ge nie r ig = ee Bouvnp /I9-fo HARVARD UNIVERSITY ei ı G w CE LIBRARY OF THE MUSEUM OF OOMPARATIVE ZOÖLOGY E Buchdruckerei A. W. Sch ade in Fr ; Eh, und orzakildemie. | ‚Neue Folge. Heft 38. i IE DIENEN zoul u NOEMA: o > RR _ Herausgegeben a EN 5 ‚von der Ba Königli ich Preußischen Geologischen Landesanstalt: N und Bergakademie. ER BEIN AH an ar a N } BERLIN _ atrch hei der Körehchen Geologischen Landesanstalt und: Berdere, Berlin N. 4, Invalidenstraße 44. nn a _ Preis 8 Mark. Abhandlungen der Königlich Preußischen | Geologischen Landesanstalt 90,9.0.0.0.0. 0.0.0.0 vun am nn BERLIN. E. Im Vertrieb bei der Königlichen Geologischen Landesanstalt und Bergakademie, B. Berlin N. 4, Invalidenstraße 44. \ 1903. Abhandlungen der Königlieh Preußischen Geologischen Landesanstalt und Bergakademie, Neuer kKlorlee. Heft 38. Im Vertrieb bei der Königlichen Geologischen Landesanstalt und Bergakademie, Berlin N. 4, Invalidenstraße 44. 1903. Ar. FEB 17 1904 LIBRART - h S, RS = „! T e N ı — i > 7 Geologisch -hydrologische Verhältnisse im Ursprungsgebiete der | Paderquellen zu Paderborn. Von Dr. Hans Stille in Berlin. Mit Tafel I-VI und 3 Abbildungen im Text. Herausgegeben von der Königlich Preußischen Geologischen Landesanstalt und Bergakademie. BERLIN. Im Vertrieb bei der Königlichen Geologischen Landesanstalt und Bergakademie, Berlin N. 4, Invalidenstraße 44. 1903. IX Inhalts-Verzeichnis. Einleitung 2 Geologische Verhältuisse im Unsprungsgehlete der Paderauellen I. Das Liegende der Kreideformation. . . ..... ll. Stratigraphie der Kreideformation und des Diluvium zwischen Paderborn und der Egge. 1. Neocom . . Gault. Cenoman Turon Senon . Diluvium 7. Alluvium 5 Ill. Tektonik des Kräidepebieios ofen Bade born una der Egge . ; Hydrologische Verhältnisse im Trsprüngsgebiete een Daaeedellen I. Über die offenen Wasserläufe im Plänergebiete ll. Die Paderquellen zu Paderborn i Ill. Hülfsmittel zur Erkennung des Weges der unterirdischen Wasserzirkulation im Paderborner Plänergebirge 1. Verwerfungs- und Spaltenzüge 2. Wasseraustritte im Plänergebiete 3. Erdfälle . . 4. Färbungen ersiıkenden ln Beassons : IV. Über den Weg der unterirdischen We reirkulstion in der Paderborner Hochfläche : V. Über den näheren Vorgang der il alatidn in der Paderborner Hochfläche . ö ; BUN: VI. Begründung der physikalischen lscheinungen an den Paderquellen aus den Ursprungsverhältnissen ap wm Seite 107 Inhalts-Verzeichnis. Seite Kurze Zusammenstellung der Untersuchungsergebnisse über den Ursprung der Paderquellen a 115 Anhang: Einige allgemeine Gesic en ante für ae ersorgungs- 120 anlagen im westfälischen Plänergebiete Hierzu Tafel I-V1. Höhenschichtenkarte des Ursprungsgebietes der Paderquellen im Maßstabe 1:75000. Geologische Übersichtskarte der Kreidebildungen zwischen Pader- born und dem südlichen Eggegebirge im Maßstabe 1: 75000. . Hydrologische Karte des Ursprungsgebietes der Paderquellen im Maßstabe 1: 75000. Situationsplan der Quellen zu Paderborn im Maßstabe 1: 3125. . Temperaturkurven einiger Paderquellen. VI. Ansicht der Pader beim Ausflusse aus der Stadt. nn _ En A Einleitung. Inmitten der Stadt Paderborn, an der Grenze der Pader- borner Hochfläche gegen die weite Tiefebene im Hinterlande des nördlichen Eggegebirges, den östlichsten Teil der Münster- schen Bucht, entspringt in vielen hunderten von einzelnen, dicht bei einander liegenden Quellen die Pader. Diese Quellen bilden einen Teil des den ganzen Nordrand des westfälischen Plänergebietes gegen die angrenzende Diluvialebene begleiten- den Quellengürtels, dem nordwestlich Paderborn die Quellen zu Lippspringe, östlich die zu Upsprunge, Gesecke, Erwitte, Soest, Werl u. s. w. angehören. Abgesehen von der älteren, die Paderquellen mehrfach erwähnenden Litteratur sind sie auf Grundlage genauerer Unter- suchungen zuerst von BiscHhor beschrieben worden. Seine Arbeit über die Quellenverhältnisse am westlichen Abhange des Teutoburger Waldes aus dem Jahre 1834!) geht namentlich auf ihre physikalischen und chemischen Verhältnisse ein. 1847 bespricht er sie im ersten Bande seines Lehrbuches der Physi- kalischen und Chemischen Geologie als typisches Beispiel solcher Quellen, die versinkenden Bächen und Flüssen ihren Ursprung verdanken, und gibt dabei sehr ausführliche Dar- legungen über die hydrologischen Verhältnisse ihres Ursprungs- !) Schweiscer’s Jahrbuch der Chemie, Bd. VII. Abh. Geol. 1.-A., N. F. Heft 38. 1 ) Einleitung. gebietes, von denen aus er in vielfach durchaus zutreffender Weise die physikalischen und chemischen Verhältnisse der Quellen zu erklären versucht. Die zweite Auflage des Lehr- buches von 1863 giebt diese Darstellungen in etwas verkürzter Form. Weiter beschäftigt sich 1887 DAUBREE mit ihnen, gestützt auf Angaben ScHLüTEr’s, im ersten Bande seiner Eaux Souterrains a l’Epoque Actuelle.e Dann machten VÜLLERS und SCHLÜTER gelegentlich der 48. Generalversammlung des Naturhistorischen Vereins für Rheinland und Westfalen zu Paderborn Mitteilungen über die Paderquellen!), und vor wenigen Jahren hat VÜLLERS in einer Arbeit „Über geognostische und hydrognostische Verhältnisse der Ortslage Paderborn und Umgegend“?) die Temperaturverhältnisse der Quellen, gestützt auf eine große Menge von Messungen, näher beschrieben. In allerjüngster Zeit hat sich der bekannte Jenenser Hygieniker GÄRTNER, der bei der Typhusepidemie vom Jahre 1898 seitens der Paderborner Stadtverwaltung als Sachverstän- diger hinzugezogen worden war, in seiner Schrift über „Die Quellen in ihren Beziehungen zum Grundwasser und zum Typhus“°) mit den Paderquellen befaßt. Er bringt eine Fülle von Beobachtungen über ihre physikalischen und chemischen Verhältnisse und erklärt diese zum Teil auch aus der Be- schaffenheit des tributären Gebietes. In eingehendster Weise beschäftigt er sich mit den hygienischen Verhältnissen des !) Siehe Verhandlungen dieses Vereins, Bd. 48, Korrespondenzblatt S. 32—34. ?) Im 56. Bande der Zeitschrift für vaterländische Geschichte und Altertumskunde Westfalens. 3) Klinisches Jahrbuch, Bd. IX, Jena 1902. S. 108 sagt GÄRTNER, es sei ihm mitgeteilt worden, daß eine geologisch-hydrologische Untersuchung des Ursprungsgebietes der Paderquellen seitens der Geologischen Landes- anstalt im Gange sei, und daß eine hierüber bevorstehende Publikation, wie er erfahren, zum Ausdruck bringen würde, daß die Paderborner Typhusepidemie vom Jahre 1898 auf Typhusfälle im Dorfe Asseln süd- westlich von Paderborn zurückzuführen wäre. Herr Professor GÄRTNER muß hierin falsch unterrichtet worden sein; jedenfalls ist von meiner Seite eine dahin gehende Vermutung in solch bestimmter Form niemals aus- gesprochen worden, und ich werde nachher noch Gelegenheit haben, meine Stellungnahme zu dieser Frage zu erläutern. Einleitung. 3 Paderwassers und sucht auch hier nach Beziehungen zum Ursprungsgebiete. Die nachfolgende Arbeit über die geologisch-hydrologischen Verhältnisse des Ursprungsgebietes der Paderquellen ist nicht allein von wissenschaftlichen, sondern vorwiegend auch von praktischen Gesichtspunkten aus unternommen worden. Im Gegensatz zu dem großen Quellenreichtum bei Paderborn unter- liegt nämlich das Gebiet südlich und südwestlich der Stadt, die Paderborner Hochfläche, ganz außerordentlichem Wasser- mangel, der in den dortigen eigenartigen geologischen Verhält- nissen begründet liegt. Das ganze Gebiet besteht nämlich aus stark zerklüfteten Plänerkalken, und in diesen versinkt alles oberflächlich fließende Wasser, so auch die vom Eggegebirge kommenden, beim Betreten des Plänergebietes zum Teil sehr wasserreichen Bäche. Da nun auch Quellen so gut wie gänzlich fehlen, so befinden sich die dortigen Siedelungen in Bezug auf ihre Wasserversorgung in außerordentlich schwieriger Lage. Die Bewohner der sogenannten „trockenen“ Dörfer Döreuhagen, Eggeringhausen und Busch, südwestlich von Paderborn, sind z. B. vollständig auf Cisternenwasser angewiesen und müssen, falls dieses im Sommer ausgeht, ihr Wasser von mehrere Kilo- meter weit entfernten Punkten herbeiholen. Soll in solchen und ähnlichen Fällen Wandel geschaffen werden, soll namentlich versucht werden, durch Bohrungen Wasser zu erschließen, so ist natürlich in erster Linie erforder- lich, daß die unterirdischen Wege des Wassers möglichst genau festgelegt werden. Die ausgeführten Untersuchungen beziehen sich zwar zunächst »ur auf ein engumgrenztes Gebiet; aber die bei ihnen gewonnenen Erfahrungen über die Erkennung der unterirdischen Wasserwege und den näheren Vorgang der Wasserführung im Plänergebirge haben Gültigkeit auch für das übrige, gleichfalls zum Teil unter großem Wassermangel leidende westfälische Plänergebiet und werden somit auch dort bei den Versuchen, Wasser zu erlangen, von Wert sein. Im folgenden werden nun zunächst die geologischen und danacn die hydrologischen Verhältnisse des Ursprungsgebietes der Paderquellen eine eingehende Darstellung finden. Sodann 1 4 Einleitung. wird versucht werden, die Wege der unterirdischen Wasser- zuführung zu den Paderquellen festzulegen und weiter die physikalischen Verhältnisse der Quellen aus den geologischen, meteorologischen etc. Verhältnissen ihres Ursprungsgebietes zu erklären. Ein besonderer Abschnitt wird zum Schluß einige allgemeinere Gesichtspunkte für Wasserversorgungsanlagen im Plänergebirge erörtern. Bei meinen Untersuchungen habe ich bei Behörden und Privaten vielfach die bereitwilligste Unterstützung gefunden, so namentlich bei dem Magistrate der Stadt Paderborn, dem ich an dieser Stelle meinen Dank ausspreche. Besonderer Dank gebührt auch Herrn Generaloberarzt Dr. Prasce in Freiburg i. B., früher in Münster, der das gesamte in seinem Besitze befind- liche Material über die Paderquellen der Königlichen Geoiogischen Landesanstalt zur Verfügung stellte, und namentlich Herrn Professor Dr. FrickE zu Paderborn, der mich nicht allein jeder- zeit in überaus entgegenkommender Weise bei meinen Unter- suchungen unterstützt, sondern durch seine lange Zeit fort- gesetzten Temperatur- und Trübungsbeobachtungen an den Paderquellen überhaupt erst die Grundlage für einen Teil der unten folgenden Ausführungen gegeben hat. Das für den Ursprung der Paderquellen in Frage kom- mende Gebiet umfaßt einen großen Teil der Paderborner Pläner- hochfläche, ihren Nordrand gegen die Diluvialebene und ihre östliche und südöstliche Umrandung, das Eggegebirge. Im allgemeinen bezeichnet man nur den nord-südlich verlaufenden Teil des Gebirges südlich der Völmerstod, des höchsten Gipfels des Teutoburger Waldes, als Eggegebirge, und in diesem Sinne wäre in dem Gebiete der beifolgenden Höhenschichtenkarte (s. Taf. I) dieser Name nur bis etwa zum Bentenberge südlich Kleinenberg-anzuwenden. Vielfach pflegt man jedoch auch die südlich sich anschließenden, mehr südwestlich verlaufenden Bergzüge bis etwa in die Gegend von Essentho nördlich Mars- berg dem Eggegebirge zuzurechnen, und die Berechtigung, auf diese Weise das ganze Gebirge zwischen der Völmerstod und Einleitung. 