatdoaent Dr. Immisch (Leipzig): Kerberos, Kory- bauten, Karoten, Manto, Neleus, Palinuros, Phineus, Pyramos, Sarpedon, Sinon, Teukros, Thisbe. Thoas; Oberl. Dr. Lorentz (Würzen): Terambos u. s.w.; Dr. Maxim. Mayer (Berlin): Kottos, Luft- göttin, Parthenopaios, Personifikationen, Perseus, Tyche U. s. w. ; Prof. Dr. Pietsclunaim (Göttingen) Thoth; Museumsdirektor Dr. Purgold (Gotha): Nike, Phaethon, Poseidon (kunstmythol.) u. s.w.: Prof. Dr. Studniczka (Freiburg): Kyrene; Dir. Dr. Weniger (Weimar): lphitos u. s. w. Vgl; Mitteil. d. B. G. Tenbnerschen Verlagshandlung 188'J S. 36.
Torrede. VII
Bücher Geltung habe, besonders wenn sie so umfangreich sind und so huigdauerndü Vorbereitung und Arbeit beanspruchen wie unser Lexikon, das hat auch der unter- zeichnete Herausgeber natürlich zur Genüge erfahren müssen, Hat doch die Vor- jereitung des Ganzen nicht weniger als fünf, die Drucklegung und Herausgabe des srsten nunmehr glücklich vollendeten Bandes gar sechs Jahre voll angestrengter Arbeit gefordert. Es sei dem Unterzeichneten verstattet, aus „der inneren Geschichte" unseres Lexikons hier nur folgende Thatsache zur Sprache zu bringen. Keinem aufmerksamen jeser und Benutzer des Lexikons wird es entgangen sein, dafs das erste Drittel des jrsten Bandes teilweise nicht auf derselben Höhe steht wie die beiden andern Drittel, nsofern mehrere wichtige Hauptartikel des Buchstaben A nicht mit derselben Ausfiihr- ichkeit behandelt sind wie die meisten späteren Artikel von gleicher Bedeutung. Dieser auf den ersten Blick befremdende Umstand findet seine Erklärung und hoffent- ich auch seine Entschuldigung in der anfangs für den Herausgeber mafsgebend ge- wesenen Besorgnis, das ursprünglich laut Prospektus nur auf 17 — 20 Lieferungen be- rechnete Werk möchte einen zu gewaltigen äufseren Umfang annehmen und deshalb zu schwer und zu langsam den nötigen Absatz finden, auf den ein solches Buch wie das insere, das sich keiner finanziellen Unterstützung von Seiten des Staates oder eines wissenschaftlichen Institutes zu erfreuen hat, doch immer angewiesen ist.*) Dazu kam loch die nahe liegende Erwägung, dafs gerade für die Hauptgötter der Griechen in ien trefflichen Handbüchern Welckers und Prellers und in verhältnismäfsig zahlreichen tfonographieen schon ziemlich erschöpfende Arbeiten vorlagen, daher wir unser Haupt- lugenmerk auf die mittleren und kleineren Artikel richten zu müssen glaubten. Sobald sich aber zeigte, dafs trotz des immer zunehmenden Umfangs unseres Werkes lie Nachfrage nach demselben im In- und Auslande sich steigerte und als schon während des Erscheinens der zweiten Hälfte des ersten Bandes eine ungeahnt hohe kbonnentenzahl erreicht war, da fiel natürlich jene anfangs für\die Redaktion mafs- gebend gewesene Befürchtung hinweg, und so konnte auch den weiteren Hauptartikeln an weit gröfserer Umfang zugestanden werden, als ursprünglich für sie in Aussicht genommen war. Übrigens wird es die Sorge der Redaktion sein, in den als Anhang mm. zweiten Bande vorbereiteten Supplementlieferungen, die aufser zahlreichen Nach- trägen und Berichtigungen auch eine zusammenfassende Übersicht über die mytho- graphische und mythologische Litteratur der Alten von Prof. Dr. E. Schwartz (Rostock) and eine Geschichte der neueren mythologischen Theorieen von Oberlehrer Dr. Fritzsche ^Schneeberg) enthalten sollen, auch Ergänzungen zu jenen weniger ausführlich ge- haltenen Artikeln des ersten Bandes erscheinen zu lassen, welche dieselben auf die Stufe der übrigen Hauptartikel erheben werden. Endlich wird auch der leider im ersten Bande fehlende Artikel über den Mythus und Kultus des Herakles in diesen Nachträgen zum zweiten Bande seine Stelle finden.**)
Mit tiefstem Bedauern empfindet der unterzeichnete Herausgeber die Lücke, welche durch den frühzeitigen Tod von Reiiferscheid und Klügmann in der Reihe seiner Mitarbeiter entstanden ist, doch ist es ihm ein grofser Trost gewesen, dafs die beiden
*) Ganz ähnlich wie unsern ersten Lieferungen ist es auch den ersten Bänden von Paulys Itealeneyklopädie derklass. Altertumswissenschaft ergangen, die, jedenfalls aus gleichen Gründen, bo viel weniger ausführliche Artikel enthalten als die späteren Bände, dafs die Redaktion und ^erlagshandlung sich sogar entschliefsen mufsten, den ersten Band einer vollständigen Um- arbeitung zu unterwerfen.
*■*) Eine kleinere Anzahl von Ergänzungsartikeln hat schon im Anhange zum ersten Bande geliefert werden können. Es sind folgende gröfsere daraus hervorzuheben: Baal (Ed. Meyer), Besä (Drexler), und Hercules im Kultus (R. Peter).
VI Vorrede.
Betracht kommenden Mythen und Kulte systematisch zu behandeln. Um das Gesagte recht augenfällig zu beweisen, bemerke ich, dafs selbst in den beiden besten und relativ vollständigsten systematischen Handbüchern der griechischen und römischen Mythologie zusammen nach Ausweis der Register kaum 300 A-namen behandelt sind, während unser Lexikon (die verschiedenen Homonymen mitgerechnet) deren über 1400 enthält. Hierzu kommt noch der praktische Gesichtspunkt, dafs ein Lexikon zu rascher und zugleich sicherer Orientierung weit geeigneter ist als ein systematisches Handbuch, aus dessen Registern häufig erst mühsam die sämtlichen Stellen gesammelt werden müssen, an denen der betreffende Mythus behandelt ist.
Bald nachdem ich die Ausarbeitung begonnen hatte, wurde es mir klar, dafs ein so umfangreiches Werk, wenn sein Erscheinen nicht bis ins Unabsehbare verzögert werden sollte, nicht von einem Einzelnen, sondern nur von einem Vereine mehrerer Gelehrter geschaffen werden könne. Es war daher mein eifriges Bestreben, dem Buche die Mitwirkung einer Anzahl tüchtiger, ja hervorragender Männer zu sichern, welche sich bereit finden liefsen, nach den angegebenen Gesichtspunkten zu arbeiten. Die Mit- arbeiter am ersten Bande sind folgende Herren:
Gymnasialdirektor Prof. Dr. Bernhard in Dresden, Professor Dr. Tb. Birt in Mar- burg, Professor Dr. 0. C'rusius in Tübingen, G37mnasialdirektor Prof. Dr. W. Deecke in Buchsweiler, Gymnasiallehrer- Dr. F. Deneken in Berlin, Bibliothekar Dr. W. Drexler in Halle a./S., Oberlehrer Dr. R. Engelmann in Berlin, Professor Dr. C. Fleischer in Meifsen, Professor Dr. A. Furtwängler in Berlin, Geh. Hofrat Dr. Gädechens in Jena, Oberlehrer Dr. Greve in Fellin, Oberlehrer Dr. Heibig in Bautzen, Dr. P. Herrmann in Berlin, Oberlehrer Dr. Höfer in Dresden, Oberlehrer Dr. J. Ilberg in Leipzig, Dr. A. Klügmann ("f") in Rom, Dr. E. Kuhnert in Königsberg, Oberlehrer Dr. Lehnerdt in Königsberg, Gymnasialdirektor Prof. Dr. 0. Meltzer in Dresden, Professor Dr. Ed. Meyer in Halle a./S., Oberlehrer Dr. G. Oertel in Leipzig, Biblio- thekar Dr. R. Peter in Münster, Professor Dr. A. Preuner in Greifswald, Gymnasial- direktor Prof. Dr. A. Procksch in Eisenberg, Oberstudienrat Prof. Dr. A. Rapp in Stuttgart, Dr. B. Sauer in Athen, Direktorialassistent Dr. Chr. Scherer in Braun- schweig, Professor Dr. Schirmer in Eisenberg, Museumsdirektor Prof. Dr. Th. Schreiber in Leipzig, Gymnasiallehrer Dr. A. Schultz in Hirschberg, Professor Dr. K. Seeliger in Meifsen, Oberlehrer Dr. H. Steuding in Würzen, Professor Dr. H. W. Stoll in Weilburg, Professor Dr. L. von Sybel in Marburg, Privatdozent Dr. E. Thrämer in Strafsburg, Gymnasiallehrer Dr. K. Tümpel in Neustettin, Direktorialassistent Dr. J. Vogel in Leipzig, Dr. F. A. Voigt in Göttingen, Gymnasialdirektor Prof. Dr. P. Weizsäcker in Calw, Professor Dr. Wilisch in Zittau, Professor Dr. G. Wissowa in Marburg, Oberlehrer Dr. Wolff in Chemnitz, Konrektor Prof. Dr. Wörner in Leipzig.*)
Dafs der bekannte Spruch des Terentianus Maurus „habent sua fata libelli" nicht blofs für die vollendeten, sondern auch für die noch im Entstehen begriffenen
*) Für den zweiten Band haben aufser der Mehrzahl der schon genannten Mitarbeiter noch folgende Herren wichtigere Artikel übernommen : Dr. Leo Bloch (Berlin): Demeter, Per- sephonc, Triptolemos; Prof. Dr. Drcfslcr (Würzen): Triton; Dr. Kninunn (Petersburg): Leto, Niobe, Zeus (mythol.); Oberl. Dr. Gläfser (Leipzig): Sternbilder; Dr. P. Hirsch (Königsberg): Theba'n. Kriege; Dr. M. Ihm (Born): Matronac u. S.w.; Privatdozent Dr. Immisch (Leipzig): Kerberos, Kory- banten, Kureten, Manto, Neleus, Palinuros, Phineus, Pyramos, Sarpedon, Sinon, Teukros, Thisbe, Thoas; Oberl. Dr. Lorcntz (Würzen): Terambos u. s.w.; Dr. Maxim. Mayer (Berlin): Kottos, Luft- göttin, Parthenopaios, Personifikationen, Perseus, Tyche u. s. w.; Prof. Dr. Pietschmami (Ctöttingen) : Thot-h; Museumsdirektor Dr. Purgold (Gotha): Nike, Phacthon, Poseidon (kunstmythol.) u. s.w.; Prof. Dr. Studniczka (Freiburg): Kyrene; Dir. Dr. Weniger (Weimar): Iphitos u. s. w. Vgl. Mitteil. d. B. G. Teubncrschen Verlagshandlung 1881» S. 86.
Vorrede. Vll
Bücher Geltung habe, besonders wenn sie so umfangreich sind und so langdauerndo Vorbereitung und Arbeit beanspruchen wie unser Lexikon, das hat auch der unter- zeichnete Herausgeber natürlich zur Genüge erfahren müssen. Hat doch die Vor- bereitung des Ganzen nicht weniger als fünf, die Drucklegung und Herausgabe des ersten nunmehr glücklich vollendeten Bandes gar sechs Jahre voll angestrengter Arbeit erfordert. Es sei dem Unterzeichneten verstattet, aus „der inneren Geschichte" unseres Lexikons hier nur folgende Thatsache zur Sprache zu bringen. Keinem aufmerksamen Leser und Benutzer des Lexikons wird es entgangen sein, dafs das erste Drittel des ersten Bandes teilweise nicht auf derselben Höhe steht wie die beiden andern Drittel, insofern mehrere wichtige Hauptartikel des Buchstaben A nicht mit derselben Ausführ- lichkeit behandelt sind wie die meisten späteren Artikel von gleicher Bedeutung. Dieser auf den ersten Blick befremdende Umstand findet seine Erklärung und hoffent- lich auch seine Entschuldigung in der anfangs für den Herausgeber mafsgebend ge- wesenen Besorgnis, das ursprünglich laut Prospektus nur auf 17 — 20 Lieferungen be- rechnete Werk möchte einen zu gewaltigen äufseren Umfang annehmen und deshalb zu schwer und zu langsam den nötigen Absatz finden, auf den ein solches Buch wie das unsere, das sich keiner finanziellen Unterstützung von Seiten des Staates oder eines wissenschaftlichen Institutes zu erfreuen hat, doch immer angewiesen ist.*) Dazu kam noch die nahe liegende Erwägung, dafs gerade für die Hauptgötter der Griechen in den trefflichen Handbüchern Welekers und Prellers und in verhältnismäfsig zahlreichen Monographieen schon ziemlich erschöpfende Arbeiten vorlagen, daher wir unser Haupt- augenmerk auf die mittleren und kleineren Artikel richten zu müssen glaubten. Sobald sich aber zeigte, dafs trotz des immer zunehmenden Umfangs unseres Werkes die Nachfrage nach demselben im In- und Auslande sich steigerte und als schon während des Erscheinens der zweiten Hälfte des ersten Bandes eine ungeahnt hohe Abonnentenzahl erreicht war, da fiel natürlich jene anfangs für die Redaktion mafs- gebend gewesene Befürchtung hinweg, und so konnte auch den weiteren Hauptartikeln ein weit gröfserer Umfang zugestanden werden, als ursprünglich für sie in Aussicht genommen war. Übrigens wird es die Sorge der Redaktion sein, in den als Anhang zum zweiten Bande vorbereiteten Supplementlieferungen, die aufser zahlreichen Nach- trägen und Berichtigungen auch eine zusammenfassende Übersicht über die mytho- graphische und mythologische Litteratur der Alten von Prof. Dr. E. Schwartz (Rostock) und eine Geschichte der neueren mythologischen Theorieen von Oberlehrer Dr. Fritzsche (Schneeberg) enthalten sollen, auch Ergänzungen zu jenen weniger ausführlich ge- haltenen Artikeln des ersten Bandes erscheinen zu lassen, welche dieselben auf die Stufe der übrigen Hauptartikel erheben werden. Endlich wird auch der leider im ersten Bande fehlende Artikel über den Mythus und Kultus des Herakles in diesen Nachträgen zum zweiten Bande seine Stelle finden.**)
Mit tiefstem Bedauern empfindet der unterzeichnete Herausgeber die Lücke, welche durch den frühzeitigen Tod von Reiiferscheid und Klügmann in der Reihe seiner Mitarbeiter entstanden ist, doch ist es ihm ein grofser Trost gewesen, dafs die beiden
,:) Ganz ähnlich wie unsern ersten Lieferungen ist es auch den ersten Bänden von Paulys Realencyklopädie der klass. Altertumswissenschaft ergangen, die, jedenfalls aus gleichen Gründen, ' so viel weniger ausführliche Artikel enthalten als die späteren Bände, dafs die Redaktion und Verlagshandlung sich sogar entschliefsen mufsten, den ersten Band einer vollständigen Um- arbeitung zu unterwerfen.
**) Eine kleinere Anzahl von Ergänzungsartikeln hat schon im Anhange zum ersten Bande geliefert werden können. Es sind folgende gröfsere daraus hervorzuheben : Baal (Ed. Meyer), Besä (Drexler), und Hercules im Kultus (R. Peter).
VIII Vorrede.
trefflichen Schüler Eeifferscheids, die Herren Prof. Dr. Wissowa (Marburg) und Biblio- thekar Dr. E. Peter (Münster), sich freundlichst bereit erklärt haben, die von ihrem verewigten Lehrer übernommenen wichtigen Artikel zur römischen Mythologie in seinem Sinne und Geiste 7.11 vollenden.
Pur den rechtzeitigen Nachweis von Lücken und Citierfehlern wird die Redaktion jedem Leser und Benutzer des Lexikons dankbar sein und jede wirkliche Berichtigung oder Ergänzung nach dem Erscheinen des Ganzen in einem Anhange abdrucken lassen.
Wir hoffen, dafs sich unser Lexikon einerseits als ein notwendiges Hilfs- buch zum Verständnisse der Schriftsteller und Inschriften wie der Monu- mente der bildenden Eunst andererseits als eine brauchbare Grundlage für die weitere mythologische und kunstmythologische Forschung bewähren werde.
An alle Verfasser neuerscheinender mythologischer und kunstmythologischer Untersuchungen richtet die Eedaktion die höfliche Bitte, unser Unternehmen durch Zusendung ihrer Arbeiten thunlichst fördern zu wollen.
Sehliefslich fühlt sich der Herausgeber gedrungen dem berühmten Numismatiker • Herrn Dr. Imhoof-Blumer in Winterthur für seine überaus liebenswürdige Unterstützung unseres Unternehmens den aufrichtigsten Dank auch an dieser Stelle auszusprechen.
Würzen b. Leipzig im November 1889.
Prof. Dr. W. H. Röscher,
Konrektor am Kgl. Gymnasium 2U Würzen.
Aba (Aßa, Gen. -ag), Name einer Nymphe, eines argivischen Festes ('Janig ££"J<>yovg C. I.
mit welcher Poseidon den Ergiskos (s.d.), den Gr. 4, 3 p. 42) gewesen sein, wobei der Sieger
Heros Eponyinos der thrakischen Stadt Ergiske keinen Kranz . sondern einen Schild als Preis
später Sergentzis) zeugte: Harpocr. lex. s. v. erhielt* (Hyg. fab. 170 u. 273. Verg. Aen. 3,
'Egyiexri und Etym. M. 369, 54. [Röscher.] 286. u. Servius z. d. St. Ov. Met. 15, 163. Vgl.
Der Name bietet eine Bestätigung für den von Boeclch expl. Pind.p. 175 u. C. Fr. Hermann
Aristoteles b. Strabo 445 bezeugten thrakischen Gottesd. Alt. § 52, 2 u. die ^laselbst angeführte
Ursprung der Abanten. [Crusius.] Litteratur). [Koscher.] Schild und Kranz mit
Abarbaree ('AßcigßttQtr} , vgl. ßoQßoQog) , 1) Inschriften auf Münzen von Argos (Kenner.
eine Quellnymphe , Mutter des Aisepos und 10 Sammlung Florian Tafel 3, 6 p. 91. Hieran
Pedasos , welche sie dem Bukolion, einem knüpft sich das Sprüchwort ag rr\v iv "Agyn
unehelichen Sohne des Königs Laomedon von äanlSa ■nocQ'iXwv aifj.vvsrai. Zenob. 6 , 52.
Troja, gebar: Hom. 11. 6, 22. Nmin. 15, 377. [Schreiber]. Endlich scheint Abas nach den An-
Orph. Lap. 455. Hesych. s. v. — 2) Najade deutungen des Aristot. Poet. 11 u. 18 im Lynkeus
von Tyros, Mutter der Tyrier: Norm. 40, 363. des Tragödiendichters Theodektes eine bedeu-
542. 572. Vgl. v. Baudissin, Stud. z. semit. tende Rolle gespielt zu haben, welche sich
Beligionsgesch. 2, 157 ff. [Röscher.] jedoch nicht mehr mit Sicherheit feststellen
Abäris, is und idis (Aßägig, -iSog und -log), läfst (vgl. C. 0. Müller de Lynceis. Gott. 1837).
1) ein Rutuler, Krieger im Heere des Turnus, — 2) Abas = Iobates (s. d.) nach Mytliogr.
welcher von Euryalos, dem Begleiter des Äneas, 20 Vat. 2, 131. — 3) Ein Troer, der den Aneas
bei einem nächtlichen Überfalle erlegt wurde: nach Italien begleitete: Verg. Aen. 1, 121. —
Verg. Aen. 9, 344. — 2) Ein Kaukasier uud Ge- 4) Ein etruskischer Fürst, der dem Äneas
nosse des Phineus, den Perseus tötete: Ov. Hilfstruppen aus Papulonia und Ilva zu-
Met. 5, 86. — 3) Ein Dolione : Val. Fl. 3, führte: Verg. Aen. 10, 170 u. 427. — 5) Ein
152. [Röscher.] — 4) wunderthätiger Arzt und Trojaner, Sohn des Traumdeuters Eurydamas,
Seher, in einem besonderen Heiligtum (in von Diomedes erlegt: Hom. II. 5,148. Q.Smyrn.
Sparta?) verehrt nach Strab. 11 p. 531. 13, 209. — 6) Desgl. von Sthenelos getötet:
[Schreiber.] Q. Smyrn. 11, 81. — 7) Ein Kentaur, Sohn des
Abas, -antis ("Aßag, Gen. -ori>Tos und "Aßa, Lxion und der Nephele: Ov. Met. 12, 306. —
vgl. Suid. u. Steph. Byz. s. v. "Aßai), 1) der 30 8) Ein Freund des Perseus: Ov. M. 5, 126. —
zwölfte König von Argos , Sohn des Lynkeus 9) Ein Gefährte des Diomedes (s. d.), der von
und der Hypermnestra (Fi. P. 8, 571 Apollod. Aphrodite in einen schwanähnlichen Vogel ver-
2, 2, 1. Paus. 2, 16, 2. 10, 35, 1. Dichter b. wandelt wurde: Ov. M. 14, 505. — 10) Sohn
Schol. z. Find. Pyth. 8, 73), nach einigen auch des Melampus, Vater der Lysimache, der Frau
des Poseidon oder Chalkon (Schol. z. IL 2, 536) des Talaos: Apollod. 1, 9,13. Paus. 1,43, 5. —
und der Arethusa (Aristocr. b. St. Byz. s.'Aßav- 11) EinfabelhafterBerg inErytheia: Apollod. 2,
Tis, Hyg. f. 157.) Vater des Akrisios, Proitos, 5,10. — 12) Abas (= Ambas?), S. d. Metaneira
Kanethos und der Eidomene (Apollod. 2, 2, (s. Askalabos). Schol. Nik. Ther. 484. — Davon
1. 2. Schol. Für. Or. 965.), auch des Chalkodon Abantiades ('Aßavzidd-ng), Abkömmling von
(Schol. Für. Hec. 125), Grofsvater des Kan- 10 Abas 1 u. 10, Beiname -des Akrisios (Ov. Met.
thos und der Danae, TJrgrofsvater des Per- 4, 607), Kanethos (Ap.RhA, 78 u. Schol.), des
seus u. s. w. Seine Gemahlin war Aglaia Idmon, Sohnes von A. 10 (Ap. Bh. 2, 815 u.
(Apollod. 2, 2, 1). Er gründete Abai in Pho- Herodoros b. Schol. z. Ap. Bh. 1, 139, vgl. auch
Hs (Steph. Byz. s. v. "Aßai. Paus. 10, 35, 1), 1, 142. Orph. A. 188) , des Kanthos , Enkels
ebenso eine Kolonie in Thessalien (Strabo 431) von A. 1 (Orph. Arg. 142) und endlich seines
und eroberte als König der Abanten mit die- Urenkels Perseus (Ov. Am. 3, 12, 24. Met. 4,
sen die Insel Euböa (Steph. Byz. s.Y.'Aßavrig. 673. 766 u. ö.). [Röscher].
Schol. z. II. 2, 536 und zu Find. Pyth. 8, 73. '' Abanlias, adis ('Aßuvriäg, dSog), Beiname
Vgl. Bursian in Paulys Bealenc." 1, 5 f. Müller der Danae, Tochter des Akrisios, Enkelin des
Orchomenos1 386). Besonders berühmt war sein 00 Abas (s. d.). [Röscher].
Schild, den einst Danaos der Hera von Argos Abderos (AßS-qqog), Sohn des Hermes (oder
geweiht, Abas aber, als er seinem Vater Lyn- Thronikos : C. I. Gr. 5984 C , 14) aus Opus
keus die Nachricht von dem Tode des Danaos , Nach VergilAen. 3_ 28G f. ,vnrde ien„ Sclliidcle3Aba3
überbrachte, von diesem zum Geschenk erhal- spiilel TOm Äueas erbeutet und alä Weibgeachenk am
ten hatte. Diese Schenkung soll das Prototyp Eingänge des Apoliotempeis auf Actium aufgehängt.
Röscher, Lexikon der gr. u. rüm. Mytbol. 1
3 Abellio Acca 4
und Liebling des Herakles, zugleich Epony- auf dem Pontos Eux. Die Stadt Tomoi soll mos der thrakiscken Stadt Abdera. Er wurde, ihren Namen dem Grabe des zerschnittenen als er mit dem Herakles zusammen die Rosse Leichnams verdanken (vgl. auch Cic. imp. Cn. des thrakischen Königs Diomedes erbeutet Pomp. 9, 22. Steph. Byz. s. v. : Touevg. Ov. hatte, von diesen zerrissen, worauf Herakles Trist. 3, 9, 5 ff. Heroid. 6, 129. 12, 113). Ganz ihm zu Ehren Abdera gründete und Leichen- anders lautet die Sage bei Apollonios Rh. 4, spiele stiftete, welche die Abderiten jährlich 305 tf. (Strabo 315). Derselbe läfst den Ab- feierten. Vgl. Philottr. Im. 2, 25. Fr. Usann syrtos als erwachsenen Mann der Argo auf in Gerhards Derikm. u. Forsch. 1S52 N. 42. dem adriatischen Meere entgegenfahren, um Hellem, b. Steph. Byz. s. v. "AßStigu. Apollod. 2, 10 sie abzuschneiden. Medea aber lockt den Bru 5, 8. Strab. 331, fr. 44, 47. Scymn. 667. Hyg. der in einen Artemistempel auf einer der /. 30. G I. Gr. 5984 C. Ptol. Heph. p. 47, 'AipvQrt'd'ig vrjeoi an der Küste Illyriens , wo 20. 150, 32 Beider. [Koscher.] Iason ihn erschlägt. Etwas auders, aber doch Abellio, Name eines gallischen Gottes, wel- ähnlich, berichten Hygin f. 23, 26 und Orph. eher auf Altarinschriften des obem Garonne- Arg. 1027 (vgl. auch Steph. B. s. v. 'Jipvgti- thales (Orelli-Henzen 1952 f.) erscheint. Eine Ssg); ganz vereinzelt steht die Angabe des Rhe- davon lautet: Deo Abellioni Minicia Iustei. V. tors Leon b. Schol. Eurip. Med. 167, nach
5. L. M. [Röscher.] welchem Absyrtos durch Gift getötet wurde. Abeona zusammen mit Adeona eine römi- Die lateinische Schreibung Absyrtus scheint
sehe Schutzgüttin der Kinder bei den ersten äo auf der verkehrten Ableitung von der Präpos.
Versuchen im Hin- und Herlaufen: Aug. de ab zu beruhen. Weiteres unter Argonautai.
civ. d. 4, 21 u. 7, 3. S. Indigitamenta. [Röscher.] Hinsichtlich der Etymologie ist zu verweisen
Abia ('AßCa), Amine des Glenos, eines Sohnes auf Philol. Suppl. 2, 267 ff. und auf Kuhns Z.
des Herakles. Sie gründete diesem zu Ire ('/p?;' 9, 176. [Röscher n. Seeliger.]
Hom.) in Messenien einen Tempel, weshalb Abundautia, eine der jüngsten Bildungen die-
der Heraklide Kresphontes später jene Stadt ser Richtung, eine Verkörperung des Zustandes,
ihr zu Ehren Abia nannte: Paus. 4, 30, 1. in welchem das Volk sich im Genüsse aller Kul-
[Roscher.] Curtius, Peloponnesos 2 p. 160. 193 turgüter befindet und niemand darbt. Eine reli-
Anm. 33. [Schreiber.] giöse Verehrung, wie sie für andere Gottheiten
Abinius, Name eines gallischen Gottes auf 30 dieses Kreises bezeugt ist, hat sie wohl nie ge-
einem bei Nizza (Nicaea) gefundenen Altare nossen; ihr Bild findet sich auf den Münzen
(Orelli-Henzen 6772 . . . aram posuit deo Abi- der Kaiser von Elagabal bis auf Maxiniianus
nio). [Röscher.] Hercules, und zwar wird sie in typischer Weise
Abieros {"Aßh]gog), ein Troer, den Antilo- dargestellt, wie sie aus einem Füllhorn ihre
ehos, der Sohn des Nestor, erlegte: Hom. IL guten Gaben ausstreut (vgl. Cohen, med. impe'r.
6, 32. Vgl. Hes. s. v. aßXrjga. [Röscher.] Elagabale 1. Alex. Ser. 2. Gordien le Pieux Abnoba Diana oder blofs Abnoba, Name 207 — 210. Trajan Dice 1. 2. Gallien 26 — 2S
einer Gottheit des Abnoba mons (jetzt Schwarz- u. s. w.), selten hält sie auch Ähren in dar
wald, Pauli/ Realenc. 1,1", S. 16): Orelli inscr. Hand (Cohen a.a.O. Vietorin 1. Telricuspdre
1986 u. 4974. [Röscher.] 10 40. 41); ganz vereinzelt und spät ist eine durch
Abobas ('Aßäißag) , Name des Adonis (s. d.) ein spezielles Ereignis veranlafste Münzdar-
bei denPergäem: Hcsych. u. Et. M. [Röscher.] Stellung, auf welcher sie Münzen unter das
Absyrtos ('Aipvgrog, "J^vgrog Pherekyd. nach Volk ausstreut (Cohen a. a. O. Maximien 11er-
Schol. Eur. Med. 167), von Pacuvius bei Cic. eitle 136), immerhin ein Beweis dafür, wie in
iV I). 3, 19, 48. Diod. 4, 45. und Justin. 42, der späten Zeit die realistische Auffassung au
3 auch Aigialeus, von Timonax b. Schol. Ap. die Stelle der idealeren tritt. | Wissowa. |
Rh. 3, 1236 auch Pbaethon, von Dikaioge- Acacallis, Acantho, etc. s. Akakallis, Akan-
nes bei Schol. Eur. Med. 167 Metapontios ge= tho, etc.
nannt, Sohn des Aietes, Königs von Kolchis Acca. 1) Acca Larcntia, eine alt römische und der kaukasischen Nymphe Asterodeia, so Göttin oder Heroine, deren Mythus mit den
der Tochter des Okeanos und der Tethys, oder Sagen vom Hercules und Romulus eng ver-
der Eurylyte (Ap. Rh. 3, 242 u. Kaupalt. b. knüpft ist. Mythus. a\ Unter der Regierung
Schol. z. d. St.), oder einer Nereide (Soph. b. des Romulus oder Ancus Martius (vgl. Gell. A'.
Schol. z. Ap. Rh. 4, 223 u. 3, 242), oder der A. 7, 7, 6. Macrob. 1, 10, 12. 15) lud einst an
Hypsea (? Myth. Vat. 1, 204), oder der Hekate einem Feiertage der Tempelhüter des Hercules
(Diod. 4, 45). Die verschiedenen Versionen den Gott selbst zum Brettspiel ein unter der
über seinen Tod lassen sich in zwei Haupt- Bedingung, dal's der Verlierende dem Gewin-
gruppen teilen. Nach der einen wurde Absyr- nenden eine Mahlzeit und ein Mädchen ver-
tos als kleines Kind von Iason und Medea auf schaffen sollte. Als nun Hercules gewann, so der Flucht von Kolchis mitgenommen und zer- 60 richtete ihm der Tempelhüter eine Mahlzeit
stückelt, um den nachfolgenden Aietes aufzu- im Tempel her und rührte ihm die schönste
halten (vgl. Ol). Met. 7, 54). Nach Phereky- und berühmteste Dirne der Stadt zu, nämlich
des geschah die Zerstückelung noch während die Acca Larentia, mit dem Beinamen Fabola
der Fahrt auf dem Phasis, nach Sophokles be- i oder Faula vgl. Plut. Q. li. 35. Lactant. I, 1, 20).
reits im Hause des Aietes (Schol. •/.. Ap. Rh. licini Abschied sagte ihr Hercules, sie würde
4, 223 u. 228. vgl. Eurip. Med. 1334. Kallim. den Lohn von dem Manne empfangen, der ihr
b. Schol. z. d. St. u. Welcher, Griech. Trag. frühmorgens beim Hinausgehen zuerst begeg-
333 11'.), nach Apollod. 1, 9, 23 f. bei der Fahrt neu würde. Dieser .Mann war ein Tuscer Na-
Acestes
Acheloos
mens Tarutius (so Plut. Augustin., nicht Ca- rutius Macrob.), der sie zur Frau nahm und ihr nach seinem Tode reichen Grundbesitz (agros Turacem, Semurium , Lutiriuni [Momtn- seri] et Solinium nach Cato b. Macrob. S. 1, 10, 16) hinterliefs. Als Larentia starb oder verschwand (illa non camparente Augustin. Xi- ysxcti . . cupai'f) ytvio&ui Plut, Born. 5), vermachte sie ihre Güter dem Romulus oder dem römi- schen Volke (vgl. Macrob. S. 1, 10, 12 f., der sich auf Cato beruft; Antias b. Gell. N. A. 7 (6), 7; Plut. Born. 4, 5; Qu. B. 35 ; Verrius Flaccus im pränestinisehen Kalender. Lactant. 1, 20, 5; Tertull ad Nat. 2, 10; August. C. D. 6, 7). b) Nach einer anderen wahrscheinlich von Macer erfundenen Sage (Mommsen) war Acca L. die Gattin des Faustulus und Amme des Romulus und adoptierte diesen, als einer von ihren 12 Söhnen, den sogen, fratres Ar- vales, gestorben war. Seit dieser Zeit bestand in Rom das Kollegium der 12 arvalischen Brü- der, deren priesterliches Abzeichen ein Ähren- kranz und eine weifse Binde (spicea Corona et alba infula) war (vgl. Masurius Sabimts b. Gell. N.A. 7 (6) 8; Plin. n. h. 18, 6; Butilius Geminus (?) b. Fulgent. 9 p. X Lersch. Mehr b. Mommsen, die echte u. d. falsche AccaL. S. 102ff., der Macers Auflassung der Acca auf den Dop- pelsinn von lupa und die alte römische Griin- dimgslegende von der Wölfin als Amme des Romulus zurückführen will. Kultus. Jedes Jahr opferte ihr der Flamen Quirinalis mit den Pontifices zusammen an ihrem Grabe, das sich auf dem Velabrum befand, die üblichen Toten- spenden (vgl. Gell. a. a. 0. Varro de 1. 1. 6, 23 ; Plut. Bom.lt; Q. B. 24, 35; Macrob. a. a. 0. u. s. w. Mommsen, die echte u. d. falsche Acca L. S. 94 ff. Marquardt, Böm. Staatsverwaltung 3 S. 322, 5). Der 23. Dezember (nach C. I. L. I p. 375. Macrob. S. 1, 10, 10 auch als feriae loci bezeichnet) hatte davon den Namen La- rentalia [oder Larentinalia] erhalten (Festi ep. p. 119, 1. Lactant. Lnst. 1, 20, 4. Varro de 1. 1. C, 23. Ovid. f. 3, 57; Macrob. 1, 10, 11. Marquardt a. a. 0. S. 564). Nach Plut. Q. B. 35 u. Born. 4 wurde Aeca L. als Amme des Romulus auch im April verehrt (vgl. Momm- sen a.a.O. S. 101 A. 30). Litteratur. Här- tung Bei. d. B. II 144 ff. Preller r. M.3 2, 26 ff. Pauly, Bealenc. I- 1, 33 f. Schwegler, Born. Gesch. I S. 431 ff. Mommsen , die echte u. d. falsche Acca L. in Festgaben f. G. Homeyer, Berl. 1871. S. 93 ff. Em. Hofmann, Die Ar c al- brüder. Abdr. aus d. Verhandl. der XVII. Vers. d. Philol. zu Breslau, Breslau 1858. Preuner, Hestia-Vesta (1864) S. 382 ff. Marquardt a. a. 0. 429f. Deutung: Eine vollständige Deutung der Mythen von Aeca L. ist bei der Verworren- heit _ikrer Legende und der Mangelhaftigkeit der Überlieferung__ nicht wohl möglich. Echt- mythisches und" Ätiologisches scheint in die- sem Falle vermischt worden zu sein. Der Name Acca bedeutet wahrscheinlich Mutter (vgl. Skr. akka, gr. 'Axtkö Fick Wörterb. 2 S. 1). Der Zusatz Larentia bezeichnet wohl die Mutter der 12 Laren der Stadtflur, deren Vertreter vielleicht die 12 arvalischen Brüder, die der Mythus Söhne der Acca nannte, sein sollten.
Wenn Mommsen a. a. 0. S. 94 A. 3 jeden Zu- sammenhang von Larentia und Lares wegen verschiedener Quantität dos a leugnet, so ist dies zwar beachtenswert, aber nicht beweisend. Vgl. Corsscn Aussprache 2, 69. Auch Romulus und Remus scheinen als Zwillingslaren verehrt worden zu sein (Preller r. M. ' 695). Jeden- falls deutet der vielleicht spät erfundene Mythus von der Adoption des Romulus an Stelle eines m der arvalischen Brüder auf das Bedürfnis hin den Romulus mythisch mit diesem uralten Kol- legium und somit auch mit der Acca L. zu verbinden. Der eigentümlichen Sage von dem Verhältnis der Acca zum Hercules dagegen mögen gewisse Gebräuche, wie wir sie auch aus dem Kultus der Flora kennen (Marquardt a. a. 0. S. 364, 1), zu Grunde liegen. Über- haupt ist diese Göttin in ihrem Wesen der Acca nahe verwandt, wie schon aus dem Um- so stände erhellt, dafs von ihr fast dieselbe Le- gende wie von jener erzählt wurde (Lactant. 1, 20, 5). Vielleicht war die Acca L. ursprüng- lich mit der Dca Dia identisch, worauf na- mentlich ihre beiderseitige Berührung mit dem Kultus der Arvalen hinweist. — 2) Acca, Freun- din der Camilla, der Königin der Volsker. Verg. Aen. 11, 820 ff. [Röscher.] Acestes s. Aigestes.
Achaios (Axctiög), Sohn des Xuthos und der
so Kreusa, Stammvater der Achäer, Bruder d. Ion.
(Apollod. 1, 7, 3. Strab. 3S3. Paus. 7, 1, 2 ff).
Nach Dion. Hai: 1, 17 war er der Sohn des
Poseidon und der Larisa, nach Schal. II. 2, 681
u. Eust. z. d. St. des Haimon (nicht Amnion),
nach Serv. Verg. Aen. %■, 242 des Zeus und
der Phthia. Sein Sohn hiefs Phthios nach Stcph.
Byz. s. v. '£U«s. [Röscher.]
0 Achareüs (AxuQivg'i) , ein Pankratiast , mit
welchem Herakles in Olympia kämpfte. Hyg.
10 /'. 273. [Röscher.]
Achates ('Axävng) l)..der bekannte treue und tapfere Gefährte des Aneas, welcher auch für den Erleger des Protesilaos galt: Schol. II. 2, 701. Eust. ad IL 326, 5. Verg. Aen. 1, 120 u. öfter. Ov. Fast. 3, 603. Wahrscheinlich hat Vergil die Person des Achates nicht frei er- funden, sondern griechischen Quellen entlehnt. 0 Mehr b. Klausen Aeneas 477 ff. — 2) Ein Tyr- rhener im Gefolge des Bacchus bei seinem 50 Zuge nach Indien: Nonn. 13, 309. 37, 350 öf- ter. [Röscher.]
Acheles I^AxiXrjg) , Sohn des Herakles und der Omphale nach Schol. IL 24, 616. Nach anderen hiefs er Aising (Hellan. b. Steph. Byz.) oder AXv.cciog (Hcrod. 1, 7.), oäer'AyiXaog (Apol- lod. 2, 7, 8). S. Preller gr. M.2 2, 283, 5. [Röscher.]
Acheletides ('AxsXnviSig), wahrscheinlich die Nymphen des lydischen Flusses 'A%iXrig bei 60 Smyrna: Panyasis b. Schol. IL 24, 616. [Röscher.] Acheloides ('AxsXcotSsg und 'A%i:X<auidtg) 1) die Seirenen als Töchter des Acheloos (s. d.): Ap. Eh. 4, 893. Ov. Met. 5, 552. 14, 87. Sil. It. 12, 34. — 2) die Najaden des Acheloos : Verg. Cop. 15. — 3) Quellnymphen überhaupt Colum. 10, 263. [Röscher.]
Acheloos (A%sXcäog, -äiog), der Gott des Flnsses Acheloos (j. Aspropotamo), des grüfs-
1*
Acheloos
Acheloos
8
ten Flusses von Griechenland, der, auf dem Gebirge Lakmon entsprungen, reifsenden Lau- fes mit hellem Wasser (ccQyvgoöi'vrjg, Hesiod. Callim. in Cer. 13. Dionys. Per. 433, infolge des weifsen Bodens seines Bettes) südwärts zwischen Akarnanien u. Atolien durch frucht- bare Ebenen dem ionischen Meere zufliefst. Er ist der Sohn des Okeanos und der Tethys und der älteste der 3000 Bruderflüsse, Bes. Theog. 340. Akusilaos b. Macrob. Sat. 5, 18, 10. (fr. IIa Mueüer) Hyg. praef p. 28 Bunte. Tzetz. Lyk. 712. Auch hiefs er Sohn des He- lios und der Gaia, oder des Okeanos und der Gaia, Nat. Com. 7, 2. vgl. Sero. z. V. Ge. 1, 8. Plut. de fJuv. 22, 1 nennt ihn Sohn des Okea- nos und einer Najade und läfst ihn sich in den Flufs Thestios stürzen, der mm Acheloos genannt wurde (! ?). Kephalion b. Malala p. 164 (Mueüer hist. gr. fr. 3 p. 631, 8) nennt Ache- loos Sohn des Poseidonios, der beim Übergang über den Flufs Phorbas, vom Pfeile getroffen, umkam und dem Flufs den Namen Acheloos gab. Vgl. Tzetz. L. 671. Er hiefs früher Thoas und erhielt seinen Namen von Acheloos, der mit Alkmaion aus Thessalien in jene Gegend kam, Steph. B. s. v. Strab. 10, 450. Acheloos soll in seinem Gram über den Verlust seiner Töchter, der Seirenen, von seiner Mutter Gaia in ihren Schofs aufgenommen worden sein, worauf an dieser Stelle ein Flufs hervorsprang, Serv. V. Ge. 1, 8, oder er löste sich in einen Flufs auf aus Schmerz über : seine Besiegung durch Herakles, Propert. 2, 25, 33. Die Be- hausung des Stromgottes wird beschrieben Od. Met. 8, 550 ff. — Hom. IL 21, 194 nennt den Acheloos v.(jilcav, den Herrscher, und stellt ihn mit Okeanos zusammen, Flufsgötter , welche trotz ihrer gewaltigen Kraft es nicht wagen können sich mit Zeus zu messen. Wenn man an dieser Stelle nach dem Vorgang des Zeno- dot mit Bergk den V. 195, in welchem Okea- nos genannt wird, wegwirft, so wird Acheloos, wie sonst Okeanos, der Strom, von welchem alle andern fliefsenden Gewässer stammen, Bergk „die Geburt der Athena" in Jahns Jahrb. Bd. 81 S. 394 f. Vgl. Unger, Philolog. Suppl-Bd. 2, S. 099 (vgl. Philol. 24, 395 f.). Acheloos war der König der Ströme, der vor allen am meisten geehrt wird, AJatsilaos b. Macrob. I. I. Während die übrigen Flüsse in Griechenland nur von ihren Anwohnern Verehrung genossen, wurde Acheloos in ganz Griechenland verehrt, er wurde allgemein bei Opfern, in Gebeten und Schwüren angerufen, Ephoros b. Macrob. 5, 18. (fr. 27 Mueller). Seine Verehrung ist, zum Teil durch aufgefundene Münzen und Inschrif- ten , bezeugt zu Athen (Plat. Phaedr. 230 B), zu Byrne, Rhodos (Heißer Götterdienste auf lihod. 3, CO f), bie den Sikelioten, und die an- wohnenden Akamanen feierten ihm auch Wett- spiele, Schal. II. 24, 616; ferner zu Oropos, Paus. 1, 34, 2, in dem megarensischen Flecken Uhus, Paus. 1, 41, 2, in Mantinea und Myko- nos, nach Inschriften, Stengel Jahns Jahrb. 1882, 11 S. 735; in Metapont, das von Ursprung halb ätolisch war, wurden ihm Agone gefeiert, nach einer Münze von Metapont, Müller. Ar- chiiol. §. 403, 2. Millingen anc. coins t. 1, 21.
Osann Tübinq. Kunstbl. 1831 N. 16 f. Arch. Ztg. 1862. *. 168,4. 0. Jahn ebds. S. 321. Der Grund allgemeiner Verehrung lag hauptsäch- lich darin, dafs Acheloos, in dessen Namen der Stamm u.% = aqua enthalten ist, überhaupt das Element des fliefsenden Wassers bezeich- nete, so dafs das Wort auch öfter von Dich- tern einfach für Wasser gebraucht wurde. Ephoros l. I. Serv. V. Ge. 1, 8. Schal. II. 24,
10 616. Orpheus b. Lobecl; Agl. p. 952. Aeschyl. Pers. 869. Eurip. Bacch. 625. Aristoph. Lgs. 381. fr. 130. Lokalisiert wurde er dann als Eigenname verschiedener Flüsse, unter denen der akarnauisch-ätolische Flufs durch den Ein- flufs des nicht weit von seinen Quellen gele- genen dodonäischen Orakels, in dessen Kult die nährende Feuchte eine Hauptrolle spielte, zu besonderer Verehrung gelangte. Das Ora- kel soll jedem seiner Sprüche zugefügt habeu,
20 man solle dem Acheloos opfern, Ephoros 1. 1. Schol. II. 21, 194. 24, 616. Dafs man ihm auch in Dodona opferte, ist selbstverständlich, s. Corp. Inscr. 2908. Aus der allgemeineren Be- deutung des Acheloos erklärt es sich, dafs die Seirenen seine Töchter sind (Paus. 9, 34, 2. Acheloides Ov. Met. 5, 552), die er mit der Muse Melpomene oder Kalliope (Apollod. 1, 3, 4. Serv. V. Ge. 1,8. Hyg. praef. p. 30. Bunte, f. 125 (p. 103.) 141) oder mit Terpsichore (Ap.
30 JRh. 4, 896. Tzetz. Lyk. 050. 671. 712) oder mit Sterope, Tochter des Porthaon (Apollod.
I, 7, 10) zeugte, dafs er Vater der Quelle Peirene ist (Paus. 2, 2, 3), der Quelle Kasta- lia zu Delphi (Panyasisb. Paus. 10, 8, 5), der thebanisehen Dirke (Eurip. Bacch. 519). — Als Nachbar des ätolischen Kalydon warb Acheloos in dem Hause des Oineus um die Hand seiner Tochter Deianeira. Er kam, da er als Wassergott die Fähigkeit hatte, sich in
10 verschiedene Gestalten zu verwandeln , bald als Stier, bald als Drache, bald in menschli- cher Gestalt mit einem Stierkopf, Formen, in denen die Flufsgötter gedacht nnd abgebildet wurden. Die arme Jungfrau zitterte vor solch einer Ehe; da kam zu ihrer Freude Herakles als Werber und rang dem Acheloos in schwe- rem Kampfe die Braut ab. Als während des Kampfes der Flufsgott sich in einen Stier ver- wandelte , brach ihm Herakles ein Hom ab,
50 und er gab sich besiegt. Sein Hörn tauschte er von Herakles wieder ein, indem er ihm das Hörn der Amaltheia dagegen gab, welches die Nymphen mit Blumen und Früchten füllten; oder das Hörn der Amaltheia ist gleich dem Hörn des Acheloos. Soph. Trach. 9 ff. 510 ff. Ov. Met. 8 , 8S0 ff. 9 , 1 ff. s. Deianeira, Hera- kles, Amaltheia. Schon die Alten erklären diese Fabel als einen natürlichen Vorgang; Hera- kles habe den Kalydoniern zulieb den wilden
co Strom durch Regelung seines Laufes gebän- digt und ihm ein blühendes fruchtbares Land abgerungen, Diod. 4, 35. Strab. 10, 458. Schol.
II. 21, 194. Eustath. Bion. Per. 431. — Von den echinadischen Inseln, welche vor der Mün- dung des Acheloos durch Anschwemmungen entstanden waren, wird folgende Sage erzählt: vier Nymphen opferten an dem Ufer des Flus- ses allen einheimischen Göttern, vergal'sen aber
9
Aehemenides
Acheron
10
des Acheloos; im Zorn hierüber rifs er mit seinem Strom das Uferland samt den Nymphen fort, und die Najaden, mit Erdreich umgeben, wurden zu Inseln. Die fünfte Insel entstand aus seiner Geliebten Perimela, der Tochter des Hippodamas, welche der Vater im Zorn über die Entehrung der Jungfrau, noch ehe sie ge- bar, in das Meer stürzte, Poseidon aber auf Bitten des Acheloos in eine Insel verwandelte. Ob. Met. 8, 577—611. Nach Apollod. 1, 7, 3 lu zeugte Acheloos mit Perimede, der Tochter des Aiolos und der Enarete, den Hippodamas und Orestes. Aufserdem hatte Acheloos eine Toch- ter Kallirrhoe, welche Gemahlin des Alkinaion wurde, Apollod. 3, 7. 5. Bei Giern. Bo. Homil. 5, 13 heifst die Mutter des Thessaliers Myr- midon Eurymedusa Tochter des Acheloos (Flufs in der Gegend vonLauria, im Reiche desAchil- leus, Strab. 9, 431). — Die Kunst hat den Acheloos dargestellt teils als gehörnten Greis 20 (auf der oben erwähnten Münze von Metapont), teils als Meerdrachen mit menschlichem Kopfe und Armen und Stierhörnern {Gerhard Auser- les. Vasen. 2. t. 115), teils, und am gewöhnlich- sten, als Stier mit menschlichem Gesicht und langem feuchtem Bart (Soph. Tracli. 13). Sein Kopf auf Münzen von Akarnanien , Oiniadä und Ambrakia (Sestini Med. del M. Fontana 4, 9. 10, 12. Mionnet 2. p. 51 u. 78. Suppl. 3. p. 305 u. 453. pl. 14)*). Häufig findet sich 30 sein Kampf mit Herakles; so schon am amy- kläischen Thron (Paus. 3, 18, 8), in einer Sta- tuengruppe des Dontas zu Olympia (Paus. 6, 19, 9), in einem Gemälde bei Philostratos (tun. 4). Die erhaltenen Kunstwerke zusam- mengestellt von Welcher ad Philostr. p. 600. Müller Arch. §. 403, 2. Gerhard a. a. O. S. 107. Urlichs Ann. d. Inst. 1839 p. 266 u. 1856 p. 104. Man sehe noch Zoega Bass. tav. 74. Braun Gr. Götterl. §. 133. 638 — 640 und dazu die -io Nachweisung der Kunstwerke b. Streber Bayr. Akad. 1838. p. 537 ff. Panofka Berl. Alcad. 1846 p. 230 ff. Unger Theb. Parad. 183. Preller Gr. Myth. 1, 29 f. 450. 2, 243. Gerhard Gr. Mißh. 1. §. 542. Stark Niobe 412. [Stoll.]
Aclieiueiiides , Sohn des Adamastos von Ithaka, Gefährte des Odysseus, den dieser auf der Flucht vor den Kyklopen auf Sicilien zu- rückliefs. Später wurde er von Äneas auf- genommen: Verg. Aen. 3, 614 ff. Ovid. Met. bo 14, 161. Pont. 2. 2, 25 u. 167. [Röscher.]
Aclieron (A%iQu>v), 1) ein Flufs der Unter- welt. In der Ilias wird Acheron als solcher nicht erwähnt; dort ist die Styx der einzige Flufs der Unterwelt. Ebenso ist's bei Hesiod. In der Odyssee dagegen (10,513) an der Stelle, wo Odysseus in dem westlichen Vorhof des Hades die Seele des Teiresias citiert, wird als Flufs der Unterwelt genannt Acheron, in wel- chen der Pyriphlegethon und Kokytos, ein Aus- co flufs der Styx, sich ergiefsen. In Epirus im Lande der Thesproten war ein Flufs Acheron, der in seinem Oberlauf durch ein wildes Ge- birgsland, zwischen kahlen jähen Felsen in engen Schluchten wild dahinstürzend, hier und
* Acheloos, auf Münzen von Akarnanien bärtig und bartlos, aber nie geflügelt: Imhoof-Blumer in der Wieher Xumism. Z/t. X (187S) p. 26 u. 1G1 Anm. 135. [Schreiber.]
da sich in tiefe Abgründe versenkt, um erst nach längerer Strecke wieder zum Vorschein zu kommen, aber nicht weit von seinem Aus- fiul's ins Meer im Gebiet der alten Stadt Ephyra (später Kichyros) einen tiefen sumpfähnlichen See mit ungesunder Ausdünstung, lljivrj 'A%t- Qovci'a, 'Jjjfpoyciäsj Axigovaig, bildet. Bitrsian Gcogr. v. Gr. 1, 27 u. in Pauli/ IL Euer s. v. Das Unheimliche und Schauerliche dieser Ört- lichkeit erweckte den Glauben, dafs hier ein Zusammenhang mit der Unterwelt, der Be- hausung der Toten sei, und seit uralter Zeit bestand an dem grauenhaften Gewässer ein be- rühmtes Totenorakel, von dem man seit alter Zeit vermutete, dafs es dem Homer bei seinen Schilderungen der Totenbeschwörung im 10. Buche der Odyssee vor Augen geschwebt habe, Herodot. 5, 92, 7. Paus._l, 17, 5. 9, 30, 2. Die Beschaffenheit dieser Örtlichkeit gab auch Veranlassung, dafs man den Acheron, der als Flufs des „Ach und Wehs" (cix°s) angesehen ward, mit dem acherusischen See und mit seinem Nebenflufs Kokytos, dem Flusse des „Weinens und Klagens" (kcokvs iv), in die Unterwelt selbst verlegte. Das Wort 'Ayjgcov, obgleich ursprüng- lich wohl, wie auch 'AxiXäog, von ä% = aqua stammend, wurde von den Alten gewöhnlich von a%og abgeleitet, 6 ayjl Q^v. Fragmente des Melanippides und Likymnios bei Slob. Ed. Phys. 1, 52 (Apollod. fr. 10 in Mucller hist. gr.l). Schol. Od. 10, 514. Euslath. Hom. 1667, 38. Tzetz. L. 705. (Eine andre Ableitung und Erklärung giebt zu Od. 10, 513 Autenrieth im hom. Wörterb. s. v. : ä-x£Qcov, caneta abripiens, der Abgrund, nicht der Flufs der Unterwelt). — Erst in nachhomerischer Zeit tritt Acheron und der ihn aufnehmende acherusische See als ein Hauptgewässer der Unterwelt hervor, und zwar als eine Grenze und Umschliefsung der- selben , über welche die Seelen übersetzen müssen, um ins Totenreich zu gelangen, Eurip. Alk. 440. Lucian. de luctu §. 3. Verg. Aen. 6, 295. Eine eigentümliche Vorstellung von den Flüssen der Unterwelt hat Plat. Pliaed.p. 112 f. Acheron galt so sehr als das Hauptgewässer der Unterwelt, dafs das Wort bei Griechen und Römern häufig für die Tiefen der Unterwelt überhaupt, für Tod und alles Verpestete ge- - braucht wurde, Soph. Ant. 805. Eurip. (fr. 860 Nauck) b. Bekker Anecd. p. 343. Theokr. 15, 103. Ennius p. 102. 124 Vahlcn. Plaut. Trin. 2, 4, 124. Verg. Aen. 7, 312. Ov. Met. 11, 504. Cic. de scn. 10. Com. Nep. Dion. 10. In Ita- lien war er so sehr zum Symbol für alle Ahnungen und Schrecken der Unterwelt ge- worden, dafs die Etrusker sogar einen Abschuitt der Bücher des Tages, der sich auf die See- len der Verstorbenen bezog, acheruntische Bü- cher nannten, Arnob. 2, 62. Serv. Verg. Aen. 8, 398. Müller Etrusk. 2, 27. Bergk „die Ge- burt der Athena" (in Jahns Jahrb. 81, S. 399 ff.) führt den Gedanken aus , dafs der Acheron, wie Acheloos und Okeanos , ursprünglich den himmlischen Luftstrom bedeutet habe, durch den die Seelen der Verstorbenen zum Ort ihrer Bestimmung wanderten, der aber dann später als Totenstrom unter die Erde verlegt worden sei. — Acheron wurde auch personificiert; er
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Acherusia
Achilleus Vi. Homer
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heifst Sohn der Gaia, der Demeter, und soll in die Unterwelt versetzt worden sein , weil er den Titanen im Kampf gegen Zeus zu trin- ken gereicht habe, Natal. Com. 3, 1. Mit Or- jihne (oder Gorgyra, Apdlloä. 1, 5, 3. Natal. Com. 1. 1.) zeugte er den Askalaphos, Oc. Met. 5, 539. vgl. Serv. V. Aen. 4, 462. — Nitzsch Anm. z. Odyssee Bd. 3, 156 ff. Müller Bor. 1, 418. Proleg. 363. Welcier Gr. Götterl. 1, 803. Preller Gr. Myth. 1, 665, 671. — Auch 10 19, 407. 20, 94. 20, 120 ff. 20, 439. 21, 284. 21,
Miscellen 1868, 1. B. p. 68) führt er Myrmidonen, Hellenen und Achiier in 50 Schüfen nach Troja 2, 681. 16, 168 von Patroklos und Phoinis be- gleitet , welcher dem Unerfahrenen von Peleus als Berater mitgegeben wurde 9, 438, und auf Geheifs der Eltern gefolgt von Epeigeus 16, 575, als Hauptheld der Achäer 1, 284 unter dem Schutze der Hera und Athene stehend 1, 55. 1, 195. 9, 254. 16, 168. 18, 203. 19, 340 ff.
sonst kommt der Flufs Acheron sowie der acherusische See vor, besonders in Gegenden, deren Beschaffenheit auf eine Verbindung mit der Unterwelt schliefsen liefs. In Triphylien z. B. war ein Flufs Acheron, der von dem dem Hades geweihten Minthegebirge herabkam und in den Alpheios fiofs, Strao. 8, 344. Eustath. llom. 1667, 59. Im Gebiet des pontischen He- vaklea hiefs ein Vorgebirge 'Axegovalg äy.ga oder 'JxtQOvaicig yjQQÖvrjBog wegen einer in der Nähe befindlichen, in die Unterwelt füh- renden Schlucht, und ein durch das Vorgebirg ins Meer mündender Flufs iSoonautes) soll früher den Namen Acheron gehabt haben, Xe- noph. An. 5, 10, 2. Ap. Eh. 2, 353. 728 f. 745. 901 u. Schol. Mueller fr. lüst. gr. 2, 35, 25. Tzetz. L. 411. 695. Dort war auch ein Toten- orakel, Plut. Gin. 6. de scra num. vind. 10. Zu Hermione in Argolis hatte den Namen 'Ayt-
328.22,214. 22,226.22,276. Helfer sind ihm Zeus 16, 237 ff. 21,272, Hephaistos 21, 342 u. Po- seidon 21 , 284 , sein Feind Apoll. Bei dem Fortgange des Sohnes gelobt Peleus dem Sper- eheios das Haar desselben zu weihen, falls er glücklich zurückkehre, sowie eine Hekatombe und 50 Widder in seinem Temenos an seinem Altare bei den Quellen zu opfern. Achilles läfst sich daher das Haar wachsen, das er aber, da !0 die Götter den Bitten des Peleus kein Gehör schenken, dem toten Patroklos weiht 23, 140 ff. Ferner verspricht Achilles am Tage des Aus- zuges dem Menoitios, ihm den Sohn nebst seinem Anteile an der Beute unversehrt nach Opus zurückzuführen 18, 324 — 327. Seine Mntter hatte ihm als Geschick entweder ewigen Ruhm bei frühem Tode oder langes, aber ruhmloses Leben geweissagt 9, 410. Seh. II. 16, 37, und verkündet, er werde Troja nicht einnehmen 18,
Qovoia Xifivr} ein ringsummauerter Raum hin- 30 440. 17, 408. 18, S. 18,59, sondern durch Apolls
ter dem Heiligtum der Chthonia in der Nähe eines Eingangs in die Unterwelt, Paus. 2, 35, 7. Auch bei Cumä in Campanien war ein acherusischer See und ein Niedergang zum Hades, Strab. 5, 243. Eustath. Hom. 1667, 56. Vcrg. Aen. 6, 268 ff. Heyne Aen. 6. Exe. 2. — 2) Andron v. Teos b. Schol. Ap. Eh. 2, 354 sagt, dafs Acheron ein König in der Gegend des pont. Heraklea gewesen, dessen Tochter
Geschosse daselbst sterben 21, 276. 19, 415. 22, 359. 23, 80. Im Schiffslager der Achäer hat er den äufsersten rechten Flügel inne 8, 222. 11, 8, wo ihm seine Myrmidonen ein Haus aus Fichtenstämmen gezimmert haben, dessen Dach aus Schilf besteht. Es liegt in der Mitte eines von einem Zaune umgebenen Hofes. Das Thor ist durch einen einzigen Balken geschlossen, den nur 3 Achäer bewegen können, während
Dardanis mit Herakles den Poimen zeugte. 40 Achill es allein vermag 24, 448. Das Haus
Nach dem Tode der Dardanis und des Poimen seien in dieser Gegend Dardanis und Poimen (Berg?) nach ihnen genannt worden. [Stoll.]
Aclierusia (-ias, -is) s. Acheron.
Achilleus (A%i\\£vg, 'A%ilt vg, f'wglat. Achilles).
I. Homerische Sagen. Die homerische Sage berichtet hauptsäch- lich nur von den Thaten des Achilles vor Troja
birgt eine schöne Truhe, gefüllt mit Leibröcken, Decken und Mänteln, welche ihm Thetis mitge- geben 16, 222. Seine Rüstung ist ein Geschenk, welches die Götter dem Peleus bei seiner Hochzeit machten 17, 194 ff. Er leiht sie dem Patroklos 16, G4. 16, 131 — 139. Sein Speer aus Eschenholz vom Pelion, ein Geschenk des Chei- ron, ist so schwer , dafs nur er ihn schwingen kann IG, 139—145. Die Rüstung raubt dem und giebt über die vor- und nachliegende Zeit so gefallenen l'atroklos Hektor 17, 125 und trägt
nur kurze Andeutungen. Sohn des Peleus, Königs im thessalischen Phthia 77. 20, 206 und der Nereide Thetis 1, 280. 4, 512. 1, 358. 18, 52, Enkel des Aiakos und so von Zeus abstam- mend 21, 187—189, nriXu'ärjg, nrßniaä^g, Iln- Xiitnv, Aiuy.t'ärjg, wurde er von seiner Mutter im väterlichen Hause erzogen 18, 436 — 438, als einziger Sohn 24, 510, und als zartes Kind von Phoinix in der Rede- u. Kriegskunst un-
sie 17, 194. Achilles nimmt sie ihm wieder ab 22, 368. Die zweite Rüstung ist Werk und Geschenk" des Hephaistos. Beschreibung des Schildes 18, 478—608; Erwähnung der übrigen Rüstungsstiicke 18,610 — 613. Sein Busenfreund ist Patroklos, ihm zunächst steht Antilochos 23, 550. 607, sein Wagenlenker ist Automedon. Die Namen der Rosse seines Leibgespunnes sind Xanthos und Balios, 8, 185; das Xebenge-
terrichtet 9, 441. Nur von ihm nahm der Knabe im spann heifst Pedasos 16, 152. Sein Sohn Neo-
Speise und Trank 9, 385. Cheiron lehrte ihn die Heilkunde 11, 831, die er wiederum dem Patroklos , dem mit ihm zugleich erzogenen Sohne des Menoitios, mitteilt 23, 84 — 90. Spä- tere Erziehung durch Thetis im väterlichen Hause 18, 57. 438. Von Nestor, Odysseus und l'atroklos in Phthia persönlich zum Kriege auf- gefordert 11, 765—784. 7,127 (Brunn troische
ptolemos wird während seiner Abwesenheit auf Skyros erzogen 19, 325. 24, 167. Blonden Haupthaares 1, 197. 23, 141, mit Augen, wel- che im Zorne furchtbar funkeln 1, 200, und mit gewaltiger Stimme begabt 18, 221 ist er der schönste aller vor Troja liegenden Achäer 2, 673, sowie der schnellfüfsigste 23, 792 (wie denn die seine Schnelligkeit betreffenden Epi-
u
Acbilleus b. Homer
Aclii Ileus b. Homer
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theta die häufigsten sind noäctg convg, nobiöinqg, noöaQxrjs, ra^tls) und stärkste und tapferste 7, 228, ist (xfyo: näßiv tpHog 'A%uioiGiv — noXifioio naxoio 1, 2S4. An Kampfeslust dem Kriegs- flotte gleich (hog 'EvvctXt'cp 22, 132, ÜQijiog 16, 166 durchbricht er (qi&Jvcoq 7, 228) löweumutig (&viiol£iov 7, 228) die Reihen der Feinde, alles vor sich herscheuchend und vernichtend und selbst den Kampf mit Göttern nicht scheuend (21, 265), denn Todesfurcht kennt er nicht, 10 da ihm der Ruhm das Höchste ist (19, 240. 20, 503. 9, 413). Als echtes Naturkind kennt er in Hafs und Liebe keine Grenzen. Furcht- bar sind die Ausbrüche seiner Wut und seines rasch auflodernden Zornes. Auf seinem Rechte bestehend vergiebt er dem, der ihn verletzt, nicht eher, als bis ihm volle Genugthuung ge- worden. Ist doch die ganze Ilias eine Verherr- lichung des Zorns des Achilles und seiner Fol- gen. Der Hafs gegen Agamemnon, durch 20 die eigenmächtige Hinwegführung der Briseis hervorgerufen , kann nur durch einen noch weit stärkeren Hafs in den Hintergrund ge- drängt werden , durch den Hafs gegen den Hektor, der ihm den geliebten Gefährten ge- tötet. (9, 307 Antwort des Achilles auf die Bitte des Odysseus und Aias; er weigert sich, am Kampfe teilzunehmen; selbst dem sterben- den und toten Hektor gegenüber kennt er kein Mitleid 22, 345 ; die im Skamander gefangenen 30 12 trojanischen Jünglinge schlachtet er am Scheiterhaufen des Patroklos mit eigner Hand 23, 175.) Ebenso stark aber ist er in der Liebe zum Freunde (18, 22 ff. 18, Sl. Trauer um den Tod des Patroklos; nach dessen Tode überträgt er seine Liebe auf Antilochos 23, 556. 23, 606), zur Briseis 9, 343, zu Vater 24, 507 und Mutter, welcher er alle seine Schmerzen anvertraut, bei der er in Nöten stets Hilfe sucht 1, 365. IS, 79, trotz des starken Selbstbewufstseins, das 10 ihn beseelt 9, 352. Feind alles versteckten Wesens 9, 324 liebt er rasches Handeln ; langes Erwägen ist nicht seine Sache; Bezeichnungen, welche seine Klugheit oder Weisheit preisen, fehlen. Nachdem sein Zorn verraucht, ist er rasch versöhnlich gestimmt, und weiche, milde Gefühle bemächtigen sich seiner (19, 56 ff. Aussöhnung mit Agamemnon; 24, 518 mit Priamos), wie denn überhaupt eine gewisse Weichheit ein Grundzug seines Charakters 50 ist. Fremdes und eignes Leid ruft rasch bei ihm Thränen hervor 1, 349. 24, 507. Schwer empfindet er es, dafs ihm durch das rauhe Eingreifen des Schicksals der Genufs stil- len, friedlichen Familienglücks in der trauten Heimat versagt ist 9, 397. Die langen Tage, welche er dem Kampfe fern im Kreise seiner Lieben am Gestade des Meeres zubringt, ver- kürzt er sich durch Spiel auf der Phorminx und Gesang 9, 186 ff. Gastfrei und freigebig uu empfängt er alle ihn Besuchenden 9, 197; selbst der bittflehende Feind findet gastliche Auf- nahme, nachdem derGroU vergessen 24, 621 ff. und den von Agamemnon entsandten Herolden, um die Briseis zu holen, läfst er das Unrecht ihres Gebieters nicht entgelten 1 , 335. Der Pietät, welche er seinen Eltern gegenüber er- weist, entspricht der Gehorsam, welchen er
solchen, die über ihm stehen, leistet. Nicht verachtet er die Hilfe der Götter; im Kampfe mit Skamandros ruft er den Zeus um Hilfe an 21, 273; dem Befehle der Götter folgt er auf der Stelle 1, 216. 24, 239. 1, 345. Ab- gesehen von den schon angeführten Epithetis werden ihm folgende beigelegt: ea&Xög, apv- fttov, cpai'difiog, fiiyd&vpog, ö'aTyQcov, cißpifiog, XQccTSQÖg, niXdiQiog, käjjtos, dovQixXvrog, ayavog, &eiog, ■ö'fof iniXog, öioyivrig, d'tb?, dit<piXog, üXoog,
TlTOXiTIOQdoS, JJCOOflfl'OS.