5 der Diemel mit einer einheitlichen Bezeichnung zusammenzu- fassen, liegt 1. in den orographischen Verhältnissen: Dieses Eggegebirge „im weiteren Sinne“ bildet einen zusammenhängenden, sich überall weit über das östlich und westlich angrenzende Gebiet er- hebenden Gebirgszug; 2. in den hydrographischen Verhältnissen: es bildet die Wasserscheide zwischen Weser und Rhein; 3. in den geologischen Verhältnissen: es bezeichnet den Ostrand der westfälischen Kreidemulde. Die durchschnittliche Höhe des für uns in Betracht kom- menden Teiles des Eggekammes zwischen Altenbeken und Meer- hof beträgt etwa 400 Meter; die höchste Erhebung bildet die Hausheide westlich des etwas jenseits des Ostrandes unserer Karte liegenden Städtchens Driburg mit 441,4 Metern; an Höhe nicht sehr nach stehen der Dübelsnacken südwestlich Alten- beken (435,5 Meter), die Karlsschanze (433,2 Meter), die Burg zwischen Kleinenberg und Borlinghausen (436 Meter) und weitere Punkte in der Gegend von Blankenrode und Meerhof. Die niedrigste Stelle des Eggekammes mit 345 Metern liegt bei Neuenheerse. Der Steilhang der Egge ist nach O., nach dem Wesergebirgslande, gerichtet; ihr westlicher Hang ist im allge- meinen ziemlich flach. Nach W. und NW. schließt sich an die südliche Egge das Plateaugebiet der Paderborner Hoch- fläche an, das sich ganz allmählich nach N., zur Paderborner Ebene, abdacht. In den außerordentlich eintönigen landschaftlichen Charakter dieser Hochfläche bringen eine Reihe tief — stellenweise bis über 100 Meter — eingeschnittener, gewöhnlich von sehr steilen Hängen begrenzter Täler einige Abwechslung; vielfach haben diese einen außerordentlich gewundenen Verlauf; so beschreibt z. B. das Ellerbachtal bei Hamborn förmlich mäandrische Win- dungen und umzieht auf diese Weise nach drei Seiten hin eine Reihe abwechselnd von N. und S. vorspringender schmaler 6 Einleitung. Plateauzungen. Wo solche Talsysteme sich stark. verzweigen, und dabei die einzelnen Täler breiter und ihre Hänge flacher werden, kann der ursprüngliche Plateaucharakter allerdings ziemlich verloren gehen, und nur die übereinstimmenden Höhen- verhältnisse der einzelnen durch die Talsysteme getrennten Plateauabschnitte weisen noch auf ihn hin. Das ganze Gebiet ist nur verhältnismäßig dünn besiedelt, und das liegt begründet in der im allgemeinen nur geringen Ertragsfähigkeit des Bodens, in der Armut an nutzbaren Bodenschätzen und, gewiß nicht zum kleinsten Teile, in den so außerordentlich ungünstigen Wasserverhältnissen. Natur- gemäß liegen die Dörfer vorwiegend im Grunde der Täler, wo eine Wasserversorgung aus den offenen Flußläufen noch am leichtesten möglich ist. (reologische Verhältnisse im Ursprungs- eebiete der Paderquellen. (Hierzu Tafel II: Geologische Übersichtskarte der Kreidebildungen zwischen Paderborn und dem südlichen Eggegebirge) '). I. Das Liegende der Kreideformation. Die Paderborner Hochfläche und das östlich anschließende Gebiet bis hin zum Kamme der Egge sind zusammengesetzt aus Schichten der Kreideformation; erst im steilen Osthange der Egge finden sich auch ältere Schichten, Jura und Trias. An der Egge überlagert das tiefste Glied der Kreide, der Neocomsandstein, sehr verschiedene Glieder des älteren Meso- zoicums, und zwar bald Lias, bald Keuper, bald Muschelkalk u.s. w., und es kann keinem Zweifel unterliegen, daß auch weiter westlich recht verschiedene Horizonte unter der Kreide liegen. Da nun, soweit mir bekannt, noch nirgends im Bereiche der Paderborner Hochfläche eine Bohrung durch die Kreideformation hindurch bis in ihr Liegendes gestoßen worden ist, so stehen wir in Bezug auf den vorcretaceischen Untergrund ') Die Übersichtskarte enthält eine Reduktion auf den Maßstab 1:75000 der von mir in den letzten Jahren im Maßstabe 1:25000 ausgeführten Spezialaufnahmen auf den Blättern Altenbeken, Lichtenau, Kleinenberg, Etteln und der angrenzenden Teile der Blätter Paderborn, Fürstenberg i. W., Willebadessen und Peckelsheim. Die Blätter Altenbeken, Lichtenau, Kleinen- berg und Etteln werden demnächst als Lieferung 70 der geologischen Spezialkarte von Preußen und den Thüringischen Staaten im Verlage der Königl. Preußischen Geologischen Landesanstalt erscheinen. 8 Geologische Verhältnisse. des Paderborner Plänergebietes einem fast völligen Dunkel gegenüber, und höchstens aus der Verbreitung der älteren mesozoischen Glieder an der östlichen Randzone der westfälischen Kreide, an der Egge, lassen sich einzelne, dazu noch recht unsichere Schlüsse auf das Liegende der Kreide weiter westlich ziehen. Die Frage nach der Unterkante der westfälischen Kreide ist eben ein Problem, vergleichbar etwa der Frage nach der Unterkante des Diluvium im norddeutschen Flachlande, und nur durch Tiefbohrungen wird etwas Licht hinein gebracht werden können. Es kommt hinzu, daß nach den Ergebnissen der jüngsten Spezialkartierungen des Verfassers am Ostrande der westfälischen Kreide, an der Egge, die Kreideformation keineswegs, wie man bisher geglaubt hatte, über einem noch ungestörten Gebirge älterer mesozoischer Schichten zur Ablagerung gekommen ist, sondern daß schon vor der Ablagerung der Kreide Schicht- verschiebungen von zum Teil recht erheblichem Betrage ein- getreten sind'); und wenn solche an der Egge nachweisbar sind, so werden sie gewiß auch nach W. unter der Kreide fortsetzen. So ist z.B. am Kreiderande bei Borlinghausen im Liegenden des ungestörten Neocoms Mittlerer Keuper gegen Wellenkalk an einer Verwerfung abgesunken, die weiter westlich bei Schönthal Mittleren Buntsandstein neben Mittleren Keuper lest, deren Sprunghöhe also nach dem Innern der Kreidemulde erheblich zugenommen hat. Besonders erschwert wird die Beurteilung des tieferen Untergrundes der Paderborner Hochfläche auch dadurch, daß nicht allein das tiefste Glied der Unteren Kreide, der Neocom- sandstein, sondern auch das Unterste Cenoman transgredierend recht wechselnde Horizonte überlagert. Am nördlichen Egge- gebirge, bis etwa hin nach Altenbeken, scheint zwar überall das Cenoman noch konkordant auf dem Flammenmergel, dem jüngsten Gliede des Gault, zu liegen; weiter südlich ver- schwindet aber ein Glied der Unteren Kreide nach dem anderen I) Srırıe, Über präcretaceische Schichtverschiebungen im älteren Mesozoicum des südlichen Eggegebirges. Jahrbuch der Preuß. Geolog. Landesanstalt für 1902. Das Liegende der Kreideformation. 9 in seinem Liegenden, so bei Buke die oberste glaukonitische Stufe des Flammenmergelhorizontes, bei Schwaney die ganze übrige Flammenmergelzone, am Marschallshagen südwestlich Kleinenberg der Gaultsandstein und bei Blankenrod& endlich der Neocomsandstein. Somit ist an den letzten Ausläufern des Eggegebirges überhaupt keine Untere Kreide mehr vor- handen, vielmehr legt sich hier das tiefste Glied der Oberen Kreide, der Genomanmergel, unmittelbar auf Triasschichten. Es findet sich also im Liegenden des Cenomans am Egge- gebirge eine von N. nach S. immer größer werdende Schicht- lücke. Nun hat sich aber weiter ergeben, daß auch im Lie- genden der Unteren Kreide — wenigstens im großen und ganzen gesagt — von N. nach S. immer ältere Schichten auf- treten, daß also, je weiter wir nach 8. kommen, auch um so beträchtlichere Schichtenmächtigkeiten durch die Abrasion vor Ablagerung der Unteren Kreide abgetragen sind. Nur geht diese Alterszunahme im Liegenden des Neocom nicht annähernd mit derselben Regelmäßigkeit vor sich, wie im Liegenden des Genoman; vielmehr wiederholen sich häufig Schichten unter und neben der Kreide, die weiter nördlich schon fehlten. Somit haben wir zwei Schichtlücken im geologischen Profile des Eggegebirges, die von N. nach S. an Betrag zunehmen und die endlich bei Blankenrode mit dem Verschwinden der Unteren Kreide zu einer einzigen verschmelzen. Im übrigen verweise ich auf die in der Arbeit über die präcretaceischen Brüche gegebene schematische Darstellung des geologischen Profiles der Egge an einer Reihe nord-südlich sich folgender Punkte zwischen Altenbeken und der Diemel. In Bezug auf das Liegende der Unteren Kreide ist im einzelnen hervorzuheben, daß am nördlichen Rehberge, nord- östlich von Altenbeken — schon etwas nördlich der Über- sichtskarte Tafel II — die Kreide auf Lias, zunächst auf Mittlerem, dann auf Unterem liegt; am südlichen Rehberge finden sich unter ihr eine Reihe verschiedener Horizonte und zwar Gipskeuper, Oberer, Mittlerer und Unterer Muschel- kalk; doch liegen hier ganz besondere tektonische Verhältnisse vor, die nicht entscheiden lassen, welche Horizonte das ur- 1 10 Geologische Verhältnisse. sprüngliche Liegende der Kreide gebildet haben mögen. Weiter südlich liegt unter der Kreide zunächst überall Mittlerer Muschel- kalk, so an der ganzen Egge westlich und südwestlich Driburg bis hin zur Klusweide, wo sich ganz lokal noch einmal jüngere Horizonte — Oberer Muschelkalk und Keuper — unter ihr einstellen. Von hier bis zum Netheberge überlagert das Neocom überall Wellenkalk, am Netheberge selbst auch Mittleren und Oberen Muschelkalk, südlich von ihm bis hin zur Teutoniahütte bei Borlinghausen fast überall Keuper, nur ganz vorübergehend, wie am Neuenheerser Bahneinschnitte und am Paderborner Berge auch Lias. Am Eggehange bei der Teutoniahütte findet sich dann der obenerwähnteost-westlich gerichtete präcretaceische Abbruch, nördlich dessen die Kreide überall auf Gipskeuper liest, so z. B. bei Bühlheim und Schönthal, südlich aber auf viel älteren mesozoischen Schichten, so von der Teutoniahütte bis zum Bentenberge auf Wellenkalk, am Bentenberge, bei Kleinen- berg und am östlichen Marschallshagen auf Röth, weiter westlich und südwestlich auf Mittlerem Buntsandstein. Il. Stratigraphie der Kreideformation und des Diluvium zwischen Paderborn und der Egge. Im Ursprungsgebiete der Paderquellen treten fast aus- schließlich Schichten der Kreideformation zu Tage; nur in seinem südlichsten Teile finden sich hier und da noch ältere mesozoische Schichten, so namentlich Buntsandstein und Gips- keuper, doch eigentlich nirgends in größerer Verbreitung. Ich beschränke mich deshalb im folgenden darauf, nur die Entwicklung der Kreide genauer zu besprechen. Die Kreideschichten bilden eine große Mulde und fallen dabei fast durchweg etwa nach Paderborn zu, also nach W. bezw. NW., ein; somit liegen die ältesten Glieder der Kreide an der Egge, das jüngste bei Paderborn. 1. Neocom. Das Neocom ist am südlichen Eggegebirge, wie überhaupt am ganzen Teutoburger Walde, durch einen weißlichen oder gelblichen, mittelkörnigen, ziemlich festen Sandstein vertreten, dessen Mächtigkeit im allgemeinen 20 Meter beträgt; etwa von Borlinghausen an nach SW. verringert diese sich aller- dings, und südlich Blankenrode ist, wie wir sahen, überhaupt kein Neocomsandstein mehr vorhanden. So fehlt das Neocom z. B. schon an der Grenze von Kreide und Trias bald westlich und südwestlich Blankenrode, ferner bei der Försterei Blinde- born; dagegen ist es noch vorhanden im Düsteren Grunde, am westlichsten Marschallshagen und am Südfuße des Sassen- und Boddenberges, und so fällt der Westrand des Neocom unter 12 Geologische Verhältnisse. dem transgredierenden Cenoman zwischen Blankenrode und der Amelungen-Kapelle etwa mit dem Tale der Altenau zusammen. An der Egge bildet der Neocomsandstein den oberen Ab- schluß des im übrigen aus Trias und Lias bestehenden Ost- hanges und zieht sich dabei als im allgemeinen nur schmales Band am Kamme hin; nur im südlichsten Teile nimmt er bei gewiß nicht erheblicherer Mächtigkeit infolge seiner fast söhligen Lagerung recht breite Flächen ein und ist hier viel- fach durch Verwerfungen in einzelne Schollen zerrissen. Als Neocom ist der bis dahin für Quadersandstein gehal- tene Kammsandstein des Eggegebirges zuerst durch F. Römer!) gedeutet worden auf Grund des Vorkommens von Ammonites Decheni A. Röm. an der Karlsschanze bei Willebadessen und von Lima longa A. Röm., Lima elongata A. Kön., Cidaris varia- bilis Der. u. K., Exogyra sinuata Sow. und Terebratula multiformis A. Röm. im Bahneinschnitte von Neuenheerse, also lauter Formen, die aus dem Hannoverschen Hilston und dem schon früher?) als Neocom erkannten Sandsteine von Örlinghausen am nördlichen Teutoburger Walde bekannt waren. Die nach RöMER einen Fuß mächtige fossilführende Sandsteinschicht ist zur Zeit bei Neuenheerse nicht aufgeschlossen, wohl aber habe ich Stücke von ihr mit den erwähnten Fossilien auf alten Halden beim Bahneinschnitte angetroffen. Im übrigen ist der Neocomsandstein des Eggegebirges recht arm an organischen Resten; zu erwähnen ist nur noch ein schlecht erhaltener Polyptychites sp. aus dem Neuenheerser Sandsteinbruche und Steinkerne eines nicht sicher zu bestimmenden Pelecypoden, sehr wahrscheinlich einer /socardia, aus etwas phosphor- haltigen Kalkknollen einer mürben, stark glaukonitischen Lage des Neocom in den „Flachslöchern“ nordöstlich von Blanken- rode. In petrographischer Beziehung ist der Neocomsandstein am ganzen Eggegebirge nördlich von Borlinghausen recht gleich- ) F. Römer, Über das Alter des Kreidesandsteines im südl. Teile des Teutoburger Waldes. Neues Jahrb. f. 1852, S. 185—191. ?) F. Römer, Geognostischer Durchschnitt durch die Gebirgskette des Teutoburger Waldes. Neues Jahrb. f. 1845, S. 269—277 u. F. Römer, Mit- teilung an Prof. Bronx, Neues Jahrb. f. 1848, S. 786 -789. Stratigraphie der Kreideformation und des Diluvium. 13 mäßig entwickelt; sein Korn stimmt etwa mit dem der typischen Gesteine unseres Mittleren Buntsandstein überein, und konglo- meratische Lagen fehlen so gut wie gänzlich. Dagegen sind solche am südlichsten Eggegebirge, und zwar etwa von dort an, wo das Gestein allmählich an Mächtigkeit verliert, vielfach zu beobachten, so z. B. auf der Taubenheide, in den Flachs- löchern, bei der Burg Blankenrode. Überhaupt ist das Korn des Sandsteins am südlichsten Eggegebirge im allgemeinen etwas gröber als weiter nördlich. Auch weiter nördlich findet sich hier und da schon ein geringer Glaukonitgehalt im Neocom- sandstein; stark glaukonitische Lagen, die zum Teil in förmliche Grünsande übergehen, sind aber nur am südlichsten Egge- gebirge vertreten. Die Größe der Gerölle im Neocomsandstein nimmt von N. nach S. zu, und bei der Burg Blankenrode finden sich z. B. vereinzelt solche von mehreren Gentimetern Durchmesser. Alles dies spricht dafür, dass nicht allzu weit südlich vom heutigen Eggegebirge die alte Strandlinie des Neocommeeres gelegen haben muß, und so kommen eben zwei Umstände zusammen, um das Auskeilen des Neocom zu begründen, die ursprüngliche Mächtigkeitsabnahme (des Ge- steines und diespätere Abtragung vor Ablagerung des Öenoman; letzterer möchte ich aber doch die Hauptwirkung zuschreiben. 