VorTroja liegend zerstört er auf verheerenden Raubzügen 11 Städte im Gebiete Trojas zu Lande und 12 zur See 9, 328. Er erobert und zerstört das kilikische Theben, tötet den König Eetion, verbrennt ihn in seiner Rüstung und schüttet ihm ein Grabmal auf; dessen 7 Söhne erschlägt er und führt die Königin als Ge- fangene fort, löst sie aber später aus 6, 414 ff. 1, 366. Zur theban. Beute gehört das Neben-
Achilleus (auf einer panathenaischen Amphora).
gespann Pedasos 16, 152. Die Briseis (die spätere Hippodameia (Schol. ad II. 1, 392. Schol. Venet. in IL 1, 392. Eustath. z. Hom. II. 1 184. Tzetz. Hom. v. 350. Hesych. v. 'inno- öüfLsiu) erbeutet er nebst andern Frauen auf dem siegreichen Zuge gegen Lyrnessos 2, 690. 20, 193. Das trauliche Zusammenleben des Achilles und der Briseis auf Vasen bei Over- becJc Gallerte heroischer Bildiv. p. 386 f. Brunn troische Mise. 1868. B. 1. p. 61 ff. Die Dio- mede nimmt er mit andern Weibern bei der Einnahme von Lesbos gefangen 9, 664. 129, 271. Ferner gehören zu seinen Sklavinnen Iphis aus Skyros in Phrygien (von Späteren mit der Insel verwechselt, vgl. den Schol. z. d. Stelle) 9, 668, Hekamede aus Tenedos 11, 624. Auf dem Zuge gegen Lyrnessos und Thebe tötet er die Söhne des Buenos 2, 689, den Gemahl,
15 Achilleus b. Homer Acbilleus b. Homer 16
die Mutter und 3 Brüder der Briseis und zerstört an ihm, Achill, verloren hätten. Auf die Ge- die Stadt desMynes 19, 296. 2,692. Mit Pa- genreden des Nestor und Agamemnon erklärt troklos zusammen erbeutet er troische Frauen er sich bereit, das Mädchen auszuliefern, ohne 18,28 341. DenAineias verjagt er durch einen dafür Rache zu nehmen. Schlufs der Versainni- Angriff auf seine Herden vom Ida auf dem lung — 307 (zum Streite zwischen Agamem- Zuge gegen Lyrnessos und Pedasos 20, 90. 188 ff. non und Achill vgl. Gerhard gr. Myth. 195). fängt den jugendlichen Sohn des Priamos Ly- Bildliche Darstellungen siehe bei OverbeckGallc- kaon auf einem Felde des Vaters und verkauft rie heroischer Bildwerke p. 382 ff). Nun zieht ihn nach Lemnos an Euneos 21, 34 ff., in glei- er sich, entschlossen fernerhin am Kampfe eher Weise Isos und Antiphos, Söhne des Pria- 10 nicht mehr teilzunehmen, in sein Lager znrück, mos auf dem Ida, läfst sie aber gegen Löse- den von Agamemnon gesandten Herolden Über- geld frei 1 1, 104. Weitere mit Namen nicht ge- giebt er die Briseis , ruft sie aber als Zeugen nannte Söhne des Priamos nimmt er im Laufe der Gewaltthat an; vgl. Overbeck a. a. 0. p. 387 ff. des Krieges gefangen und verkauft sie nach Am Meere sitzend klagt er der Mutter sein Samos, Imbros und Lemnos 24, 752. 9 Jahre Leid; sie steigt aus dem Meere auf, er erzählt wagen die Trojaner aus Angst vor Achilles ihr den Voi-gang und bittet sie, den Zeus zu niebt, sich in eine Feldschlacht einzulassen, bewegen, von jetzt an den Troern den Sieg zu sondern halten sich innerhalb der Mauern 5, verleihen und die Achäer bis zu den Schiffen 790 ; selbst Hektor wagt sich nur bis zum skäi- zurückdrängen zu lassen, damit sie und ihr sehen Thor und zur Buche 9, 353 f. Dort aber 20 König inne würden, was dieser verbrochen, als hält er dem Achilles einmal Stand, flieht jedoch er den besten der Achäer entehrte — 412. bei seinem Angriffe 9, 355. Hingegen erzählt Thetis verspricht Erfüllung seines Wunsches Agamemnon 7, 112, um den Menelaos vom und heifst ihn sich vom Kampfe fern zu hal- Zweikampfe mit Hektor abzusehrecken, selbst ten, bis sie vom Zeus Nachricht bringe, der seit Achill habe sich gescheut, dem Hektor in der gestern bei den Athiopen weile und erst nach männermordenden Feldschlacht entgegen zu- 12 Tagen zurückkehre. Nun bleibt Achill, treten. Dies die Vorgeschichte der Ilias, wie während seine Myrmidonen sich in Kampf- sie in ihr selbst, soweit sie den Achill angeht, spielen üben 2, 774, unentwegt in seinem Lager, enthalten ist. heftig zürnend und von Kampfbegierde ver- Im 10. Jahre des Krieges aber (Beginn 30 zehrt; vergeblich sucht er durch Gesang und des Ilias) beruft Achill auf Eingabe der Hera die Töne der Phorminx die Unruhe seiner eine Versammlung der Achäer, nachdem Apollo, Seele zu beschwichtigen 1, 488 ff. 9, 186. In- erzürnt, dafs Agamemnon seinem Priester Chry- zwischen bewilligt Zeus der Thetis den Wunsch ses die geraubte Tochter Chryseis vorenthält, des Sohnes : die folgenden Kämpfe bringen den 9 Tage lang das Lager der Achäer mit seinen Achäern Verderben, denn der Sieg ist stetig auf todbringenden Pfeilen heimgesucht, um durch Seite der Troer. Deshalb werden Aias der Tela- einen Seher zu erforschen, was der Grund des monier und Odysseus nebst Phoinix und 2 Hcrol- göttlichen Zornes sei 1, 8 — 67. Kalchas nennt den zu Achill gesaudt, um ihn zu versöhnen; denselben, nachdem ihm Achill Schutz vor Agamemnon verspricht nicht nur Herausgabe Agamemnon versprochen — 100. Agamemnon 40 der Briseis, sondern auch aus der trojanischen willigt ungern in die Herausgabe des Mädchens, Beute Gold und Erz in Menge, und 20 der fordert aber als Ersatz ein Ehrengeschenk vom schönsten trojanischen Weiber, endlich bietet er Volke. Auf die Erwiderung des Achill, alle ihm eine seiner 3 Töchter Chrysothemis, Iphia- bisher gemachte Beute sei geteilt; er möge nassa und Laodike mit reichlicher Mitgift (7 sich mit seiner Forderung bis zur Einnahme reichen Städten der Peloponnes) zur Gemahlin Trojas gedulden, antworteter mit Beleidigungen, an. Achill nimmt die Gesandten freundlich auf indem er ihm betrügliehen und eigennützigen und bewirtet sie gastlich, weist aber ihr An- Sinn zum Vorwurf macht und ihn zu unge- sinnen unter heftigen Ausfällen gegen den Heer- bührlichem Dienste bei der Wegführung der könig trotz des Zuredens des Phoinix zurück: Chryseis auffordert — 147. Hierob ergrimmt so nicht eher werde er am Kampfe teilnehmen, entgegnet Achill, Agamemnon sei sein Herr als bis Hektor die Schiffe der Achäer in Brand nicht; sein ganzer Ruhm bestehe in der Hab- gesteckt; von seinem Lager werde er die Feinde gier, mit welcher er von der Beute, die er, schon fernzuhalten wissen; zum Schlüsse droht Achill, auf den Kriegszügen gewöhnlich erwor- er wiederum mit baldiger Heimkehr. Unver- ben, den Löwenanteil für sich verlange. Um richtetet' Sache kehren die Gesandten zurück; aber weiteren Ehrenkränkungen zu entgehen, Thoinix bleibt bei Achill, der alsdann mit der werde er sogleich mit seinen Schiffen nach Diomede im Innern des Hauses der Ruhe Phthia zurückkehren. Als nun Agamemnon pflegt 9, 668, vgl. Overbeck a. a. 0. p. 408 ff. ihn mit geringschätzigen Worten gehen heifst G. liobcrl , Gesandtschaft an Achill. Arch. und ihm seine Sklavin Briseis zu entreifsen uo Zeit. 39 p. 138 ff. Am Tage darauf ver- droht, greift Achill ans Schwert, um Agamem- folgt Achill auf dem Verdecke seines Schiffes non zu durchbohren: da hält ihn Athene, von stehend den Verlauf des furchtbaren Kampfes, Hera gesandt und nur ihm sichtbar, zurück, der sich bei dem Schiffslager der Achäer ent- bciiehlt ihm nachzugeben und verhelfst drei- spinnt, und in welchem die tapfersten griech. fachen Ersatz. Er gehorcht, ergiefst sich aber Helden verwundet werden, so dafs das Ver- in furchtbaren Schmähungen gegen den Aga- derben sich immer mehr auch seinem eignen memnon : bald würden die Achäer einsehen, Lager naht. Als er nun auch den Nestor einen was sie für einen König hätten, und was sie Verwundeten aus dem Kampfe zurückführen
17 Achilleus b. Homer Aohilleus b. Honfer 18
sieht, befiehlt er dem Patroklos, sieh hei Nestor Freude, als neue zornige Rachgior. Nachdem nach dem von ihm nicht erkannten Verwuu- er Thetis noch gebeten, den Leichnam des l'a- deten zu erkundigen. Dieser folgt der Weisung, troklos vor Verwesung zu wahren, oilt er ins und durch die Erzählung des Nestor von dem Schiffslager , beruft eine Versammlung der Elend der Achäer auf das tiefste erschüttert Achäer, welche von allen, selbst von den Ver- bittet er zurückgekehrt Achill mit ergreifen- wuudeten besucht wird, und fordert den Aga- den Worten, ihm zu gestatten, in des Achill memnon auf, des alten Grolls zu vergessen Rüstung die Myrinidonen zum Kampfe zu füh- und Friede mit ihm zu machen, daim aber so- ren. Inzwischen ist das Schiffelager schon ge- gleich den Kampf wieder aufzunehmen. Aga- fährdet: Hektor hat die Achäer in die Schifte 10 memnon geht freudig darauf ein, bittet um zurückgeworfen, und nur Aias der Telamonier Verzeihung und bietet unendliche Sühne 19, hält noch Stand und wehrt den Brand von den 138. Davon will aber Achill in edlem Eifer Schiften ab. Da gestattet Achill dem Freunde nichts wissen, sondern drängt zum Kampfe, die Teilnahme am Kampfe in seiner Rüstung, Auf die Gegenrede des bedächtigen Odysseus, befiehlt ihm aber sich mit der Vertreibung der welcher sofortige Annahme der Bufse anrät und Trojaner aus dem Sehift'slager zu begnügen das Heer vor dem Kampfe durch Speise und und von weiterer Verfolgung abzustehen — 10, Trank gestärkt wissen will, erwidert er, er 101. Als nuu aber nach Überwältigung des für seine Person bedürfe dessen nicht: nicht Aias sogar die lichte Lohe aus den Schiffen eher würde er Speise und Trank berühren, als hervorschlägt, befiehlt er Patroklos sich schnell so bis er den Genossen gerächt. Allein Odysseus' zu wappnen, läfst die Myrmidonen sieh rüsten, Vorschlag findet Beifall, Briseis wird herbei- ordnet ihre Reihe und feuert sie persönlich geführt, und die Sühngeschenke herzugebracht, zur Tapferkeit an. Dann aber bringt er in Overbeck a. a. 0. p. 447 f. Nunmehr befiehlt seinem Hause dem Zeus zu Dodona ein Opfer Achill, die Schuld der Verblendung des Aga- dar, seinen Mannen Sieg und seinem Freunde memnon auf Zeus zurückführend, den Achäem, glückliche Heimkehr erflehend — 16, 239. die Mahlzeit einzunehmen und dann sich zur Die Myrmidonen retten unter Patroklos1 Schlacht zu rüsten 19, 275. Briseis und die Führung das Lager, dieser aber fällt, der Wei- Sühngeschenke werden in Achills Schiti'shaus sung des Achill uneingedenk, in weitere Kämpfe gebracht, welchen die Anführer der Achäer sich einlassend von Euphorbos' und Hektors 30 vergeblich anflehen, Speise und Trank zu ge- Hand, der ihn der Rüstung beraubt. Während niefsen. Nach Entfernung der meisten bleiben der Kampf um den Leichnam tobt, bringt An- Agamemnon, Menelaos, Odysseus, Nestor, Ido- tilochos dem Achül die Kunde vom Tode des meneus und Phoinix bei dem Trauernden zurück, Patroklos 18, 18; vgl. Overbeck a. a. 0. p. 428 f. um ihm die schlaflose Nacht durch Gespräche unsäglicher Schmerz bemächtigt sich des Hei- zu kürzen ; er aber ergeht sich in rührenden den. Die lauten Ausbrüche seines Schmerzes Klagen um den Heimgegangenen, der ihm mehr hören nicht nur die herbeieilenden Sklavinnen, gewesen, als der eigne Vater, als der eigne sondern auch Thetis, welche sofort erscheint Sohn, dem einst nach seinem, des Achilles', und ihm, als sie den Verlust des Freundes nicht mehr fernen Tode der Gestorbene hätte und der Rüstung vernommen, verspricht, bis 40 Vater sein sollen. Zeus aber sendet Athene, zum folgenden Morgen neue Waffen, von He- die ihm zur Stärkung für den bevorstehenden phaistos verfertigt, zu schaffen. Denn obgleich Kampf Nektar und Ambrosia einflöfst — 19, ihn die Mutter an den nahen Tod erinnert, ist 352. Am Morgen erscheint er in der neuen Rache für den Freund, Rache an Hektor sein Rüstung auf dem Kampfwagen, welchen Auto- einziger Gedanke. Thetis eilt fort: da erscheint medon führt, unter den kampfbereiten Achäern; Iris, von Hera heimlich entsandt mit der Er- mit grauenvollem Rufe feuert er sein Gespann mahnung , den Leichnam des Patroklos zu Xanthos und Balios an, nicht möchten sie ihn, schützen; als er wegen mangelnder Rüstung wie den vorigen Führer Patroklos, tot im Ge- in Verlegenheit ist, heifst sie ihn unbewaffnet filde zurück lassen. Da antwortet Xanthos, in den Kampf gehen: sein blofser Anblick 50 dem für diesen Augenblick Sprache und Gabe werde die Feinde fliehen machen. So schreitet der Weissagung von Hera verliehen, diesmal er unbewaffnet, doch von Athene mit feurigem würden sie ihn lebend aus dem Kampfe zu- Glanze umstrahlt, das Haupt in Gewölk gehüllt, rückbringen, allein der Tag des Tode sei nahe, zum Graben vor, mit furchtbarer Stimme drei- Trotzdem eilt Achill zum Kampfe — 19, 420, mal die Trojaner anrufend. Entsetzt fliehen die bemüht unter den durch sein Erscheinen er- Feinde, Patroklos' Leichnam wird gerettet und schreckten und zur Flucht gewendeten Troern , ins Lager zurückgebracht. Die ganze Nacht auf den Hektor zu stofsen. Da feuert Apollon hindurch dauert die Totenklage , von neuem den Aineias zum Streite gegen ihn an. Mit höh- verspricht Achill dem Freunde furchtbare Rache nenden Worten empfängt ihn Achill; Aineias' an Hektor und ganz Troja — 18, 340. Achil- <;o Lanze prallt machtlos am Schild des Peliden les' Klage um Patroklos dargestellt auf der ab, dessen Speer hingegen des Aineias Schild Tabula Iliaca. Overbeck a. a. 0. p. 432. Früh durchbohrt und zerschmettert. Dieser hebt am Morgen überbringt 19, 6 Thetis dem Sohne gegen den mit dem Schwerte auf ihn anstür- die neue Rüstung, insbesondere einen höchst menden Achill einen gewaltigen Feldstein auf: kunstreich gearbeiteten Schild (18, 369 — 615) da wendet mit Beistimmung der Götter Po- Overbeck a. a. 0. p. 442 ff. ; schon der Anblick seidon von beiden die Gefahr ab, indem er der Waffen verbreitet unter den Myrmidonen Achills Lanze aus dem Schilde des Aineias zieht Furcht und Schrecken, bei Achill aber sowohl und jenem vor 'die Füfse legt und ihn mit
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A'ehilleus b. Homer
Achilleus b. Homer
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Dunkel umhüllt, wahrend er den Aineias auf- hebt und ihn weithiu über die Reihen der Troer zurück aus dem Bereiche der Waffen des Achill an die Grenze des Kainpfgewübles schleudert. Dann nimmt er das Dunkel von Achill weg, der nunmehr die Achäer von neuem gegen die Troer vorführt, welche andererseits von Hektor zum Kampfe gegen den Peliden angefeuert werden — 20, 364. Aber auf Zu- reden des Apoll, der ihn vor Achill warnt, weicht Hektor aus dem Getümmel; Achill hin- gegen wütet in den Reihen der Troer. Von seiner Hand fallen Iphition, Demoleon, Hippo- damas, Polydoros, der Sohn des Priamos. Als Hektor aber den Bruder fallen sieht , kann er sich nicht länger halten, er stürmt auf Achill los und schleudert den Speer. Allein Athene schwächt die Kraft des Wurfes, sodafs der Speer machtlos zu den Füfsen des Achill nieder- sinkt. Hektor selbst aber wird von Apoll in dichten Nebel gehüllt, und dreimal sticht Achill vergebens nach ihm. Da wendet sich der Pe- lide gegen andere Feinde; während er vorwärts stürmt, fallen von seiner Hand Dryops, Phi- letor, Demuchos, Laogonos, Dardanos, Tros, Mulios, Echeklos, Deukalion, Rhigmos und Areithoos. Da gelangen seine Rosse an die Furt des Xanthos (Skamander) 21, 1, in den sich ein Teil der Troer gestürzt hatte, um dem furchtbaren Feinde zu entgehen. Aber Achilles folgt ihnen; cfr. (herbeck a. a. 0. p. 448; 12 Jünglinge ergreift- er lebendig, bringt sie ans Ufer, bindet sie und giebt sie den Seinen, die sie zu den Schiffen führen, um später die Totenfeier des Patroklos mit ihrem Blute zu verherrlichen. Dann stürzt er sich wiederum in den Flufs und stöfst auf den Lykaon, des Priamos Sohn, den er schon früher einmal ge- fangen und in die Fremde verkauft hatte. Dieser umfafst die Kniee des Achill, der er- staunt ist, ihn hier wieder zu finden, und bittet um Schonung. Allein Achill, des eignen ihm nahen Todes gedenkend, stöfst ihm das Schwert in die Kehle — 21, 121. Da er diese That mit. Worten begleitet, welche der Macht des Skamander Hohn sprechen, so gerät der Stromgott in Grimm und erwägt, wie er dem Morden ein Ende machen könne. Als nun Achill nach Besiegung des Asteropaios noch- mals den Gott höhnt, dafs er nicht imstande sei, .den Troern Hilfe zu leisten, läfst dieser warnend seine Stimme ertönen, von weiterem Blutvergiefsen abratend. Allein Achill giebt trotzige Antwort: da läfst Skamandros, von Apollo angefeuert, seine gewaltigen Wogen von allen Seiten auf den Peliden eindringen, die ihm den Schild vom Arme schlagen, so dafs er den festen Standpunkt verliert — 21 241. Seine Lanze hatte er vorher auf dem Ufer zurückgelassen. Vergebens fafst er eine am Flufsrande stehende Ulme, aber samt dem ihre Wurzeln umgebenden Erdreich stürzt sie in die- Wogen. Doch gelingt es ihm, sich auf das Gestade zu schwingen. Der Strom aber folgt ihm, erreicht den vor ihm Fliehenden mit seinen Gewässern und droht ihn zu ver- nichten, so dafs der Held im Gebet bei Zeus Schutz und Hilfe erfleht, daran erinnernd, dafs
nach seiner Mutter Aussage ihm bestimmt sei, im ehrlichen Kampfe vor Trojas Mauern zu fallen und nicht wie ein Sauhirt in den Fluten des Giefsbaches umzukommen. Da nahen sich ihm in menschlicher Gestalt Athene und Po- seidon und sprechen ihm Mut ein: von frischer Kraft erfüllt dringt er nunmehr von neuem auf den Stromgott ein. Der aber ruft den Si- moeis zu Hilfe: ein furchtbares Ringen ent-
10 steht. Und wiederum sind es schützende Gott- heiten, die vom Peliden das Verderben ab- wenden; auf Bitten der angsterfüllten Hera entzündet Hephaistos die Uferbäume des Ska- mander, und durch die so erzeugte Hitze wird das Gefilde getrocknet und die Leichname ver- brannt, ja der Strom selbst gerät in Brand, so dafs der Flufsgott sich bittend an Hera wendet, dem Sohne zu gebieten, seiner zu schonen. Dies geschieht, und der Strom kehrt
20 in sein Bett zurück, ohne am Kampfe weiter teilzunehmen — 21 , 382. Achill aber stürmt weiter , vor sich her die Troer der Stadt zu- treibend. Agenor, von Apollo mit Mut beseelt, sucht noch einmal den Peliden aufzuhalten, allein seine Lanze prallt machtlos an der gött- lichen Rüstung ab. Apollo entrückt in Nebel seinen Schützling der Rache des Achill und lockt diesen in Gestalt des Agenor vor ihm her fliehend in ein entlegenes Feld in der Nähe
so des Skamander, um ihn von der Verfolgung der nach der Stadt fliehenden Troer abzulenken. So gelingt es diesen, die Thore zu erreichen — 21 , 605. Inzwischen hat Apollo sich dem Achill zu erkennen gegeben; dieser stürmt nun- mehr direkt auf das Thor los, wo Hektor allein von allen Troern vor den Mauern der Stadt bleibend trotz der Bitten des Vaters dem ihn suchenden Peliden entgegengeht. Doch bei seinem Nahen ergreift er die Flucht, Achill
-10 folgt ihm und jagt ihn drei Mal um die Mauer, der vom Apollo beschützt vergeblich die ret- tende Stadt und das dardanische Thor zu er- reichen sucht, denn stets schneidet ihm Achill den Weg ab und treibt ihn von der Stadt weg ins Freie, gestattet aber den Aehäern nicht, auf ihn zu schiefsen, sondern behält sich selbst die Ehre des Sieges vor. Bei dem vierten Umlauf läfst Zeus die Schicksalswage über das Los der Beiden entscheiden: da neigt sich
;>o Hektors Schale dem Hades zu, und sofort ver- rätst ihn Apoll. Athene aber tritt zu Achilles, heifst ihn vom Kampfe ausruhen und verspricht ihm baldigen Sieg — 22, 214. Dann aberfor- dert sie in Gestalt des Deiphobos den Hektor im Namen seiner Eltern auf, dem Achill Stand zu halten und dem Kampfe ein Ende zu ma- chen. Der so getäuschte Held stellt sich nun- mehr, auf des Bruders Hilfe bauend, dem Gegner, erbietet sich aber, falls er siege, die Leiche
go des Achill den Aehäern zurückzugeben, das- selbe verlaugt er für sich, falls Achill ihn töte. Dieser aber weist jeden Vertrag zurück, und der Kampf beginnt; dem Speere des Achill weicht Hektor behend aus, Athene bringt ihn unbe- merkt dem Achill zurück. Aber auch Hektors Lanze vermag nicht, den Schild des Gegners zu durchbohren. Vergebens schaut er sich nach Deiphobos um, endlich den Trug der Athene
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Aehilleus b. lloni'
Achilleus b, Homer
erkennend. Da zieht er das Schwert und dringt auf Achill ein; der aber stufst ihm den Speer zwischen Achsel und Hals, so dafs er am Ge- nick wieder herausdringt und Hektor zu Boden stürzt. Nochmals fleht Hektor mit dem Tode ringend den Gegner an, seinen Leichnam zu schonen und ihn unversehrt nach Troja zu schicken, aber Achill bleibt unbewegt, und so stirbt Hektor, den Peliden an sein nahes Ende mahnend: am sküischen Thore werde er durch 10 Paris' und Apollos Hände fallen — 22 , 360. OvarlecJoa,. a. 0. p.448ff. Nun entkleidet Achill den Gefallenen seiner Waffen, und nachdem er die ihn umstehenden und des Hektor herr- lichen Körper bewundernden Achäer nochmals an die dem Patroklos schuldige Rache erinnert hat, durchbohrt er ihm die Sehnen zwischen Knöchel und Ferse, zieht Riemen hindurch und bindet diese am Wagensessel fest. Dann be- steigt er den Wagen und schleift den Leich- 20 nam nach den Schiffen. Overbeek a. a. 0. p. 453 ff. Nun zerstreuen sich die andern Achäer; den Myrmidonen aber befiehlt Achill zusammenzu- bleiben, um nochmals die Totenklage um Pa- troklos anzustimmen und den Totensehmaus zu halten. Ihn selbst aber wollen die Fürsten zum Zelte des Agamemnon führen, damit er sich daselbst bade — 23, 40. Er aber weigert sich dessen und schwört es nicht eher zu thun, bevor er den Patroklos bestattet, ihm ein Grab- 30 mal errichtet und sich das Haupthaar gescho- ren habe. Nachdem er den König gebeten, den Holzstofs errichten zu lassen, nimmt er teil an dem gemeinsamen Nachtmahle und ruht dann die Nacht hindurch am Gestade des Meeres. Da erscheint ihm im Traume Patro- klos , ihn zu schleuniger Bestattung seines Leichnams ermahnend 23, 90. Achill gelobt es. In der Frühe fällen die Mannen des Agamemnon Stämme auf dem Ida und schlei- 40 fen sie vom Berge herunter an das Ufer des Meeres; die Myrmidonen kommen herangezogen, und in ihrer Mitte tragen auserlesene Freunde den toten Patroklos zur Bestattungsstätte, Achill hält ihm das Haupt. Am Ziele ange- langt schneidet er sich das Haar ab und legt es dem Freunde in die Hände, dann heilst er die Achäer sich zum Mahle begeben, wäh- rend die Myrmidonen das Totengerüst bauen und viele Opfertiere schlachten. Darauf legt 50 Achill den Toten, umhüllt ihn mit Fett, legt die geschlachteten Opfertiere um ihn her, stellt Krüge voll Ol und Wein dazu und wirft end- lieh 4 Rosse, 2 Hunde und die Leichen der 12 von ihm im Skamander gefangenen und nunmehr erwürgten jungen Trojaner auf den Scheiter- haufen. Dann entzündet er ihn. Da er aber durchaus nicht hell brennen will, ruft er den Boreas und Zephyros zu Hilfe. Iris überbringt den Winden die Bitte; sie stürzen sich tosend 60 auf das Gerüst, so dafs die Glut mächtig em- porknattert. Achilles aber bringt die ganze Nacht hindurch dem Toten Weinspenden, un- ter Wehklagen den Scheiterhaufen umgehend. Erst gegen Morgen, als derselbe unter dem Hauche der Winde zu Asche geworden, naht sich ihm der Schlummer 23, 232. Zur Toten- feier des Patroklos vgl. Ocerheck a. a. 0. p.
484 ff. Bald aber wird er wieder von den Fürsten der Achäer geweckt; nun wird auf seinen Befehl die Glut mit Wein gelöscht, die Gebeine des Patroklos werden gesammelt und in Fettstüeke eingehüllt in eine goldene Urne gelegt; über dem zusammengesunkenen Schei- terhaufen wird das Grabmal aufgeschüttet. Dann läfst er das Volk in weitem Kreise sich niedersetzen, die Kampfpreise herbeibringen und die Leichenspiele beginnen. Das Wagen- rennen, an dem sich 5 Achäer beteiligen, macht den Anfang. Achill stellt das Zeichen und bestellt den Phoinix als Kampfrichter. Wäh- rend desKenneus schlichtet er einen zwischen ldomeueus und dem lokrischen Aias entstan- denen Streit. Diomedes gewinnt den ersten Preis, nochmals mufs aber Achill einen Streit, der zwischen den Siegern ausgebrochen, schlich- ten. Den fünften übrig gebliebenen Preis giebt er dem Nestor als Andenken an Patroklos. Dann folgen Faustkampf, Ringen, Wettlauf, Speerkampf, Diskuswurf, Bogenschiefsen und Speerwerfen. Auf den letzten Kampf verzich- tet Achill und giebt dem Agamemnon den Ehrenpreis 23, 897. Nach schlafloser, in Trauer um den Freund verbrachter Nacht schleift Achill Hektors Leib dreimal um das Grabmal. Dies wiederholt er jeden kommenden Morgen 24, 416 f. Am 12. Tage aber gebeut Zeus der Thetis, dem Sohne zu verkünden, die Götter grollten ihm heftig, dafs er den Hektor unge- löst bei den Schiffen zurückhalte; er selber werde Iris zum Priamos senden, damit er den Achill angehe, ihm den Sohn zu lösen 24, 119. Achill fügt sich dem Willen der Götter; des eigenen greisen Vaters und seines baldigen Endes gedenkend nimmt er den mit reichem Lösegeide ankommenden Priamos erbarmungs- reich auf, ergeht sich in Klagen über ihr bei- derseitiges trauriges Schicksal, sucht aber zu- letzt den Greis zu trösten. Als dieser jedoch in dringender Weise um Auslösung des Soh- nes bittet , gerät er in Zorn und warnt den Greis, ihn nicht zu reizen. Nur der Befehl der Götter sei für ihn mafsgebend. Darauf läfst er die Lösegeschenke vom Wagen neh- men, die Leiche Hektors waschen, salben, klei- den, auf den Wagen legen und übergiebt sie dem Greise, entläi'st ihn aber erst am folgen- den Morgen. Nachdem er ihm ein Abendmahl zugerüstet und eine Ruhestätte für die Nacht in seinem Hause bereitet, sowie sich mit ihm über einen Waffenstillstand von 12 Tagen be- treffs der Bestattungsfeierlichkeiten für Hek- tor geeinigt hat , ruht er selbst im Innern des Hauses bei der Briseis. Am frühen Mor- gen führt Hermes den Priamos samt der Leiche des Sohnes unbemerkt durch das Achäerlager nach Uios 24, 690. Hektors Lösung bei Over- beek a. a. 0. p. 464 ff.
Soweit die Erzählung der Ilias. Die Odys- see aber berichtet über die weiteren Schick- sale des Helden Folgendes: Odysseus begegnet 11,467 in der Unterwelt der jammernden Seele des Peliden, welcher ihn um Neoptolemos und Peleus befragt. Hocherfreut über die ihm ver- kündete Tüchtigkeit des Sohnes wandelt seine Schattengestalt mächtigen Schrittes dieAspho-
23 Achilleus naehhom. Acbilleus naehhom. 24
deloswiese hinab. Urn ihn sammeln sich, -wie trojanischen Krieg, damit die Erde von der über- ehedem auf der Oberwelt, die Seelen der ab- grofsen Menschenanzahl beiVeit werde und alle geschiedenen befreundeten Helden , Patroklos, Welt Hellas' gröfsten Sohn erkenne. Zeus und Antilochos, der Telamonier Aias und Aga- Poseidon freiten um Thetis (Pind. I. 8, 26 ff.), memnon 24, 15 ff. Als daselbst Achill das allein diese weissagte in derGötterversammlung, jammervolle Ende des Agamemnon beklagt, dafs aus einer Ehe zwischen ihr und Zeus oder erzählt dieser 24, 35 ff. , wie Achill vor llios Poseidon ein Sohn entspringen werde, der inäeh- gefallen sei (der Name dessen, der ihgi tötete, tiger als der Vater eine stärkere Waffe denn wird nicht genannt) und sich um seinen Leich- Blitz oder Dreizack führen werde. Deshalb nam heftiger Streit erhoben, bis es den Achäern iu standen beide Götter von der Ehe ab. Hin- gelungen, ihn zu erbeuten und in das Lager gegen einem Sterblichen vermählt, werde sie zu bringen. Und als sie die Totenklage erho- einen Sohn gebären, dem zwar im Kriege zu ben, stieg Thetis mit den Meergöttinnen aus fallen bestimmt sei, der aber an Stärke der dem Meere empor , um daran teilzunehmen. Arme dem Ares und an Schnelligkeit der Füfsc Auch die 9 Musen kamen herbei und besan- den Blitzen gleich sein werde; dieser künftige gen den Abgeschiedenen 17 Tage lang. Am Gatte aber sei Peleus, der Herrscher von Iol- 18. Tage aber wird die Leiche unter grofsen kos. Apoll. Argon. 4, 800. Apollod. 3, 13, 5, Opfern verbrannt, und mit Rossen und Wagen 1. Fulij. Myth.S, 7. Sein Geburtsort ist nach umsprengen die Achäer das lodernde Toten- dem Schol. zu, II. 23, 144 das thessalische Phar- feuer. Die Gebeine aber werden von Thetis 20 salos (JMaeyHtos zvyäv Lyeophr. 176); er ist in einem goldenen Gefäfse, einem Werke des das siebente Kind, das Thetis dem Peleus gc- Hephaistos und Geschenke des Dionysos, ge- bar (Seh. II. 16, 37. Lyeophr. 178. Ptol. Ileph. sammelt und mit denen des Patroklos gemischt. 6) , aber von allen vorhergeborenen Kindern Über diesen aber, sowie den Gebeinen des An- war keines am Leben, da, wie schon das alte tilochos häufen die Achäer am Strande des nach dem König Aigimios benannte Gedicht Meeres ein mächtiges Grabmal. Dann aber ver- (Seh. Apoll. Argon. 4, 816) im zweiten Gesänge anstaltet die Mutter nach Aussetzung herrli- erzählte, die Mutter ihre Kinder, um ihre Sterb- cher Preise grofsartige Kampfspiele. Odys- lichkeit zu prüfen, in siedendes Wasser tauchte, seus selbst aber berichtet 11, 541 ff.-, dafs an wobei sie umkamen. Bei Achill aber habe es dem Wettstreite, bei welchem Thetis die Waf- au der erzürnte Peleus verhindert, fen des Achill als Siegespreis ausgesetzt , er Eine andere Fassung der Sage ist folgende, und Aias sich beteiligt hätten. Die Kampf- Nach Schol. II. 16, 37 wirft Thetis, von den riehter hätten ihm den Preis zugestanden, wo- Göttern zur Heirat mit Peleus gezwungen, ihre rauf der Selbstmord des Aias erfolgt sei. Kinder ins Feuer, im Glauben, die sterblichen
So Achill in Pias und Odyssee. Teile würden verbrennen, das Unsterbliche an
ihnen erhalten bleiben. Bei dem siebenten
II. Nachhomerische Sagen. Kinde überrascht sie Peleus und entreifst ihr
Diese geben die Ergänzung zu den homeri- den Knaben. Nach Apoll. Eh. 4, 869 und Apol- schen Mythen, indem sie dieselben nicht nur lod. 3, 13, 6 birgt sie, um das Sterbliche zu ausbildeten, umgestalteten und ausschmückten, 10 tilgen, den Knaben nachts im Feuer, am Tage sondern auch das Knaben- und Jünglingsalter salbt sie ihn mit Ambrosia. Ptol. Ileph. 4 des Achilles, seine Kämpfe auf der Fahrt nach erzählt, nur der Knöchel des rechten Fufses Troja, sowie bei der Landung, die ersten neun sei verbrannt; als Peleus aber den Knaben dem Kriegsjahre vor Beginn der Ilias, die Abenteuer Cheiron übergeben hatte, grub dieser den Leib des zehnten Jahres nach dem Tode Hektors, des unter dem Pallenegebirge begrabenen üamy- den Tod, die Bestattung des Helden, endlich sos, des schnellsten aller Giganten, auf, ent- Bein Fortleben nach dem Tode behandeln. Sie nahm ihm einen Knöchel und setzte ihn dem bilden also gleichsam den äufseren Kahmen Achill anstatt des verbrannten ein. (Ebenda- zu dem Sngenkreise der llias; poetische Gestal- selbst steht eine etymologisierende späte Sage, tung fanden sie in den nur in den Excerpten 50 Thetis beschenkt den Neugeborenen mit den des Proklos und wenigen Bruchstücken erhal- Flügeln der Arke, der Tochter des Thaumas, tenen Epen Kypria des Stasinos oder Hegesias, des Bruders der Iris, welche Zeus der Thetis der Aithiopis und Uiupersis des Arktinos von als Hochzeitsgeschenk gegeben, daher nuäctQ- Milet, der kleinen Ilias des Lesches und den nrjs). Infolge der Bettung aus dem Feuer nannte Nostoi des Agias von Troizene , für uns von ihn sein Vater HvQi'ocoog , die Mutter aber, gröfstem Gewicht besonders deshalb, weil sie weil ihm das Feuer eine Lippe verzehrt hatte, uns den ältesten Kern der Sage erkennen las- 'A%ilev$ (ä-%(i:Xoq). Die jedenfalls jüngste Ge- gen und den Zusammenhang der Mythen leh- burtssage (Stat. Achill. 1, 269. Fult). Myth. ren. Hauptwerke: Der einsehe Cyklus oder 3, 7. Quint. Smyrn. 3, 62. Hgg. Fab. 107. die homerischen Dichter v. F. G. Wclckcr, Joh. <iu Serv. Verg. Acn. 6, 57.) berichtet, Thetis habe Ovcrbeck, die Bildwerke zum Thebanischen und ihn, um ihn unsterblich zu machen, in die Troisehen Heldenkreis. L. Preller, griechische Styx getaucht; die Ferse, an welcher sie ihn Mythologie. hielt, sei vom Wasser unberührt und so ver- wundbar geblieben. a. Gehurt und früheste Jugend. D;e Geburt des Knaben trennt die Gatten.