2. Gault. In seiner ganzen ursprünglichen Entwickelung ist der Gault nur noch bei Altenbeken vertreten; nach S. zu verschwindet, wie wir sahen, eines seiner Glieder nach dem anderen infolge der übergreifenden Lagerung des CGenoman, und südwestlich vom Bentenberge bei Kleinenberg fehlt der Gault gänzlich. Bei Altenbeken beobachtete SchLörter!) im unmittelbaren Hangenden des Neocomsandsteines beim Bau des Altenbekener Tunnels ca. 4 Meter Grünsand, der jetzt nirgends aufgeschlossen ist. Er fand im unteren Teile dieser Sande Ammonites Martini D’ORB. und stellte ihn deshalb zum Unteren Gault, im oberen I) Schröter, Schichten des Teutoburger Waldes bei Altenbeken, Zeitschr. d. Deutsch. Geolog. Gesellschaft f. 1866, S. 53. 14 Geologische Verhältnisse. Teile Ammonites Milletianus D’ORB., Ammonites Raulinianus D’ORB. und Hamites elegans D’ORB. und rechnete ihn zum Mittleren Gault. Diesen glaukonitischen Horizont überlagert bei Altenbeken ein vorwiegend rot gefärbter, mürberer, grobkörniger Sand- stein, der nach den von SCHLÜTER gelegentlich des Tunnelbaues semachten Beobachtungen hier eine Mächtigkeit von 40 Metern besitzt. Dieser Gaultsandstein ist sehr eisenschüssig, oft so sehr, dass früher Bergbau darauf betrieben wurde; vielfach ist er von Klüften durchzogen, die von Brauneisenstein erfüllt sind. F. Römer!) erkannte zuerst seine Zugehörigkeit zum Gault durch Auffindung von Hoplites auritus Sow. westlich von Neuen- heerse. SCHLÜTER’) führt eine Reihe anderer Formen an, die er beim Bau des Altenbekener Tunnels erhielt, und ich selbst habe aus dem Gaultsandstein des südlichen Eggegebirges eine ziemlich reiche Fauna zusammengebracht, aus der ich — nach vorläufigen Bestimmungen — Hoplites auritus Sow., Belemnites minimus LisTER, Ostrea sp., Inoceramus concentricus PARK., Pinna Sp., Janira albensis D’ORB., Pecten Darius D’ORB., Pecten Dutemplü D’ORB., Thetis minor Sow., Venus Vibrayeana D’ORB., Holaster latissimus AG. hervorhebe. Bei seiner beträchtlichen Mächtigkeit und dem schwach geneigten Einfallen tritt der Gaultsandstein am Westhange der Egge bei Altenbeken und weiter südlich in großer Breite zu lage; nach N. wird er schnell schmaler, und schon bei Kempen, 4 Kilometer nördlich von Altenbeken, verschwindet er gänzlich, so daß dort das jüngste Glied des Gault, der Flammenmergel, direkt auf Neocomsandstein liest. Die aus- gedehnteste Oberflächenverbreitung hat er etwa zwischen dem Neuenheerser Bahneinschnitte und Kleinenberg, also im Asseler Walde und weiter südlich, trotzdem seine Mächtigkeit dort auch nicht annähernd so erheblich ist, wie etwa zwischen Altenbeken und Schwaney. Im südlichen Verbreitungsgebiete I) F. Römer, Notiz über Auffindung von Ammonites auritus in Kreide- schichten bei Neuenheerse. Zeitschrift der Deutsch. Geol. Ges. f. 1852. S. 728—733. A)al.ac. 8. 54, Geologische Verhältnisse. 15 des Gaultsandstein finden sich hier und da Lagen von Milch- quarzgeröllen, so bei Asseln und nördlich Kleinenberg. Über dem Gaultsandstein liegt bei Altenbeken und Buke der Flammenmergel, ein hell gefärbtes, kieseliges bis kieselig- mergeliges Gestein, das bei der Verwitterung in knollige Bruchstücke zerfällt, die im Innern oft einen splittrigen Kern zeigen. Seine tiefsten Partien sind etwas glaukonitisch, wie zum Beispiel entlang der Bahn zwischen Altenbeken und Buke hier und da zu beobachten ist. Die Mächtigkeit des Flammenmergel beträgt bei Alten- beken 10--15 Meter, nimmt aber nach S. schnell ab, und von Schwaney an ist dieser Horizont überhaupt nicht mehr ver- treten. Fossilien sind in ihm recht selten; noch am häufigsten fand sich Peeten Darius D’ORB., viel seltener Schlönbachia inflata Sow. und ganz vereinzelt Plicatula radiola Lam. Über dem eigentlichen Flammenmergel folgt bei Altenbeken ein 6 Meter mächtiger glaukonitischer Sandstein, welcher violette Flecken bekommt, sobald die Zersetzung des Glaukonits eingetreten ist. Bei weiterer Zersetzung bildet sich ein stark brauneisenschüssiger Sandstein, der im Fortstreichen der Schichten hier und da auf den Feldern zu finden ist. An- stehend findet sich das frische Gestein in der Bahnböschung gegenüber Bahnhof Altenbeken und bei der alten Ziegelei am rechten Ufer des Sagetales, 2 Kilometer nördlich Altenbeken. Weiter nach N. scheint der glaukonitische Sandstein zu fehlen, nach S. hat er sich bis wenig nördlich Buke verfolgen lassen; schon im Dorfe Buke transgrediert aber das CGenoman über dem hellgefärbten tieferen Flammenmergel. Den Abschluß des Gault bilden im Altenbekener Profile geringmächtige, dunkle Tone mit Hoplites splendens Sow. und Aucella gryphaeoides SoW. 3. Cenoman. Besteht, wie wir sahen, die Egge selbst vorwiegend aus den sandigen Schichten der Unteren Kreide, so setzen das westlich an sie anschließende Plateaugebiet bis nach Paderborn 16 (Geologische Verhältnisse. hin die kalkigen, zum Teil auch mehr mergeligen Schichten der Plänerformation, des Cenoman und Turon, zusammen. Das Cenoman ist in der geologischen Übersichtskarte, Taf. II, gegliedert in Cenomanmergel, Cenomanpläner, Oberste Cenomankalke. Dabei entsprechen die Cenomanmergel, soweit das eben mit Sicherheit bei ihrer Fossilarmut zu sagen ist, etwa dem Unteren Grünsande des westlichen Westfalens, dem sogen. Grün- sand von Essen oder der Tourtia, und dem Grünsande an der Basis der Plänerformation des subhercynischen Hügellandes; als Cenomanpläner sind die im Paderborner Plänergebiete weder petrographisch noch paläontologisch scharf zu trennenden Stufen der Schlönbachia varians Sow. und des Acanthoceras Rhotomagense DeErr. zusammengefaßt; die „Obersten Cenomankalke“ entsprechen etwa dem, was STROMBECK im subhercynischen Hügellande als „Arme Rhotomagensis-Schichten“ bezeichnet hat. Die Cenomanmergel sind grau und gelblich gefärbt, bröckelig und enthalten Lagen fester, grauer, innen mehr blauer Kalkknollen. Am schönsten sind sie am Sommerberge bei Altenbeken über dem Bahnkörper aufgeschlossen, von wo sie schon ScHLÜTER!) beschreibt. Dort ist sehr deutlich zu er- kennen, wie der Abstand der Knollenlagen nach oben allmählich abnimmt und sich so ein Übergang zum Plänerkalke ausbildet. Von Fossilien erwähnt SCHLÜTER (l. ce.) aus ihnen ein nicht bestimmbares Bruchstück einer Scyphia, Inoceramus striatus Mant. und Schlönbachia varians Sow.;, diesen habe ich nur noch Terebratulina rigida Sow. und Aucella gryphaeoides Sow. hinzuzu- fügen. Die Mächtigkeit des Cenomanmergel ist bei Altenbeken etwa 50 Meter und verringert sich allmählich nach S.; so mag sie bei Lichtenau und Holtheim etwa 30, bei Blankenrode und Ösdorf nur noch 20 Meter betragen. Die mürben Mergel leisten den Atmosphärilien naturgemäß Nil. Saloß, Stratigraphie der Kreideformation und des Diluvium. 17 nur geringen Widerstand und rufen dadurch im Terrain eine flache Einsenkung mit anschließendem Steilhange hervor, der nach oben durch die festen Cenomanpläner abgeschlossen wird. So stecken sie z. B. im Östhange des Sommerberges und Winterberges bei Altenbeken, des Limberges bei Buke, des Emder Waldes zwischen Schwaney und Herbram, der Buch- lieth und des Karlsberges zwischen Herbram und Asseln u.s.w. Wie überhaupt die orographische Gliederung des zunächst an die Egge anschließenden Plänergebietes ganz vorwiegend durch das Auftreten des Cenomanmergels bedingt wird, zeigt sich recht deutlich z. B. an den Hängen des Odenheimer Tales zwischen Torfbruch und Lichtenau, wo Verwerfungen mehrfach die Grenze zwischen Mergel und Piänerkalk verschieben, und wo mit jeder dieser Verwerfungen ein Vorrücken oder Zurücktreten des Plateaurandes zusammenhängt. Von hier an nach S. ist der Cenomanmergel nicht mehr, wie weiter nördlich, auf ein einziges Band beschränkt, sondern von OÖ. nach W. mehrfach wiederholt, größtenteils im Zusammen- hange mit tektonischen Störungen. Westlich Blaukenrode rückt das Cenoman, das weiter nördlich den ersten Parallelzug zu der aus Unterer Kreide bestehenden Egge bildet, mit dem Ver- schwinden der Unteren Kreide an den Südostrand der west- fälischen Kreidemulde heran, und so bilden den Kamm der südlichsten Egge die Genomanpläner, ihren östlichen Steilhang die Genomanmergel und die darunter liegenden Triasschichten. Über dem Cenomanmergel liegt der Cenom anpläner als fester, in frischem Zustande vorwiegend blauer, angewittert mehr gelblich gefärbter, diekbankiger Kalk, der im östlichen Teile des Plänergebietes infolge seiner außerordentlich flachen Lagerung große Flächen bedeckt. Seine Mächtigkeit mag — ohne die Armen Rhotomagensis-Schichten — etwa 30—40 Meter betragen. Schon SchLöter!) hat 1866 gezeigt, daß eine Gliederung in Varians- und Rhotomagensis-Schichten im Pläner- gebiete westlich der Egge nicht scharf durchführbar ist, sondern HilRe. Ss 6. Abh. Geol. L.-A., N. F. Heft 38. 2 18 (reologische Verhältnisse. _ daß einerseits Acanthoceras Rhotomagense DErR. sich hier schon, wenn auch selten, in den tieferen Partien des Cenomanpläner findet, und andererseits im höheren Cenomanpläner mit dem dort sehr häufigen A. Rhotomagense Formen wie z.B. Acanthoceras Mantelli Sow. nnd Peeten Beaveri Sow. vergesellschaftet sind, die man früher als bezeichnend für Varianspläner gehalten hatte. SCHLÜTER’S Untersuchungen lagen namentlich die schönen Aufschlüsse bei Altenbeken und Lichtenau zu Grunde; doch auch im ganzen übrigen Paderborner Cenomangebiete hat es sich bestätigt, „caß die Verschiedenheit der Rhotomagensis- und Varianspläner wesentlich nicht auf der Verschiedenheit der Spezies, sondern auf der größeren und geringeren Individuenzahl einzelner Arten beruht“. ‘Auch petrographisch sind Varians- und Rhoto- magensis-Schichten recht gleichmäßig entwickelt, und so hat von einer Trennung der beiden bei der geologischen Aufnahme Abstand genommen werden müssen. Die häufigeren Formen des Genomanpläner sind: Schloen- bachia varians SOW., Acanthoceras Rhotomagense DEFR., Acantho- ceras Mantelli Sow., Turrilites tuberculatus Bosc., Turrilites Scheuchzerianus Bosc., Nautilus elegans Sow., Inoceramus orbicularis Msır., /noceramus striatus MANT. GDF., Pecten Beaveri Sow., Tere- bratula biplicata BrocH., Rhynchonella Mantelliana Sow., Holaster subglobosus LESKE, Discoidea eylindrica Ac. Mit der Hydrologie des Cenomangebietes in engem Zu- sammenhange stehen eigenartige Verwitterungsprodukte des blauen Pläners, die im Paderborner Lande allgemein als „Hottenstein“ bezeichnet werden. Es sind dieses spezifisch sehr leichte, graue und gelbliche, tonige Gesteine, die durch Fortführung des Kalkes aus dem Pläner hervorgehen, wobei seine ursprünglichen Strukturverhältnisse ziemlich gewahrt bleiben. Finden sich solche Entkalkungen auch ganz lokal in höheren Horizonten, so z. B. im Brongniartipläner'!) südlich Grundstein- heim und im Öuvieripläner östlich Dörenhagen, so sind sie doch in größerem Maßstabe nur im tieferen Genomanpläner zu beobachten. So ist der Cenomanpläner gleich westlich der !) Weit verbreitet habe ich sie im Brongniartipläner südlich und süd- östlich von Soest beobachtet. Stratigraphie der Kreideformation und des Diluvium. 19 Grenze gegen die Genomanmergel — wenigstens südlich von Altenbeken — eigentlich ständig bis einige Meter unter Tage entkalkt, und erst näher der Grenze gegen die Armen Rhoto- magensis-Schichten sind oberflächlich noch nicht entkalkte Partien vorhanden. Im allgemeinen schwankt die Breite der Entkalkungszone mit der Breite des Ausstreichens der tieferen Cenomanpläner, und so ist sie da recht schmal, wo fast der ganze Untere Cenomanpläner im Steilhange steckt, wie z. B. bei Herbram, sehr breit aber dort, wo der Cenomanpläner weithin als dünne Decke über dem Mergel liest, wie z. B. östlich und südöstlich Dahlheim, bei Blankenrode u. s. w. Hier sind namentlich die großen, zusammenhängenden Pläner- platten am weitgehendsten entkalkt, die kleineren zum Teil durch Verwerfungen abgeschnittenen Schollen entlang der Altenau nördlich von Blankenrode dagegen gar nicht oder nur in geringem Maße. Daß nun diese Entkalkung auf den tiefsten Pläner beschränkt ist, liegt weniger an einer petro- graphischen Besonderheit desselben, welche die Auflösung des Kalkes besonders begünstigt, sondern ist vielmehr eine Folge der Lagerung über den cenomanen Mergeln, die wenigstens zeitweilig einen höheren Grundwasserstand in diesen Teilen und ein län- geres Verweilen des atmosphärischen Wassers über und dicht unter Tage herbeiführt, während im übrigen Plänergebiete alles Wasser schnell in der Tiefe verschwindet. Daß in den klei- neren, von Verwerfungen abgeschnittenen und gewiß auch von Parallelspalten zu diesen durchsetzten Schollen die Ent- kalkung im allgemeinen eine geringere oder gar nicht vorhanden ist, erklärt sich wohl dadurch, daß hier die Spalten einen erleichterten und schnellen Abfluß des Wassers bewirken. Über dem blauen Cenomanpläner liegt eine ca. 20 Meter mächtige Stufe fester, weißer bis bläulichweißer, dichter, muschelig brechender, reiner Kalke. Von den tieferen Plänern unterscheiden sie sich leicht zunächst durch die Farbe, sodann durch die sehr charakteristische Glätte ihrer Bruchflächen und endlich durch eine vielfach zu beobachtende klein- stylolithische Absonderung nach Schicht- und Kluftflächen. Mächtigere Bänke, wie der blaue Pläner, zeigen sie eigentlich 2* 20 Geologische Verhältnisse. nirgends; vielmehr ist das ganze Gestein im allgemeinen durch zahlreiche Klüfte in lauter scharfkantige Bruchstücke aufgelöst. Stratigraphisch entsprechen diese obersten Cenomankalke,wie schon gesagt, etwa den „Armen Rhotomagensis-Schichten“ StRomBEcK’s im subhercynischen Hügellande. Gleich diesen sind sie ausserordentlich arm an Fossilien; am häufigsten zeigen sich noch hier und da schlecht erhaltene Vertreter der Gattungen Inoceramus und Holaster, ferner Zähne von Piychodus, die auch schon ScHLüTER!) erwähnt; Schlönbachia varians Sow. habe ich in diesem obersten Cenoman bei Iggenhausen gefunden. Da die Armen Rhotomagensis-Schichten einen außerordentlich reinen, sich vorzüglich brennenden Kalk enthalten, so sind sie vielfach in Kalkbrüchen aufgeschlossen, so bei Altenbeken, Schwaney, Grundsteinheim, Lichtenau, Dahlheim, Atteln u. s. w. Gegen die Verwitterung sind sie etwas widerstandsfähiger, als die im übrigen auch recht festen blauen Cenomanpläner, und heben sich deshalb im Terrain mit einer kleinen Stufe von ihrer Unterlage ab; weniger deutlich ist diese Stufe dort, wo auf der Höhe des Plänerplateaus die Oberen Cenoman- kalke als zunächst noch ganz dünne Schicht den blauen Pläner bedecken; recht scharf tritt sie dagegen an den Hängen der tief in das Plateau eingeschnittenen Täler hervor, wo die obersten Genomankalke in größerer Mächtigkeit über dem blauen Pläner liegen, so zum Beispiel entlang der Beke, der Durbeke und in den „Sieben Gründen“ westlich Alten- beken, am Osthange des Ellertales südwestlich Schwaney, an der Sauer zwischen Lichtenau und Grundsteinheim, an der Altenau südöstlich Husen u. s. w. Die Obersten Cenomankalke sind im Fortstreichen viel- fach durch kleine, auf Querbrüche zurückzuführende Dellen unterbrochen, so daß dort, wo diese Terrainverhältnisse recht typisch entwickelt sind, ein Kopf sich im Fortstreichen an den anderen reiht. Recht schön ist dieses zum Beispiel süd- westlich von Altenbeken, westlich Schwaney, zwischen Iggen- hausen und Grundsteinheim, südlich Grundsteinheim, bei )1.c. 8.59. Stratigraphie der Kreideformation und des Diluvium. 21 Husen u. s. w. zu erkennen. Diese Querbrüche sind aber im allgemeinen an der etwa 25 Meter über dem Cenoman liegen- den Unterkante des Brongniartipläner nicht mehr nach- weisbar, finden also wohl in den zwischenliegenden Mergeln des Mytiloideshorizontes ihre Auslösung. Analoge Terrain- entwickelung läßt sich auch sonst am Eggegebirge, wo feste Schichten von mächtigeren mürben überlagert werden, beob- achten, so am Südhange des Bentenberges bei Kleinenberg, wo die Bausandsteinzone im Liegenden des selbst wieder vom Neocomsandstein bedeckten Röth lauter einzelne Köpfe bildet, und an der südlichsten Egge bei Ösdorf und dem Vorwerk Felsberg, wo das gleiche mit dem Unteren Bunt- sandstein im Liegenden der Cenomanmergel der Fall ist. 4, Turon. Im Hangenden der Armen Rhotomagensis-Schichten beginnt das Turon mit der 3—5 Meter mächtigen Zone der Rotpläner, die ja auch in der Hannoverschen Kreide überall die jüngere Abteilung der Plänerformation einleiten. Sie sind an der Egge im allgemeinen recht mergelig und unterbrochen von weißlichen und gelblichen Zwischenlagen. Innerhalb des von der Übersichtskarte umfaßten Gebietes haben sich Fossilien in ihnen nicht nachweisen lassen, wohl aber hat sich weiter nördlich, so am Ebersberge zwischen Feldrom und Kohlstädt und an der „Großen Egge“ westlich der Externsteine /noceramus mytiloides Mant. in ihnen gefunden. Im Gebiete der Übersichts- karte westlich der Domäne Dahlheim verschwindet der Rot- pläner; ob hier überhaupt die Südwestgrenze seiner Ver- breitung liegt, wird sich bei der Kartierung des südwestlich anschließenden Sintfeldes ergeben; gelegentlich einzelner Ex- kursionen habe ich ihn jedenfalls weiter westlich nicht mehr beobachtet. Im Gegensatz zum Rotpläner sind die ihn überlagernden Mytiloidesmergel recht reich an Fossilien, weniger allerdings in Bezug auf Anzahl der Arten als der In- dividuen. Das Leitfossil, der J/noceramus mytiloides MANT., ist überall sehr häufig; daneben finden sich nicht selten 29 treologische Verhältnisse. zwei kleine Brachiopoden, Rhynchonella Cuvieri D’ORB. und Terebratula semiglobosa Sow., seltener Terebratulina gracilis SCHLOTH. Dazu kommen noch die schon von SCHLÜTER") erwähnten kleinen Discoideen, die durchweg gut erhalten sind, und eine Serpula sp. Das einzige, was ich von Am- monitiden angetroffen habe, ist ein ziemlich verdrücktes Win- dungsstück aus dem Straßeneinschnitte bei der Aumberger Linde, 1'/); km südlich Lichtenau, das, soweit sich bei der schlechten Erhaltung überhaupt mit Sicherheit entscheiden läßt, zu Mamites Michelobensis LauBE u. BRUDER, vielleicht aber auch zu Mamites nodosoides SCHLOTH. gehört. Das Gestein der Mytiloideszone ist ein mürber, grauer bis gelblicher, sehr zerklüfteter Mergel. Da dieser bei der Verwitterung leicht zerfällt, bewirkt er im Terrain eine deutliche Stufe, wodurch er im Fortstreichen leicht zu verfolgen ist. Seine Mächtigkeit beträgt 20—25 Meter. Die Zone des /noceramus Brongniarti MaAnT. ent- hält im Hangenden des Mytiloidesmergels gelbliche, graue und bläuliche Plänerkalke von mittlerer Festigkeit, hier und da, so namentlich in der Gegend von Henglarn, auch stärker mergelige Schichten. Im allgemeinen ist der Brongniarti- pläner dünnbankig; in seinen höheren Horizonten liegen aller- dings auch dickbankigere und festere, in frischem Zustande dann meist bläulich oder bläulich-weiß gefärbte Pläner, die in steilen Hängen häufig als Klippen hervortreten, wie z. B. über der Chaussee Henglarn-Etteln gleich nordwestlich Henglarn und vielfach in der Gegend westlich Altenbeken. Das häufigste Fossil ist der /noceramus Brongniarti MANT., nach dem die Zone benannt wird. Seltener zeigen sich Am- moniten; so fand sich Acanthoceras Woolgari Mant. am Keim- berge bei Altenbeken, ferner im unteren Brongniartipläner nörd- lich von Atteln und im obersten am „Borne“ bei Etteln, an letzterer Lokalität in Begleitung von Pachydiscus Lewesiensis Manr., der mir außerdem noch aus dem untersten Brongniarti- pläner von Husen bekannt geworden ist. I Stratigraphie der Kreideformätion und des Diluvium, 23 Die Mächtigkeit des Brongniartipläner beträgt etwa 80 bis 90 Meter. Die Terrainentwickelung im Unteren Turon liegt begründet in dem Wechsel einer mergeligen, von der Verwitterung leicht angegriffenen Ablagerung mit dem festeren und verwitterungs- beständigen Plänerkalke, und wir finden im allgemeinen die auf einer ähnlichen Wechsellagerung beruhenden orographischen Verhältnisse des ÖCenomangebietes wieder: einen nach der Egge gerichteten Steilhang, an den sich das Brongniartiplänerplateau nach W. anschließt. So besteht also das Plänergebiet, gleich östlich der Egge, soweit regelmäßige Verhältnisse vorliegen, orographisch aus zwei großen Stufen, wie das z. B. in schönster Weise südwestlich Altenbeken zu erkennen ist, wo das Turon- plateau des östlichen Keimberg als eine höhere Stufe auf das Cenomanplateau aufgesetzt ist, das selbst wieder steil nach O., nach der Egge zu, abfällt. Wo der Brongniartipläner, allseitig oder fast allseitig vom Mytiloidesmergel umsäumt, plateaubildend auftritt, nimmt er ausgedehnte Partien der Oberfläche ein, so z. B. am oben- erwähnten Keimberge, ferner zwischen Lichtenau, Grundstein- heim, Ebbinghausen und Husen. Bei der außerordentlich flachen Lagerung des Pläners innerhalb der Paderborner Hochfläche treten die Brongniartischichten auch weiter westlich in dem weiten Gebiete des jüngeren Turon südlich von Paderborn in der Tiefe und an den Hängen der in das Plateau eingeschnittenen Täler wieder zu Tage. Über dem Brongniartipläner findet sich eine Schichtfolge, die sich sowohl petrographisch, als namentlich auch paläonto- logisch scharf von ihm abgrenzt. SCHLÜTER hat sie zuerst von Neuenbeken beschrieben als Schichten mit Mieraster Leskei Desn.'). Sie bestehen aus einem sehr festen, vorwiegend blauen oder ) Wohl richtiger als Micraster breviporus Ac. zu bezeichnen, nachdem HE£EserT in den Comptes rendus vom 25. Juni 1866 nachgewiesen hat, daß die bei uns vielfach als M. Leskei bezeichnete Form nicht mit dem ur- sprünglichen Originale, wohl aber mit M. breviporus Ac. und dem M. Lesker bei pD’Orsıcnv, Pal&ontologie francaise, übereinstimmt. 24 (teologische Verhältnisse. blaugrauen Pläner, dessen dicke Bänke gewöhnlich mit wulstigen Oberflächen aneinander grenzen; sehr charakteristisch ist ein dunkelgrauer bis schwärzlicher Anflug auf den Schicht- und Kluftflächen. Die Mächtigkeit dieses Horizontes beträgt etwa 15—20 Meter. Vielfach ist er in Steinbrüchen aufgeschlossen, so am „Knochen“ in Neuenbeken, bei Dahl, in Kirchborchen u.s. w. Auf den Feldern ist er namentlich im nördlichen Teile der Übersichtskarte vom Cuvieripläner dadureh leicht zu unter- scheiden, daß er in mehr flasrige Bruchstücke zerfällt, während der Cuvieripläner solche mit mehr geradflächiger Begrenzung liefert. Hier und da ist der Kalk etwas glaukonitisch, so namentlich im südwestlichen Teile der Übersichtskarte, in der Gegend von Atteln und südwestlich Etteln. Wegen ihrer großen Festigkeit heben sich diese Scaphiten- pläner im Terrain im allgemeinen mit einer Stufe vom Brongniartipläner ab, an den Steilhängen der Täler bilden ihre tiefsten Schichten vielfach deutlich zu verfolgende Klippenzüge, so z. B. entlang der Altenau und ihrer Nebentäler bei Etteln und Borchen, an der Eller zwischen Borchen und Hamborn, am nördlichen Hange der Beke u. s. w. SCHLÜTER!) führt aus diesen Schichten neben unbestimm- baren Resten nur Micraster „Leskei“ Desm., Terebratula semiglobosa Sow. und Spondylus spinosus Sow. an und identifiziert sie nach diesen, sowie namentlich nach ihrer Lagerung zwischen Brongniartipläner und den Schichten des Zpiaster brevis Des., mit dem turonen Grünsande im südwestlichen Teile des west- fälischen Kreidebeckens und den Scaphitenschichten im Vor- lande des Harzes und am nördlichen Teutoburgerwalde bei Örlinghausen. Während der letzten beiden Jahre habe ich in diesen Schichten eine verhältnismäßig reiche Fauna nachweisen können, so namentlich eine große Zahl derjenigen Formen, die im subhercynischen Hügellande die Scaphitenschichten charak- terisieren, und von denen bisher so gut wie nichts aus dem Paderborner Plänergebiete bekannt war. Aus dem frischen 1], c. 8.67 Stratigraphie der Kreideformation und des Diluvium. 25 Materiale der Steinbrüche ist allerdings nur wenig zu erhalten; dagegen wird man in den stark verwitterten und beim An- schlagen mit dem Hammer leicht zerfallenden Lesesteinen der Felder nicht lange vergeblich nach Versteinerungen suchen. Zu nennen ist zunächst als nicht seltenes Fossil der Scaphites Geinitzi D’ORB., neben ihm von Cephalopoden Heteroceras Reussianum D’ORB., Helicoceras flewuosum SCHL., Heteroceras cl. Conradi MAnT., Baculites baculoides ManT.; auch Pachydiscus peramplus Manr. fand sich in einer ganzen Zahl durchweg aber kleiner Exemplare. Von Inoceramen, von denen sich, wie SCHLÜTER erwähnt, in den Steinbrüchen nur unbestimmbare Reste finden, hat sich in den Lesesteinen eine ganze Anzahl nachweisen lassen, die gleich- falls aus dem hannoverschen Scaphitenpläner schon bekannt sind; so ist der /noceramus undulatus MAnT. recht häufig, etwas seltener sind /noceramus latus Sow. und Jnoceramus cuneiformis D’ORB.; nur ein einziges Mal fand sich /noceramus inaeqwivalvis Scnt., den Schtörer aus dem Scaphitenpläner von Örling- hausen beschreibt'); im tiefsten Scaphitenpläner kommt noch Inoceramus Brongniarti GDF. vor, und im höheren Niveau findet sich schon das Leitfossil der folgenden Stufe, der Inoceramus Cuvieri Gpr. Von anderen Pelecypoden ist nament- lich Spondylus spinosus Sow. anzuführen, der sich hier aller- dings nicht annähernd in derselben Häufigkeit wie weiter westlich in der Grünsandfacies der Scaphitenschichten findet. Das häufigste Fossil der ganzen Stufe ist der Micraster cor testudinarium GDF.; neben ihm finden sich von Echiniden Micraster breviporus AG., Ananchytes ovatus Lam., Cidaris sceptrifera Mant. und selten Holaster planus Ac. Dazu kommen von Brachiopoden Terebratula semiglobosa Sow. in den für Scaphiten- schichten so charakteristischen großen, bauchigen Exemplaren, Rhynchonella Cuvieri D’OrB. und andere. Auch eine Reihe von Spongien sind vorhanden. Die Hauptmasse der höheren Turonpläner gehört in die Zone des /noceramus Cuvieri GDr. Petrographisch ist diese charakterisiert durch gelbliche, weißliche und graue Pläner- ') Palaeontographica, Bd. 24, S. 295. 