Nach Eurip. Sei. 38 ff. (von Welcher ep. C. Thetis, über das Verfahren des Peleus erzürnt, 2, 87 auf den Anfang der Kyprien zurückge- verläfst ihn auf immer, um in das Meer zu- führt; Epic. Ur. fr. p. 20 A'.) erregte Zeus den rückzukehren (Seh. II. n. Apollon. lih. a. a. O.
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Achilleus naehhom.
Achilleus naohhom.
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Aristoph. Wolken 1068; nach Apollod. a. a. 0. zu den Nereiden.). Anders bei Homer; vgl. //. 1, 390 n. 16, 574. Peleus hingegen (nach Orph, Argon. 387 ff. Thetis selbst) überbringt den Knaben dem auf dem Pelion wohnenden Kentauren Cheiron (Paus. 3, 18, 12. Seh. II. 9, 486), welcher ihn nach Soft. II. 11,613 u. Era- losth. Katasterism. 40 mit Asklepios, nach Ihil. Heroikos 708 mit Protesilaos, Palamedes und Aias zusammen in Gottesfurcht (Pind. P. 6, 20), in edler Sitte (Eurip. Iph.A.926), in der Tugend der Gerechtigkeit und uneigennützigen Wir- kens sowie Verachtung irdischer Güter (Phi- lostr. Her. 733), in der Arzneikunde (Seh. II. 16, 37. 9, 22. 50. 53. Phtt. Tom. 2, p. 1146 A) sowie in der Musik (Lyraspiel und Gesang (Seh. IL a. a. 0. Hör. Epod. 13, 12. Erzgruppe in Rom in d. Säpta des Campus Martins von unbekannter Hand; cfr. Overbcck Gesch. d.grieeh. Plastik : - 2, 283 ; auf dem amykl. Throne Paus. 3, 18, 12) im jagen, Reiten und allen ritter- lichen Künsten (Stat. Achill. 2, 381 — 452, Philost. maj. im. 2, 2. Heroik. 730 Sidon. Apoll, cp. 9, 131) unterrichtete, nachdem ihn, den der Mutterbrust, die er nie genossen, be- raubten (Seh. II. 1, 1. Stat. Ach. 2, 383) als kleines Kind die Najaden Chariklo, das Weib, und Philyra, die Mutter des Cheiron aufgezogen und gepflegt hatten (Pind. N. 3, 75. Apollon. Eh. 4, 813 u. Seh.). Bei Apoll. Bhod. 1. 553 ff. steigt Cheiron, als Peleus mit den Argonauten bei dem. Pelion vorüberfährt, mit Chariklo, welche den Kleinen auf dem Arme trägt, vom Berge herab und zeigt dem Vater das Kind. Nach Apoll. 3, 13, 6 u. Seh. gab ihm aus obi- gem Grunde Cheiron den Namen Achilleus, während er vorher AiyvQcov hiefs. Seine Nah- rung bestand in Eingeweiden von Löwen und wilden Schweinen, sowie dem Mark von Bären (Stat. Ach. 2, 384. Schol. Aphth. 2, 621. Ho- mil. pseudoclem. 6, 10); nach Phil. Her. 730. u. im. 812 in Honigscheiben und Rehmark. So wächst er unter fortwährenden körperlichen Übungen zu einem starken Knaben heran, des- sen Herz sich an Waffen und Musik erfreut (Orph. Arg. 399. Find. N. 3, 79. Stat. Achill.
I, 40 u. 188 ff. u. 2, 381 ff. Ouid fast. 5, 388. Pliilostr. Her. 730). Erkämpft mit Löwen und fängt ihre Jungen, jagt Eber und legt ihre im Todeskampfe zuckenden Körper dem Chei- ron zu Füfsen; Hirsche fängt er ohne Hunde und Netze (Pind. N. 3, 80—90. Soph. b. Eitst.
II. 877, 59. Liban. tom. 4, p. 86, 18. p. 1014, 11. Stat. A. 1, 166—170). Später nimmt er den Kampf mit den benachbarten Kentauren auf, plündert ihre Wohnungen und raubt ihre Herden (Stat. A. 1, 153). So trifft ihn seine Mutter [Stat. A. 1, 189). Die Liebe des Jüng- lings zur Musik und Poesie schildert Philostr. Her. 730. Kalliope, von Achilles unter Dar- bringung eines Opfers um ihre Gunst angefleht, erscheint ihm im Traume und verspricht ihm soviel Kunstfertigkeit zu geben , dafs er ein Mahl erheitern und den Kummer beschwichti- gen könne; sein Hauptruhm werde nicht auf seinem Gesänge, sondern auf kriegerischen Tha- ten beruhen. Allein sie werde ihm einen Sän- ger erwecken, welcher seine Thaten verewigen
werde. Und so lernte er denn mit Leichtig- keit singen und die Lyra spielen. Er sang die alten Lieder von Hyalrinthoa , Narkissos und Adouis, sowie die neueren vom Hyllos und Abderos , deren Schicksal ihn zu Thränen rührte.
Nach vollendeter Erziehung giebt ihn Chei- ron dem Vater zurück (Seh. IL 10, 37); auf ei- ner Vase aus Nocera hingegen (Bull. Na/p. N.
10 ,s'. 5. t. 2.) führt Hermes ihn dem Nereus und den Nereiden, worunter die namentlich bezeich- nete Thetis, zu. Nach Ovid Fast. 5, 381 traf Achill bei Cheiron mit Herakles zusammen; die spätere Sage (Eratostheu. Kataster ismata 40) machte Herakles zu seinem Liebhaber. Von dem Aufenthalte im Vaterhause nach Vollen- dung der Erziehung durch Cheiron berichtet die Sage so gut wie nichts. Nur zweierlei sei erwähnt. In diese Zeit hat man die Ankunft
20 des Patroklos in Phtkia und den Anfang des Freundschaftsbündnisses zu setzen ; beide wur- den später in Thessalien als Nationalhelden verehrt. Eine wunderbare Sage aus jener Zeit erzählt von ihnen Istros im 13. Buche seiner Attika (Plut. Thescus 34). Nach diesem wurde Alexandros, der in Thessalien Paris hiefs, von Achill und Patroklos am Spercheios besiegt, wozu vgl. Forchhammer, Achill p. 27.
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Cheiron und Achilleus, pompejan. Gemülde.
b. Späteres Knaben- nnd Jünglingsalter. Während die ältere Sage der Kyprien von dem späteren Knabenalter des Achilles schweigt (die den Auszug des Achill wahrscheinlich in Anlehnung an die Kykliker darstellenden Va- sengemälde siehe am Schlüsse von b S. 28, 58) 60 und ihm erst nach der Zerstörung von Teu- thrania und nach der Verwundung des Tele- phos durch Sturm nach Skyros verschlagen werden und die Deidamia heiraten läfst (so der Dichter der kleinen Ilias bei Eustath. IL 1187, 15 u. Seh. 11. 19, 326) oder er nach Seh. IL 9, 664 Skyros einnahm und plünderte, um die von Peleus abgefallenen Doloper zu züch- tigen, als er sich auf dem Wege nach Aulis
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Achilleus naehhom.
Achilleus naclihom.
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befand, bei welcher Gelegenheit er den Neo- ptolemos zeugte, berichtete die Seh. II. 9, 664 ausdrücklich als die jüngere bezeichnete Sage, dal's, als die Griechen anfingen, sich zum Kriege gegen Troja zu rüsten, Peleus (nach Apollodor, Statins A., Hygin, Ovid u. Eustatli. II. 1187, 13 die Thetis) eingedenk des Orakels, dafs seinem Sohne bestimmt sei als Jüngling vor Troja zu fallen, den neunjährigen Knaben nach der In- sel Skyros zum König Lykomedes gebracht habe. Dort sei er in Mädchenkleider gesteckt und mit den Töchtern des Königs aufgezogen worden (Soph, in Scyriis fr. 496 — 505. Wel- cher gr. Tr. 1, 102 — 107. Seneca Troad. 223. Poly- gnots Darstellung bei Paus. 1, 22, 6. Bion 15, 5 ff. Stat. Ach. 1, 207). Da nun aber nach der Weissagung des Kalchas Troja ohne Achill nicht erobert werden konnte, so wurden Odys- seus, Phoinix und Nestor (bei Ovid Aias, bei Statins u. Philostr. Jim., Odysseus u. Diomedes) zum Peleus geschickt, Achill zu holen. Dort
AchilleuV Abholung von Skyros, pompeian. Gemälde.
abgewiesen hätten sie sich nach dem von Kal- chas ausfindig gemachten Versteck begeben. Da sie den Achill unter den Töchtern des Ly- komedes vermuten, legen sie auf Odysseus' Bat den Mädchen Waffen und Körbchen mit aller- hand Werkzeugen zum Weben vor. Die Mäd- chen greifen nach letzteren, Achilles aber ver- rät sich , indem er nach den Waffen greift. Nunmehr nimmt er am Zuge teil. So Seh. IL 16, 326. Ovid Metern. 13, 162 ff. Phil. jun. imag. 1. Nach Apollodor 3, 13, 8 entdeckte Odysseus den Achilles, indem er durch Blasen einer Trompete dessen kriegerische Begeiste-
rung anfachte. Beide Sagen vereinigt bei Hi/- gin f. 86 u. Stat. Ach. 2, 165 jf. Vgl. aufser- dem Ovid de arte am. 1, 697 — 706. Liban. t. 4 p. 192. JEust. s. II. 1187, 15. Tsetses Chil. 4, 996. Lykopin: 277 und dazu Tsetses, wel- cher sogar eine Fabel erwähnt, nach welcher Achill aus Furcht vor Hektor und dem Tode nach Skyros geflüchtet sei. Philostr. Her. 731 verwirft natürlich die Weibergeschichte als 10 seines Helden unwürdig; nach ihm schickt Peleus den Sohn nach Skyros , um den von Lykomedes getöteten Theseus zu rächen. Achill erobert Skyros, nimmt den Lykomedes gefangen, läfst ihn aber frei, weil er sich recht- fertigt, heiratet die Deidamia und zeugt mit ihr den Neoptolemos. Die Entdeckung des Achill unter den Töchtern des Lykomedes wurde von Malern mit Vorliebe dargestellt. So von Polygnot in der Pinakothek der Pro- 20 pyläen (Paus. 1, 22, 6) und Athenion Maro- nites (Plin. 35, 134) ; als Gemälde erwähnt bei Ach. Tat. 6, 1 und Aristaen. 2, 5. Die bildlichen Darstellungen der Abholung des Achill von Sky- ros besprochen von Overbecka. a.O. p. 287 ff. B. Engelmann , zwei Mosaiken aus Sparta. Arcli. Ztg. 39 p. 127. O. Jahn, Arch. Beiträge 352 ff. Gerhard D. u. F. 1858 f. 113 p. 157. Heibig Camp. Wand- gem. n. 1296 ff.
Aus der Liebe zur Deidamia und der heimlichen Vereinigung beider (vgl. Bion a. a. O. u. Stat. A. 1, 642 ff. Seneca Troad. 350 ex vir- ginis coneepte furtivo stupro) ent- springt Pyrrhos , später Neopto- lemos genannt. Auf eine römi- sche Tragödie , den Aufenthalt des Achilles und sein Liebesleben auf Skyros behandelnd, weist hin Ov. Trist. 2, 409 ff. Achilles führte selbst auf Skyros wegen seines blonden Haares den Namen Pyrrha (Ptolem. Heph, N. IL 1), auch KipxvoiQa und Issa wurde er ge- nannt. Daselbst werden auch zwei Söhne Neoptolemos und Oneiros erwähnt. Als legitimer Sohn hin- gegen in rechtmäl'siger Ehe er- zeugt erscheint Pyrrhos in den Kyprien bei Proklos, Prop. 2, 7, 54. 9, 16. Philostr. Hcroic. 732. Tsets. in Lycophr. 277. Die lako- nische Sage hingegen (Paus. 3, 24, 10) erzählte von einer Werbung des Achill bei Tyndareos um Helena, bei welcher Gelegen- heit er den Las getötet habe. Endlich erwähnt Seh. II. 19, 320 eine Sage, nach welcher Neo- oo ptolemos der Ehe des Achilles und der Iphi- genia entsprossen sei. Zum Schlufs die Er- zählung des Philostr. Heroik. 732. Thetis pflegt den Sohn nach seiner Verheiratung mit Deidamia auf Skyros; als sich aber die Grie- chen in Aulis versammeln, bringt sie ihn zum Peleus zurück und rüstet ihn mit Waffen aus, wie sie noch niemand zuvor getragen, Weiter
weifs die spätere Sago betreffs seiner Aus-
29 Achilleus nachhom. . Ackilleus nachhom. 30
rüstung, dafs seine Rosse unsterblich waren .. (ScÄ. II. 1, 131 u. 197, dagegen Philostr. Her. <=■ Anhs. Die Fahrten nach Troja. 737), ein Geschenk des Poseidon bei der Hoch- Die Griechen vorsammeln sich in Aulis, mit zeit seiner Eltern (ebenso Ptolem. Heph. N. ihnen Achill an der Spitze der Myrmidonen H. 6); seine Rüstung und Schwert war ein mit 50 Schiffen (Dictys Cr. 1, 18), er geniofst Geschenk des Hephaistos, dem Peleus bei der- nach Philostr. Her. 732 schon hier neben sei- selben Gelegenheit gemacht nach Eust. II. ner Mutter göttliche Verehrung. 1090, 43. Bei der Abfahrt nach Aulis (Plaut. Q. 1) Erster Zug. Telephos. Bei der ersten Gr. 28) stellt die Mutter ihm einen Sklaven Ausfahrt, so berichten die Kyprien, landeten zur Seite, der ihn warnen soll einen Sohn des 10 die Griechen in Tenthranien in Mysien im Apollo zu töten, denn nach Tzetzes Lyc. 232 Glauben, in Troas zu sein, und verwüsteten lag eine Weissagung vor, dafs eine solche das Land. Telephos, der künftige Thronerbe, That seinen Tod zur Folge haben würde. Der eilt zur Abwehr herbei, wird aber von^Achil- Sklave heifst Mnemon. Die Zeit des Aufent- les verwundet. Ein Sturm überfällt die Ab- haltes im väterlichen Hause betreffen nach Wel- fahrenden und zerstreut sie (Achill nach den eher aesehyl. Tri!. 2, 305 die 'Axilliaq sQaetcii, Kyprien nunmehr nach Skyros verschlagen; vgl. ein Satyrspiel. In direktem Gegensatze zu den oben). Da dem Telephos zu Delphi das Ora- Sagen von Skyros stehen Darstellungen auf kel zuteil geworden, nur wer ihn verwundet, Vasen, den Auszug des Achilles sicherlich in könne ihn heilen, kommt er nach Argos , wo Anlehnung an die Kyprien wenn auch zum Teil 20 sich das Heer wieder gesammelt hat und wird mit grofser künstlerischer Freiheit und ohne vom Achill geheilt, da infolge eines Schiek- peinliches Festhalten am Worte des Dichters salsspruches Telephos der Führer der Griechen schildernd. Vollständig neu ist, dafs mehrfach auf ihrem zweiten Zuge nach Troja sein mufste. Hermes und einmal Iris als Stellvertreterin Vgl. Find. 1. 8, 49. Seh. Pind. 0. 9, 107. des Genannten als Götterboten erscheinen, um Euripides Fragm. d. Telephos. Anth. Jacobs t. den im Hause des Grofsvaters Nereus weilen- 2, p. 657. 11, 110. Seh. II. 1, 59. Tzetz. Lyc. den Achill zur Teilnahme am Kriege zu be- 209. Seh. Nub. 919. Hyg. F. 101. Prop. 2, wegen. Die Darstellungen zerfallen nach Brunn 1, 63. Ovjd M. 12, 112. Senec. Troad. 224 ff. troisch, Mise. 1868. 1. B. p. 61 ff. in drei Grup- Plin. 25, 42. 34, 152. Phil. Her. 690. Liban. pen. 1) Einfacher Abschied des Achilles von 30 JDecl. 3 p. 230 D. Dictys 2 , 3. 10. Suidas s. Thetis ohne Zuthat. Gerhard A. V. 184. Overb. T-qlsyoq. Eustath. z. II. 45, 39. Nach Seh. IL Taf. 16, 2. p. 386. 2) Hermes erhält von Achill 1, 59 mufste Telephos vor der Heilung dem durch Handschlag das Versprechen der Betei- Achill versprechen , den Troern keine Hilfe zu ligung am Kriege. Thetis Gerh. A. V. 200. Overb. leisten. Bei Hygin lautet das Orakel : „Nur die t. 20, 1. p. 464. Luckenbach, Fleckeisens Jahrb. Lanze, welche die Wunde geschlagen-, könne Suppl. 11 p. 546. P. J. Meier, Durisschalen sie heilen", die Heilung erfolgt durch abge- arch. Ztg. 1883 p. 5 und Hermes zwischen schabte Eisenspäne. Ebenso beiEurip.Fr.Nauck Achill und Nereus stehend. Thetis. Nereiden. 725 und Plinius , welcher von abgeschabtem Bull. nap. N. S. 5, 2. Welcher, alte Denkm. Roste spricht. Nach Pindar erfolgt die Ver- 5, 327. 3) Achills Auszug. Cheiron und Her- m wundung am Kaikos; in diesen Kämpfen be- nies vor dem Viergespann; welches Achill be- reitet sich nach Welcher ep. C. 2, 150 in den steigt, gefolgt von Nestor und Antilochos oder Kyprien die Waffenfreundschaft zwischen Achil- Patroklos (Thetis kommt mit Kanne und Schale les und Patroklos infolge der Thaten des letz- herbei) des Vergers VEtrurie pl. 38. — Anti- teren vor. Patroklos war nämlich bei der Lan- lochos besteigt den von Phoinix gelenkten düng am Kaikos verwundet worden: auf der Wagen, neben dem Iris sichtbar wird. Vor Vase des Sosias, Gerh. Trinksch. t. 7 verbindet den Pferden gerüstet Achill, dem Nestor die ihm Achilles, auch als Arzt auftretend, den Hand reichend. Overb. t. 18, 2. — 'Die selb- Fufs. Bei Philostr. heilt Achill den Telephos, ständigste Erfindung aber (so Brunn p. 71) vor Troja; nach Dictys unterstützen ihn dabei findet sich auf dem Kantharos des Epige- 50 auf Weisung des delphischen Orakels die Söhne nes Ann. d. Inst. 1860, tav. d'agg. H. I, und des Asklepios, Machaon und Podaleirios. Nach doch ist vielleicht der Gesamtinhalt der epi- Philostr. war endlich der Schild des Telephos, sehen Dichtung hier am vollständigsten und auf welchen Achill Anspruch erhob , von den tiefsten erfafst.' Auf der einen Seite: die Griechen dem Protesilaos zugesprochen wor- Wogengöttin Kymothea reicht Achill den Ab- den, da er dem Telephos den Schild wegge- schiedstrunk. Agamemnon, jugendlicher Krie- zogen und dadurch die Verwundung desselben ger, Nereide; auf der andern Seite Nestor ermöglicht hatte. — Mit gTofser Vorliebe hat dem Antilochos Rat erteilend, und Thetis die Kunst, die bildende wie die dramatische, mit Kanne und Schale als besorgte Mutter die Telephossage dargestellt und nach Bedürf- sich an den besten Freund des thatendur- 60 nis umgewandelt und erweitert. Der Kampf stigen Sohnes wendend. Dem Achill zur der beiden Helden war von Skopas in dem Seite steht ein Begleiter, welcher sich durch westlichen Giebelfelde der Athene Alea zu den Namen Ukalegon als eine von Achill los- Tegea plastisch wiedergegeben IPausan. 8, gelöste personifizierte Eigenschaft des letz- 45, 7. Overbeck G. d. gr. PI. 2 2, p. 18. Wei- teren ausweist. Nach Aristot. Rhet. 2, 22 eher A. D. 1' p. 199 ff. Urlichs, Skojias' Leben zog Achill als der jüngste der Helden, ohne u. Werke p. 18), und Plin. 35, 71 beschreibt durch Eid dazu verpflichtet zu sein , nach das Gemälde des Parrhasios, die Heilung des Troja. Telephos darstellend: Achill von Agamemnon
31 Achilleus nachhom. Achilleus nachhom. 32
und Odysseus umgeben schabt den Rost dev giebt er sich, von den Kriegern mit dem Steini- Lanze in die Wunde des Telephos. Der gleiche gungstode bedroht, wenngleich unter fortwäh- Stoff behandelt auf dem etrusk. Spiegel 229 bei renden Versicherungen seines Beistandes in Gerhard und einem etrusk. Relief bei IL Brunn sophistischer Weise zufrieden, als die Jung- rilievi clelle urne Etrusche tat). 34, 18 der Auf- frau sich freiwillig der Opferung darbietet, fassung des Accius entsprechend. Denn auch In der für unecht gehaltenen Schlnfsrede des die Tragiker hatten sich des Stoffes bernäch- Boten nimmt Achill sogar persönlich an dem tigt. Achill trat auf in dem Telephos des Äschy- Opfer der Iphigeneia teil und spricht das Ge- los, nach welchem wahrscheinlich Accius sein bet an Artemis. Den gleichen Inhalt verrnu- Drama arbeitete (vgl. O. Ribbeck, die rüm. 10 tet Welcker gr. Tr. 3, p. 947 für die Tragö- Tragödie im Zeitalter der Republik p. 345); auf die Agamemnon des Ion von Chios. Hingegen ihn ist vielleicht die bei Brunn a. a. 0. tav. trat, wie man aus etruskisehen Sarkophagre- 31 n. 11 dargestellte Scene zurückzuführen, in liefs geschlossen hat, Achill in der Iphigeneia welcher Telephos , der sich des kleinen Ore- des Ennius , welche aus der des Sophokles stes bemächtigt und auf den Hausaltar des und Euripides kontaminiert war, als wirklicher Agamemnon geflüchtet hat, demselben mit dem Verteidiger der Iphigeneia auf. Vgl. Brunn, Tode droht, um Gewährung seiner Bitte zu rilicvi delle wrne Etrusche tav. 37». 6. tarn. 88. 89. finden; Agamemnon, Ulixes und Achill stür- 40. 44, 18. 19. 45, 20. 21 u. 0. Ribbeck, Rom. men auf ihn ein, werden aber von Klytaim- Tr. p. 99 — 102. „Demgemäfs erblicken wir hier nestra zurückhalten ; vgl. Friedr. Schlie: die 20 Achill schwer verwundet zu Boden gesunken, Darstellungen der troischen Sagen auf etruski- unter dem Beistande eines treuen Waffenge- sehen Ascheninsten p. 57; der Telephos des En- fährten mit der erhobenen Linken noch in der nius hingegen war wahrscheinlich nach dem Ohnmacht gegen das Opfer protestierend; ihm von Aristophanes so arg verspotteten Telephos gegenüber jenseits des Altars einen seiner wüten- des Euripides gedichtet {Ribbeck p. 105). Der den Angreifer aus dem Heere eben im Begriff 'Telephos in Argos' von Agathon, erwähnt bei einen Stein zu werfen" (p. 101). In tiefe Trauer Athen. 10 p. 454 u. Welcker a. a. O. 3, 989. versunken wohnt Achill (nach Brunn; anders 'Telephos in Argos' von Moschion bei Stobaeus, Helbig) auf dem bekannten pompejanischen Ecl. 1, 5, 1 u. Welcker 3, 1048. Der Telephos des Wandgemälde dem Opfer bei" (Heibig n. 1305; Iophon, wohl nach Aschylos gearbeitet, spielte 3u Zahn2, 61). Über die Bildwerke. siehe Oterbeck nach Welckers Vermutung 3, 976 auch in Ar- a a. 0. p. 322 f. 0. Jahn, Archäol. Beiträge 378ff. gos, alsdann würde Achill auch in ihm auf- Brunn a. a. 0., Schlie a. a. 0. p. 60 ff. Homer getreten sein. Über den Telephos des Kleo- weifs von der erdichteten Verlobung der Ipbi- phon siehe Welcker a. a. 0. 1010. — Bei Quint. geneia und ihrer Opferung nichts. Nach Hygin. Smyrn. 4, 172 ff. heilt Achill den von ihm ver- F. 98 bediente sich Agamemnon als Boten wundeten Telephos mit der Lanze am Kaikos, nach Mykenai des Ulixes , e r berichtet aber und dieser schenkt ihm dafür ein Gespann nichts von einem Eingreifen des Achill. Der Rosse; vgl. Quint. Sm. 7, 379. Die bildlichen Erzählung der Tragiker kommt am nächsten Darstellungen bei Overbeck a. a. 0. p. 294 ff. Dictys 1 , 20. Ulixes bringt der Klytaimne- 0. Jahn Telephos u. Troilos Kiel 1841. [Drs. 40 stra einen Brief des Agamemnon, wonach er 2'elephos u. Troil. u. kein Ende. Bonn 1859. dem Achill die Iphigeneia versprochen; Achil- Schr.] Archäol. Aufsätze 164 — 180. Gerhard les aber wolle nicht eher aufbrechen , als B. u. F. 1857. t. 106. 107. n. 106. 107. bis das Versprechen erfüllt sei. So beeilt sich
Von Argos aus begeben sich die Helden Klytaimnestra , ihre Tochter mit Ulixes ins
nach Aulis, welches wiederum der Versamm- Lager zu senden. Während aber das Opfer
lnngsort des Heeres ist. vorbereitet wird, ertönt eine Stimme vom Him-
2) Zweiter Zug. Achilles und Iphige- mel, die Göttin verschmähe das Opfer und
neia in Aulis, Landung auf Tenedos. werde Ersatz senden; zugleich erscheint Achil-
Zwist (und Versöhnung) mit Agamem- les, welcher unterdessen einen Brief von Kly-
non. Tod des'Tenes. 60 taimnestra (neben einer Menge Gold) erhalten,
Die Kyprien erzählen : Agamemnon läfst worin sie ihre Tochter und ihr ganzes Haus
unter dem Vorwande, seine Tochter dem Achill dem Achill empfiehlt. Von dem Vorhaben des
zu vermählen, Iphigeneia von Mykenai nach Agamemnon inzwischen unterrichtet entreifst
Aulis kommen; auf Lesbos veruneinigen sich er die Iphigeneia ihren Würgern und vertraut
Agamemnon und Achill infolge einer Zurück- sie heimlich dem Schutze des zufällig anwc-
setzung des letzteren von seiten des Königs. senden Skythenkönigs an. Mit dem Aufent-
Bei Eurip. Iph. A. erfolgt die Herbeiholung halte in Aulis bringt man gewöhnlich, wenn
der Iphigeneia ohne Wissen des Achill, welcher auch ohne sicheren Grund, das Brettspiel des
oben im Begriff ist, den König auf Drängen Achilles und Aias in Verbindimg (Overb. G.
der Myrmidonen um schleunigen Aufbruch von oo h. B. 310 ff. Brunn tr. Mise. 1880 p. 173) und
Aulis zu mahnen. Durch die erst in Aulis in diese Zeit wird wohl auch die späte
selbst über den wahren Sachverhalt (Opfe- Sage anzusetzen sein , nach welcher Blut.
rung der Iphjgeneia) aufgeklärte Klytaimnestra Quaest. Gr. 37 p. 225 Achill die Tanagra, die
von dem Betrug unterrichtet verspricht Achill Mutter des Poimandros , des Königs von Ta-
ihr erzürnt seine Hülfe, allein als das ganze nagra in Böotien, tötete (Euxt. erwähnt bei
IlecrundbesondersdieMyrmidonenauf derOpfe- Fgaia im Schiffskatalog , dafs die Tanagräer
rung der Iphigeneia bestehen, und Odysseus mit sich weigerten, am Zuge gegen Troja teilzu-
Bewaffneten naht, um die Jungfrau abzuführen, nehmen).
33
Achilleus naehhom.
Achillens naehhom.
34
Nachdem die Griechen unter Führung des Telephos auf Tenedos gelandet waren, wurde (vgl. 77. S, 229) von Agamemnon eine Muste- rung und ein grofser Opi'erschmaus veranstal- tet. Durch ein Versehen bei der Einladung beleidigt er den Achilles (vgl. den Anonymus Tcigiogyiis Volum. Hercul. Oxon. 1 p. 51. Aristot. Wietor. 2, c. 2-1(381,54 P.) und den Opfer schm aus 11. 2, 405). Hiermit wird in Verbindung gebracht das jetzt für ein Satyrdrama erklärte Stück 10 des Sophokles 'Axuiäv avlkoyog ») evvSstm/ov r] evväuitvoi. li'. Dindorf P. Sc. Gr. 2 p. 127 fragm. 146 — 161 ; vgl. Cicero ad Quintum fr. 2, 16; Athen. S p. 365 b. Vol. Herd. Ox. u. Atistot. a. a. 0. Anders Welcher, rjr. Tr. 1, 110—113 n. 232—240. Äschi/1. Trü. 2, 170 Anm. 108. Ribbeck, röm. Trag. p. 620 sagt hierüber: rdie Achäerhelden, welche von Au- lis weiter nach Troja zogen, landeten auf Te- nedos, wo sie Musterung und einen Schmaus 2ü hielten. Achill, der zu spät dazu eingeladen war, fühlte sich deshalb beleidigt, entzweite sich mit dem Agamemnon und den übrigen Fürsten , besonders auch mit Odysseus und drohte in die Heimat zurückzukehren. Bei dem Gelage ging es wüst zu, der später kom- mende Achill wurde von den wahrscheinlich Trunkenen schnöde genug empfangen.' Die von Qnintus Cicero angefertigte Übersetzung (Cicero ad Q. fr. a. a. 0. ist mit Bücheier factum statt :iu actum zu lesen) mifsüel dem Bruder. Pibbech p. 619 u. 624.
Der Aufenthalt auf Tenedos wird von spä- teren Sagen noch durch die Erzählung vom Tode des Tenes ausgeschmückt. Plut. Q. Gr. 28 berichtet so: Thetis hatte dem Sohne ver- boten, den Tenes, einen Sohn des Apollo, zu töten und einem Diener den Auftrag gegeben, darüber zu wachen. Da verfolgt Achilles auf Tenedos die schöne Schwester des Tenes; die- 40 ser schützt die Schwester und wird von Achill erschlagen, welcher ihn zu spät erkennt und feierlich bestattet. Zur Strafe tötet Achill den säumigen Diener. Tsctzes zu Dyk. 232 setzt hinzu, Thetis habe die Warnung ergehen lassen infolge eines Orakels , Achill werde sterben, wenn er einen Sohn des Apollo töte. Die Schwester des Tenes heifst bei ihm Hemithea und wird, von Achill verfolgt, von der Erde verschlungen. Der Diener heifst Mnemon; vgl. 50 Lykopin: 240 ff. Der Tod, den Tenes durch Achilles bei der Verteidigung des Vaterlandes erlitten, wird auch erwähnt bei Paus. 10, 14, 4. Auf einen gleichen Tod führt auch Diodor. Sic. 5, 83, welcher erzählt, auf Tenedos habe ein Gesetz verboten, in dem daselbst befind- lichen dem Ten'es geweihten Tempel den Na- men des Achill auszusprechen. Der Tod des Tenes kann aber auch bei einer späteren Lan- dung des Achill erfolgt sein. Jedenfalls ist go die Sage neueren Ursprungs , da sie bei kei- nem älteren Mythographen vorkommt, und hat sich aus der Sage von Kyknos entwickelt, wel- cher von manchen Vater des Tenes genannt wird (vgl. Seh. PI. 1, 38). Die Tragödie Te- nes, fälschlich dem Euripides zugeschrieben (Vit. Eurip. Cod. Medial., W. Bindorf 3 fragm. 696 u. Welcher griech. Tr. 2, p. 499 f.),
Koscher, Lexikon der gr. n. rüm. Mythol.
behandelte wahrscheinlich eine audoro Sage von ihm , welche sich mehr zur tragischen Darstellung eignete.