26 (teologische Verhältnisse. kalke von mittlerer Festigkeit, die vielfach in ausgezeichneter Weise nach senkrechten Flächen zerklüftet sind; gerade hier- durch ist der Cuvieripläner — namentlich im nördlichen Teile unseres Gebietes — von den Scaphitenschichten leicht zu unterscheiden. Manche Partien sind allerdings recht fest und diekbankig, dann gewöhnlich auch mehr blau und blauweiß gefärbt, und erinnern schr an die Pläner des Scaphiten- horizontes; solche werden z. B. nördlich von Benhausen und östlich Lippspringe gebrochen. Andere feste und dabei recht glattflächige Lagen des höheren Guvieripläner werden in der näheren Umgebung von Paderborn als Bausteine gewonnen. Hier und da finden sich auch mächtigere stark mergelige und mürbe Zwischenlagen, so z. B. nordwestlich von Benhausen neben der Bahn. Das häufigste Fossil des Horizontes ist der /noceramus Cuvieri Gpr., daneben sind Mieraster cor testudinarium GDF. und Ananchytes ovatus Lam. überall zu beobachten. Seltener fand sich, so namentlich bei Benhausen, /nfulaster ewcentricus FoRB. Eine Reihe von Cephalopoden, wie Pachydiscus peramplus MANT., Mortoniceras subtricarinatum D’ORB. und Scaphites Geinitzi D’ORB. nennt schon SCHLÜTER'). Der Cuvieripläner hat, wie die Übersichtskarte zeigt, in unserem Gebiete eine große Verbreitung, so namentlich in der näheren Umgebung von Paderborn, wo er den Untergrund des ganzen Bockfeldes einnimmt. Diese große Oberflächenverbreitung ist zunächst begründet in seiner außerordentlichen Mächtigkeit, über die leider keine genaueren Angaben zu machen sind, und in der sehr flachen Lagerung, infolge deren er vielfach mit der sanft zur Paderborner Ebene geneigten Tagesoberfläche einfällt. 5. Senon. Als jüngstes Glied der Kreide ist an einer Reihe von Stellen unter dem Diluvium in der näheren Umgebung der Stadt Paderborn ein grauer, toniger Mergel aufgeschlossen, dessen Zugehörigkeit zum Senon schon SCHLÜTER!) durch Auf- 1) 1..c. 8. 71-78. 1) 1. c. 8. 74. Stratigraphie der Kreideformation und des Diluvium. (SS) I findung des JActinocamaw „quadratus“ Braıv. nachwies. Im „Riemeker Felde“ westlich von Paderborn wird er in einer Reihe von Ziegeleigruben abgebaut, und zwischen Paderborn und Lippspringe findet er sich in einem kleinen Wasserrisse in der Nähe des Gehöftes Seskerbruch und im Bette der Beke östlich Kleehof. 6. Diluvium. Innerhalb des Plänergebietes sind ausgedehntere Diluvial- bildungen nicht vorhanden; nur hier und da, so in der Gegend von Kleinenberg und Lichtenau, ferner bei Atteln, Etteln, Nordborchen und Schwaney, liegen in etwas höherem Niveau über den jüngsten Talausfüllungen kleine Partien älterer Lehme und Schotter. Ob diese nun „diluvial“ oder „alluvial“ sind, lasse ich dahingestellt; in der Darstellung auf der Übersichtskarte bin ich der allgemeinen Gewohnheit gefolgt, die über dem Niveau der jüngsten Alluvionen liegenden fluvia- tilen Absätze als „diluvial“ zu bezeichnen. In größter Ausdehnung findet sich dagegen einheimisches Diluvium am Nordrande der Paderborner Hochfläche, im Übergangsgebiete zur Senne. Diluviale Lehme liegen hier namentlich westlich und südwestlich der Stadt Paderborn und überdecken die senonen Mergel im hiemecker Felde, und das westliche Hinterland des Plänergebietes nordöstlich von Paderborn bis hinaus über Lippspringe ist überdeckt von mächtigen Schotterlagern. Sowohl die Beschaffenheit des Schottermateriales als auch die Lagerungsverhältnisse weisen auf den Ursprung im Plänergebiete und an der Egge hin, und daß die ausgedehnten Schotterpartien am Rande des Pläner- gebietes die ehemaligen Ausfüllungen der tief in das Kreide- gebiet eingeschnittenen Talsysteme enthalten, ergiebt sich namentlich aus der Verteilung der verschiedenen Kreide- gesteine in ihnen. Nur eines der für den Ursprung des Schotters zwischen Paderborn und Lippspringe in Frage kommenden Täler, das der Beke, reicht zurück bis an die Egge, also bis in das Gebiet der Unteren Kreide, während das Steinbeketal, das Golketal und der „Krumme Grund“ im Plänergebiete aus- 28 xeologische Verhältnisse. laufen. So muß auch der Schotter, soweit er Gaultsandstein- und Flammenmergelgerölle enthält, seinen Weg durch das Beketal genommen haben. Dieser Bekeschotter — Gaultsandstein- und Plänergerölle gemischt — bedeckt nun sehr ausgedehnte Flächen. Nach N. reicht er etwa bis Lippspringe, nach S. bis hinaus über das Gehöft Dören; auch nach W. dringt er weit vor; so erwähnt schon ScHLöTErR!) von Altenbeken stammende Gerölle aus der Sennerheide. Das Mengenverhältnis von Pläner- und Gaultgeröllen im Bekeschotter ist recht verschieden; so walten in einigen Par- tien, z. B. wenig östlich von Marienloh die Gaultbrocken, in anderen, so in der Umgebung von Dören, die Plänerbrocken ganz besonders vor. Die aus den übrigen genannten, nicht bis in das Gebiet der Unteren Kreide zurückreichenden Tälern stammenden Schotterlager enthalten naturgemäß nur Pläner- gerölle, wie z. B. in der Kiesgrube 2 Kilometer nordwestlich Paderborn an der Straße nach Benhausen zu beobachten ist. Wie nun die Vertiefung der Täler, aus denen der Schotter stammt, im Laufe langer geologischer Zeiträume erfolgt ist, so ist auch dieser recht verschiedenen Alters. In unseren geologischen Karten pflegen wir ja die Schotterpartien, soweit sie nicht die jüngsten Ausfüllungen der Talböden sind, als diluvial zu bezeichnen, und dem bin ich auch in der Übersichtskarte in Bezug auf die Schotter im Randgebiete der Plänerhochfläche gegen die Paderborner Senne gefolgt; dabei bin ich mir aber wohl bewußt, daß manche dieser Schotterpartien gewiß nicht älter sind als die Ausfüllungen der Talsohlen, in die sie ganz unmerklich nach ©. übergehen und die nach der allgemeinen Gepflogenheit als „alluvial“ bezeichnet worden sind. Wir werden noch sehen, daß z.B. die Beke unterhalb Neuenbeken nur den kleinsten Teil des Jahres Wasser führt, und das ist auch der Grund, daß weiter westlich nach Marienloh zu in die „diluvialen“ Schotter nicht mehr ein tieferer „alluvialer“ Talboden eingeschnitten werden konnte. Östlich Kleehof ist zu beobachten, daß in der unmittelbaren ) Schrürer, (Geognostische Aphorismen aus Westfalen. Verhandl. des Naturhist. Ver. für Rheinl. u. Westf. 1860, 17. Jahrg., S. 36, Anmerk. Stratigraphie der Kreideformation und des Diluvium. 29 Nachbarschaft der Beke die Plänergerölle gegenüber den Sand- steingeröllen vorwiegen, während etwas weiter nördlich und südlich, so z. B. schon an der Straße von Kleehof nach Neuen- beken, das Umgekehrte der Fall ist. Hier scheint es sich um eine jüngere dünne Überschotterung der älteren Kieslager in der Nachbarschaft des Baches zu handeln, wie sie in Fällen, wo die Beke einmal ausnahmsweise hohes Wasser führt, auch heute noch eintreten kann. In der Gegend von Neuenbeken liegen etwa 30—40 Meter über der heutigen Sohle des Beketales ältere Schotterpartien, die gleichfalls Gaultsandsteingerölle neben Plänergeröllen ent- halten; gut aufgeschlossen sind sie z. B. entlang der Bahn nördlich Benhausen und in Wegeeinschnitten beim Redinger- hof. In ihrer Nachbarschaft finden sich noch weithin ver- einzelte Gaultsandsteingerölle auf dem Plateau als letzte Reste der hier durch die Erosion wieder abgetragenen Schotterlager. Als Vertreter des nordischen Diluviums finden sich im nordwestliehen Teil der Übersichtskarte bis weit hinauf auf das Plänerplateau hier und da noch vereinzelte Geschiebe von Granit, Gneis, Quarzit u. Ss. w. 7. Alluvium. Das Alluvium ist vertreten durch die jüngsten Lehme und Schotter in den Talsohlen der Bachläufe, ferner an ein- zelnen Stellen des Sandsteingebietes der Unteren Kreide durch moorige und torfige Bildungen und durch kleine Schuttkegel an der Mündung kleiner Nebentäler in die Haupttäler. Der teils diluviale, teils alluviale Abhangsschutt des Neocomsandsteins ist auf der Übersichtskarte nicht zur Dar- stellung gekommen. 30 Geologische Verhältnisse. Ill. Tektonik des Kreidegebietes zwischen Paderborn und der Egge. Das in der geologischen Übersichtskarte dargestellte Gebiet umfaßt den südöstlichsten Teil der großen westfälischen Kreide- mulde. Dementsprechend geht das Streichen der Kreideschichten an der Egge im allgemeinen nord-südlich, etwa in h. 11 bis 12, im südlichsten Teile aber mehr südwestlich. Am deutlichsten spricht sich diese Änderung im Streichen im Verlaufe des Eggekammes aus, der etwa bei Borlinghausen die bis dahin innegehabte N.-S.-Richtung verläßt und eine mehr südwestliche nimmt. Die Lagerung der Kreideschichten ist ausserordentlich regelmässig; das gibt sich schon im Relief der Kreidelandschaft an dem ungestörten Verlaufe der von den festeren Schicht- gliedern gebildeten Terrainkanten zu erkennen, so z. B. der- jenigen über den Mergeln des unteren Cenoman und untersten Turon; und wie regelmäßig der Aufbau des ganzen Pläner- gebietes südlich von Paderborn ist, ergibt sich auf's deut- lichste bei der Verfolgung der von den untersten Scaphiten- schichten gebildeten Klippenzüge an den Hängen der tief in das Plateau eingeschnittenen Talsysteme. Modifiziert werden die im allgemeinen so regelmäßigen Lagerungsverhältnisse aber durch eine Reihe tektonischer Störungen. Zwar ist die Zahl der in der Kreide nachweis- baren und namentlich auch deren Sprunghöhe nicht annähernd so beträchtlich wie in der östlich anschließenden Trias- landschaft, und das hängt zum Teil damit zusammen, daß Tektonik des Kreidegebietes. 31 die Trias schon verworfen war, ehe die Kreide über ihr zur Ablagerung kam, namentlich aber damit, daß die Haupt- störungszonen östlich des heutigen Kreiderandes aufsetzen und somit die ihnen näherliegenden Schichten in ganz anderer Weise beeinflussen mußten, als das etwas abseits liegende Gebiet der heutigen Kreidemulde; so sind die in der Kreide selbst nachweisbaren Sprünge gewissermaßen nur die schwachen seitlichen Abklänge der gewaltigeren tektonischen Verschie- bungen weiter östlich. Am stärksten gestört ist der südöstlichste Teil des Kreide- gebietes, wo sich ein ganzes System nord-südlich bis südost- nordwestlich gerichteter Brüche hat nachweisen lassen. Bezeichnend für sie alle ist ihr weites Aushalten, wenn auch hier und da etwas unter Änderung der Richtung, ohne daß sie an Querverwerfungen absetzten, und die Verringerung ihrer Sprunghöhe nach N. bezw. NW., infolge deren sie im Gebiete der höheren Turonschichten zumeist nicht mehr nachweisbar sind. So legt z. B. eine nord-südlich gerichtete Verwerfung im südlichsten Teile der Übersichtskarte südöstlich des Vor- werkes Felsberg Zechstein neben ziemlich hohe Schichten des Mittleren Buntsandstein, so daß also der ganze Untere und ein großer Teil des Mittleren Buntsandsteins hier fehlen. Etwa 2 Kilometer weiter nördlich verwirft sie in den „Bleikuhlen“ das Liegende der Kreide, Mittleren Buntsandstein, gegen die tiefsten Cenomanpläner; es fehlen also die Cenomanmergel, und so beträgt die Sprunghöhe der Verwerfung hier nur noch etwa 30 Meter. Unter weiterer Verringerung derselben setzt der Bruch nach N. zwischen Cenomanmergel und CGenomanpläner fort und verwirft am südlichen Boddenberg Mittleren Buntsandstein und Neocomsandstein gegen Cenomanmergel; in seiner nördlichen Verlängerung liegst am Huserklee im älteren Cenoman ein Einbruch turoner und jungcenomaner Schichten; gleich nördlich desselben läßt der im Terrain sich scharf absetzende Mytiloides- hang in der Verlängerung der Verwerfung auch nicht die geringste Störung mehr erkennen. Quer über den Marschallshagen setzt ein nordwestlich gerichteter Bruch, der Mittleren Buntsandstein, hier das nor- 39 (Geologische Verhältnisse. male Liegende der Kreide, gegen Cenomanmergel verwirft, so daß also der Neocomsandstein hier fehlt; südwestlich Holt- heim, wo sich Mittlerer Buntsandstein, Neocomsandstein und unterster Cenomanmergel neben höheren CGenomanmergeln ablösen, verringert sich seine Sprunghöhe rasch; dort wo beiderseits Cenomanmergel an ihn stoßen, ist er nicht mit Sicherheit festzulegen, doch scheint er seine Verlängerung in einem mehr nord-südlich gerichteten Bruche zu finden, der sich südwestlich und westlich Lichtenau durch Ver- schiebungen im Grenzgebiete von Cenoman und Turon zu erkennen gibt. Weiter östlich setzen noch eine Reihe anderer, mehr nord - südlich gerichteter Verwerfungen auf und zerreißen das ganze Gebiet in einzelne schmale Streifen, die vertikal gegen einander verschoben sind. Der Betrag dieser Vertikal- verschiebungen ist aber nirgends ein sonderlich großer, und namentlich ihr Gesamteffekt ist dadurch, daß eine Ver- werfung die Wirkung der anderen gewissermaßen wieder auf- hebt, ein derartig geringer, daß z. B. die Unterkante des Neo- coms bei Borlinghausen noch in annähernd gleicher Meereshöhe liegt, wie bei Blankenrode. Einzelne dieser Verwerfungen geben sich, wie schon S. 17 gesagt wurde, in ihrem nördlichen Fortstreichen an den Hängen des Odenheimer Tales östlich Lichtenau dadurch im Terrain deutlich zu erkennen, daß an ihnen der Rand des Cenomanplänerplateaus plötzlich zurück- setzt. In der Verlängerung eines dieser Brüche findet sich zwischen Steinbühl und Asseln ein 3 Kilometer langer Graben- einbruch jüngster Cenomankalke und ältesten Turons, allseitig umgeben von Cenomanpläner. Auch sonst sind mehrfach Gräben mit diesen N.