Vor dem Wegzüge der Achäer von Tene- dos erfolgte die (wenn auch nirgends ausdrück- lich erwähnte) Versöhnung zwischen Achilles und Agamemnon, da sie vor Troja beide von vom herein in freundschaftlichem Verhältnisse leben.
d) Landung in Troja. Die ersten nenn Jahre des Kampfes.
Die Kyprien erzählen: 'Als die Troer die Achäer an der Landung zu verhindern suchen, und Protesilaos vom Hektor getütet worden ist, erlegt Achilles den Kyknos, den Sohn des Poseidon, und wirft die Troer in die Flucht. Nachdem die Achäer die Toten gesammelt haben, schicken sie eine Gesandtschaft nach Troja, Helena und die Schätze zurückzufordern. Auf die Weigerung der Troer machen sie ei- nen Angriff auf die Mauer. Dann aber zer- streuen sie sich über die Landschaft und zer- stören diese sowie die Städte in der Umge- bung. Da Achilles die Helena zu sehen wünscht, so bringen Thetis und Aphrodite beide an ei- nem Orte zusammen. Als die Achäer nach der Heimkehr begehren, hält sie Achilles zu- rück. Hierauf treibt er die Rinder des Aineias fort, zei'stört Lyrnessos und Pedasos und viele umliegende Städte und tötet den Troilos. Patroklos aber bringt den Lykaon nach Lem- nos und verkauft ihn daselbst. Aus der Beute erhält Achilles als Ehrengeschenk die Briseis, Agamemnon die Chryseis. Dann folgt der Tod des Palamedes und der Entschlufs des Zeus, den Achilles dem Kampfe zu entfremden , um den Troern Ei-leiehterung zu verschaffen.' So Proklos.
l)Tod desProtesilaos. Tsetzes Lycophr. 245 ff Nachdem Protesilaos durch Hektor ge- fallen, sprang Achill mit solcher Wucht aus dem Schiffe , dafs an der Stelle des Nieder- sprunges sofort eine Quelle entstand. Achill trat auf in den Tloiiiivsg des Sophokles, welche den Tod des Protesilaos schildern. W. Din- dorf, P. Sc. Gr. 2 fragm. 443— 401". Welcher griech. Trag. 1 p. 113—117. Der Protesilaos des Euripides ist anderen Inhaltes. Bildliche Darstellungen auf Sarkophagreliefs (Welcher A. P). 3, 553 ff. Overb. a. a. 0. 327 ff.) sind auf die Tragödie zurückzuführen (vgl. Brunn troisch. Mise. 1880 p. 174).
2) Tod des Kyknos. Der Tod des Kyk- nos am Kaikos (naehiS'ew. Troad. 237 u. Agam. 216) durch die Hand des Achill war eine sehr beliebte Sage und hat daher gar manche Ent- wicklungsphasen durchgemacht. Während Find. 0. 2, 82 (146) u. I. 5, 39 (49). Senec. a. a. 0. u. Quintiis Smyrn. 4, 153 einfach seinen Tod durch Achill erwähnen (nach letzterem war er ein Sohn des Poseidon und wurde mit dem Speere ge- tötet), weifs Aristoteles rhet. 2, 22, 10 (374, 51 P.) schon zu erzählen, dafs er unverwundbar gewe- sen, und sein Tod erfolgt sei, als er die Griechen am Landen verhindern wollte. Bei Lykoplvf. 232 zerschmettert ihm Achilles die Schultern
35 Acbilleus naehhom. Acbilleus naehhom. 36
mit einem Steine; Tzetzes hingegen bemerkt, es 2, 105), jedenfalls eine Folge des Waffenstill-
sei der Kopf gewesen, an dem allein er ver- Standes. Lyhophron 171 spricbt aber nur von
wundbar war. Pcüaiphatos de incred. 12 be- einer Vereinigung derselben im Traume (Aehil-
richtet nur, er sei unverwundbar gewesen und les der fünfte Geraabi der Helena , vgl.
habe, auch als er vom Achilles mit einem Steine Tzetzes zu dieser Stelle, welcher auch zu 141
getötet worden, keine Wunde davongetragen. bemerkt, dafs Achill sich nur dem Traumbilde
Ausführlicher Dictys 2, 12. 13. Kyknos über- der Helena in Liebe gesellt habe. Ebenso der
fällt die Griechen, welche, nachdem sie schon Scholiast zu //. 3, 140). Die Vereinigung ist
das Sehiffslager aufgeschlagen haben, mit der dargestellt auf einem pompejanischen Wand- Bestattung des Protesilaos beschäftigt sind, 10 gemälde bei Overbech a. a. 0. 335 ff. Ilelbig
und schlägt sie in die Flucht. Da kommt a. a. 0. 327 deutet es auf Ares und Aphrodite.
Achill zu Hilfe und tötet ihn. Am einge- Diese Liebe zur Helena benutzte nun wahr-
hendsten Ovid. M. 12, 64 ff. Achilles sucht scheinlich der Dichter der Kyprien als Motiv
bei der unglücklichen Landung der Achäei> dazu, dafs
nachdem Hektor und Kyknos schon viele ge- 8) Achilles die nach Rückkehr in die tötet, jene im Schlachtgewühls und stöfst Heimattrachtenden Achäer zurückhält auf Kyknos. Dieser, ein Sohn des Poseidon, und durch beutereiche Raubzüge gegen ist unverwundbar, und so prallt des Achilles benachbarte Länder und Städte die Lanze wiederholt an seinem Körper ab. Auch Lust am Kriege bei ihnen zu wecken das alsdann von Achilles angewandte Schwert 20 sucht; denn dieser zieht sich, da die liier fruchtet nicht. Da dreht er dasselbe herum infolge der ersten schweren Niederlage die und sucht Kyknos durch Schläge auf Kopf offene Feldschlacht vermeiden, in die Länge und Schläfe zu betäuben. Dies gelingt; Kyk- und macht keine Fortschritte (vgl. Thuhjd. 1, nos stürzt beim Rückwärtsschreiten über einen 11). Es folgen in den Kyprien die Züge gegen Stein, Achill kniet auf ihn, erwürgt ihn mit Aineias, Lyrnessos, Pedasos und andere dem Helmband und beraubt ihn der Waffen. Orte der Umgegend. Während nun der liaub Nach Welcher Gr. Tr. 1, 110 behandelten den der Rinder des Aineias durch Achill späterhin Tod des Kyknos die Tloifiiviq des Sophokles keine Erwähnung findet, sind die andern liaub- und 3, 961 der Kyknos des Acbaios. Anders züge mannigfach ausgeschmückt worden. Nach Urlichs. Der Kyknos des Aischylos beruht auf 30 Parthenios narr. am. 26 tötet er auf dem Vermutung. Den siegreichen Kampf des Achill Verheerungszuge gegen Lesbos (IL 9, 129. 271. gegen den unverwundeten Kyknos erblickt 664) den Trambelos (n. Eustath. z. II. 343, Brunn Ir. Mise. 1SS0 p. 201 ff. auf einer Trink- 5 in Milet, wo die Quelle, in welcher er sich schale des Duris bei Frühner, Choix des vases nach dem Blutvergiefsen reinigte, seinen Na- du prinee Napoleon pl. 2—4 u. Conze, Übunys- men trug), den Sohn des Telamon und errich- blälter Ser. 6, 7. Auf den Tod des Kyknos tet ihm, nachdem er von dem Sterbenden dessen läfst Ocid a. a. Ö. 146 einen Waffen stillstand Herkunft erfahren, unter Wehklagen ein Denk- folgen; vor diesem aber setzt Welcher ep. Cyhl. mal. Ebenso Tzetz. Lyh. 467, der von einem 2, 104 einen auf einer Vase aus Vulci (ann. Zuge gegen Milet spricht. — Nach Parth. a. d. Inst. 5. Welcher A. D. 3, 428 ff.) wahrschein- 40 a. 0. 21 leistete Methymna ihm kräftigen Wi- lich nach den Kyprien dargestellten derstand. Da erblickt Peisidike, die Tochter
3) aufgehobenen Zweikampf des des Königs, ihn von der Mauer, verliebt sich Achilles und Hektor an, r eine Nachahmung und schickt ihre Amme zu ihm mit dem Ver- des zwischen Aias und Hektor unter ausge- sprechen , die Stadt zu fiberliefern , wenn er tauschten Geschenken aufgehobenen Zweikam- sie zu seinem Weibe mache. Achilles geht pfes im 7. Gesänge der llias 273—283' (vgl. darauf ein, aber in den Besitz der Stadt ge- (Jverbech a. a. 0. p. 333 f.). Wenn nun Ovid kommen läfst er die Verräterin steinigen. — a. a. 0. erwähnt, dafs Achill im Gewühle der Ferner erzählten nach Schol. II. 6, 35 u. Eu- Schlacht nach den beiden Hauptgegnern Kyk- stath. I. p. 621, 15 Hesiod und Demetrios von nos und Hektor gesucht habe, so würde sich so der Belagerung von Pedasos (auch Menenia an die Bekämpfung und Besiegung des ersteren oder Monenia damals genannt) Folgendes. Als der Kampf mit dem andern sehr folgerichtig Achill schon im Begriff ist, von dem stark be- anreihen. Auf das im Vasenbilde geschilderte festigten Orte abzuziehen, wirft eine Jungfrau friedliche Auseinandergehen der beiefen Hei- Pedasa, in Liebe entbrannt, ihm einen Apfel den lasse ich demnach folgen den von Ovid zu, auf welchem geschrieben stand, er möchte erwähnten nicht abziehen, sondern die Belagerung fort-
4) Waffenstillstand, in welchen fallen setzen, da die Belagerten an grofsem Wasser- würde das bei Proklos erwähnte Begräbnis mangel litten. Achill folgt der Weisung und der Gefallenen und die vergebliche Ge- bemächtigt sich des Ortes, den er nunmehr sandtschaft der Griechen nach Troja no Pedasos nennt. Bei Dictys 2, 10 beginnt Achill behufs friedlicher Herausgabe der He- mit der Eroberung von Lesbos, wo er üio- lena und der Schätze. Dann folgt mede, die Tochter des Phorbas erbeutet; dann
5) Vergeblicher Sturm aufdieMaue r. nimmt er Skyros und Hierapolis. Da er alles,
6) Verheerung von Troas und der was er Troja freundlich gesinnt glaubt, ver- umliegenden Städte. wüstet, bitten die umwohnenden Völkcrschaf-
7) Wunderbare Zusammenkunft des ten um Frieden, indem sie ihm die Hälfte des Achilles und der Helena durch Thetis Ertrages ihrer Felder anbieten. Achilles nimmt und Aphrodite vermittelt (vgl. Welcher ep. U. es an und kehrt ins Lager zurück. Aber bald
37
Acuilleus naehhoui.
Achillous nachhom.
:;s
wendet er sich gegen Lyrnessos, erobert es und führt von dort die Astynome (urspr. Name der Chryseis, vgl. Eustath. ad I. 77, 30. 118), die Tochter des Königs Eetion fort. Dann nimmt er Pedasos, die Stadt des Brises, ein und erbeutet dessen Tochter Hippodameia (urspr. Name der Briseis n. Eust. ad IL 77, 32. Tzetz. Ante- hom. 350. Jo. Mal. j>. 1.26). — Als besonnenen Berater auf diesen Zügen (nach Phil. Her. 733 nahm er 23 Städte ein und gewann reiche Beute) bat sich Achill — so erzählt Phil. Her. 712, den Palamedes aus, da er selbst in allzu stürmischer und wenig vorsichtiger Weise Krieg führte (ebenso Tzetzes Antehom. 2G5 und 346). Bei der Belagerung von Abydos wurden beide ver- wuudet; Achill zieht sich deshalb zurück, Pa- lamedes aber nimmt die Stadt ein. — Endlich erwähnt der Scliol. IL 1 , 328 unter den auf Seezügeu erbeuteten Städten Sestos und Abydos, die er aber, weil zu fest, nicht zerstört habe, und Eustath. IL 2, 690 (322, 25) nennt als die zwölf Städte, die er zu Lande eroberte, Lyr- nessos, Pedasos, Thebe, Zeleia, Adrasteia, Pi- tya, Perkote, Arisbe, Abydos, ergänzt werden Chryse und Killa. Dafs Hesiod die Plünde- rungszüge des Achilles besungen, berichtet Seh. IL 6, 35.
Auf einem der von Achilles unternommenen Streifzüge durch das troische Gebiet erfolgt
9) die Tötung des Troilos, ein auf Vasen und andern Kunstdenkmälern aufseror- dentlich oft dargestellter Gegenstand. Mit Hilfe dieser ist man imstande, die Erzählung des Epos resp. des Dramas zu rekonstruieren: denn die schriftlichen Zeugnisse bieten wenig. Die Sage hat im Laufe der Zeit mannigfal- tige Wandelungen durchzumachen gehabt. IL 24, 268 nennt Priamos Hektor, Mnestor und Troilos die besten seiner Söhne , welche im Kriege umgekommen seien, und giebt Troilos das Epitheton nrretozapfKjs. Der Scholiast bemerkt dazu, dafs, da dies Wort nur von einem Manne gebraucht würde, man sich den homerischen Troilos als streitbaren Helden zu denken habe, während die Jüngeren ihn zu einem rosselie- benden Knaben gemacht hätten. Er will also imtioxcigtiris in der Bedeutung 'Wagenkämpfer' gefafst haben, während es der spätere Mythus als 'rossefroh' fafste. Weiter bemerkt der Scholiast zu der Stelle, in dem Troilos des Sophokles habe Achill diesem beim Ein- reiten von Pferden in der Nähe des thym- bräischen Heiligtumes aufgelauert (Äo^EtiTrij- vai mit Welcker statt des überlieferten 6%£v- Q-fivai) und ihn getötet; das Gleiche giebt an Eust. a. a. 0. Die Fassung der Sage, wie wir sie bei Sophokles finden, geht jedenfalls auf das Epos zurück; mit ihr stimmen auch die Kunstdenkmäler überein. Doch davon später. Nunmehr erscheint er in den schriftlichen Zeug- nissen lange Zeit hindurch als Knabe. Nach Apotlodor Bibl. 3, 12, 12 war er der jüngste Sohn des Priamos und der Hekabe, galt aber für einen Sohn des Apollo, infolge dessen hatte sein Tod (Tzetz. Posth. 385) dem Orakel ge- mäfs den Tod des Achilles zur Folge. Sein Tod durch Achilles wird schlechthin erwähnt Bio Chr. Or. 11, 338 (R). Sen. Agam. 747.
Myth. Vat. 2, 210. Als Knabe, aber doch am Kampfe beteiligt, erscheint er bei l'ergil. Aev. 1, 474 if. ebenso bei Quint. Sm. 4 (155) 413. 419 ff. und Auaon. epith. 18. Bei beiden also stirbt er in der Feldschlacht, und zwar ver- legte Vergil den Kampf und Tod durch Achill in die Zeit des 10. Buches der llias , Quin- tus nach den Tod des Polydoros , welcher in das 20. Buch der llias fällt (20, 413), Au-
10 sonius sogar nach den Fall Hektors. Als vollbärtiger Mann hingegen erscheint er bei Tzetz. Posthorn. 384; er nimmt an den Ama- zonenkämpfen teil 52, lebt noch beim Tode des Hektor und wird von Achill als streitba- rer Wagenkämpfer in der Feldschlacht am Skamander erschlagen. Bei Dares 33 endlich erscheint Troilos als gewaltiger Held, der un- ter den Achäern grol'se Verheerungen anrich- tet. Hierdurch wird Achilles bewogen, wieder
20 am Kampfe teilzunehmen, wird aber von Tro- ilos verwundet und gezwungen, das Feld zu räumen. Tagelang verhindert am Kampfe sich zu beteiligen ermahnt er die Mynnidonen zu einem Angrille auf Troilos, allein viele Myr- midonen fallen. Da stürzt sein Rofs und wirft ihn ab, Achill kommt hinzu und tötet ihn, den Leichnam mitzunehmen wird er von Mem- non verhindert, der ihn selbst verwundet. Da- rauf verfolgt er den Memnon und tötet ihn.
30 — So wird aus dem zarten Knaben im Laufe der Jahrhunderte ein riesiger Kämpe, der selbst dem Achill gewachsen ist.
Ganz anders die Sage bei IDiclys 4, 9. Achill fängt Lykaon und Troilos und läfst sie im Lager der Achäer niedermachen, weil Pria- mos seinen Verpflichtungen nicht nachgekom- men ist.
Das erotische Element tritt zuerst hervor bei Serews Ae. 1 , 478. Achill war für den
10 Knaben in Liebe entbrannt; um ihn in seine Gewalt zu bekommen , habe er den Knaben durch vorgehaltene Ringeltauben, welche die- ser sehr liebte, an sich gelockt, ihn festgehal- ten, und in seiner Umarmung wäre der Kna,be gestorben. Ähnlich Tzetz. LyJc. 307. Achilles liebt den Troilos, ohne Gegenliebe zu finden. Deshalb verfolgt er ihn; dieser flieht aber in das schützende Heiligtum des thymbräischen Apollo. Nach vergeblichen Versuchen, ihn
50 zum Verlassen des Tempels zu überreden, dringt er ein und tötet ihn auf dem Altare. Infolge dessen tötet Apollo, den Knaben rächend, an gleicher Stelle den Achilles. Hier erfolgt der Mord erst nach dem Tode des Memnon. So die schriftlichen Berichte.
Weit zahlreicher und stoffhaltiger sind die Bildwerke. Nach ihnen hat 1}relcker in der Zeitschrift für die Altertumswissenschaft 1850. Nr. 4 ff. u. 13 f. und in den Annahn des In-
m stitutes 1850 p. 66 ff. für die epische Darstel- lung (resp. die dramatische), nach welcher sie gearbeitet sind, folgende vier Momente unter- schieden:
et) Achilles im Hinterhalt hinter dem Brun- nen. Overbeclc a. a. 0. p. 339 ff.
ß) Verfolgung des Troilos und der Poly- xena Overbeck p. 344 ff.
y) Troilos' Tod. Overbeck 359 ff. 2*
39 Achilleus nachhoin. Achilleus nachhom. 40
ä) Kampf über der Leiche. Overbech 364 ff. Standbild. 734 bricht der Groll gegen den
Welcher, alte Denkm. 5, 439 ff. 0. Jahn, Tele- Agamemnon über den Tod des Freundes in
phos u. Troilos Kiel 1841. Gerhard B. u. F. der zur Beuteverteilung angesetzten Volksver-
1850 n. 93 t. 91 — 94. Jahn, Telephos u. Troi- Sammlung aus. Hierselbst von Agamemnon
los, an Welcher 16. Okt. 1859. Areh. Ztg. 1863, und Odysseus der Verräterei beschuldigt wirft
57 ff. Ibid. 1871. Tfl. 48. [Schreiber, Ann. d. er den Odysseus aus der Volksversammlung,
Inst. 1875 p. 188 ff. Klein, Euphronios p. 79 ff. überschüttet Agamemnon mit Schmähreden und
Liichcnbach in Jahrb. Suppl. 11 p. 600 ff. zieht sich vom Kampfe zurück. Hingegen
Schreiber.] Brunn, urne Etr. t. 48 ff. Schlie stellt T:etz. Antehom. 365 den Palamedes als
a. a. 0. p. 85 ff. 10 Verführer hin, ebenso Fragm. Uffenbach. 681;
Die dürftigen Fragm. des Troilos d. Soph., den Groll des Achill aber leitet er in glei-
von dem Welcher gr. Tr. 1 p. 124 — 129 eine eher Weise vom Morde des Palamedes her
Rekonstruktion versucht hat, bei Bindorf 548 Hom. 3.
— 562°. Eine Komödie Troilos schrieb Strat- Die Kyprien schliefsen mit der Hinweisung
tis, vgl. Meinehe Hist. com. Gr. p. 232. Viel- auf des Zeus Ratsehlufs, Achill zu der Troer
leicht übersetzte Quintus Cicero den Troilos Erleichterung vom Griechenheere zu trennen,
des Sophokles. Vgl. Cicero ad Quint. fr. 6, Über diesen SchluXs im Gegensatze zur Auf-
7 (mit Fritzsche Troilum statt des überliefer- fassung der Ilias , wo 'Zeus nur ungern den
ten trodam) u. Iiibbcch, Büm. Trag. 618 f. Bitten der Thetis nachgiebt, den Achill durch
Mit dem von den Troern zur Rettung der 20 den Sieg der Troer zu ehren' vgl. Welcher, Leiche des Troilos gemachten Ausfalle bringt ep. Cyhl. 2, 149. Welcher ep. Cyhl. p. 147 in Verbindung die
10) Gefangennahme desLykaon. Über «) Die Sagen des 10. Jahres, soweit sie der die Sa<*e bei Homer vgl. II. 21 35. 23 746. Hias angehören, in späterer, besonders drama- In den°Kyprien [Proklosj erfolgt Lykaons Ver- tischer Fassung.
kauf nach Lemnos durch Patroklos. Quintus Nach Ribbecks Vermutung (a. a. 0. p. 116 ff.) Sin. 4, 382 ff. giebt als Entgelt für Lykaon zwei beschäftigte sich der Achilles des Aristarchos,
silberne Mischkrüge, Werke des Hephaistos, an. welchen Ennius in seinem Achilles Aristarchi
Anders Bictys 4,5, vergleiche oben Abschnitt 9 zum Vorbild nahm, mit dem Anfang der Ilias S. 38. Bei Bares fällt Lykaon durch Achill in 30 und schilderte den Beginn des Streites zwi-
einer weit früheren Schlacht, als bei Homer. sehen Achill und den Atriden betreffs der Bri-
Hierauf folgte in den Kyprien die seis und seine Folgen.
11) Verteilung der Beute, welche in Livius Andronicus aber und Ennius scheinen den Raubzügen insgemein gemacht worden in dem von ihnen verfafsten und auf griechische war. Achill empfängt als Ehrengeschenk die Originale zurückzuführenden 'Achilles' die ver- Briseis (17. 1, 366. 6, 414. 9, 128. 328. 11, gebliche Gesandtschaft der Griechen an Achill, 625. Od. 3, 105). Nach II. 9, 665 u. Bictys ihn zur Teilnahme am Kampfe zu bewegen, 2, 19 behält er aufserdem für sich die Dio- und die sich daran knüpfenden Folgen behan- mede zurück, welche Dictys zu einer Jugend- delt zu haben, siehe Ribbeck a. a. 0. pp. 25 genossin der Briseis macht und den Achill 40 u. 112. Die hierher gehörigen Vasenbilder fufsfällig anflehen läfst, sie beide nicht zu weichen in manchen Stücken von der homeri- trennen. Bei T:etz. Antehom. 350 u. Fragm. sehen Schilderung__ab und lassen einen Rüek- Uffenb. p. 079 aber behält er die Hippodameia schlufs auf die Änderungen machen, welche ohne Vorwissen der Achäer zurück, während sich der tragische Dichter gestattete.
er die übrigen Schätze nebst der Chryseis der Die Trilogie des Aschylus 'A%tilr\l<; bestand
Volksversammlung der Achäer ausliefert. Nach aus drei Stücken: MvQfiiöovis, NrjQstdts, <1>qv-
PMl. Her. 733 endlich läfst er sich von der yig oder "Extoqoq Ivrga und behandelt 'den
ganzen reichen von ihm gemachten Beute tragischen Stoff, welchen man in dem Namen
nur eine Jungfrau geben. nargoxlaa zusammenfassen könnte, in drei
Eine dem Homer fremde Sage ist der 50 Akten: nämlich im ersten den Zorn Achills
12) Tod des Palamedes, auch in den bis zum Tode des Patroklos, im zweiten Achills Kyprien und in den Dramen des Sophokles Auszug und siegreichen Kampf mit Sektor, und Euripides hatte Achill damit nichts zu im dritten die Auslösung des Leichnams durch thnn. Vgl. Welcher gr. Tr. 1 p. 134. Erst Priamos' {Iiibbcch a. a. 0. 349). Der Inhalt I'hilostratus Her. machte den Palamedes zu der Myrmidonen, in welchen diese den Chor einem Jugend- und Kampfesgenossen des Achill; bildeten, ist nach Welcher, Tr. 1, 416 ff. fol- beide waren durch innige Freundschaft ver- gender. «Achill sitzt zürnend in seinem Zelte, bunden. Her. 712 ff. Während sie Lyrnessos unbeweglich und stumm (bis zum dritten Akte belagern, redet Odysseus dem Agamemnon ein, redet er kein Wort); die Achäer sind in höch- Ac.hill strebe nach der Oberherrschaft, Helfers- oo ster Not; die dringenden Bitten des Patroklos helfer sei besonders Palamedes. Er wird dem- und das Grollen des Chores hat endlich zur nach unter einem Vorwande zurückgerufen Folge, dafs er sie in den Kampf entläfst. Wäh- und getötet. Der entrüstete Achill hält sich, rend der Kampf tobt, erscheint eine Gesandt- nach der Eroberung von Lyrnessos vor Troja schaff, der Myrmidonen vom Schlachtfelde, die zurückgekehrt, vom Kampfe fern, bringt dem Not der Achäer zu schildern und ihn zum Freunde Totenopfer und bittet um seine Hilfe. Kampfe zu rufen. Allein Achill bleibt trotz Mit Aias (710) begräbt er ihn im äolischen der Gefahr der Seinen unbeweglich und sprach- Gcbiete und errichtet ihm ein Heiligtum und los. Das Schweigen löst endlich Antilochos,
41
Aclnlleus nachhom.
Achilleus nachhom.
42
welcher die Kunde vom Tode des Patroklos bringt. Nun vergifst der Held des Zorns, au
dessen Stelle das Verlangen nach Rache tritt; den Schi ul's bilden höchste Kampf begeisterung, feurige Rachegelübde und der Ruf nach Waf- fen (onXcov, djiifoi' Sit).
Der Anfang des zweiten Stückes, in wel- chem nach Welcher die Nereideu den Chor bildeten, setzt die Bitte des Achill an Thetis, ihm neue Waffen zu verschaffen, voraus. Den Regina bildet die Uberbringung der Waffen durch die Nereiden und Thetis, nach G. Her- mann, opuse. 5, 136 nur durch die Nereiden (vgl. die plastische Darstellung des Skopas PI in. 36, 4, 7 und die Kypseloslade Paus. 5, 19,« 7 f., wo der Kentaur Cheiron, Hephaistos, die Ne- reiden und ein Diener nebst Zweigespann Thetis begleiten). Darauf folgte die allgemeine Klage um den Tod des Freundes, dessen Leiche wahrscheinlich nunmehr gebracht wurde, die Aussöhnung mit Agamemnon durch Odys- seus , Übergabe der Briseis und Anlegung der Waffen. Alle undramatischen Momente, wie Kämpfe etc. mufsten natürlich in Weg- fall kommen. Im dritten Stücke , in denen Phryger den Chor bildeten und welches mit
Münze des Pyrrhos, jius Imlioofs Sammlung.
dem Unternehmen des Priamos (nach G. Her- mann a. a. 0. von Andromaehe begleitet), den Sohn auszulösen, beginnt, scheint Hermes den- selben angemeldet, und der Chor das Kommen seines Herrn vorbereitet zu haben. Den Schlnfs machte die Erweichung des Achill durch die Bitten und die Trauer des greisen Priamos. Wie im ersten Stücke finden wir ihn auch hier lange in stumme Trauer versunken , tief eingehüllt vor seinem Zelte sitzend. Dies ist der Hauptunterschied des Achill der Bias von dem des Aschylus ; das verhüllte Haupt und die Stummheit charakterisieren die tiefe Trauer des Helden, welche sich nicht wie bei Homer in äufserlichem Gebaren und stolzer Härte äufsert. 'Wie mit der Glorie seines Zornes sein tiefster Schmerz sich verbindet, war im mittleren Drama der Achilleis enthalten und wie er erschöpft im Hafs und im Trauern von beiden sich scheidet , im dritten , welcher uns vorhält, welche Frucht hinter der herrli- chen Blüte des Irdischen anreife'. Welcher, äscli. Tr. 1, 430. Der Schlufs der Trilogie ist wiederholt dargestellt in Basreliefs.
Die Gesandtschaft an Achilles auf Vasen- gemälden bei Overbeck a. a. 0. p. 408 ff. ; die Trauer des Achill Mon. d. I. 6, 19—21. Brunn Ann. 30, 352 ff. Totenopfer au Patroklos Mon. d. I. 6, 31. Ann. 1859, 353 ff. Mon. 9, 32. 33. Micluxelis Ann. 1871, 166 ff. Schlie a. a. 0. p. 120 ff. Überbringung der Waffen durch The-
tis Overb. p. 436 ff., tinn. 1858 tav. Q.; barbe- rinische Cista Monum. K, 31: vgl. Bull. 1868 p. 70. 88. 185 f. 1869 p. 127. Occrbvck 432 11'. 0. Jahn, Bcr. d. Sachs. Ges. 1854, 1863. Boulez, choix d. v. p. pl. 14. Stephani, comptes rend. 1865, 41 ff. Empfang des Priamos bei Achilles auf der Vase von Cervetri monum. 8, 27". Benndorf ann. 1866 p. 241 ff. und auf einer Münchener Vase Jahn , Münchner Vas. n. 404. Overbeck
in a. a. 0. 468 ff. Hier nimmt Achilles den Greis freundlich auf; auf anderen Darstellungen (Ger- hard auserles. griech. Fas.197. Monum. 6, IQ — 21; ann. 1858 tav. Q.) ist er kalt und düster als Trauernder in seinen Mantel gehüllt. Auf dem Sarkophage von Ephesus 1) Rückkehr der Leiche des Patroklos. 2) Rüstung Achills. 3) Hektors Schleifung. 4) Auslösung und Abwä- gung der Leiche gegen Gold, wie bei Aschy- lus. Conze, arch. Anz. 1864 p. 212*. Benn-
20 dorf, ann. 1866 p. 241 f. Auf Seite 4 finden sich folgende Personen: Achilles, Priamos, An- dromaehe, Odysseus und Astyanax. Hckabe mit zwei Trojanern bei der auf dem Wagen liegenden Leiche ihres Sohnes. Nach den Ex- cerpten des Ptolemäos N. H. 6, Dictys 3, 20 tf. Tzetzes Hom. 307 ff. begleiten Polyxena und Andromaehe nebst ihren kleinen Söhnen Ast3'anax und Laodamas den Priamos, welcher auf Wagen Gold, Silber und kostbare Gewän-
30 der mit sich führt, zu Achilles. Den ihm ent- gegenkommenden Fürsten wirft sich der Greis zu Füfsen mit der Bitte, Fürsprache bei Achill für ihn einzulegen. Nestor wird erweicht, während Od3'sseus unnachgiebig bleibt. Achill läfst die Bittsteller durch Automedon vor sich führen; in seinem Schofse hält er die Urne mit der Asche des Patroklos. Priamos sinkt, nachdem er gesprochen, in Ohnmacht, Andro- maehe aber heifst ihren Knaben vor Achill
■io niederknieen uud bittet ihn dann selbst fufs- fällig, ihr wenigstens den Anblick der Leiche des Gatten zu gewähren. Phoinix tröstet den Priamos (vgl. Gerhard aiiserl. Griech. Vas. 197 u. Jahn griech. Bilderchron. 24) ; Achill aber hält, nachdem er den König hart angelassen, mit den Grieehenführem Rat, die ihm die Aus- lösung der Leiche anempfehlen. Als nun auch Polyxena bei seinem Wiedereintritt in das Zelt sich ihm fufsfällig zur Sklavin anbie-
50 tet , ist sein Groll gebrochen , er bricht in Thränen aus , hebt Polyxena auf, nimmt dem Priamos das Trauergewand ab und heifst ihn durch Speise sich stärken. — Achills Klage um Patroklos und Abwägung der Leiche des Hektor gegen Gold auf dem Silbergefäfs von Bernay bei Overbeck a. a. 0. 481. Benndorf a. a. 0. p. 254; auf der Campanaschen Vase Monum. 5, 11 (L. Schmidt ann. 1849 p. 240 ff.). — Schliefslich sei es noch erwähnt, dafs bei
CO Späteren Briseis Hippodameia heilst, siehe oben Honurische'Myth. p. 1, 14 Z. 14, uud dafs nach den Fragm. Uffenbach. p. 679 ff. u. Tzetz. Hom. v. 351. 355 nicht die Soldaten bei Verteilung der Beute dem AchiBes die Briseis zugespro- chen hatten , sondern dafs ihm vorgeworfen wurde, er habe sie als Beutestück verheimlicht und seiner Leidenschaft folgend sich wider- rechtlich angeeignet. — Eine Scene auf der
43 AcMUeus naehhoni. Achilleus nachhoiu. 44
Kypseloslade endlich ging auf die Paus. 5, stand aus. Achill fahrt darauf nach Lesbos 19 , 2 erwähnte nachhomerische Sage , nach und wird, nachdem er dem Apollo, der Arte- weicher Cheiron, der inzwischen unter die Göt- mis und Leto geopfert, durch Odysseus vom ter versetzt worden war , dem Achilles , als Morde gereinigt. Da kommt Memnon , der sich dieser in dem Schmerze um den getöte- Sohn der Eos, in seiner von Hephaistos gefer- ten Patroklos aufzuzehren drohte, ein Nepen- tigten Rüstung den Troern zu Hilfe. Thetis thes zusendete. prophezeit dem Sohne das Schicksal des Mern-
Einen 'A%ilUvg haben geschrieben Iophon, non, durch dessen Hand Antilochos im Kampfe Kleophon, Chairemon, Karkinos und Diogenes fällt, der aber darauf selbst von Achilles ge- vonSinope, über deren Inhalt wir nichts wissen, iu tötet wird. Dieser schlägt dann die Troer in Nach dem ersten Stücke der äsehyl. Trilogie die Flucht, wird aber, eben im Begriff in die hat vermutlich Accius seine Myrmidonen ge- Stadt einzudringen, von Faris und Apoll ge- schrieben, welches Drama wahrscheinlich mit tötet. Um seinen Leichnam entsteht ein furcht- dem 'Achilles' identisch ist; vgl. Bibbeckp. 349, barer Kampf, bis es dem Aias gelingt, den- während die Epinausinaache desselben Terfas- selben nach den Schiffen zu tragen, während sers wahrscheinlich einer jüngeren Überarbei- Odysseus die Troer abwehrt. Hierauf folgt tung der äsehyleischen Nereiden entlehnt ist. die Bestattung des Antilochos und die Aus- Sie beginnt mit einer Scene, welche die Ungeduld Stellung der Leiche des Achill. Da erscheint des Achilles in den Kampf zu ziehen, um den Thetis mit den Musen und ihren Schwestern Patroklos zu rächen, schildert; den Schlufs bil- 20 und erhebt die Totenklage, bei der Bestattung det die Versöhnung mit Priamus. Einen noch aber entführt sie den Sohn dem brennenden gröfseren Zeitraum umfassen Hectoris hitra Scheiterhaufen und bringt ihn nach der Insel des Ennius, da sich die Handlung vom Aus- Leuke. Die Achäer aber errichten ihm ein zug des Patroklos bis zur Auslieferung der Denkmal und feiern Leichenspiele, wobei sich Leiche an Priamos erstreckt, also die ganze zwischen Odysseus und Aias Streit über die äsehyleische Trilogie umfafst (Eibbeck 119 ff.). Waffen erhebt. Über den Zusammenhang siehe Neu ist, dafs der im Kampfe von Sokos ver- Welcker ep. Cycl. 2, 170 ff. wundete Ulixes sich in das Zelt des Peliden 1) Die Sagen von der Penthesileia, mit flüchtet und dafs dieser, nachdem er die Kunde Torliebe von Dichtern und Künstlern behan- vom Tode des Freundes vernommen, voll Be- 30 delt, und die vom Tode des Thersites ge- gierde am Kampfe teilzunehmen von einem stalten sich folgendermafsen. seiner Myrmidonen Wallen leihen will, keiner Penthesileia, die Amazonenkönigin aus Thra- aber ihm den Wunsch gewährt, weil sie selbst kien (so die ausführliche Schilderung des Quin- mitkämpfen wollen. — Für ein Drama des tus Sin. 1, 475 ff.), welche nach Seh. II. 24, 804 Sophokles $Qvyis, die "Ey.rogog Ivrga darstel- während des Leichenbegängnisses des Hektor lend, treten ein Welcher (Gr. Tr. 2, 134) und vor Troja anlangte, wirft die Achäer in die G. Hermann; andere zweifeln dies an. Aui'ser- Flucht, verfolgt sie bis in das Lager und ist dem werden noch genannt die "£xto<jos Ivrga schon daran, die Schiffe anzuzünden, als der des Dionysios und Timesitheos, über welche bei Achilles weilende Aias das Wehgeschrei nichts weiter bekannt ist. Ebenso unbestimmt 40 hört und denselben zum Kampfe auffordert. ist es, ob und in welcher Weise Achill in dem So machen sich beide auf. Aias kämpft zu- "Ev.rcop des Astydamas und dem Eector profi- erst ohne Erfolg; Achill aber durchbohrt die ciscens des Ennius verwendet worden ist (Eib- von ihm schon an der rechten Brust verwun- beck p. 46 f.). dete Amazone mit einem zweiten Wurfe samt
Wie die spätere verderbte Zeit die reine dem Pferde, so dafs sie zu Boden sinkt. Als
Freundschaft des Achill und Patroklos auf- er ihr aber den Helm abnimmt und ihre Schön-
fafste , erhellt aus der interpolierten Stelle heit gewahrt, ergreift Liebe und Trauer sein
Plato Symp. 7, 5 u. Xenoph. Symp. 8,31. Athen. Herz, dafs er sie getötet und nicht vielmehr
13 c. 7f>. Flut. Amat. 5, p. 13. Acschin. in als Gemahlin nach Phthia geführt habe. Da Timarch. p. 149. Apollodori Bibl. 3, 13. Lu- 50 schmäht ihn Thersites, Achill aber tötet ihn
cian Amor. 14, p. 457. Sext. Empir. Pyrrhon. zur Freude der Achäer durch einen Faustschlag
llypotypos. 3, 24. p. 17G. Martiäl. Epigr. 11, in das Gesicht. Nur Diotnedes, ein Verwandter
43, 9 — 11. PhÜOStr. Imag. 2, 7 p. S20. des Thersites, zürnt ihm; mit Gewalt müssen
die Achäer ihn abhalten , gegen Achill die
/) Der Sagenkreis der Aitniopis, der kleinen Hämle zu erheben — 781. Das Fragment ei-
Uias, der Uinpersis und der Nostoi nebst spa- ner statuarischen Gruppe, die Tötung desTher-
teren Erweiterungen. sites durch Achilles darstellend, s. b. B. SehBm
Die Aithiopis umfafste nach Proklos die Arch. Ztg. 1860. TU. 208, 1, 2, p. 153 ff. 1855.
Sagen von Hektors Falle bis zur Bestattung Tfl. 76. 0. Jahn, Bihlerchron. p. 27. [Jetzt als des Achill und dein Streite um seine Watten, im Teil einer Scyllagruppe erkannt. Seh.]. Nach
Er berichtet: 'Den Troern kommt die Ama- t^uintus erzählt den Vorgang in gleicherweise
zonc Penthesileia, eine Thrakerin, Tochter des der Scholiast zu II. 2, 220, während der Scho-
Ares zu Hilfe, kämpft mit Achill, wird von Hast zu Soph. Philoct. 445 hinzufügt, dafs
ihm besiegt und von den Troern begraben; Thersites der toten Penthesileia ein Auge aus-
darauf tötet Achilles den Thersites , der ihn geschlagen habe, infolgedessen von Achill mit
wegen seiner augeblichen Liebe zur Penthesi- einem Faustschlage getötet worden sei, und dafs
leia verhöhnt und geschmäht hat. Infolge die- Achilles die Penthesileia auch nach ihrem Tode
ses Mordes bricht unter den Achäern ein Auf- noch geliebt habe. Gegen ersteres polemisiert
45
Aehilleus Qachhom.
Aohilleus nad
46
Tsetges eu Lykophr. 999. Nach ihm war der Hergang folgender: Nachdem es dem Achill nach vielen Kämpfen und öfteren Niederlagen endlich gelungen, Penthesileia zu besiegen und zu töten, habe er sie in Bewunderung ihrer Starte, Schönheit und Jugendfrische beweint und die Griechen aufgefordert, ihr ein Leichen- begängnis zu gewähren. Als ihm darauf von Thersites unkeusche Liebe zu ihr vorgeworfen worden sei, habe er ihn mit der Faust erschla- gen, Diomedes aber, als Verwandter über den Mord des Thersites ergrimmt, habe Penthesi- leia in den Skamander geschleudert.. Ebenso Teetzes Posthorn. 116, nur mit der Änderung, dal's Achilles die besiegte Penthesileia liegen läfst, um noch andere Amazonen zu töten und die Troer in die Stadt zu jagen. Bei der Rückkehr von der Verfolgung findet er die im Todeskampfe liegende , bejammert sie etc. Ebenso Joh. Halulas p. 161. Weitere Zutha- ten bei Dicti/s 4, 2. Achill ergreift die Ver- wundete an den Haaren und zieht sie vom Pferde. Die Griechen sind willens, die nur Halbtote in den Flufs, oder den Hunden zum Zerfleischen vorzuwerfen, nur Achill will sie begraben. Da wirft sie Diomedes unter dem Beifall der Griechen in den Skamander. Die einfachste Erzählung bei Tri/pliiodor v. 37 ff. : im Einzelkampfe erlegt Achilles die Amazone aus der Ferne mit dem Speere, beraubt sie der Waffen und bestattet sie. Des Sieges wird in Kürze gedacht bei Hygin. f. 112. Verg. Ae. 1, 495. 11, 661. Sen. Agam. 218. Troad. 252. Die Liebe zu der Getöteten erwähnt Sero, in Verg. Aen. 1, 495. Westermann Myth. Gr. app. p. 381. Justin. M. ad gentes 1. Prop. 4, 10, 13 (3, 11, 13) erwähnt aufserdem noch die vorhergehende Entblöfsung des Hauptes. Von unreiner Liebe zur Toten sprechen Nonn. Dionys. 35, 28. Liban. Melet. 28 p. 967 u. 50 vi. 51 p. 1026 — 102S; von den von Ther- sites ihm gemachten Vorwürfen Schol. in Soph. Philoct. v. 444. Endlich erwähnt Sern. zu Verg. Aen. 11, 661 eine von mehreren an- geführte Sage von der Liebe des Achill zur lebenden Penthesileia, nach welcher ihrer Ver- einigung Kaystros seinen Ursprung verdanke, nach dem der lydische Flufs genannt worden sei. Eine ganz andere späte Gestaltung der Sage findet sich bei Ptolem. Heph. nov. hist. 6. Achill wird zuerst von Penthesileia getötet, auf Bitten seiner Mutter lebt er wieder auf, tötet die Penthesileia und kehrt in den Hades zurück. Ebenso Eustath. Seh. Od. 1696, 52, welcher Teiles als Autor angiebt. Endlich er- wähnt derselbe a. a. 0. 1697, 55, dal's Chalkon aus Kyparissos, welcher die Penthesileia geliebt und ihr im Kampfe zu Hilfe gekommen sei, dabei von Achilles' Hand den Tod gefunden habe (so nach Asklepiades aus Myrlea).
Über die Penthesile.a eines unbekannten römischen Dramatikers siehe Sibbech 627; ei- nen'^(HErs %-£Q6iTOY.z6voq schrieb Chairemon; vgl. Welcher gr. Tr. 3, 1086, der auch einen 'A%dlivg des Agathon gleichen Inhaltes vermu- tet a. a. 0. 992.
Achilles die sterbende Penthesileia auffan- gend war im Bilde dargestellt auf einer der
die vier Fiil'so des Zcusthrones zu Olympia einschlicfsendcn wandartigen Schranken von dem Maler Panainos, dem Neuen des Pheidias Paus. 5, 11, 6; derselbe Moment wiedergege- ben auf der Pulszkyschcn Gemme, Overbech Gr. d. gr. PL' 2, 163 Fig. 33a, womit zu verglei- chen die Amazone des Wiener Münz- und An- tikenkabinetts bei Overbech ibid. Fig. 33. Die Kunstwerke, Penthesileias Kampf gegen Achil-
10 leus und ihren Tod darstellend, zusammenge- stellt bei Ooerbeclc G. h. B. p. 497 ff. Zlschrß. f. A. 50 p. 291 ff. Bull. d. Inst. 1868, 136.
Den weiteren dürftigen Bericht des Pro- klos ergänzt Welcher ep. C. p. 172 folgender- mal'sen : Infolge des Mordes des Thersites ent- steht ein Aufstand der Achäer und Streit zwi- schen Achilles und Agamemnon. So verläl'st Achilles Troja, wird von Odysseus auf Lesbos eingeholt, von ihm zur Rückkehr bewogen und
20 vom Morde gesühnt. Dann folgt die Rück- kehr , an welche sich anschliefst die An- kunft des
2) Memnon. Die Angabe des Proklos aus der Aithiopis siehe oben. Die Hilfeleistung und der Tod derselben einfach erwähnt bei Diodor. Sic. 4, 75. Philosir. imag. 1, 7. Se- nec. Agam. 213. Troad. 247 ff. ; sein Tod allein Pind. Nein. 3, 63. Ol. 2, 83. Isthm. 5 (4) 40. 8 (7) 54. Nein. 6, 50, wo Achilles vom Wa-
30 gen gesprungen den Memnon im Fufskampfe er- legt: vgl. Hyg. /"...112. Ein neues Motiv fügte, wie es scheint, Aschylus der alten Sage zu, der nach Plut. de aud. poei. 1 , 65 H. Seh. II. 8, 70 und 22, 208 u. 210 eine Psychostasie der Seelen der beiden Kämpfer durch Zeus auf der Schicksalwage hinzudichtete, während The- tis auf der einen, Eos auf der andern um das Leben des Sohnes bittet. Am ausführlichsten ist die Sage bei Quintus 8m. 2, 388 behandelt.
40 Nestor kommt zu Achill , ihm den Tod des Antilochos durch Memnon zu melden. Nun stürmt Achilles zu Fufs auf diesen ein und verwundet ihn oberhalb des Schildes an der rechten Schulter, nachdem dieser ihm selbst einen Felsen an den Helm geschleudert hat. Als aber auch Achilles von Memnon am Arme verwundet worden ist, folgt ein Zwiegespräch, dann Schwertkampf ( — 470). Die Götter sind geteilter Gesinnung, die einen scharen sich
50 um Thetis, die andern um Eos, und beinahe wäre es zwischen den erregten Göttern selbst zum Kampfe gekommen, wenn nicht auf einen Wink des Zeus sich die schwarze Ker dem Memnon, die weifse dem Achill zur Seite ge- stellt hätte. Noch wütet der Kampf weiter; endlich verwundet Achill, nachdem ihm die Kampfeswage in der Hand der Eris den Sieg zugesprochen, den Gegner tödlich durch einen Stofs in die Brüst. Bei Dictys 4, 6 durchbohrt
co er dem im Kampfe des Schildes beraubten Gegner die Kehle; bei Tzetzes Posthomerica 33, dem Cedrenus folgt, tötet er den aus dem Zweikampfe mit Aias entfliehenden Memnon von hiuten durch einen Stofs in den Nacken. Über den Memnon und die Psychostasie des Aschylus, Bestandteile der Trilogie At&io- mts, s. Bindorf P. S. Gr. 1 p. 108 fr. 127aff. Über die Athiopen oder Memnon des Sophokles
47 Achilleus nachhom. Achilleus nachhom. 48
siehe Welcher, gr. ZV. i. 137 (vgl. ff. Hermann versteht wohl unter dem Pfeile den des Apollo.
opusc. 7, 343 ff. Nitssch Sagenpoesie 607 ff. 618 Bei TVcte. Zi/fc. 307 wird er von Apollo in
— G20 ff.), welcher auch einen Memnon oder dem Heiligtume erlegt, das er durch den Mord
Achilleus des Theodektes vermutet ibid. 3, 1078; des Troilos, des Lieblings jenes, besudelt hatte,
über den Memnon des Timesitheos ibid. 1046. Das Heiligtum des thyinbräischen Apollo statt
DerKampf zwischen Achill undMemnon unter des skäischen Thores war schon bei Hellanikos,
Beisein der Mütter war dargestellt am Kypselos- Bachm., Anecdota Gracca 1, 467 erwähnt, Hin-
kasten Paus. 5, 19, 1; ohne letzteres auf dem gegen spricht Ovid. M. 13, 500 von den Pfeilen
amy Maischen Throne ibid. 3, 18, 12. Die Doppel- des Paris und Apollo, was so zu verstehen ist,
handlung im Olymp und auf Erden in Erz ge- lu wie Vergil. Ae. 6, 57 u. Ovid. M. 12, 600, wo
gössen von Lykios, dem Sohue Myrons in einer Apoll die Pfeile des Paris lenkt. Als alleiniger
freistehenden Erzgruppe zu Olympia, beschrie- Urheber des Todes wird Paris genannt Furip.
ben bei Paus. 5, 22, 2; vgl. Ovcrbeck G. d. gr. Andrem. 655. Hekuba 387 f. Flut. Comp. Lys.
Fl 2 2, 328 f. Siehe die Kunstwerke bei Over- cum Sulla 4. Flut. Q. Symp. 9, 13, 2. Sencc.
leck Gr. h. B. p. 514 ff. Mon. d. Inst. 6, 5. Troad. 356, welche Sage kustath. Seh, Od. 1696
Con:e Melischc Thongefäfs'e Tfi. 3 p. 6. Hey- die gewöhnlichste nennt. Derselbe berichtet
demann Arch. Ztg. 1871. 168, Ncapler Vasens. daselbst weiter, dafs nach Sostratos Paris, der
n. 2430. 2781. ibid. SA. n. 120. Die Erzäh- Geliebte des Apollo, von diesem in der Bogen-
lung des Proklos wird ergänzt durch eine künde unterrichtet worden sei und von ihm
Vase, die Fortschaffung der aus Feindeshand 20 einen elfenbeinernen Bogen empfangen habe,
geretteten Leiche des Antilochos darstellend, mit dem er den Achill in den Leib geschossen
sowie durch das von Pliilostratos 2, 7 be- habe (vgl. unten die Sage bei Ptolem. Heph.).
schriebene Gemälde, welches die Totenklage — Kontamination beider Sagen bei Hyg. ff. 107
des Achill über Antilochos zum Vorwurf hatte. u. 113. Apollo, erzürnt über die Prahlerei des
Der Kampf um die Leiche des Antilochos bei Achill, er allein habe, indem er den Hektor
Ovcrbeck a. a. 0. 517 ff. vgl. 0. Jahn archäol, erlegte, Troja erobert, nimmt die Gestalt des
Aufs. p. 11. Es folgt in den Excerpten des Paris an und verwundet Achill an der sterb-
Proklos liehen Ferse. Zwei völlig hiervon abweichende
3) Achilles' Angriff auf die Stadt Sagen bei Ptolem. Heph. 6. Nach der einen
und sein Tod (ohne Erwähnung der Penthe- 30 empfängt Helenos, der Sohn des Priamos, vorn
sileia) durch Paris und Apollo. Apollo geliebt, von diesem einen elfenbeinernen
Nach II. 21, 277 hatte Thetis dem Achil- Bogen, mit dem er Achill an der Hand ver- les den Tod durch die Geschosse des Apollo wundet; nach der andern verliert Achill den prophezeit (Quint. Sm. 3, SO ff.). IL 19, 416 f. ihm vom Cheiron eingesetzten Knöchel des Da- sagt Xanthos , ihm sei bestimmt durch die nrysos, als er von Apollo verfolgt wird, stürzt Kraft eines Gottes und eines Menschen zu fal- infolgedessen nieder und wird von ihm getötet, len; bestimmter spricht Hektor 22, 359 ihm Schliefslich sei hier erwähnt, dafs nach von dem Tage, wo ihn am skäiseben Thore Eust. ad Od. 1695 Penthesileia den Achill Paris und Phoibos Apollo verderben würden, tötete, dieser wieder auflebte, die Penthesileia während 18, 96 Thetis nur sagt, sein Tod 40 tötete und dann wieder zu den Toten hinab- werde bald nach dem des Hektor erfolgen. stieg. Achilleus Tod bei Ovcrbeck a. a. 0. Pindur F. 3, 101 erwähnt blofs, dafs sein Tod p. 537 ff.
durch einen Bogen herbeigeführt sei, während 4) Polyxena (Troilos) und Achill. Soph. Fhilokt. 332 u. Aeschyl. fragm, 340 Nauck Hierüber ausführlich liieh. Fürster , Achilleus berichtet 'sie sagen , er sei vom Phoibos be- u, Polyxena. Zwei unedierte Deklamationen zwungen'. Gleiches bei Horat. od. 4, 6, 3. des Choricius. Hermes 17. 1882. p. 193ff, 18 Mythogr. Gr. M'esterm. App. 378 sub 51. Die p. 475ff. Luckenbach Jahrb. f. Fhilul. Suppl. ausführlichste Schilderung dieser Form der 11, 600 ff. Preller gr. Myth. 1, 438. Sage findet sich bei Quintus Sm.'ä, 1 ff. Achill, Von Homer wird Polyxena nicht erwähnt; über den Tod des Antilochos aufs höchste er- 50 allein dafs sie und ihr Verhältnis zu Achill in zürnt, treibt die Achäer zum Kampfe gegen den Kyprien besungen worden ist, geht aus die Troer; seinen letzten Auszug siehe bei Over- der stattlichen Anzahl archaischer Vasenbilder beek a. a. 0. p. 536 f.; er selbst wütet in ihren hervor, welche hierauf bezügliche Scenen schil- Keilien, und wieder füllt sich das Bett des dorn (Franeoisvase; Vase des Timonidas aus Skämander und Simois mit Toten. Da ergreift Kleonä (Arch. Zeit. 1S63. T. 175. Liischke die Troer Schrecken: sie fliehen. Achilles folgt Arch. Zeit. 36, 116. l.uckeubach a.a.O. 605). ihnen auf dem Fufse und ist eben im Begriff, Sie gestatten betreffs der Erzählung der Ky- die ltiegel der Thore zu sprengen, da steigt piien den Schlufs, 'dafs, als Polyxena einst iu Apollo in furchtbarer Gestalt mit Pfeil und Begleitung ihres jugendlichen Bruders, des Bogen bewehrt vom Himmel und fordert ihn 60 ltossetummlers Troilos, ausging, um Wasser auf, dem Befehle eines GotteB zu gehorchen zu holen, Achilleus sich hinter dem Brunnen und zu weichen. Allein Achill, daran erin- versteckt hielt., und dafs sie selbst nur in cilig- nernd , dafs Apollo ihn schon bei dem Tode ster Flucht entkam, während Troilos von dic- des Hektor getäuscht habe, läfst ihn stehen bohi eingeholt und erlegt wurde'. I >ie Sage und wendet sich wider die Troer. Da hüllt geriet früh in Vergessenheit, da sie sich weder sich der erzürnte Gott in Wolken und sendet sonst in der Lilteratur, noch auf den rottigurigen ihm den Pfeil in die Ferse , welcher schnell Vasen findet. Wer diese Sage in die Litte- den Tod herbeiführt. Auch Find. a. a. Ü. ratur eingeführt hat, ist unsicher; vgl. Förster
49
Achilleus naohhom'.
Aohilleu
s nachhom.
50
a. a. 0. 194 f.; ebendaselbst die abweichenden Meinungen anderer Gelehrter betreffe der Deu- tung des Vasenbildes. Nach Welcher Gr. ZV. 3, 1145 wurde das erotische Element durch die Alexandriner hineingebracht, so dafs Penthesi- leia und Polyxena einander gegenüber gestellt wurden, vgl. außerdem Gr. Tr. 1, p. 183 f. u. ep. Oycl. 2, 170. 'In das Herbe der Opferung sollte durch die Liebe Achills etwas Zartes kommen, und doch blieb, echt alexandrinisch, dem Ganzen wegen des tragischen Ausganges der Charakter der Schwermut: erst im Tode erhielt Achill die, welche er im Leben nicht hatte erlangen können.' So Fürster a. a. 0. p. 199. — Dafs die Scene des Todes vom skäischen Thore schon frühzeitig in das Heiligtum des thyni- bräisehen Apollo verlegt worden war, hat man aus der oben erwähnten Notiz des Eustathius ad 11. p. 816, 12 (aus Hellanikos' Troika) wohl etwas zu voreilig geschlossen. Eine weitere Veränderung der Sage ergiebt sich aus Lyko- phron 271, einer Stelle , welche nur Sinn hat, 'wenn sie darauf bezogen wind, dafs die Griechen den Troern für den Leichnam des Achill ebensoviel erstatten mufsten, als diese dem Achill für Hektors Leichnam ge- geben hatten'. Hier an 'Ver- rat' zu denken, ist gewifs nicht allzukühn, besonders da die alten auf Theon zu- rückgehenden Scholien des Tzetzes Lyk. 269 berichten: Achill, in Polyxena verliebt, macht Priamos das Anerbie- ten, auf seine Seite überzu- gehen, falls er die Polyxena erhalte. Auf dessen Zusage kommt man im Tempel des thymbräischen Apollo zu- sammen, wo Alexandros den Achilles meuchlings mit dem Pfeile erschiefst. Die Troer
ringen Modifikationen (ohne die Ausschmückun- gen eines Dictys und Dares) findet sich noch bei Fulg. Myth. 3, 7. Aunnos narr, ad Greg, invect. 1, 8. p. 131. Schal, zu Stat. Ach. 1, 134 und wird berührt bei -I axtin. or. ad. (träte. 1. Giern. Alex, ström. 2, 32, S 143. IAbanius ecj/hr. lihct. ijr. 1, 395 IT. Cliristudor.ccphr. 202—208. Ein weiteres neues Motiv brachte l'tiilo- stratos in die Sage, das der gegenseitigen
lu Liebe des Achilles und der Polyxena. Heroik. 737 wird Folgendes erzählt: Beide verlieben sich in einander, als sie sich das erste Mal bei der Auslösung des Hektor sehen. Priamos willigt in die Hochzeit, wenn Achilles die Grie- chen bewege, von Troja abzuziehen. Zur Be- schwörung des abzuschliefsenden Vertrages wird eine Zusammenkunft in dem Tempel des thymbräischen Apollo angesetzt, welchen Achill bei dem Akte selbst als Zeugen anruft; allein
20 er fällt durch Paris (und Apollo). Die über den Mord erschrockenen Troer und Troerinnen zerstreuen sich; dies benutzt Polyxena, um in das Griechenlager zu Agamemnon zu entfliehen, tötet sich aber am dritten Tage auf dem Grabe
Kampf um Achilleus' Leiche, von einer archaischen Amphora (vgl. Oeerb. Galt. Taf. 23, 1).
nehmen den Leichnam an sich und wollen ihn nicht eher herausgeben, als bis sie das für Hektor ge- zahlte Lösegeld wieder erhalten hätten. So wird denn also Hygins 110. Fabel, welche ge- wöhnlich für das älteste Zeugnis des bespro- chenen Mythos angesehen wird, auf eine ale- xandrinisehe Quelle zurückzuführen sein. Nach ihm will Achill Polyxena zum Weibe; dazu wird eine Unterredung angesetzt (vgl. Welcher gr. Tr. p. 183 f. u. p. 1145), wobei er von Alexandros und Deiphobos ermordet wird. Das- selbe im.Argwm.J2ur. Hec. Dictys. 4, 10. Tzetz. Posth. 385 ff. Hingegen nennen bei dieser durch die Liebe zur Polyxena herbeigeführten Zusammenkunft Paris als alleinigen Mörder Schol. ad Eurip. Troades 16. Tzetz. Lyk. 269, 335. Schol. Eur. Hec. 385. Bei SerciusAen. 3, 322 erblickt Achill die Polyxena und fordert sie zur Gattin unter der Bedingung des Friedens. Im Tempel des Apollo soll er die ihm ver- tragsweise zugestandene Braut empfangen: da wird er von dem hinter dem Bilde des Gottes verborgenen Alexandros getötet. Ebenso Sero. Aen. 6, 57 u. Myth. Vatic. 1, 36. 2, 205. 3, 11. 24. Diese einfache Form der Sage mit ge-
des Achill mit der Bitte, ihr treu zu bleiben und sie auch nach dem Tode noch heimzu- führen. Und 732 wird hinzugefügt , dafs er nicht in den Waffen den Tod gefunden, son- dern als er, wie ein Bräutigam bekränzt, zur Hochzeit zu kommen meinte. Ganz ähnlich mit der Hauptsache nach gleichem Schlüsse
50 Tzetz. Posth. 385 tt'. und zu Lyk. 323 mit der Bemerkung, dafs Philostratos der einzige Autor sei, welcher Polyxena ins Griechenlager fliehen und vor der Zerstörung der Stadt sterben lasse. Dem Dictys entnommen ist, dafs Achill ster- bend noch dem herzukommenden Odysseus und Aias den Namen der Mörder zu sagen vermag und ihnen den Auftrag giebt, seine Gebeine in der seiner Mutter vom Dionysos geschenkten Urne mit denen des Patroklos und Antilochos
60 beizusetzen. 0. Jahn (Arch. Zeit. 1809. p. 5) erkennt den Zug der Gegenliebe der Polyxena schon auf dem Madrider Relief {Taf. 13, B.), wonach diese Wendung der Sage zeitlich be- deutend heraufgerückt würde; dagegen Förster a. a. 0. p. 203 Anm. 2. Den gleichen Anfang der gegenseitigen Liebe berichten Dracontius cleliber. Ach. p. 40 f., die Daniel. Seh. zu Vcri). Aen. 3, 322. Mcdal. p. 130 E. Ccdren. p. 227 B.
51 Achilleus naehhoiu. Aebilleus nachhom. 52
Tzetz. Hom. 380 f. Const. 3Ianass. comp, chron. Begleitern und treibt die Troer, von dem andern 1382 f. Nach Myth. Veit. 2, 205 hingegen wird Aias und Stbenelos unterstützt, in die Flucht, sie von Achill zum ersten Male gesehen, als Tzetz. Posth. 425 11'. erwähnt zwei Fassungen, sie Spangen und Ohrringe vom Turme herab- Nach der einen trug Aias von den Troern ver- wirft, um Hektors Leichnam zu lösen. Auf folgt den Leichnam ins Lager; die andere (429f.) der zuletzt angegebenen Fassung der Fabel geht auf die zuerst bei Lykophr. 26911'. auf- fufsen endlich die romanhaften Darstellungen tauchende Form zurück, wonach die Troer den des Dictijs 3, 2 — 5. 24—27. 4, 10—11. 5, 13, Leichnam des Ermordeten mit sich in die Stadt welchen mit einigen Änderungen I. Malal. nehmen und ihn nicht eher herausgeben, als a. a. 0. folgt, den wieder Ccdren. a. a. 0. aus- 10 bis sie das für Hektor gezahlte Lösegeld wieder schreibt, und Bares 24—32. 43. Jacobs {Tzetz. erhalten. Nach P/ares 24 befiehlt Alexandras, Posth. 498), dem Heyne (11. 22, 359) folgt, die Leichen des Achill und des mit diesem meint, dafs die Sage von der Liebe des Achill zusammen getöteten Antilochos aus dem Tern- zur Polyxena der Tragödie ihren Ursprung ver- pel zu tragen und den Vögeln zum Frafse vor- danke, was Welcher Gr. Tr. 1145 bekämpft. zuwerfen. Dem widersetzt sich Helenos; auf Gegen die an gleicher Stelle ausgesprochene seinen Befehl wird- die Leiche den Griechen Ansicht, der Tod des Achilles sei der Inhalt übergeben, welche sie ins Lager tragen. — An des Achilles des Livius Andronicus gewesen, dieAithiopis lehnt sich wahrscheinlich Proper- siehe Eibbeck; rö'm. Tr. p. 25. tius an, welcher 1, 10 (9), 9 — 14 schildert, wie
Dieses von dem weiter wuchernden Mythos so 20 Briseis in tiefster Trauer den toten Achill mit
reich ausgestatteten Stoffes bedienten sich die ihren Armen umfing, den blutigen Leichnam
Rhetoren, um ihre Übungen daran zu knüpfen, im Simois wusch und die in einer Urne ge-
so Libaitius u. Christodorus a. a. 0.; so am sammelten Gebeine des grofsen Helden in ihren
ausführlichsten Choricius in den zwei von kleinen Händen trug.
Förster veröffentlichten Reden, woraus nur das Nach Thiersch Amaltliea 1, 156 f. u. Epochen
Eine erwähnt sei. dafs daselbst die Troer nicht 249 f. Note und Welcher Alte Denkm. 1 p. 44 ff.
nur von Seiten der Amazonen und Aithiopen, war der Kampf um die Leiche auf dem
sondern auch von den diesen benachbarten Westgiebel des Tempels zu Aigina dargestellt;
ludern Hilfe erwarten. dagegen siehe Ocerbeck Gesch. d. yr. PL - 1,
Die bildlichen Darstellungen s. b. Overbeck 30 132 u. Brutin, Katalog der Glyptothek p. 78.
a. a. 0. 339 ff. Eine Vermählung des Achill Bildwerke, Kampf und Rettung der Leiche dar-
mit Polyxena auf einem Sarkophagrelief hat stellend, bei Overbeck a. a. 0. p. 540 ff. L. Vr-
0. Jahn, Archüol. ZciUj. 1869 1 ff. nachge- lichs, über die Gruppe des Pasquino, Winckel-
wiesen. mannsprogramm, Bonn 1867. O. Donner, Ann.
4) Kampf um die Leiche des Achill. d. Inst. 1870. 75ff.
Totenfeier. Thetis entführt den Sohn Weiter erzählte nun die Aithiopis nach Pro-
nach Leuke. klos: Dann begraben die Achäer den Anti-
In der Odyssee 5, 309 erzählt Odysseus von lochos und stellen die Leiche des Achilles aus. einem gewaltigen Kampfe, der sich über der Thetis erscheint mit den Musen und den Leiche erhoben habe und an dem er besonders 10 Schwestern und erhebt die Totenklage um den beteiligt gewesen sei; nach Od. 24, 36 ff. dauerte Sohn. Ebenso erwähnt Pindar Isthm. 7, 56 ff., derselbe den ganzen Tag hindurch und wäre dafs bei Achills Scheiterhaufen die helikonischen noch nicht beendet worden , wenn nicht Zeus Schwestern gestanden hätten und ihren Gesang durch einen Sturmwind die Streitenden ge- hätten erschallen lassen; Lykophron 273 f. läfst trennt hätte, so dafs die Achäer die Leiche ihn von den Nymphen beweint werden, d. h. nach den Schiffen tragen konnten. Die Sage der nach Tzetzes von den Musen. Die ausführ- Aithiopis siehe oben. In der ausführlichen aber liebste Schilderung dieser Episode findet sich lückenhaften Schilderung des Kampfes bei Quin- bei Quint. Smyrn. 3, 388 ff. Dieser schildert tus Smyrn. Posthorn. 3, 212 ff. sind es von seiten zuerst das ungeheure Weh, welches das ganze der Troer besonders Glaukos, Aineias und Age- 50 Heer ergreift, als der Leichnam ins Lager ge- nor, welche die Leiche in die Stadt zu ziehen bracht wird, dann die -spezielle Klage der Myr- suchen. Allein Aias wehrt sie mit Erfolg ab, in- midonen, des Aias, des Pnoinix, der Atriden — demerviele vonihnentötetodergefangennimrnt. 504. Vor Anbruch der Nacht wird die Leiche Aineias und Paris werden von ihm verwundet, auf Nestors Mahnung schön gekleidet im Schiffs- aber auch der an seiner Seite kämpfende Odys- hause anf dem Paradebette ausgestellt; Athene seus wird getroffen. Endlich gelingt es dem Aias, schützt sie durch Ambrosia vor Verwesung. die Troer zu verjagen, und die Leiche wird in Es folgt die Totenklage der Frauen und Diene- das Schiffslager gebracht; vgl. G. W. JS'itzsch, rinnen, besonders der Briseis . — 574. Durch Beitr. z. Gesch. d. ep. Poesie d. Gr. p. 326, die lauten Klagen werden Thetis und die Ne- Anm. 138. Bei Dictys 4, 12 nimmt Aias uo reiden aus dem Meere herbeigerufen, vom He- don Leichnam auf die Schulter und trägt ihn likon aber kommen die Musen. Hie laute aus dem Heiligtume, begleitet von Diomedes Klage der Thetis ob ihrer unglücklichen Ehe und Odysaeus (vgl. c. 10. Ebenso 1. Mabilax und ob des Todes des Sohnes, die Vorwürfe, 131 B. u. Cedrcn. 22.S B.). Da brechen die welche sie dem Zeus macht, der das ihr ge- Troer, welche nach dem Morde in die Stadt gebene Versprechen nicht gehalten, weis! gelluhen waren, heraus, den Leichnam zu Kalliope durch die Bemerkung zurück, dafs rauben; ebenso eilt das Griechenheer zum auch die Söhne des Zeus dem Todeslose un- Kampfe. Aias übergiebt die Leiche seinen terworfen seien. So steht Thetis davon ab,
53 Achilleus nachhom. Achilleus nachhom. 54
den Zeus aufzusuchen, um ihre Klagen vorzu- imperiale des sviences de St. Petcrsbourg. Tone
bringen, und bleibt die Nacht bei dem Sohne, 10. 1826. p, 531 ff.
während die Musen sie zu trösten suchen. Bei Auf den Inseln der Seligen wohnt Achilles
Tagesanbruch beginnt wiederum die Klage nach Hesiod Op. et Dies 15'.) 11'.; es wird hier
des Heeres, in welche Nereus mit einstimmt, allerdings nicht sein Name genannt, aber doch
dann folgt Errichtung uud Ausschmückung des gesagt, dal's Zeus Helden sowohl des theba-
Scheiterhaufens, feierliche Umgehung desselben nischen als des troischen Krieges ein zweites
durch das ganze Heer im vollen Watfenschmucke glückseliges Leben auf den Inseln der Seligen
und Verbrennung desselben. Zeus schützt durch am äufsersten Ende der Erde am Okeanos Ijc-
Ambrosiaregen den Leichnam und läfst durch 10 reitet habe; nach Pind. Ol. 2, 70 ff. wohnt er
Aiolos die "Winde das Feuer anfachen, welches auf Bitten der Mutter daselbst mit Kronos,
unter dem Gestöhne des Heeres Tag und Nacht Rhadainanthys, Kadmos und Peleus als Toten-
brannte. Dann löschen die Myrmidonen die richter, ebenso nachKallistratos(^lW«'M. DeipriOS.