-S.-Brüchen verknüpft, so bei Kleinenberg, wo eine etwa 4 Kilometer lange und durchschnittlich 1 Kilometer breite Partie cenomaner Schichten rings von Unterer Kreide beziehungsweise den darunter liegenden Triasschichten umschlossen wird. Der Westrand dieses Grabens zieht sich mitten durch Kleinenberg, wo die cenomanen Mergel gegen Röth verworfen sind. In seiner südlichen Verlängerung läßt sich eine Verwerfung von erheb- Tektonik des Kreidegebietes. 33 licher Sprunghöhe bis über die Diemel hinaus verfolgen, und nach N. läuft er in einen Bruch aus, der im Gaultsandstein- gebiete des westlichen Eggehanges eine Unterbrechung durch Keuper und Neocomsandstein herbeiführt und damit Veran- lassung gegeben hat zur Ausbildung eines Längstales, in dessen Grunde der Keuper steckt, und eines zweiten Neocomsandstein- kammes, der den weiter östlich liegenden Hauptkamm stellen weise sogar an Höhe überragt. Die Höhenschichtenkarte (Taf. I) läßt diese Terrainverhältnisse deutlich erkennen. Auch dieser Bruch verliert nach NNO. schnell an Sprunghöhe und ist schon bei Herbram nicht mehr nachweisbar. Im Gebiete des höheren Turon südlich und südöstlich von Paderborn sind tektonische Störungen nur in geringer Zahl vorhanden; einzelne, dazu noch sehr unbeträchtliche Schicht- verschiebungen geben sich nordöstlich von Etteln und in Kirch- borchen zu erkennen; erheblichere Sprunghöhe besitzt ein nordwestlich gerichteter Schichtenabbruch zwischen Busch und dem Quergrunde nördlich von Hamborn. Mehrere N.-8.-Brüche durchsetzen das Plänergebiet bei Grundsteinheim; der westlichste von ihnen ist der beträcht- lichste und verwirft am Düsterberge und am Südfuße des Him- beerenberges Brongniartipläner gegen oberstes Cenoman. Auch im nördlichen Teil des in der Übersichtskarte dar- gestellten Kreidegebietes sind hier und da Dislokationen nach- weisbar, mit denen zum Teil Grabeneinbrüche zusammenhängen; so liegt im untersten Genomanpläner südlich von Schwaney ein Graben jüngerer Cenomankalke und im Flammenmergel bei Buke ein schmaler Streifen eingebrochenen Genomanmergels. Abh. Geol. L.-A., N. F. Heft 38. 3 34 Hydrologische Verhältnisse im Ursprungsgebiete der Paderquellen, I. Uber die offenen Wasserläufe im Plänergebiete. Wie schon in der Einleitung erwähnt wurde, bildet der. Kamm der Egge die Wasserscheide zwischen Weser und Rhein; vom Östhange des Gebirges fließt das Wasser den linken Neben- flüssen der Weser, der Diemel, Nethe und Emmer zu, während der Westhang schon in das Wassergebiet der Kippe und damit des Rheines, gehört. Im allgemeinen versteht man unter Wasserscheide zunächst die rein aus der Orographie sich ergebenden Grenzlinien der einzelnen Flußgebiete, wie sie für das oberflächlich abfließende Wasser auch zutreffen. Wir werden aber sehen, daß die tat- sächlichen Grenzen des Wasserbezuges der einzelnen Wasser- läufe und Quellen, die sich aus den geologischen Verhältnissen ergeben, und die ich deshalb auch als geologische Wasser- scheiden bezeichne, mit den orographischen Wasser- scheiden — wenigstens im Plänergebiete — vielfach auch nicht im allermindesten zusammenfallen. Nach den orographischen Wasserscheiden zerfällt unser Gebiet in 1. Wassergebiet der Beke, 2. Wassergebiet der Pader, ö. Wassergebiet der Alme. Uber die offenen Wasserläufe im Plänergebiete. 35 Von diesen ist der Anteil der Alme bei weitem der größte; ihm gehört das ganze Gebiet etwa südlich der Linie Nord- borchen-Buke an. Der Grund der so eigenartigen hydrologischen Verhältnisse innerhalb der Paderborner Hochfläche liegt in der außerordent- lichen Zerklüftung des Plänergesteines, in dem sowohl das Wasser der atmosphärischen Niederschläge, als auch der in das Plänergebiet gelangenden offenen Wasserläufe bald versinkt, eine Erscheinung, die auch sonst im Gebiete klüftiger Kalk- schichten fast stets zu beobachten ist. Namentlich dort, wo der zerklüftete Plänerfels im Bachbette ansteht, sind die Wasserverluste der Bäche recht erheblich, während an anderen Stellen, wo alluviale Bildungen das Bachbett gegen die Pläner- unterlage abdichten, gar keine oder nur geringe Wassermengen im Untergrunde versinken. Vielfach verliert sich nun das Wasser ganz allmählich, so daß es nicht möglich ist, einzelne besonders undichte Stellen zu bezeichnen; in vielen Fällen läßt sich aber ein Hineinströmen des Wassers in die Öffnungen der den Pläner durchziehenden Hohlräume, die sogenannten Schwalglöcher, unmittelbar beobachten. Diese liegen ge- wöhnlich seitwärts unter den Uferböschungen, seltener inmitten des Bachbettes; man erkennt sie oft an strudelnden Bewegungen des Wassers, auch wohl an einem gurgelnden Geräusche. In ihrem Untergrunde erfolgt bei dem Aufprallen des Wassers auf die Kalkfelsen in ganz verstärktem Maße eine physikalische und chemische Auflösung und Fortführung des Gesteines, und so hat man einerseits beim Aufdecken solcher Schwalgen mehrfach ausgedehnte Hohlräume freigelegt, während anderer- seits in ihrer Umgebung erdfallartige Einsenkungen infolge Nachbrechens der Oberfläche nicht selten sind. Die Dichtung solcher Schwalglöcher zu dem Zwecke, um den weiter bachabwärts liegenden Dörfern das Wasser zu er- halten, hat im Bereiche der Paderborner Hochfläche schon ganz außerordentliche Kosten verschlungen und ist in vielen Fällen noch nicht einmal von dauerndem Erfolge gewesen; es kann eben in dem unterminierten Terrain in der Umgebung der Schwalglöcher leicht ein erneutes Nachsinken der Ober- 3* 36 Hydrologische Verhältnisse. fläche eintreten, dem die sorgfältigst und solidest ausgeführten Dichtungsarbeiten nicht standhalten. Wir kommen nun zu einer kurzen Betrachtung der ein- zelnen offenen Wasserläufe im Ursprungsgebiete der Pader- quellen.') Die Beke fließt in der Gegend südlich Altenbeken aus einer Reihe kleiner Wasserläufe zusammen, die den westlichen Hang der Egge zwischen Altenbeken und Buke entwässern. Unter den Quellen dort zeichnen sich zwei durch ganz be- sonderen Wasserreichtum aus: der sogenannte „Apuhl“ gleich südlich des Dorfes und der „Bollerborn* am Eingange des Bollerborngrundes, aus dem Karl der Große auf einem Zuge gegen die Sachsen nach dem Berichte alter Urkunden sein Heer getränkt haben soll. Im Dorfe Altenbeken führt der Sagebach der Beke die Abflüsse des Eggegebirges zwischen Altenbeken und Kempen zu. Als ansehnlicher Bach durch- fließt sie dann das lange Dorf Altenbeken und gelangt bald jenseits des großen Viaduktes in das Gebiet des cenomanen Pläners. Zunächst verhindern zwar die mächtigen Alluvionen des breiten Beketales noch ein Verschwinden des Wassers; aber schon 1 Kilometer jenseits des Viaduktes machen sich die ersten Wasserverluste bemerkbar und sind namentlich in früherer Zeit bei der Oberförsterei Durbeke, solange die dortigen undichten Stellen noch nicht durch Umlegung des Bettes umgangen wurden, recht erheblich gewesen. Überhaupt gelangt nur infolge künstlicher Dichtungsarbeiten, — so ist stellenweise eine Auspflasterung des ganzen Bachbettes vor- genommen worden —, wenigstens noch ein Teil des Wassers selbst im Hochsommer bis hin zum Dorfe Neuenbeken. Wie beträchtlich aber trotzdem noch auf kurze Strecken die Wasser- verluste hier sind, geht aus folgenden von Herrn Bahnmeister Lmprum zu Paderborn im Juli 1901 nach zweimonatlicher heißer, fast niederschlagsfreier Zeit ausgeführten Messungen hervor: 1) Vergleiche hierzu Taf. II. Uber die offenen Wasserläufe im Plänergebiete. 37 De Wassermenge Ort der Messung E ; in der Beke raum pro Minute Am Altenbekener Viadukt. . . . re. 210,00/Kbm 3900 n m Schafwäsche (etwa 2 km westlich | Neuenbeken)y. 2. 2 22... | a nennen Kae a2 94905 1%; $ 1300 m Abzweigungsstelle des Untergrabens | von Pelizäus’ Mühle \ } 9:88, ! 160 m Am sogenannten „Bokober“ . . . DE D) 120 m Hinter den Schwalglöchern am Bleich- J platzen a a N. 7 PN Men 120% m Am Stauwerke für den Obergraben der eisenbahnfiskalischen Pumpstation . . en our, Sehr erhebliche Wasserverluste erfolgen auch in Neuen- beken, wo im Bachbette hier und da der turone Pläner ansteht, und wenige hundert Meter unterhalb des Dorfes verschwindet im allgemeinen während der Sommermonate der letzte Rest des Bekewassers; nur nach lang anhaltender hegenperiode, namentlich im Winter und Frühjahre, fließt die Beke bis Marienloh, wo sie in die Lippe einmündet. Zwischen Altenbeken und Neuenbeken münden in das- Beketal eine Reihe selbst zum Teil wieder recht verzweigter Nebentäler, so von S. die „Sieben Gründe“, der Schlonegrund und die Duhne, von N. die Durbeke, die jedoch nur zur feuchten Jahreszeit, namentlich zur Zeit der Schneeschmelze, der Beke Wasser zuführen, sonst aber trocken liegen. Nur eines derselben, das Durbeketal, reicht bis in das Gebiet der Unteren Kreide zurück und führt deshalb in seiner obersten Partie auch stets Wasser, das allerdings im allgemeinen bald unterhalb Kempen, wo die Durbeke das Plänergebiet betritt, wieder versiegt. Das ganze Plänergebiet südlich Paderborn gehört zum „orographischen“ Wassergebiete der Alme. Die Alme kommt aus dem Berglande von Brilon; sie fließt zunächst in nordwestlicher Richtung bis zum Dorfe Weine bei 38 Hydrologische Verhältnisse. Büren, nimmt von hier einen im allgemeinen nordöstlichen, vielfach gewundenen Lauf bis Nordborchen, wendet sich dann nach N. und mündet bei Neuhaus, 3'/, Kilometer nordwestlich Paderborn, in die Lippe. Etwa von Büren an steht im Unter- srunde ihres Bettes die Plänerformation an, und in trockenen Sommern liegt zuweilen schon wenig nordwestlich Brenken, 5 Kilometer unterhalb Büren, ihr Bett trocken. In solchen Fällen führt sie erst von Nordborchen an wieder Wasser, wo die Altenau in sie einmündet. Das Wassergebiet der Altenau umfaßt den westlichen Hang und das angrenzende Hinterland des Eggegebirges von Buke an südwärts; die orographische Wasserscheide gegen die Beke fällt an der Egge etwa mit der Linie Buke-Hausheide zusammen. Die hauptsächlichsten Nebentäler der Altenau sind die des Ellerbaches und der Sauer, die ihr beide allerdings höch- stens im Winter und Frühjahre Wasser zuführen. Der Ellerbach bekommt seine bei Schwaney sich ver- einigenden bedeutendsten Zuflüsse vom Westhange der Egge von Buke bis wenig nördlich der Försterei Emderwald, wo die Wasserscheide gegen die Sauer liegt. Bis etwa "/ Kilo- meter westlich Schwaney erhält er noch geringe Zuflüsse aus kleineren Quellen, die dort im cenomanen Mergel ent- springen. Schon 1400 Meter unterhalb Schwaney finden sich auf der „Gemeindetränke“ am rechten Ufer des Ellerbaches die ersten Schwalglöcher; eines dieser vermag eine Wasser- menge von etwa 2 Kubikmetern pro Minute aufzunehmen. Etwas abseits vom linken Ufer der Eller, 200 Meter südlich der Gemeindetränke, liegen die sogenannten „Fuchslöcher“, in die zu Zeiten, wo im unterhalb gelegenen Bachbette Aus- besserungs- und Dichtungsarbeiten vorgenommen wurden, der ganze Elterbach hineingeleitet worden ist. Bis hin nach Dahl habe ich an hundert Stellen gezählt, an denen der Ellerbach Wasser verliert oder doch früher verlor und ohne die mit großen Kosten ausgeführten Dichtungsarbeiten auch heute noch verlieren würde. Früher ist er häufig schon oberhalb Dahl versiegt, jetzt aber gelangt er infolge der künstlichen Aus- Über «lie offenen Wasserläufe im Plänergebiete. 89 diehtung seines Bettes auch im Hochsommer bis hin zum Dorfe. Im allgemeinen verschwindet der letzte Rest des Wassers während der Sommermonate in einem 1 Kilometer unterhalb Dahl mitten im Bachbette liegenden Schwalgloche. Nur bei Hochwasser fließt der Bach weiter und gelangt dann auch wohl über Hamborn bis nach Borchen, wo er in die Altenau einmündet. Am Ellerbach ist nun nicht selten während des Winters die Beobachtung zu machen, daß bei länger anhaltender Kälte das kurz vorher noch wenig westlich Dahl versiegende Bach- wasser plötzlich erheblich weiter, etwa bis hin zum Haxter- grunde, gelangt; es ist das wohl eine Folge davon, daß durch Bidung einer Eiskruste eine Dichtung der Schwalglöcher eintritt. Die Quellen der Sauer liegen wenig westlich des Gutes Schönthal. Etwas unterhalb des Gutes Bülheim erhält sie recht beträchtliche Zuflüsse aus der Gegend von Kleinenberg und gelangt so als ziemlich wasserreiches Flüßchen in das Gebiet des Pläners. Bis nach Lichtenau treten noch keine nennenswerten Verluste ein, da ziemlich mächtige Alluvionen den Bach gegen den Pläner abdichten. Aber gleich unter- halb der Stadt Lichtenau finden sich eine Reihe so außer- ordentlich wasserschluckender Schwalgen, daß die Sauer im allgemeinen schon 600 Meter weiter nördlich völlig trocken liegt. Bei länger anhaltendem Regen fließt sie auch während der Sommermonate noch einige hundert Meter weiter, um dort in anderen Schwalgen zu versiegen. Noch weiter nördlich oder gar bis Grundsteinheim gelangt sie während des Sommers nur in sehr seltenen Ausnahmefällen; regelmäßig tritt dieses im Frühjahre ein, namentlich zur Zeit der Schneeschmelze, und dann fließt sie auch wohl, vereinigt mit dem Schmitt- bache, über Ebbinghausen bis Atteln. Bei Lichtenau nimmt die Sauer den Odenheimer Bach auf. Dieser entspringt am Westhange der Egge südlich der Försterei Torfbruch, erhält in der Niederung ostnordöstlich Steinbühl eine ganze Reihe kleiner Zuflüsse und gewinnt da- durch so an Wasserreichtum, daß er westlich Steinbühl schon 40 Hydrologische Verhältnisse. mehrere Mühlen zu treiben vermag. Etwa bei der Krulls- mühle, '/; km nordöstlich Lichtenau, kommt er in das Gebiet des cenomanen Pläners. Von hier bis hinein in die Stadt fließt er nicht in seinem ursprünglichen Bette, sondern wird durch künstlich angelegte Mühlengräben geleitet und scheint dabei zunächst noch keine Einbuße an seiner Wassermenge zu erleiden. In Lichtenau selbst, wo mehrfach am Grunde des Baches der Pläner zu Tage tritt, sind die Verluste aber derartig, daß überhaupt nur bei hohem Wasserstande noch etwas Wasser bis zur Mündung in die Sauer am Westende von Lichtenau gelangt. Im allgemeinen verschwindet während des Sommers der letzte Rest in einem Schwalgloche unter dem nördlichen Ufer des Baches etwa 250 Meter oberhalb der Mündung. Zwischen Iggenhausen und Grundsteinheim vereinigt sich mit der Sauer der vom Eggegebirge aus der Gegend östlich von Asseln kommende Schmittbach (in seinem Quellgebiete auch wohl als „Glasewasser“ bezeichnet). Bevor er in das Plänergebiet gelangt, ist er so wasserreich, daß er zwischen Asseln und Herbram mehrere Mühlen zu treiben vermag. Bis nach Iggenhausen scheint er keine beträchtlichen Wasserverluste zu erfahren; im westlichen Teile dieses Dorfes, am Ostfuße des steilen Büngeberges, ist das Bett, in dem der zerklüftete Pläner frei zu Tage tritt, aber voll von Schwalgen. Die Hauptmasse des Wassers umgeht in einem Mühlengraben diese Partie, während die geringe im alten Bachbette bleibende Menge bis auf den letzten Tropfen in den Spalten des Pläners bei der Iggenhäuser Mühle verschwindet. Der übrige Teil des Schmittbaches umfließt in einem nach NW. offenen Bogen den Südostfuß des Büngeberges und bespült dann dessen Südfuß. Hier entspringt aus einer Felsspalte am Nordufer des Baches, genau südlich der Schwalgen bei der Iggenhäuser Mühle, eine ziemlich starke Quelle, und der Zusammenhang dieser mit dem in Iggenhausen verschwindenden Wasser war von vornherein schon deswegen recht wahrschein- lich, weil stets zu gleicher Zeit, wo der Schmittbach trübes Uber die offenen Wasserläufe im Plänergebiete. 41 Wasser führte, auch diese Quelle sich getrübt zeigte; den Zusammenhang zweifellos nachgewiesen hat dann Herr Pro- fessor Frickk in Paderborn durch mehrere Färbeversuche; es hat sich dabei gezeigt, daß das bei der Iggenhäuser Mühle gefärbte Wasser ”/,—1'/, Stunden zum Durchfließen der 250 Meter langen unterirdischen Strecke gebraucht. 150 Meter unterhalb dieser Quelle liegt die Vereinigungsstelle des Schmittbaches mit der Sauer, die hier allerdings, wie wir sahen, einen großen Teil des Jahres trocken liegt. Daher enthält der Bach unter- halb der Vereinigung, wenigstens der Hauptsache nach, das Wasser des Schmittbaches; trotzdem wird er hier als „Sauer“ bezeichnet und die Berechtigung hierzu wird gewiß dadurch nicht größer, daß der vereinigte Bach zunächst genau in der Verlängerung des Schmittwassers fließt, während die Sauer unter rechtem Winkel von S. dazu stößt. — Wenig weiter talabwärts erleidet der Bach beträchtliche Wasserverluste. Bei Durchführung der Separation hat hier schon vor Jahrzehnten eine teilweise Verlegung des Flußbettes stattgefunden, um die schlimmsten Schwalglöcher im alten Bachlaufe zu umgehen, und nur dadurch gelangt ein schwacher Wasserlauf bis in das Dorf Grundsteinheim. Im Orte selbst, wo das Bachbett sehr breit ist, sind wieder eine Reihe bedeutender Schwalglöcher vorhanden; seitens der Gemeinde werden im Bachbette Dämme aus Lehm und Mergel entlang den Ufern gezogen, um das Wasser von den seitwärts gelegenen Schwalgen fernzuhalten; so hält es sich bis zum Westrande des Dorfes, versiegt aber bald unterhalb. Wie schon oben gesagt, führt die Sauer nur in sehr regen- reicher Zeit noch weiter talabwärts Wasser, bis zu ihrer Ein- mündung in die Altenau bei der „Kleinen Mühle“ bei Atteln aber nur im Winter und Frühjahre und dann auch nur mit großen Unterbrechungen. Die Altenau entspringt in der Gegend von Blankenrode, die Hauptquelle liegt im Orte selbst. Während ihres annähernd süd-nördlich gerichteten Laufes bis etwa zur Amelungenkapelle erhält sie fortwährend Zuflüsse, so namentlich aus dem 42 Hydrologische Verhältnisse. „Düsteren Grunde“ und dem Tale zwischen Mittelberg und Hohestein, ferner aus einigen starken Quellen bald unterhalb der Amelungenkapelle. Etwa von der Amelungenkapelle an bildet der Pläner ihren Untergrund, und schon zwischen hier und der Neuen Mühle findet eine erhebliche Verminderung der Wasserführung statt; dasselbe gilt für die Gegend südlich Husen, wo stellenweise im Bachbette der Pläner zu Tage tritt. Von Husen bis zur „Kleinen Mühle“ scheinen keine bedeutenden Verluste einzutreten, dagegen erfolgen solche wieder bald unterhalb der „Kleinen Mühle“. Etwas Wasser führt aber die Altenau stets noch bis nach Atteln; dagegen liegt sie in sehr regenarmen Sommern zuweilen unterhalb Atteln trocken. Zwischen Atteln und Henglarn liegen wieder mehrere zum Teil recht starke Quellen, deren Wassermenge mit der Jahres- zeit allerdings etwas schwankt, und die in ganz trockenen Som- mern, namentlich wenn diesen ein recht trockenes Früjahr voranging, auch schon versiegt sein sollen. Sie liegen wenige 100 Schritte nördlich der Altenau; ihr Abfiluß mündet gleich östlich Henglarn in die Altenau ein, und so führt der weiter oberhalb im Sommer oft trocken liegende Bach von hier an stets wieder Wasser. Treten auch bald bachabwärts neue Wasserverluste ein, so hält sich doch unter normalen Ver- hältnissen selbst im Hochsommer das Wasser bis in die Gegend östlich Gellinghausen. Nur wenn die Henglarner Quellen recht schwach fließen, liegt die Altenau schon 1 Kilo- meter unterhalb Henglarn wieder trocken. Gewöhnlich verliert sie sich während der Sommermonate in einer tiefen Aus- kolkung des Bachbettes unter dem Papenberge 800 Meter nordöstlich der Gellinghäuser Mühle. Doch nur auf kurze Erstreckung liegt der Bach trocken, denn schon bei der Gellinghauser Mühle erhält er aus einer Reihe von Quellen recht erhebliche Zuflüsse, und von hieran führt er bis hin zur Mündung in die Alme bei Nordborchen auch im trockensten Sommer Wasser. Bei Kirchborchen erhält er starke, nie versiegende Zuflüsse aus den im ganzen Dorfe verteilten Quellen. Über «die offenen Wasserläufe im Plänergebiete. 43 Wie wir sahen, gehört der ganze Westhang des Egge- gebirges südlich von Buke in das „orographische“ Wasser- gebiet der Alme. Aber im allgemeinen gelangt nur im Winter und Frühjahre ein Teil des Wassers in oberirdischem Laufe zu ihr hin; während der Sommermonate versiegt alles im Plänergebiete, um erst nach längerem unterirdischem Verlaufe außerhalb des Almegebietes wieder zu Tage zu kommen. 44 Hydrologische Verhältnisse Il. Die Paderquellen zu Paderborn. Im Gegensatze zu der großen Wasserarmut im Bereich der Paderborner Hochfläche steht der außerordentliche Wasser- reichtum an ihrem Nordrande, an der Grenze gegen die Dilu- vialebene. Hier staut sich das von S. kommende Wasser an der undurchlässigen Bedeckung durch die Emscher Mergel und kommt am Ausstreichen der Grenze von Plänerkalk und senonem Mergel zum Ausströmen. Der Druck des nachströmenden Wassers erklärt, daß manche der Paderquellen mit größerer Gewalt hervorbrechen. GÄRTNER!) bezeichnet derartige Quellen, die sich durch Stauung des bis dahin im durchlässigen Gebirge fließenden Wassers an einer diesem sich auflegenden undurch- lässigen Schicht erklären, als „Barrierenquellen“ Deren guelen Emscher u. IT Ze ce Sen = ll SS, —Plänerkalk gs Sn en Die Grenze von Pläner und Diluvium, bezw. Emscher, zieht sich in Paderborn mitten durch die Stadt, so daß die höher gelegene südliche Stadt auf Kalk, die tiefer gelegene nördliche auf Diluvium liegt. Dabei setzt sich im allgemeinen der-Pläner terrassenförmig gegen das Diluvium ab, und am Fuße dieser Terrasse brechen im nordwestlichen Teile der Stadt die Quellen hervor. 1) 1.c. 8.34. Die Paderquellen zu Paderborn. 45 Die Zahl der Quellen ist eine außerordentlich große; in der Taf. IV finden sich die hauptsächlichsten (etwa 130) verzeichnet; wollten wir sämtliche kleinen Wasseraustritte hin- zunehmen, so wäre diese Zahl aber gewiß auf das Doppelte zu erhöhen. In solchen Fällen, wo auf ganz engem Raume außer- ordentlich große Wassermassen hervorquellen — wie z. B. im „Blauen Kolke* — ist überhaupt nicht zu entscheiden, um wieviele einzelne Quellen es sich dabei handelt. Besonders interessant, namentlich auch deshalb weil sie mit den Ursprungsverhältnissen auf das engste zusammen- hängen, sind die physikalischen Erscheinungen an den Quellen. Die Kenntnis dieser verdanke ich vorwiegend den Mitteilungen des Herrn Professor Frickr, der lange Zeit die Quellen beobachtet und namentlich auch ihre Temperaturen regelmäßig gemessen hat. Auf diesen Messungen beruhen die in Tafel V dargestellten Temperaturkurven einzelner typischer Vertreter der Pader- quellen in der Zeit vom April 1899 bis zum April 1900. Wir werden noch im einzelnen sehen, wie die Paderquellen insofern in zwei große Hauptgruppen sich einordnen lassen, als ein Teil von ihnen sich wenige Tage nach heftigen Nieder- schlägen zu trüben pflegt, während ein anderer Teil stets klar bleibt. Beide Arten von Quellen liegen im allgemeinen ziem- lich regellos durcheinander, so daß z. B. mitten zwischen häufig trüben eine stets klare sich findet und umgekehrt. Namentlich in Bezug auf die Temperatur zeigen aber die Paderquellen große Differenzen und eine gewisse Regel ergiebt sich hier insofern, als, wie auch schon BiscHor, DAUBREE, SCHLÜTER und VÜLLERS hervor- hoben, im allgemeinen die Temperatur von OÖ. nach W. zunimmt. Die Quellen gruppieren sich vorwiegend um fünf einzelne Quellbassins, von denen fünf Quellarme ausgehen, die sich noch innerhalb der Stadt zur Pader vereinigen. In ostwest- licher Folge werden diese fünf einzelnen Arme bezeichnet als Warme Pader Damm -Pader Börne-Pader Rotheborn-Pader Spül-Pader. 