Glut mit Wein, die Gebeine des Helden aber 15, c. 50. p. 541) mit dem Tydiden zusammen
sammeln sie in einer silbernen, mit Gold ge- (vgl. Plat. SymjJOS. 179-föu. 180.B). Der Schöpfer
schmückten Truhe. Beigesetzt aber werden sie der Sage hingegen, dafs Achilles in dem elysi-
in der auch in der Odyssee erwähnten Urne sehen Gefilde wohne, war nach Schot. Apoll.
(vgl. auch Stesichoros b. Schot. II. 23, 92); dar- Argon. 4, 814 Ibykos, welchem Simonides folgt,
über wird am Hellespont das Grabmal gehäuft So noch Apoll. Arg. 4, 811 und Qivint. Smym.
— 742. Selbst die unsterblichen Rosse be- 20 14, 224. Dafs das elysische Gefilde und die
weinen den Helden (vgl. J. Grimm T). Myth. 1 Inseln der Seligen ein und derselbe Ort seien,
p. 364 f.); im Begriff aber, in die Heimat zu- spricht direkt aus Lucian Ver. Hist. 2, 109
rückzukehren, werden sie von den Göttern an- u. 112, welcher ihn ibid. p. 116 neben dem
gewiesen, auf den Neoptoleinos zu warten, zu Theseus daselbst besondere Verehrung ge-
dessen Dienste sie bestimmt seien. Den Gang niefsen und p. 119 als Kampfrichter mit die-
der Thetis zum Scheiterhaufen des Sohnes ist sein zusammen in den Thanatusien auftreten
auch erwähnt im Thetishymnus der Thessaler läfst. Die Identität der Insel der Seligen aber
bei Philostr. Her. 742. Achilles' Totenklage sowohl mit der Insel im Schwarzen Meere, als
dargestellt auf der Tabula Iliaca: Overbeck auch mit der Insel Leuke hebt Plin. N. IL a. a. 0. p. 555. 30 4, e. 13. p. 220 ausdrücklich hervor.
Proklos Aithiopis. 'Den Leichnam aber ent- Andererseits aber singt schon Pind. Nem. reifst sie dem Scheiterhaufen und bringt ihn nach 4, 49 davon, dafs Achilles, im Pontus Kuxinus der Insel Leuke'. Diese Überführung schilderte eine glänzende Insel bewohne (ß%ei) sv ä' Ev- ans Werk des Skopas im Circus Flaminius in £sivm izsXuyst yaewetv 'A%ils ig — väeov, wozu Rom, vgl. Urlichs, Skopas' Leben u. Werke der Scholiast bemerkt, es sei dies die Insel p. 126 ff. Stark Philolog. 21 p. 445. Overbeck Leuke im Pontos, nach welcher der Sage nach G. d. gr. PI.1 2, 16 f. Während Achilles in Thetis den Leichnam ihres Sohnes gebracht der Odyssee 11, 467 in der Unterwelt weilt, habe. Dafs Achilles auf Leuke begraben liege, wie auch Polygnot in der Lesche zu Delphi berichtet aufserdem Plin. 4, 12, 16, welcher auf dem die Nekyia darstellenden Bilde ihn io von seinem Grabmal redet (ebenso Martian. in der Unterwelt im Kreise seiner Freunde Capella 6, G63), während ihn IJomp. Mela de malte (Paus. 10, 30, 3), versetzt die nach- sit. orb. 2, 7 auf der Borysthenesinsel begraben homerische Sage ihn entweder in die ely- sein läfst. Bei Lesches steht von einer Be- sischen Gefilde (so besonders die älteren stattung des Achilles auf Leuke, wie Kayser Dichter) oder auf die nach der gewöhnlichen Not. in Her. 327 behauptet, nichts. Ganz ver- Anschauung vor den Mündungen der Donau einzelt steht der Mythos da, welchen der Thetis- im Schwarzen Meere gelegene Insel Leuke, wo hymnus der Thessaler enthielt (Philostr. Her. er ein im Laufe der Jahrhunderte mit den man- 742) , wonach der sterbliche Teil des Helden nigfaltigsten Zügen ausgeschmücktes Nach- in Troja begraben lag, während den unsterb- leben führt, das man mit Fug und Recht einen 50 liehen Teil Tlovrog £££(, was natürlich nichts Nachhall seines ersten Erdenlebens nennen anderes bedeuten kann, als seinen Aufenthalt könnte. Die elysischen Gefilde der älteren auf Leuke. Die Sage von dem Aufenthalte Dichter Hesiod, Ibykos und Simonides wurden des Achill auf jener Insel war jedenfalls eine später identifiziert mit den Inseln der Seligen; sehr alte und an den Küsten des Pontos schou aber schon Pindar kennt die feste Lokalisie- heimisch, bevor die milesischen Küstenfahrer rung der Sage von der Bestattung desselben sich daselbst ansiedelten; sie brachten dieselbe auf der Insel Leuke. Diese wurde dann fast in ihre Heimat, wo sie den Liedern vom Tode durchweg für seinen Aufenthaltsort nach dem Achills einverleibt wurde (vgl. Köhler a. a. 0. Tode gehalten. Die Sage von dem Verweilen p. 533). Der erste griechische Dichter, welcher des Helden im Tartarus verschwindet allmäh- 60 sowohl die Insel Leuke mit diesem Namen lieh fast ganz; Lucian. Dial. Mort. 15 p. 399 ff. benennt, als sie im Pontos liegen läfst, ist macht von der Sage Gebrauch, da er sie gut (verhältnismäfsig spät) ISwripides Andrem. 1260 benutzen kann, während er ihn anderwärts im und Lphig. T. 435 ff. Nach Philostr. Her. Pontos Euseinos oder in den elysischen Ge- 746 liefs Poseidon auf Bitten der Thetis für filden hausen läfst. Eine ausführliche Dar- Achilles und Helena die Insel aus dem Meere Stellung dieser Sagen giebtif. Koehler, Memoire aufsteigen, eine Sage, welche Quint. Satyrn. 3, s«r les 'des et la course consaerees ä Achille 766 ff. folgendermafsen umgestaltete. 'Um den dans le Pont-Euxin. Memoires de Vacademie Klagen der Thetis über den Tod des Sohnes
55 Acliilleus nachhom. Acliilleus nach s. Tode 56
Einhalt zu thun, steigt Poseidon, nur den die Aehäer und Agamemnon zu erinnern, wie Göttinnen sichtbar, aus dem Meere und heilst viel Beute sie ihm zu verdanken hätten, und der Göttin ihrem Schmerze gebieten mit dem fordert Polyxena; sonst werde er die Heim- Trostworte, ihr Sohn werde gleich Dionysos kehr verhindern. Als nun die Aehäer am fol- uud Herakles unter die Götter versetzt werden. genden Morgen zum Aufbruch rüsten, erregt Zum Wohnsitze aber schenkt er ihm eine Insel Poseidon das Meer, so dafs sie der Forderung im Meere; die umwohnenden Völker würden nachkommen. Polyxena fällt auf Achilles' Grab- ihm göttliche Ehren erweisen; vgl. Arrian. hügel durch Neoptolemos' Hand, und sogleich Peripl. Pont. Eux. p. 21. Anonym. Pcripl. läfst der Sturm nach. — Nach Corp. I. &r. 1 Pont. Eux. p. 10 ff. Und Dionys. Perieg. 541 tf. 10 n. 4747 hingegen verstummte Achilles im Grabe. erwähnt die Insel Leuke als Aufenthaltsort Polyxenas Opferung bei Orerbeck a.a.O. p. 661 ff. der hervorragenden Heroen und besonders des Ich erwähne hier gleich noch einige andere Achill, welche ihnen Zeus als Geschenk für Erscheinungen des Achilles nach seinem Tode, ihre Tapferkeit gegeben. Nach Schot. Fiat. Phaedr. 243 A. erscheint er Den Schlufs der Aithiopis bilden folgende dem ihm auf seinem Grabe opfernden und ihn Ereignisse nach Proklos: Die Aehäer häufen herbeirufenden Homer in vollem Waifenglanze ; einen Grabhügel und veranstalten Wettkämpfe. dieser erblindete; ebenso erschien er nach Über die Watten des Achilles aber entsteht Philostr. Tit. Apoll. Tyan. 152 dem Apollo- zwischen Odysseus und Aias Streit; von hier nius von Tyana in Troas. an treten ergänzend ein die Exeerpte aus der 20
Iliasmikra desLesches: die Entscheidung über 9) Das LeDen des Achm Dacn seinem Tode
die Waffen wird gefällt, und Odysseus empfängt anf der Pontosinsel.
sie nach demWillen der Athene. Dann heilst 1) Die Ehen des Achill nach seinemTode.
es weiter: Und Odysseus holt den Neoptolemos a) Die Vermählung des Achill mit der
aus Skyros und schenkt ihm die Waffen des Medeia nach seinemTode scheint die älteste
Vaters, welcher dem Sohne erscheint'. Während der hierher gehörigen Sagen zu sein. Sie fand
Quintus Smyrnaeus die Bestattung des Leich- sich nach Apoll. Arg. Seh. 4, 814 bei Ibykos
names (siehe oben) ausführlich schildert, erwähnt und Simonides; vgl. Lycophr. 172 u. T;ct;.,
er die Erscheinung nicht. Hieran sehliefst sich Dosiadas 2, 3 u. Apoll. Sh. 4, 811 ff.
nach der Iliupersis des Arktinos das Opfer 30 b) DieEhe des Achillmit Iphigeneia wurde
der Polyxena: Dann zünden die Griechen die von Duris (b. Seh. II. 19, 326) in die Lebens- Stadt Troja an und opfern die Polyxena auf zeit des Achill verlegt, welcher sie aus Skyros
dem Grabe des Achilles. Bevor sie aber ab- geraubt haben sollte ; sie gebar ihm den
fahren, erscheint, wie die Nostoi des Agias Neoptolemos; letzteres auch bei Tzetzes zu
von Troizen berichten, der Geist des Achill Lycophr. 183. Eigenen mythologischen Lau-
(des alten Haders wie in der Odyssee ver- nen folgt Trimalchio bei Petr. Sat. 59. Allein
gessend, vgl. Welcher ep. C. 2. p. 291) dem bei Antonius Liberalis 27 findet sieh die jeden-
Agamemnon, um ihm das bevorstehende Un- falls auf ältere Quellen zurückzuführende Sage,
glück vorauszusagen und ihn vor der Heim- Iphigeneia sei unter dem Namen Orsilochia dem
kehr zu warnen. Nach Eurip. Hek. 37 u. 106 10 Achill auf Leuke als Weib gesellt gewesen,
erscheint Achilles' Geist den Griechen, als sie nachdem sie Artemis von Tauris nach Leuke
eben im Begriff sind, nach der Heimat auf- gebracht und zu einer unsterblichen Göttin
zubrechen und aui dem thrakischen Bosporos gemacht hatte. Ahnlich erzählt Eust. ad I)io-
lagern, und fordert die Polyxena für sich als nys. Per. 106 von der Liebe des Skythenkönigs
Opfer. Da sie fürchten, Achill werde, wenn sie Achill zur Iphigeneia.
seinem Wunsche nicht nachkämen, ihrer Heim- c) Die verbreitetste Sage war die von der
kehr hinderlich sein, so beschliefsen sie die Vereinigung des Achilles mit der Helena auf der
Polyxena zu opfern. Sie fällt von Pyrrhos' Pontosinsel, welche er als ihr Gatte nach Paus.
Hand. Ebenso Ocid. Mctam. 13, 438 ff. u. Sencca 3, 19, 11 ff. mit den beiden Aias, Tatroklos
Troad. 185 ff. u. 1165. Bei Hygin. 110 ertönt 50 und Antilochos zusammen bewohnte. Aus dieser
die Stimme des Achilles aus dem Grabe und Ehe ging nach Ptolem. Heph. 4 das geflügelte
fordert einen Teil der Beute für sich; so opfert Kind Euphoiion hervor, vgl. Herclur, N. Jahrb.
man die Polyxena, weil sie die Ursache seines /'. Phil. Suppl. 1, 281. Nach Philostr. Her. 746
Todes gewesen sei. Dann führt Sereius Verg. wurden Achill und Helena auf Leuke vereinigt,
Aen. 3, 322 zwei verschiedene Fassungen der ohne sich vorher gesehen zu haben; ebenda-
Sage an. Nach der einen forderte Achill, als selbst erwähnt er die unter Beisein der Meeres-
cr im Heiligtum des Apoll von Paris zum Tode gottheiten stattfindende Hochzeitsfeier, 745
verwundet im Sterben lag, nach Trojas Fall ihre daselbst durch die Tarzen vereinigten
die Polyxena auf seinem Grabe zu opfern, was Statuen.
Neoptolemos auch that; nach der andern hören cu 4) Von einer Vereinigung des Achilles mit die Aehäer bei ihrem Aufbruch die Stimme der Polyxena in dem elysischen Gefilde spricht des Achilles aus seinem Grabe erklingen, wel- endlich Sen. Troad. 954. eher klagt, dafs ihm von der Beute nichts zu- 2) Seine Lebensweise und seine Be- teil geworden sei. Kalehas, hierüber befragt, schäftigungen daselbst, bezeichnet Polyxena als Opfer, weil Achilles Selbstverständlich läfst die Sage den Achill sie bei Lebzeiten geliebt habe. Nach Quintus nach dem Tode die gewohnte Lebensweise fort- Sm. 14, 178 endlich erscheint Achilles dem setzen; Warl'enübungen und Übungen im Lauf Sohne im Traume und befiehlt demselben, gehen neben den Ergötzlichkeiten des Mahles,
57 Achilleus nach s. Tode Aclilleua (Kultus) 58
der Liebe und des Gesanges wie zu seinen Leb- über Feinde davongetragenen Sieges veran- zeitcn einher (Pliilostr. Her. 747). Die am Tage stalten läfst, wahrend die andern Autoren ihn aufLenke landenden Schifferhörten oft Kampfes- zum Vergnügen sieh üben lassen (so PK». 4, lärm, sahen aber niehts. Die Nacht aber ge- 12, 56). Es weist dies auf eine Sage hin, der hörte den Freuden der Tafel und des Gesanges. zufolge Achilles schon zu seinen Lebzeiten Daher war es auch streng verpönt, nachts da- (vielleicht während des troisehen Krieges) seine selbst zu landen .Iristot. mirab. aitscult. 10G. Siege auf einem Dronios durch Wettrennen p. 213 ff; nach Sonnenuntergang mufste jeder- gefeiert habe, wozu auch Eurip. Tph. T, 435 mann die Insel verlassen. Vgl. Max.Tyr.Diss.16, passen würde, da der Uhor, wie aus der spii- p. 173. Von einer Landung der Amazonen auf 10 teren Frage der lphigeneia 537, WO Achill Lenke, um Achill zu bekriegen, und ihrer Ver- jetzt weile, erhellt, den Glauben der Herrin teilt, nichtung erzählt Philostr. Her. 749 ff. Ja er Achill lebe noch. So sind denn auch die ägii- beteiligte sich sogar an auswärtigen Schlachten. fioi nach dem Tode ein Nachklang der zu Leb- So nahm er an der zwischen den Lokrern und Zeiten veranstalteten. Es ist daher zweifellos, Krotoniaten 560 am Sagraflusse geschlagenen dai's die Bewohner jener Gegenden von Bo- Sehlacht teil, vgl. Schol. Plat. Phaed. p. GO. suchen und Wettlaufen Achills auf jener llalb- llirmae Schol. ibid. c. 19 p. 99. Isoer. IM. insel auch nach seinem Tode gewufst, und die Encom. c. 28 p. 218 f. In gleicher Weise wehrt Dichter von ihnen gesungen haben (vgl. die er mit Athene zusammen durch sein Erschei- Sgopoi des Protesilaos auf der thrakischen neu Alarich von den Mauern Athens ab, vgl. 20 Chersones am Hellespont bei Pliilostr. Hernie. Syriani Hymn. ap. Zosim. 5 c. G, 2 p. 407 f. GG3.) Tzetzes zu Lykophr. 193 und Eust. zu Besonders häufig aber besuchte er nach Max. Dionys. Perieg. 307 führen andere Erklärungen Tyr. Diss. 15 p. 173 die Ebene von Troja, wo dieses Namens an. Jener erzählt, der Dromos ihn die Einwohner oft im Verkehre mit andern sei nach Achill benannt worden, da nur er ihn Helden zu sehen glaubten. Traf er jemanden habe durchlaufen können ; dieser berichtet, auf seinen Wegen, so redete er ihn an, wie er Achill habe in Liebe für die durch Artemis aus auch auf Lenke sterbliche Gäste mit grofser Aulis nach dem Pontos versetzte lphigeneia Liebenswürdigkeit aufnahm, vgl. Max. Tyr. entbrannt, diese bis in die genannte Gegend T)iss. 15 p. 173. Philost. Her. 748 ff. u. Max. verfolgt. Ferner sei der bei 'Tzetzes zu Lyl;. Tyr. Diss. 27, welcher erzählt, Achill sei nach 30 192 erwähnten Sage noch gedacht, nach wel- seinem Tode von vielen gesehen und gehört eher Achilles auf dem Dromos fünf Jahre lang worden. Aber auch Heroen besuchten ihn, so die von Artemis in eine alte Frau verwandelte, Orestes Eustath. <>d. 11 p. 1G9G. Mit grofser mit dem Schlachten und ESfchen der geopferten Vorliebe aber hat sich die Sage mit dem Menschen beschäftigte lphigeneia beweint habe. Orte beschäftigt, wo Achilles nach dem Tode Zum Schlufs sei noch die allgemeine Bemer- seine Übungen im Wettlauf abhielt. Derselbe kung des Schol. zu Apollon. Argon. 2, G58 er- wird 'A^iXliag (Spöfiog oder 'AiiXXhioq ägo/iog wähnt, dafs die breiten flachen Ufer an den genannt, vgl. Herod. 4, 55. Strabo 2 c. 3 § 19 Mündungen derFlüsse die Laufbahn des Achilles p. 389 ff. Dionys. Perieg. 306 f. Pomp. Mela genannt würden, vgl. Forchhammer Achill. Kiel, 209. Plin. 4, 12 § 26. Ptolcm. Geogr. 3 c. 5 40 1854, p. 28 u. Kiepert, J.chrb. d. alt. Geogr. p. 72. Tzetz. in Lycophr. 192. Anonym. Peripl. p. 255 Anm. 4. Noch jetzt kommt der (mo- P.E. p. 7 — 8. Ammian. Marcell. 20 c. 8, (wel- derne) Name Chilidromia an griechischen Küsten eher ausdrücklich sagt , dafs Achill dort oft vor.
Übungen angestellt habe) Priscian. Perieg. 297 f. Die Haupttbätigkeit des Achill aber auf
Stej)h. Byzant. v. 'A%ll%tioq Sgofiog. Von SqÖ- der Pontosinsel war ohne Zweifel die eines
fioi sprechen Enrip. Iph. T. 435. Dionys. Beschützers der Seefahrt und Seefahrer im
Albian. ap. Schol. Apollon. lihod.^ 2, 658. He- Schwarzen Meere, eine Thätigkeit, welche sich
sych. v. 'A%ll\tiov nXüxu. Die Überlieferung am besten gleich im Zusammenhange mit den
sagt zwar nichts davon, dafs Achilles Leuke ihn überhaupt feiernden Kulten besprechen lälst.
verlassen habe , um auf dem Dromos eich 50
zu üben, (wie auch Euripides a. a. O. die IIL Der Kultus und die Kultusstätten Dromoi mit Leuke identificiert, das sich aber des Achilles, seiner Natur nach wenig dazu eignet); allein Dafs Achilles seit alters im Schwarzen Meere es steht aus der von dem Dromos oder den Dro- als Tlovrägxris gefeiert wurde, bezeugen sowohl iroi gemachten Beschreibungen fest, dafs man die ihn mit diesem Namen bezeichnenden, am allgemein darunter die lange schmale Land- Nordgestade des Pontos gefundenen Inschrif- zunge verstand, welche den karkinitischen Meer- ten C. I. Gr. 2 p. 87 n. 2076. 2077. 2080. busen im Nordwesten begrenzend, sich südlich 2096 fr — f., als auch die vielen schriftlichen von Olbia und der Mündung des Borysthenes Zeugnisse, welche über seine Thätigkeit als mit dem westlichen Ende weit in das Meer, r,o Beschützer der Seefahrt und seinen Kultus da- mit dem östlichen in den genannten Busen selbst berichten. Hiermit ist sicherlich auch hineinerstreckt und nur in der Mitte durch der von Ptolem. Hcph. N. IL 1 erwähnte Bei- einen schmalen Landstreifen mit dem Fest- name Jlgo^rids-vg in Verbindung zu bringen, lande, clessenBewohnerAchillodromitenhiefsen, Dieser Kultus scheint von Milet ausgegangen in Verbindung steht. Die ausführlichste Be- zu sein, wo sich auch in späterer Zeit eine Schreibung giebt Pomp. Mela a. a. 0. , der nach ihm benannte Quelle befand (Tzetzes 7.\i aufserdem einzig und allein den Achill das Lykophr. 4G7. Parth. Erat. 26.). Andere, z. B. Wettrennen auf dem Dromos zur Feier eines Kohler a. a. 0. p. 533, nehmen an, der Kultus
59 Achilleus (.Kultus) Acbilleus (Kultus) 60
des Achilles an den Küsten des Pontos sei äl- 7 p. 306. Epitom. Strab. 86. Shymn. fr. 44. teren Datums; nicht von den milesischen Küsten- Dion. Per. 541. Arrian. Peripl. p. 21. Paus. fahrern sei der Kult dorthin verpflanzt worden, 3,19,11. Ptol. 3, 10, 17. Mela% 7, 2. P/in. 4, sondern sie hätten ihn schon vorgefunden. Ich 12, 26, 27. Prise. Pericg. p. 557. Maiiian. hingegen glaube, dafs sie nur die Sagen von Capeila 6, C63. Die Insel ist entweder namen- seiner Thätigkeit daselbst vorfanden, vgl. M'el- los, oder heifst Borysthenis (Ptohm. und derEpi- clcer ep. Cycl. 2 p. 221 u. Anni , welcber die tom.d.Slrabo a.a.O.), Achillesinsel oder Achillea, verschiedenen Ansichten zusammenstellt und oder wird mit Leuke vor der Donaumündung einer Prüfung unterwirft. Durcli die Pflanz- verwechselt. In Verbindung mit ihr wird sehr städte Milets wurde der Kultus wahrscheinlich 10 häufig und wiederum oft verkehrter Weise eine zuerst nach dem Hellespont gebracht, wo in andere Kultusstätte des Achilles genannt, der dem von Mytilene und Athen gegründetem in sogenannte ägouos (oder d'poftot) des Achilles, der Nähe seines Grabhügels gelegenem Orte der schon oben Erwähnung gefunden hat, vgl. 'AxClliiov von den Bewohnern Trojas regel- Ukert, Geogr. d. Gr. u. It. 3, 2 Abt. p. 455. mäfsige Totenopfer dargebracht werden, Strabo Kiepert, Lehrb. d. alt. Geographie p. 339, Änm. 1. 13, 596 u. Plin. IL K. 5, 125. Solin. Pohjh. Besonderer Berühmtheit erfreute sich die unter 40,51. Herodot.6, 94. Pomp. Mela 1, 18 Steph. jenem Namen im Pontos gelegene 18 Meilen Byz. v. 'A%ßLks los «Jpdftos. Philostr. V. A. T. 153. lange schmale , nur in der Mitte mit dem Eust. in II. 7,«v. 86 p. 666 1. 55. In dem Festlande verbundene Düne, die sich (jetzt im Tempel daselbst stand eine Statue des Achilles 20 westlichen Teile Tender, im östlichen Djaril- mit Ohrringen versehen Serv. in Verg. Aen. 1, aghatsch genannt) vor die Mündung des Bo- 34. Tertull. de Pall. 4, 19. Allein auch aus rysthenes legt. Die Belegstellen siehe oben, der Ferne wurde dieses gefeierte Heiligtum Obwohl die Düne durchaus kahl war, führte durch regelmäfsige Theorieen geehrt. So be- doch das westliche Vorgebirge den Namen sonders von Thessalien, dem Heimatlande 'Hain des Achilles' Strabo 7, 307. 9, 412. Eust. Achills aus. Die ausführliche Schilderung dieser ad II. 2, 506 p. 270. Auf Tender wurden auch Sendungen, sowie ihre Entstehung giebt Phil. Marmorplatten mit Inschriften, eine Urne mit Her. 741. Das Ganze trug den Charakter eines Münzen etc. gefunden, vgl. Bulletin des sc. histor. Trauerdienstes, wie wir ihn auch anderswo T. 9 p. 141 {Petersb. Zeitschrift). Viele Schrift- treffen. Von einem Dienste elischer Frauen SO steller sind sich über die Lage dieses Dro- an einem Kenotaph des Achilles in einem mos im Unklaren geblieben, daher die schwan- Gymnasion in Elis berichtet Paus. 6, 23 , 3. kenden und irrigen Angaben. Die Halbinsel In dem Tempel des Achilleion am Sigeion war unbewohnt, die Einwohner des angren- erschien der Sage nach der Held im vollen zenden- Festlandes hiefsen Achillodromiten. Waffenglanze dem Homer, welcher dadurch Hierher gehörten die Einwohner einer andern das Augenlicht verlor. Westermann, Biogr. Kultusstätte des Helden: auf dem östlichen p. 30, 20. — Bei der Gründung des milesischen Ufer des kimmerischen Bosporos an der eng- Byzantium errichtete Byzas dem Achilles einen sten Stelle des Sundes lag der befestigte Ort Altar an der Stelle, wo später die Thermen 'A%ll3i.siov mit einem Tempel des Achilles; des Achilles standen Codin. de Orig. Constan- 40 Strabo 494. Ptolem. 5, 9, 149. Steph. Byz. tinop. p. 2. Hesych. Miles. Bes Patr. Con- a. a. O. Anonym. Peripl. p. 17, 3. Den glei- stantinop. p. 47 ed. Meursius. Von dem Helles- chen Namen tragen auch befestigte Orte an- ponte aus verbreitete sich allmählich, sicher- derwärts, einen solchen in der Nähe von Smyrna lieh aber schon in früher Zeit, sein Kultus an erwähnt Xcnoph. Hellen. 3, 2, 13. 4, 8, 17; den Küsten des Pontos und fafste besonders einen zweiten in Sicilien führt au Steph. am kimmerischen Bosporos Fufs. Von den Byz. a. a. O. Bei Adramyttium in Mysien war ältesten milesischen Kolonial städten Istros, Ol- ein befestigter Graben, dessen Entstehung man bia und Aj:iollonia, deren Gründung zwischen auf Achill zurückführte Strabo 613. Eust. 050 und 500 v. Chr. fällt, ist vor allen Olbia Ml -Z7. 7 v. 277. p. 313. Von Inseln aufser- als Kultusstätte des Achilles zu nennen. Er 50 halb des Pontos, welche Achill verehrten oder hatte dort einen Tempel und eine Priester- doch mit ihm in irgend welchem näheren Zu- schaft Dio Chr. 36 pp. 80 u. 85 C. I. Gr. 2 sammenhange standen, seien erwähnt die Spo- introduetio p. 87 u. p. 139 (tit. 2077). Spiele rade Astypalaea (Cic. de nat. deor. 3, 18, 45) wurden ihm zu Ehren daselbst gefeiert und und Achillea, Insel bei Samos im ägäischen der Name 'J%iXlsvs war sehr beliebt. Das Meere Plin. 5, 37. Den Namen des Achilles Hauptheiligtum des Heros aber in jenen Ge- (/fgAflfios liar/v) führte ferner ein am Taina- genden, dem Achilleion auf dem Sigeion ver- ronvorgebirge gelegener Hafen, jetzt Bucht gleichbar, scheint die kleine Insel gewesen Marinari (Sl;yl. Peripl. 46. Paus. 3, 26, 4), jeden- zu sein, welche am Ausflusse des Borysthe- falls mit dem von Steph. Byz. a. a. O. ange- nes liegt, jetzt den Namen Berezan führt und 00 führten in Messenien gelegenen identisch (Bur- von den antiken Schriftstellern oft mit Leuke sian Geogr. «■. Griech. 2, 150.), und ein Hafen verwechselt worden ist, vgl. Kühler a. a. 0. auf der Ostküste von Skyros (AxilXtiov , jetzt p. 627 ff. Die Inschrift C.I.Gr. 2, 2076 (p. 136) Bucht Achili, vgl. Schol. II. 19, 326, Bursian wurde auf dieser Insel gefunden; der Kultus a. a. 0. 2, 391). Verehrung fand er (nach auf ihr ist sonst noch bezeugt durch Dio. Chr. Kühlers Kniend, a. a. 0. p. 797 zu Paus. 2, a. a. 0. p. 78 u. 85, wo sie die Achillesinsel ge- 1, 8) in der Nähe von Korinth an einem nannt und ein Tempel des Heros darauf er- den Nereiden geweihten Orte. Unschwer ist wähnt wird. Vgl. Sl;yl. p. 30. Strab. 2 p. 125. aus den bisher erwähnten Kulten und nach
61
Achilleus (Kultus)
Auliilleus (Kultus)
62
dem Achilles benannten Ortschaften dessen enge Beziehung zum Meere und zum Wasser über- haupt zu erkennen.
Aber auch im Binnenlande wurden ihm gött- liche Ehren an verschiedenen Orten von Grie- chen erwiesen. Einen Halbgott nennt ihn Arist. 1, 374, 45 ed. Par. Schon erwähnt ist der Trauergottesdienst der Frauen in Elis, sowie seine Verehrung im Geburtslande durch die Thessaler: eine Reiterstatue von ihm, ein Weih- geschenk der Bewohner von Pharsalos, stand in Delphi l'aus. 10, 13, 5. In Epirus, dem Lande, welches später sein Sohn einnahm, wurde er unter dem Namen "Aanirog als Gott vor- ehrt. Flut. Pyrrh. 1. vgl. Aristot. fr. 280b. P. Ptolem. Hcph. N. H. 1. In hohen Ehren stand er ferner bei den Lakedämouiern, die ihn nach einem Fragmente des Anaxagoras (Schol. Apoll. Rh. 4, 815) wie einen Gott verehrten. Nach Paus. 3, 20, 8 befand sich hei Sparta ein Heilig- tum des Achilles, welches nicht geöffnet werden durfte. Die Epheben aber, welche sich in Sparta am Wettkampfe beteiligen wollten, opferten ihm vor dem Kampfe. Prax, der Urenkel des Perga- mos, des Sohnes desNeoptolemos, sollte dasllei- ligtum gestiftet haben. Zu Brasiai hatte er mit Asklepios zusammen einen Tempel, wo alljähr- lich ein Fest ihm zu Ehren gefeiert wurde, Paus. 3, 20, 8; dasselbe wird von der Pflanz- stadt Tarent berichtet Aristotel. mirahil. auscult. 4, 93, 48 P. K. 0. Müller, Aegin. p. 162 geht sogar so weit zu behaupten, Achilles sei von allen Doriern verehrt worden; vgl. dagegen Welcher gr. Götterlehre 3, 253. Endlich gab es noch in der Nähe von Tanagra ein 'AxiMsiov, einen ihm von Poimandros geweihten Platz. Dieser hatte den Polykritos getötet; Achill führte ihn zu Elpenor nach Chalkis und dieser entsühnte ihn. Plut. Quaest. Gr. 368, 44 Dübn. Sein Speer wurde im Tempel der Athene zu Phaseiis in Lykien aufbewahrt. Paus. 3, 3, 8.
Den grüfsten Ruhm aber und die gröfste Verehrung genofs als Kultusstätte des Achilles ohne Zweifel die vor den Mündungen des Istros gelegene Insel Leuke Eurip. Androm. 1260. Pind.Nem. 4, 79. Skyl. ed. Klaus, p. 209. Demetr. Calatian. bei Slcymn. Peripl. 43 u. 45. Ly- kopin-. 186. Conon narr. 18. Strabo 2, 125 u. 7, 306. Ptolem. 3, 10. Arrian. Peripl. Ponti Eux. 21. rDafs diese unbedeutende Felseninsel den Griechen so wichtig war, erklärt sich auf dop- pelte Weise. Betrachtet man ihre La.ge, so sieht man bald, sie diente in dieser Gegend, die durch niedrige Ufer an den Donaumün- dungen, durch Sandbänke und Untiefen ge- fährlich ist, den Alten, die immer Küstenfahrer blieben, als Merkzeichen. Die Fahrten in den Pontos, die Anlage der Pflanzstädte daselbst fallen in die Zeit, da die von Homer verherr- lichten Heroen als göttliche Wesen, als Helfer in der Not angesehen und verehrt wurden. Wie schon der erwähnte Dichter (Stesichoros) dem Menelaos nach seinem Tode auf einer Insel im Okeanos seinen Aufenthalt bestimmte, so wiesen Spätere dem Achilles und anderen Inseln und Küstenorte in dem gefährlichen Pontos an, der als ein anderer Ocean erschien, wo sie als Retter in Gefahr angerufen wurden,
denen zu entgehen die geheimnisvollen Weihen in Lemnos und Samothrake für die Seefahrer,
am Eingang des verrufenen Meeres, empfohlen wurden'. Ulart a. Et,. 0. 3, 2 p. 442.
Die Insel wurde von Menschen nicht bewohnt (Shyl. Cur. Peripl. p. 30. Arrian. Peripl. P. J'J. p. 21. Anonym. Peripl. P. E. p. 11. Phil. ihr. 746. Ammian. Marcell. 22 c. 8); doch bevöl- kerten sie grofse Scharen von Ziegen, welche
m daselbst von den Opfer darbringenden See- fahrern in Freiheit gesetzt worden waren (Ar- rian. Peripl. ih.0,.0.). Die hingegen, welche durch Sturm dorthin verschlagen, brachten Geld dar mit der Bitte, kund zu thun, ob das Opfertier, welches sie sich unter den daselbst weidenden Ziegen ausersehen, genehm sei. War das Orakel mit dem gebotenen Gelde nicht zufrieden, so legten sie mehr zu, bis es genügend war. Dann stellte sich das Opfertier freiwillig. Die Insel
-20 galt für heilig und unverletzlich, Phil. Her. 248, und wurde nur von Schiffbrüchigen und solchen, welche opfern wollten, aufgesucht, selten von Neugierigen Max. Tyr. Diss. 15 p. 173; jeden- falls brachten auch die Einwohner der um- liegenden Küsten von Zeit zu Zeit Opfer dar, wenn man nicht an regelmäfsige Theoriecn denken will Quirlt. Smyrn. 3, 777 — 779. Eine Nacht auf der Insel zuzubringen wagte niemand Ammian. u. Phil. Her. a. a. 0. Nach Phil. Her.
so 749 durfte die Insel nicht von Frauen betreten werden. Siehe ebendaselbst die Opferung eines Mädchens aus Ilios, des letzten Sprosses des . Priamidenhauses, eine Nachahmung des Opfers der Polyxena durch Achilles. Mit lauter Stimme zeigte Achill den Verschlagenen an, an welchem Orte der Insel sie landen sollten Phil. Her. 748 oder erschien den Seefahrern im Traume, um ihnen den Ankei'platz zu weisen Arrian. Peripl. p. 22 ff. Andere sahen ihn mit
40 Patroklos zusammen, wieder andere sahen ihn in der Nähe von Leuke auf dem Grofsmast oder Klüverbaum sitzend Arrian. Peripl. p. 23, nach Max. Tyr. Diss. 15, 173 als jungen schö- nen Mann mit blonden Haaren und goldstrah- lenden Waffen. Auf der Insel selbst befand sich der Tempel mit den Altären, um die Opfertiere aufzunehmen Eurip. Androm. 1260 Solin. Polyh. c. 19 p. 29. Arrian. a. a. 0. p. 21. Anonym. Peripl. p. 11. Paus. 19, 11. Philoslr.
50 Her. 748, 749 u. 751; die Ruinen des aufser- ordentlich alten, mächtigen kyklopenartigen Baues sah Köhler a. a. 0. p. 002 ff. In dem Tempel befand sich eine Statue des Achilles Demetr. Calatian. ap. Arrian. Peripl. P. E. 22. Arrian. a. a. 0. p. 11 und Paus. 3. 19, 11, ein altes Kunstwerk, während Philostr. Her. 745 von den vereinigten Statuen des Achilles, und der Helena berichtet. Aufserdem barg der Tempel viele kostbare Weihgeschenke, wel-
60 che dem Heros als Gaben dargebracht waren; ebenso griechische und lateinische Inschriften in verschiedenen Versmafsen, die das Lob des Achilles und Patroklos sangen. Vgl. das Epi- taphium bei Aristot. fr. 312 a. 31S a. P. Opfer und Tempelschatz beschreibt Arrian. a. a. 0., welcher auch von einem mit dem Tempel ver- bundenen Orakel erzählt, obgleich die Insel unbewohnt war und einer Priesterschaft nir-
63 * Achilleus in d. Kunst Achilleus (Etym. u. Deutg.) 64
gends gedacht wird (siehe oben). Nach Ar- kannt ist; vgl. Overbeck a. a. 0. p. 551. Taf. rian. a. a. 0. und Philostr. Her. 746 dienten 23. Nr. 5. Münzen des Pyrrhos und spätere die Meervögel als Tempelhüter. Jeden Mor- thessalische Münzen zeigen den Kopf des Achill gen flogen sie aufs Meer, benetzten die B. Bochette Mon. ine'd. p. 411. Vign. 15. Der Flügel, flogen dann zum Tempel zurück, be- Schild des Achill und die Kontroversen dar- sprengten ihn und kehrten den Fufsboden mit über sind besprochen v. J. Overbeck Gesch. d. den Flügeln; doch wagten sie nie über den gr. PI.'2 1 p. 45 f.
Tempel hinwegzufliegen, Plin. N. H. 10, 78. Die sein Leben betreffenden Bildwerke sind
Salin. Polyh. 19 p. 29. Antig. Caryst. 134. zusammengestellt v. B. Bochette a. a. 0., 0.
Diesen Aufenthalt teilen aufser Helena nach 10 Müller a. a. 0. 413, 2 u. 415. J. Overbeck, die
Paus. 3, 19, 13 Patroklos, Antilochos und die Bildwerke zum (kubischen und troischen Hel-
beiden Aias. Vgl. aufserdem Athen. Deipnos. denkreis. Friedrich Schlie, die Darstellungen
15 p. G95. Strato 7, 211. Arrian. Peripl. P. des troischen Sagenkreises auf etruski sehen
E. p. 21. Conon narrat. 18. Eust. ad Diowys. Äschenkisten. Die ganze Cyklen enthaltenden,
Per. 545. 680. 692. Niceph. Blemm. ad Dionys. sowie die einzelne Scenen seiner Ansicht nach
Per. 1 p. 414 ed. Bernh. unzweifelhaft darstellenden antiken Bildwerke
siehe bei Brunn in Paulys Beal-Encyklopädie
IV. Achilles in der bildenden Kunst. nnter Achilles p. 89. Das Notwendigste betreffs
Da die hauptsächlichsten Kunstwerke schon der Bildwerke ist dem Texte an entsprechender
im Vorhergehenden bei Besprechung der Mythen 20 Stelle beigefügt; freilieh ist das Gegebene lücken-
Erwähnung gefunden haben, besonders dann, haft und unvollständig, da nur ein das weit-
wenn sie zur Erläuterung der schriftlichen schichtige Material beherrschender Fachmann
Überlieferung dienten oder dieselbe ergänzten, hier Erschöpfendes zu bieten imstande wäre, aufserdem aber ein genaues Eingehen auf das
archäologische Gebiet weder hier am Orte ist, T- Etymologie des Namens und Deutung noch im Vermögen des Verfassers steht, so der ursprünglichen Natur des Achilles. sei nur noch kurz hingewiesen auf die sta- 1) Antike und den antiken sich an- tuarischen Darstellungen des Achill, sowie auf schliefsende moderne Deutungen, die Hauptsammelwerke, welche sich mit den Die verbreitetste Ansicht im Altertmne war, bildlichen Darstellungen des Heros des nähe- 30 da(s der Name bedeute 'der Betrüber der liier' ren befassen. äia xo u%oq, o ißxi Ivnnv iitsvsyxiiv xoig 'iXi-
Da nach Plin. N. II. 34, 5, 18 die nackten evaiv Seh. II. 1, 1. Eustath. z. II. 14, 18, eine
Ephebenstatuen mit der Lanze in der Hand Erklärung, welche schon Kallimachos hatte
Achilleae hiefsen, so läfst sich hieraus ersehen, {Gramer aneed. Oxon. 4, 403, 27). In neuerer Zeit
in welcher Weise die Antike den Helden in der ist sie wieder aufgenommen von Pott, Kuhns
liegel zu bilden pflegte. Als Werke hervorragen- Ztschr. 9,211. Ahnlich ist die Deutung, wel-
der Künstler sind schon erwähnt die in Gruppen- che Eust. a. a. 0. 14, 13 giebt, ano xov a%og
bildern angebrachten Statuen von Lykios Paus. luXlziv , r'iyovv Ivnrjv IfißaXXciv, was Benseier
5, 22, 2, von Skopas Plin. 36, 26 u. Paus. gebilligt zu haben scheint, der das Wort mit
8, 45, 7. Eine alleinstehende (?) Statue des 40 'Schmerzer' übersetzt. Dagegen siehe Gurtius
Achill von Silanion führt an Plin. 34, 82. Von Grundzüge 5 p. 119 Anm. Eine dritte Zusam-
unbekannter Hand sind die Statuen im Tempel mensetzung mit &%og nimmt an die Erklärung
der Astarte zu Hierapolis Litcian. de dea St/r. aus a%og Xaov Seh. II. 1, 1 Et. 31. Eine zweite
40, ein avtovXog bei Christodor 291 nackt, im beliebte Deutung war etno xov a axtQrjxixov
Tempel von Sigeion eine Statue mit Ohrringen x«! xov %iX6g, o tßtiv 17 I« xäv Gitoqiuav xQocpij
Serv. Verg. Aen. 1, 30, ein E,6avov zrjg ■nctlctiüg Eust. II. 14, 18. So Enphorion Et. 31. v. 'Apl-
tpyaci'as auf Leuke Arrian. Peripl. P.E. p.21 u. Xzvg und Eust. II. 15, 8 es <t>d-i'r]v %tlov xar/Jis
die p. 61 Z. 9 erwähnte Reiterstatue zu Delphi, naanav äyivetog Nonni narr, ad Greg, ineect.
auch auf Münzen von Pharsalo^. Die charak- 1,88 p. 157. Eine dritte haiApollodor. 3, 13, 6 ort
teristischen Kennzeichen der Bildung des Achil- 50 1« jift'Ar/ uctaxoig ov nqoarjvsyKS; vgl. Tertull. de
les finden sich bei Philostr. imag. 2, 2 u. 7 pällio 4 'ille ferarum medullis educatus, unde
ju/ii. 1. Heroic. 19, 5. Liban. eephras. 6 und be- et Hominis consilium'. Eine vierte bei Tzetzes
sonders bei lleliodor. Aethiop. 2, 5. Keine der Lykojihr. 178, weil er durch das Feuer, in wel-
erhaltenen Statuen ist sicher als die des Achill ches ihn Thetis nach der Geburt warf, einer
nachgewiesen; genannt seien nur der sogenannte Lippe beraubt war. Soder pharsalische Dich-
Ares Ludovisi und Achilles Borghese in Paris, ter Agamestor. Eine gleiche Etymologie des
letzterer charakteristisch durch einen gewissen Wortes, aber auf anderer Deutung fufsend
sanften und melancholischen Zug, 'der für Ares nimmt an Forchhammer, Achill. Kiel 1853 p. 62.
am wenigsten pafst, aber dem Achill wohl von Peleus, der lehmige Flufs (itrilog), erzeugte mit
einem Künstler gegeben sein könnte' (K. <K 3Iül- im Thetis, der Läuferin unter den Nereustüchtern
ler , I/anclb. d. Arch. d. Ä'.3 413, 2). Die ho- (von &i<a), 'den Heros der Überschwemmung,
stimmte Deutung der Statuen wird nämlich des mündungs- und lippenlosen Flusses, den
durch die Ähnlichkeit der Darstellung mit Mars Lippenlosen, den Achilleus, von #EfAos die
erschwert. Die Dresdner und Münchner Büste Lippe und dem verneinenden «. Die Griechen
hängen nach Müller mit dem Borghose zusam- nannten die Ufer der Flufsmündungen Lippen',
men und fordern gleiche Deutung. Ebenso 2) Moderne Deutungen,
zweifelhaft ist die Deutung der schönen Mar- Vgl. hierüber Gurtius a. a. 0. p. 119. 'Ge-
morgruppe, die unter den Namen Pasquino be- rado in der Mehrdeutigkeit eines Wortes liegt
65
Ackilleus naehbom.
Adanos
CG
ein Hauptanlafg zu seiner Schwerdeutigkeit. Die etymologische Wiaaenscbaft kann also in solcben Fällen sehr oft nur die Sphären an- geben, innerhalb welcher die Deutung liegen kann, nicht diese selbst bieten'. Infolgedessen läfst l'urtius die Deutung zwischen 'AxiXevg = 'ExiXaog Volkshalter (so Misteli, Kuhns Ztsclir. 17 p. 186), und 'KxsXaog Steinhalter offen. Die letztere Erklärung fafst also Achilles als einen Flufsgott. Die übrigen Erklärer lassen sich 10 in drei Gruppen scheiden ; die eine erklärt ihn für einen Flufsgott, die zweite für einen Lichtgott, die dritte nimmt eine beide Ele- mente vereinigende Natur als das ursprüng- liche an. Für den Flufsgott Achilles tritt am energischsten ein Forchhammer in der oben erwähnten Schrift und in der 'Gründung Roms'', Kiel 1S0S p. 6 ff. Viele Anhänger hat die Ver- mutung J. Scaligers, in dem ersten Bestand- teile des Namens sei das Wort 'Wasser', 20 aqua, gerade so wie in Acheloos verborgen, vgl. Lobeck Aglaoph. p. 952; Welcher gr. Götter- lehre 3, iQ u. Anm.; derselbe sagt ep. Cycl. 2,37. 'Im Sohne der Thetis und des Peleus erblicken wir einen Flufsgott. — Aus diesem Dämon Achilles mag lange vor dem troischen Krieg ein Mp-ruidonenheld hervorgegangen sein'. Vgl. Preller Gr. Myth.3 400 Anm. 1. EücJcert, Tro- jas Ursprung p. 144,. Angermann, Progr. d. Landesschule zu Meifsen 1883 p. 11, welcher den 30 Übergang von •/. in % durch nachfolgendes S1 vermittelt annimmt. Dagegen G. Curtius a. a. 0. Fiele, Wörterbuch d. indogerm, Grundsprache3 2, 8 erklärt es mit 'der Dunkle' (äxXvg) = aquilus'. Als ursprünglichen Lichtgott fafst ihn Sonne Kuhns Ztsclir. 10, 9S, der den Namen mit 'hell leuchtend' übersetzt. M. Müller , Vorles. über die Wissenschaft d. Spr., deutsch v. C. Böttger'1 2, 533 Anm. 68 stellt ihn mit dem indischen sterblichen Sonnenheros 40 Ahargu zusammen. Panofka, annali delT Lnstit. Arch. 5, 130. 1, 128 hält den die Helena (SeXrjvrj) verfolgenden Achill für eine männliche Mond- gottheit. Eine Doppelnatur, die eines Strom- und Somiengottes, nahm an Gerhard gr. Myth. § 878. 'Seines Namens und Wesens als ein nutender Lichtheros (!) gedeutet'. 887 'eineshei- mischen Strom- und Sonnengottes Abbild in Kraft und Schnelle'. 890 'der meerentsprossene Sohn von Peleus und Thetis im Sinn des 50 schnellfüfsigen, unwiderstehlichen, wandelbaren Stromes, auch wohl der rasch verflüchtigten Sonnenkraft, die er ursprünglich daheim glei- cherweise bezeichnen mochte' (!). Endlich weist derselbe a. a. O. M. P. V. 2. Anm auf den in- dischen Feridan und germanischen Siegfried als Vorbilder und Widerspiele des griechischen £ Achill hin. Ganz abweichend von den genann- ten Erklärungen und sicherlich falsch ist die von Fligier, zur prähistorischen Ethnologie der go Balkanhalbinsel. WieulS77. p.41 gegebene Deu- tung. Achilleus ist ihm eine nichthellenische Gottheit. 'In seinem Namen erinnert er an £ Ahi, den feuerspeienden Drachen, d. h. die dorrende Hitze, welcher die milchgebenden Kühe, die Regenwolken, geraubt, und in den Bergen eingeschlossen hält. Der Bezwinger des Drachen (Ahi) heilst dann Achilaras, d. h. Drachen- Boscheb, Lexikon der gr. u. rüm. Mythol.
stein'. Ohne mich auf die Etymologie des Namens einzulassen, erkläre ich am Schlüsse, dafs mir nach den oben gemachten Zusam- menstellungen von Mythen und Kulten die ur- sprüngliche Bedeutung des Achilleus als Flufs- gott unzweifelhaft zu sein scheint. | Nachtrag zu S. 64, Z. 50: Eust. /.. LI 289, 30: of St naXatol tvQt9>ivtti epetow iv noXXoig 'Ayaut- öovzce Xtyouivov, wöjrs(> v.ct\ röv 'A%lX\ia A&T]- Xia Hai xov KdX%avra XciXkuvtci. Koscher. |
[Fleischer. ]
Achlys ('^irs) Trübsal, Personifikation der tiefsten Trauer, ausführlich geschildert von Lies. Scut. Herc. 204 ff. [Röscher].
Acionna, Name einer gallischen Göttin auf einer bei Orleans gefundenen Inschrift [Aug. Acionnae sacrum etc. Orclli - Henzcn 1955). [Koscher].
Acis etc. s. Akis.
Acoetes (AxoiTng?). 1) ein Mäonier (Lyder) oder Tyrrhener (nach Herod. 1, 94 sollten die Tyrrhener (Etrusker) aus Lydien eingewandert sein; vgl. Ov. Met. 3, 583. 624. u. Llygin. f'ub. 134), welcher als Steuermann auf einem tyr- rhenischen Seeräuberschiffe diente. Als seine Genossen bei einer Landung in Keos einen schönen trunkenen Jüngling entführen wollten, widersetzte sich Acoetes diesem Vorhaben, weil er in dem Knaben den Gott Dionysos erkannte, und sollte deshalb von den übrigen Seeräubern ins Meer geworfen werden. Da offenbarte plötzlich Dionysos seine göttliche Macht: das Schiff stand still wie in einem Dock, Weinre- ben rankten sich von selbst um die Ruder, der Gott selbst stand traubenbekränzt und den Thyrsus schwingend da, von Tigern, Luchsen und Panthern umlagert, und wahnsinnig oder erschreckt sprangen alle Seeräuber, in Delphine verwandelt, ins Meer. Nur Acoetes blieb übrig und folgte fortan dem Gotte als Mitglied sei- nes Thiasos. So erzählt Dionysos selbst in der Gestalt des Acoetes dem Pentheus bei Ovid {Met. 3, 582). Dieselbe Geschichte findet sich bei Hygin. fab. 134 (vgl. Bunte z. d. St.) , wo auch ziemlich dieselben Namen, wie bei Ovid, wiederkehren. Vgl. aufserdem Hom. liymn. 7 (in Bacchum),Apollod. 3, 5, 3. Aglaostheiics beiHyy. Astr. 2, 17. Serv. ad Acn. 1, 67 (der auch auf die Verwandtschaft der Tyrrhener und Lyder [Mäo- nier] hinweist), Myth. Vat. 1, 122; 2, 171 und die schöne bildliche Darstellung am Denkmal des Lysikrates zu Athen bei Müller- Wieseler, Deiikm. d. a. K. 1 Taf. 37. (Vgl. Gerhard, Auserl. Vascnbildcr 49). — 2) Evanders Waf- fenträger und nachher Gefährte seines Sohnes Pallas. Verg. Aen. 11, 30. 85. [Koscher].
Adad (Adadus, Aöuöovg (?) Hesych.), einheimi- scher Name des in Rom Juppiter O. M. Helio- politanus genannten syrischen Sonnengottes : Macrob. S. 1, 23. Plin. H. K. 37, 186. Vgl. Zachar. 12, 10. Morers Phönizier 1, 196. 2, 1, 513. Preller, Rom. M. 2 3, 402 ff [Röscher].
Adamas (Aäütiag) , Troer , Sohn des Asios, von Meriones getötet: LI. 12, 140; 13, 560 ff.
[Röscher].
Adanos ("Aäuvog) , Gründer von Adana in Kilikien, Bruder des Saros, Sohn des Uranos und derGe. Sf.eph. Byz. s. v. "ASava. [Schultz.]
67 Addus Admetos 68
Addus, Name einer wahrscheinlich celtisehen ter der vorigen (C. I. Gr. 5984 G., sonst An- Gottheit auf einer Inschrift aus Altripp. Or.- timache (s. d_.) genannt. [Röscher]. Henzen 5010: I. 0. M. Addo ex roto posuit Admetos ('AdpriTog, G. 1. Gr. S1S5 "AopijTog). pro sohlte sua suorumque Marino etc. Henzen 1) Sohn des Pheres und der Periklyniene oder Kly- erklärt im Register Addus für einen Beinamen mene, König von Pherai in Thessalien, Teilneh- des Juppiter. Vgl. Addua = Adda, Adduus uierander kalydonischen Jagd und ani Argonau- (VeU. 2, 102), Aduatuci. [Steuding]. tenzug (Apollod. 1, 8, 2, 4 u. 9, 6, 8. Hygin. /'. 14.
Adeona, röm. Göttin, welche ebenso wie die 173. Find. Pyth, 4, 2-24. Soph. Lemn. fragm.
Abeona (s. d.) die ersten Laufversuche leitete. 353. Apoll. M. Arg. 1, 49. Val. F. Arg. 1,
August, de civ. d. 4, 21. S. Indigitamenta. 10 444. Orpheus Arg. 176. Stat. Titel). 5, 435).
[Röscher]. Nachdem er Herrscher von Pherai geworden,
Adephagia ('ASrjcpayi'oc) , die Gefräfsigkeit, bewirbt er sich neben vielen andern Jünglin-
welche in einem Tempel Siciliens verehrt wurde: gen um die eine Tochter des Pelias, Alkestis;
Polemonh. Atlt. H6b. Ael.v.h.lfil. [Röscher]. als der Vater sie nur dem geben will," welcher
Adferenda s. Indigitamenta. Löwen und Eber (Apollod. 1, 9, 14) oder über-
Adgauaae deae , wohl celtische Göttinnen haupt wilde Tiere (Hygin. f. 50 u. 51) an den
auf einer Inschrift aus Galliano. Labus, Mo- Wagen geschirrt habe, spannt Apollon einen
uum. scoperti in Canturio p. 24: Xiger Tertul- Eber und Löwen an einen Wagen und über-
liusSeverus Matronis et Adganais V. S. L. M. giebt ihm diesen; damit gewinnt Adrnetos die
Orelli 2096 hat dagegen nach Redaelli „Ad- 20 Alkestis in Jolkos (Schol. Eur. Ale. 254) und
qnat" . liest aber im Register wie oben. Zu führt sie nach Hause. Apollon beweist sich
vergleichen ist vielleicht die gcns Adginnia. dem Admetos hilfreich, weil er während des
die° jedenfalls auch celtischen Ursprungs ist; einjährigen Dienstes in Pherai (Eurip. Ale. 8.
vgl. Orelli 4018 u. a, [Steuding]. Luc. de sacr. 4. Jup. conf. 8. Diodor. 6, 7, 6.
Adiaute ('ASiävrri), Tochter des Danaos (s. Ovid. heroid.fi, 151. «Sero. Verg. Ae. 7, 761), zu
Aigyptos). Apollod. 2, 1, 5. [Röscher]. dem er von Zeus wegen der Tötung der Ky-
Admete ('Aäfi^Trj), 1) Tochter des Okeanos klopen oder, nach Pherekydes, der Söhne der
und der Tethy's: Hesiod. Theog. 3, 49. Hom. Kyklopen (Schol. Eurip. Ale. 1. Lucan. Phars.
hu. in Cer. 421. Hyg. fab. praef. p. 28 ed. 6, 368. u. Schol. Apollod. 3, 104. Hygin. f. 49)
Bunte. 2) Tochter des Eurystheus. Da sie so verurteilt ist, den König wegen der freundli-
den Gürtel der Amazonenkönigin Hippolyte, chen Behandlang liebgewonnen hat, oder weil welche ihn vom Ares als Preis ihrer Tapfer- er ein Liebhaber des Admetos ist (Colli m. keit erhalten hatte, zu besitzen wünschte, so hymn. adAp.il. Flut. Kuma 4. Nonn. Dion. wurde Herakles ausgesandt , jenes Kleinod zu 10, 323. Tibull. 2, 3, 11. Ovid. heroid. 5,151). erkämpfen (Apollod. 2 , 5, 9). Nach Tzetzes z. Nach Diodor 4, 53, 2 wird Alkestis erst nach Lyhophr. 1329 begleitete Admete den Herakles. dem Tode des Pelias als Gattin dem Admetos Ein Relief der Villa Albani (Zoega Bass. 2, 70) von Iason übergeben. — Bei der Hochzeit ver- stellt sie dar, wie sie dem vergötterten Hera- gafs er der Artemis zu opfern, deshalb fand kies opfert. Dies lehrt die Inschrift: "Haag er sein Brautgemach mit Schlangenknäuelu an- 'Apysiag llösta 'ASaara Evovo&icog v.ai 'ASfid- 10 gefüllt. Apollon versprach ihm die Schwester rag Tßg 'A^iSäfiavTog (G. I. Gr. 5984 G., vgl. zu versöhnen, und zugleich erbat er von den Stephaui in 3Iem. d. Petersb. AI: Sei: &,t. S). Wie iloiren, dal's, wenn Admetos sterben sollte, er in dieser Lischrift, so gilt sie auch sonst als vom Tode verschont bliebe, sobald jemand frei- Priesterin der argivisehen Hera (Sunl;ell. Chro- wiUig für ihn in den Tod ginge. Nach Aesch. nogr p. 172 ed. Par. Euseb. Chron. p. 33 Sylb.). Eum. 172. 723. 728 hatte Apollon die Moiren Nach einer von Athen. 672a mitgeteilten Legende trunken gemacht und in der Trunkenheit ihnen soll Admete mit dem Kultbilde der Hera von das Versprechen abgenommen. Als der Todes- Ar^os nach Samos geflohen und auch hier tag für Admetos kam, und der Vater Pheres Prfesterin der Hera in ihrem uralten und hoch- samt der Mutter trotz ihres Greisenalters sich berühmten Heiligtume geworden sein. Die auf so weigerten sich zu opfern , erlitt Alkestis fin- den samischen Herakult eifersüchtigen Argi- ihren Gatten den Tod; sie wurde aber von ver hätten nun Tyrrhenische Seeräuber überre- Herakles dem Tode wieder abgerungen, oder det das Kultbild der samischen Hera für sie Köre schickte sie wegen ihrer Gattentreue wie- zu rauben. Als die Räuber im Begriffe gewe- der an die Oberwelt. — Nach Stat. Theb. 6, sen seien mit ihrem Raube abzusegeln, habe 332 nimmt Admetos bei der Einsetzung der plötzlich das Schiff so lange unbeweglich fest- nemeischen Spiele am Wagenwettrennen teil, o-estanden bis das Bild wieder ans Ufer ge- Ebenso beteiligt er sich auf dem Kypselos- bracht worden sei. Hier habe es Admete am kästen (Paus. 5, 18, 10) an den Leichenspielen, nächsten Morgen gefunden, gereinigt und wie- die zu Ehren des Pelias gefeiert werden; am der im Tempel aufgestellt. Zum Andenken gu Thron des AmykUiischen Apollo spannt er Eber an diese Begebenheit aber sei ein saniisches und Löwen an den Wagen (Paus. 3, 18, 9). Fest Tovtu genannt, gefeiertworden. Die Auf einem römischen Stuckrehcf (Ann. d. Inst. Deutuno- dieser ätiologischen Kultlegende tin- 1860 S. 227) fährt er mit einem Wagen, dem det sich bei Welcher in Schwencks ttiim.-myth. ein Löwe und ein Eber vorgespannt ist, zu Indeutungen S. 276. (Vgl. auch Welcher, Gut- Pelias, der ihn auf dem Throne sitzend erwar- terl 1 368U.382, Röscher. Juno u. Hera 8. 78, tet; neben ihm steht Alkestis. Über den Tod sowie' den Artikel Hera). — 3) Tochter des und die Rückkehr der Alkestis, sowie über die AmphidanuCB, Gemahlin des Eurystheus, Mut- Mythendeutungen s. u. Alkestis.
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Adolenda
Adonis (Mythus)
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Nach Phanodemos (Scliol. Aristoph. vesp. 1239) wird Admetos im Alter aus Pherai vor- trieben und kommt mit der Alkestis und sei- neui jüngsten Sohn Hippasos nach Athen zu Theseus, um ihn um Schutz und Hilfe anzu- flehen; er erhalt mit seiner Familie Wohnung in Attika. Auf diese Ankunft des Admetos in Athen wird ein in Athen vielfach gesungenes Skolion bezogen , 'Jöfirjrou Xöyos oder (i&log. Vgl. ,Se/<o/. Aristoph. Ach. OSO. Vielleicht hängt mit dieser Vertreibung des Admetos die von Pariken. erot. 5 erwähnte Thatsache zusam- men, dafs Admetos den zehnten Teil seiner Unterthanen unter Führung des Leukippos aus der Stadt fortsendet. — Die Kinder des Adme- tos sind Eumelos (Hom. B 714. f" 289), Peri- mele , Gattin des Argos (Sohn des Phrixos") {Anton. Lib. c. 23), und Hippasos, s. o. Vgl. noch Epictet. diss. 2, 22, 11; 3, 20, 7. [Vgl. auch K. Dissel, d. Mythos v. Admetos u. AI kestis, Progr. r. Brandenburg 1S82. Koscher.] — 2) Sohn des Augeias (oder aus Argos), ein Grieche , kämpft vor Troia und verwundet im nächtlichen Kampf den Meges , nach Lesches' Dichtung. Paus. 10, 25, 5. — 3) Ein Trojaner, bei der Einnahme der Stadt gefallen, in einem Gemälde des Polygnotos in Delphi. Paus. 10, 27, 1. [Engelmann].
Adolenda, eine römische Gottheit des Ver- brennens, welche zusammen mit der Commo- lenda und Deferunda bei dem Hinwegräumen, Zerhacken und Verbrennen eines auf dem Gie- bel des Tempels der Dea Dia gewachsenen Feigenbaumes von den Arvalisehen Brüdern angerufen wurde. Preller r. Myth. 3, 2, 228. s. Indigitamenta. [Röscher].
Adon = Adonis (s. d.).
Adoneus = Adonis. Plaut. Men. 1, 2-, 35. Catull. 29, 8. [Röscher].
Adonios (ASconog) = Adonis. Belle. Anecd. 346, 1. [Röscher].
Adonis ("Adcovig, -«5og, auch "Aämv ("Aämvl vgl. Meineice z. Theohr. 15, 149), -covog lat. Ado- nis, -is und -idis oder Adon, -onis). Mythus: Der älteste Dichter, welcher des Adonis ge- denkt, ist Hesiod (b. Apollod. 3, 14, 4; vgl. Prob. z. Yerg. Eclog. 10, 18), der ihn den Sohn des Phoinix und der Alphesiboia nennt. Da- gegen war er nach Panyasis (b. Apollod. a. a. 0.; vgl. auch Anton. Lib. 34) der Sohn des sy- rischen Königs Theias und seiner Tochter Smyma (oder Myrrha) , nach Antimachus (b. Probus z. Verg. Ed. 10, 18) der Sohn des phö- nikischen Königs Agenor, nach Zoilos (Etym. M. 117,35) der Sohn der Aoa und des Theias, nach kyprischer Sage des Kinyras (Gründers von Paphos) und der Metharme (Apollod. 3, 14, 3), nach Philostephanos (b. Prob. z. Verg. Ecl. 10, 18) endlich des Zeus, von diesem allein, ohne Umgang mit einer Frau , erzeugt. Seine Ge- schwister waren nach Apollod. 3, 14, 3 Oxy- poros, Orsedike, Laogone und Braisia. Seine Schwestern sollen sich infolge des Zornes der Aphrodite mit fremden Männern gepaart haben und in Ägypten gestorben sein. Der erste voll- ständige Mythus von Adonis findet sich bei Apollod. a. a. 0., der wahrscheinlich aus Pany- asis schöpfte. Danach wurde Smyrna von der
erzürnten Aphrodite zu verbrecherischer Liebe zu ihrem eigenen Vater Theias entflammt. Mit Hilfe ihrer Amme (Hippolyte nach Anton. Lib. Trans/'. 34) gelang es ihr zwölf Nächte ihren Vater zu täuschen. Als dieser endlich seine Tochter erkannte , verfolgte, er sie mit gezücktem Schwerte, jene aber flehte zu den (iöttern um Rettung. Von diesen ward sie in einen Myrrhenbaum verwandelt. Zehn Monate
in darauf barst der Baum, und Adonis ward ge- boren. Aphrodite aber, von seiner Schönheit gerührt , verbarg das Kind in einem Kasten und übergab ihn heimlich vor den übrigen Göttern der Persephone, welche den Adonis, als sie seine Schönheit erblickte, nicht wieder herausgeben wollte (vgl. darüber Greve, de Adonide p. 14). Den darauf entstandenen Streit der beiden Göttinnen schlichtet Zeus (oderKal- liope im Auftrage des Zeus nach Hyg. P. Astr.
2ii 2, 7 und einem Vasengemälde bei Heydemnnn, Vasensammlung des Museo Nazionale zu Nea- pel. Berl. 1872, No. 702) durch den Ausspruch, dafs Adonis fortan je ein Drittel des Jahres für sich, bei der Persephone und bei der Aphrodite leben sollte. Adonis aber beschlol's immer zwei Drittel des Jahres bei Aphrodite und ein Drit- tel bei Persephone in der Unterwelt zu weilen (vgl. Schol. z. Theolcr. id. 3, 48. Hyg. f. 251 u. Oiph. h. 55, 10). Später wurde er infolge
so des Zornes der Artemis auf einer Jagd von einem Eber getötet.
Dieser ziemlich einfache- Mythus bei Apol- lodor ist nun später, wie es scheint, in man- nigfacher Weise ausgeschmückt und erweitert worden. Nach Hyginus (fab. 58 u. 161) soll Kenchreis, die Gemahlin des Kinyras und Mut- ter der Smyrna, die Aphrodite dadurch belei- digt haben, dafs sie ihre Tochter für schöner