46 Hydrologische Verhältnisse. Der Warmen Pader gehören die westlichsten Quellen an. Fünf von diesen entspringen unter der „Waschhalle“, drei weitere unter und neben der südlichen zur Waschhalle hinab- führenden Treppe und endlich zwei in einem nach S$. vor- gezogenen Zipfel des Quellbassins. Die Warme Pader verdankt ihren Namen der verhältnis- mäßig hohen Temperatur ihrer Quellen. Die wärmsten von allen sind diejenigen unter und neben der Waschhalle, und von diesen haben wieder die beiden nördlichsten die höchste Temperatur, die bis 15,9° steigen kann. Die Temperatur der (Juellen untereinander ist eine verschiedene und liegt etwa zwischen 13\/s und 16°. Die jährlichen Wärmeschwankungen der einzelnen Quelle sind gering, sie betragen bei keiner mehr als einen Grad. Die Temperaturkurve der Quelle unter der südlichen Waschhallentreppe vom April 1899 bis April 1900 findet sich in Taf. V; wir sehen dort, daß in dieser Zeit die höchste Temperatur 15,7°, die niedrigste 15,2°, die ganze jähr- liche Schwankung also nur 0,5° betrug. In derselben Zeit schwankte die Temperatur der nördlichsten der beiden Quellen zwischen der eben erwähnten und der südlichsten unter der Waschhalle zwischen 13,85° und 14,85”, also um einen Grad, der südlichsten dieser beiden zwischen 14,1° und 14,55’, also nur um 0,45°. Letztere Quelle ist die schwächste von allen und versiegt häufig im Sommer; sie ist außerdem die einzige, die nicht im Grunde des Quellbassins, sondern über dem Wasserniveau der Warmen Pader ausfließt. Die Temperatur der beiden Quellen im südlichen Zipfel des (Quellbassins ist etwas tiefer; die Temperaturkurve der östlichen von diesen findet sich in Taf. V; ihre Wärme schwankt zwischen 12,4° und 12,7”, also nur um den sehr geringen Betrag von 0,3°. Die Quellen der Warmen Pader gehören sämtlich zu den stets klaren Quellen. Ausgezeichnet sind sie durch einen verhältnismäßig hohen Gehalt an Kochsalz, wie sich z. B. aus einer im chemischen Laboratorium des Dr. W. Lonmann in Berlin ausgeführten Analyse der nördlichsten Quelle unter der Waschhalle, die das Wasser für das „Kaiser-Karls-Bad“ liefert, ergibt: Die Paderquellen zu Paderborn. 47 In 100000 Teilen Chlorkalzumes rare rt 0,637 Chlornatrumesir u es 269,025 Chlormasmesiumı 7 alnunr 22 22 0,192 Kalıumsullatgenes er 2er 220,897 Caleımsulfater ze 2 Sera) 243838 Calcıumearbonater 2773705 122 86:.000 Bisencarbonabsaes un 20 a .32521,28] Maneancarbonau are. 20,201 Kieselsäurenet nu na ale zr 1600 Natriumphosphat Spuren. Im Anschlusse an die Warme Pader ist noch auf eine vereinzelte Quelle etwas nördlich von ihr in der „Kuhgasse“ hinzuweisen, die sich physikalisch denen der Warmen Pader sehr ähnlich verhält: ihre Temperatur beträgt nach VÜLLERS!) 14°/,—15°. Von der Warmen Pader ist durch den schmalen „Damm“ das Quellbassin der Damm-Pader getrennt, das eine große Zahl von Qellen enthält. So kommen zunächst sechs in der Südwestecke des Bassins dicht nebeneinander unter dem SANDER- schen Eckhause hervor. Die Wassermenge dieser ist recht schwankend, doch ist ein völliges Versiegen bisher nicht be- kannt geworden. Ihre Temperatur ist eine ziemlich hohe; die der westlichsten liegt z. B. zwischen 13,3’ und 13,65, schwankt also nur um den geringen Betrag von 0,35° (s. Taf. V); Trübungen sind bei ihnen nicht beobachtet worden. Zwei weitere Damm- paderquellen entspringen wenig östlich von den eben er- wähnten. Inmitten des Dammpaderbassins liegt eine tiefe Aus- kolkung, der „Blaue Kolk*, auf dessen Grunde eine große Zahl von Quellen, zum Teil unter starkem Drucke, entspringen; sie sind die westlichsten sämtlicher Paderquellen, die sich getrübt zeigen können. Die einzelnen Quellen scheinen eine annähernd gleiche, dabei ziemlich hohe Temperatur zu besitzen, die Resultate der Messungen, die von Prof. Fricke an zehn ver- I) VüLrzrs |, ce. S. 84. 48 Hydrologische Verhältnisse. schiedenen Stellen des Blauen Kolkes im September 1901 aus- geführt wurden, schwanken zwischen 14 und 14,85°. Nach ©. wird das Bassin der Dammpader begrenzt durch die städtische Bleiche. Nördlich dieser, zwischen ihr und den Hinterhäusern der Bachstraße, zieht sich ein schmaler Wasserarm von der Dammpader zur Börnepader, und an diesem Arm kommen wieder eine ganze Zahl von Quellen hervor. So liegen eine Reihe solcher am Nordrande der Bleiche, die in Bezug auf ihre Temperatur ganz bedeutende Schwankungen aufweisen. Das geht z. B aus der auf Taf. V dargestellten Temperaturkurve einer dieser Quellen hervor, die eine Schwan- kung um 3,4°, nämlich zwischen 9,5 und 12,9°, zeigt. Die Quellen am Nordrande der Bleiche sind stets außer- ordentlich wasserreich und trüben sich häufig. Ihnen gegenüber, in den Höfen und an den Hinterhäusern der Bachstraße liegen eine Reihe weiterer Quellen, von denen die- jenige hinter SEIDENSTICKER’s Hause wegen ihrer hohen Temperatur von durchschnittlich etwa 15,7” besonders bemerkenswert ist. Die wasserreiche Börnepader entspringt aus circa 22 ein- zelnen, in Bezug auf ihre Wassermenge wenig schwankenden (Quellen am sogenannten Börnestiege. Nach heftigen Regen- süssen trüben diese sich sämtlich, oft recht anhaltend. Sehr auffällig ist im Vergleich zu den Wärmeverhältnissen anderer benachbarter Paderquellen, daß die Temperatur der einzelnen (Quellen der Börnepader untereinander stets die gleiche ist; auch die allen gemeinsamen Wärmeschwankungen sind nicht bedeutend (s. Taf. V); die höchste beobachtete Temperatur beträgt 10,65, die niedrigste 9,7°, die Differenz also 0,95°, die Durchschnittstemperatur 10,5". In der Nachbarschaft der Börnepader liegen die Wasser- leitüngsquellen der Stadt Paderborn. Sie werden bezeichnet als Hauptquelle I und Hauptquelle II und entspringen etwas über dem Niveau der Börnepader gegenüber ihren östlichsten Quellen aus Klüften des an der Südseite des „Börnestieges“ steil ansteigenden Plänerufers. Quelle I ist von diesen die stärkere, Quelle II kann im Sommer fast ganz versiegen. Um dem in solchen Fällen entstehenden Wassermangel abzuhelfen, Die Paderquellen zu Paderborn. 49 ist zeitweise die östlichste der Börnepaderquellen (als Wasser- leitungsquelle III) zur Speisung der Wasserleitung hinzugezogen worden, bis deren Wasser sich aus hygienischen kücksichten als unbrauchbar herausstellte. Paderborn ist mehrfach von schweren Typhusepidemieen heimgesucht worden, zuletzt im Jahre 1898, und nach allen begleitenden Erscheinungen sind diese Epidemieen auf eine Infektion des Leitungswassers zurückzuführen. Unter dem Eindrucke der Epidemie von 1893 sind die (Quellen des Wasserwerkes 3 Jahre lang chemischen und bakteriologischen Untersuchungen unterzogen worden, und es hat sich dabei folgendes ergeben:') 1. Chemisch ist das Wasser der Wasserleitungsquellen ziemlich hart, es hat 14—15 DH. Der Chlorgehalt ist mäßig, etwa 1,5—2,5 Cl auf 100000 Teile. Der Salpetersäuregehalt schwankt zwischen 1,5 und 3,0; Ammoniak und salpetrige Säure fehlen. 2. Bakteriologisch: Der mittlere Keimgehalt beträgt 50—150 Keime im Kubikzentimeter. Der Bakterien- befund ist am besten bei starkem Frost und bei an- haltender Dürre, am ungünstigsten zur Zeit der Schnee- schmelze und nach heftigem Gewitterregen. Stärkere Trübungen sind bei den Wasserleitungsquellen I und Il niemals beobachtet worden, minimale, in dickeren Schichten erst erkennbare können sich aber auch bei ihnen zeigen. Die Temperatur der Quelle I liegt zwischen 10,15 und 10,6°, schwankt also um 0,45°, diejenige der Quelle II zwischen 10,4 und 10,7°, schwankt also um 0,3°. Im allgemeinen ist Quelle II um 0,1—0,15°, ganz selten auch bis 0,25° wärmer als Quelle I. Alle bisher betrachteten Quellen fasse ich zusammen zu einer westlichen Quellenzone im Gegensatz zu der nun zu !) Nach freundlicher Mitteilung des Herrn Generalarzt PLasse. Abh. Geol. L.-A., N. F. Heft 38. 4 50 Hydrvlogische Verhältnisse. besprechenden östlichen Quellenzone, der namentlich Rotheborn- und Spülpader angehören. Rothebornpader und Spülpader entspringen dicht neben- einander wenig nördlich des Domes. Der sogenannte „Rotheborn“ ist etwas südlich des Quell- bassins des nach ihm benannten Paderarmes am Fuße des zum Dome hinaufführenden Ikenstieges gefaßt. Er ist eine schwache, in der Wassermenge aber sehr konstante, stets klare Quelle, deren Temperatur (s. Tafel V) zwischen 9,5 und 10,25°, also um °/, , schwankt. Das Quellbassin der Rothebornpader enthält eine große Menge einzelner Quellen, namentlich an seinem Süd- und Westrande; auch am Nordrande treten einzelne neben und unter dem Amtsgerichte zu Tage. Fast alle sind sehr wasserreich, trüben sich häufig und zeigen Temperatur- schwankungen um 1’) bis 2'%°; eine Ausnahme macht eine in der Südwestecke des Quellbassins etwas über dem Wasser- spiegel entspringende kleine Quelle, die bei Trockenheit leicht ‚versiegt, niemals Trübung erkennen läßt und in der Temperatur nur sehr wenig schwankt. Folgende Tabelle zeigt die Temperaturverhältnisse einiger Rothebornpaderquellen: niedrigste _ höchste Temperatur- Temperatur schwankung Quelle an der Brücke zum Gericht beim 5. Gitter (s. Taf. V). . 8,75 10,55 130 Desgl. beim8.,Gitter 72. 9,050 11,05 2.0 5 >al.etter anti. 9,500 11,05° 1,55° Quelle am 2. Gitter rechts vom Rotheborn, nm nun I 11,15 1,45 9 1. Quelle am Gericht. . . 8,4' 10,8° 2,4) 2, 5 R h : 8,05 11,05° 20 Quelle in der Nordostecke des Quellbassins (sogen. „Augen- quelles)n —n. gar Aue en 8,90 11,09 2,10 Die Spülpader enthält die westlichsten Paderquellen. Zu ihr gehören zunächst eine ganze Reihe von Quellen, die unter dem Fußsteige am alten Hebammeninstitute entspringen, Die Paderquellen zu Paderborn. 51 und weiter nördlich liegen mehrere an den die Spülpader ein- schließenden Grundstücken; von ‚diesen ist die Quelle an Rensier’s Garten die stärkste. Die nördlichsten Quellen der Spülpader gruppieren sich um eine nach ©. gerichtete kleine Ausbuchtung an den „Dielen“; in der Südostecke dieser Aus- buchtung liegt eine Quelle, die häufig versiegt, zu anderen Zeiten aber wieder solche Wassermassen liefert, daß sie das angrenzende Pflaster überspült. In ihrem physikalischen Verhalten sind die Spülpader- quellen denen der Rothebornpader recht ähnlich. Auch sie trüben sich nach heftigen Niederschlägen und schwanken in der Temperatur recht erheblich, wie folgende Zahlen ergeben: tiefste z höchste Temperatur- Temperatur schwankung Eine der Quellen am alten Heb- ammeninstitute . . . ... 8,00 10-7502 2,150 Oben erwähnte, oft versiegende Quelle an den Dielen . . . 7,350 11,209 3,85 Nächste Quelle westlich von dieserlier on Ten lands 16 Di 10,49 2,90" Quellen an den Dielenwasch- löchern, die zweite von O. (Ss. Data VD) ann, 7,39 10,45 3,150 Zur östlichen Quellengruppe gehören noch ein paar ver- einzelt liegende Quellen, so z. B. diejenige unter der „Schlacht- hausbrücke“, deren Wasser sowohl nach S. zur Spülpader, als auch nach N. zum Schlachthauskanal abfließt. Sehr häufig trübt sie sich; ihre Temperatur schwankt zwischen 7,5 und 10,25°, also in ähnlich erheblicher Weise, wie diejenige der Spülpaderquellen. Eine stets klare, um ihre durchschnittliche Temperatur von 10,5° wenig schwankende Quelle liest im Garten des Haxthausener Hofes, und etwas nördlich von ihr entspringen zwei andere, in der Temperatur ziemlich schwankende, nach heftigen Niederschlägen sich trübende Quellen, die einen kleinen, zwischen dem Haxthausener Hofe und dem Schlacht- hofe in die Spülpader einmündenden Nebenbach speisen. 4* 52 Hydrologische Verhältnisse. Ein paar Quellen finden sich noch in der Kenr’schen Gärtnerei, auf der kleinen Landzunge zwischen Spül- und Rothebornpader kurz vor deren Vereinigung. Von diesen ist die südlichste bei weitem die stärkste, ihre Wassermenge beträgt nicht weniger als 7—8 Kubikmeter pro Minute; die beiden anderen sind ganz bedeutend schwächer. Alle drei Quellen trüben sich nach heftigen Niederschlägen, die südlichste am stärksten, ihre Temperatur schwankt sehr bedeutend. Im nördlichen Teile der Stadt ist noch an zwei Stellen durch Brunnenbohrungen Untergrundwasser festgestellt worden, und zwar bei der Aktienbrauerei am Borchener Wege (durch- schnittliche Temperatur nach Vürrers!) 10,5° C.) und bei der Vereinsbrauerei an der Driburger Chaussee (Temperatur nach Vürzers 10,25° C.). | Im Anschluß an die Paderquellen bleiben noch die gleich östlich der Stadt Paderborn im „Riemekefelde“ liegenden (Juellen des Riemekebaches zu erwähnen, die am Grunde eines kleinen Quellteiches, des „Riemekekolkes“ entspringen; an dessen verschiedenen Stellen schwankt die Temperatur zwischen 10,5 und 12,9° C.; Trübungen sind nicht beobachtet worden. Nach kurzem Laufe mündet der Riemekebach unterhalb des Stadtwalles in die Pader. . Im folgenden sind die Paderquellen in erster Linie nach den Trübungserscheinungen eingeteilt; dabei sind unter den „zeitweilig trüben“ Quellen nur diejenigen verstanden, die nach heftigen Niederschlägen sich deutlich getrübt zeigen, während andere, bei denen nur in seltenen Ausnahmefällen sanz minimale, erst in dicken Schichten wahrnehmbare Trü- bungen beobachtet sein sollen, noch den „klaren“ zugerechnet wurden. Für die weitere Einteilung waren die Temperaturver- hältnisse maßgebend, zunächst die Beträge der Temperatur- 1. cc. 8. 87. Die Paderquellen zu Paderborn. 53 schwankungen, sodann die Höhe der Temperatur. Streng ge- nommen sind ja sämtliche Paderborner Quellen „warme“ Quellen, da ihre Durchschnittstemperatur über der jähr- lichen Durchschnittstemperatur des Ortes (ca. 7,50° C.) liegt, und die getroffene Unterscheidung in „Warme“ und „Kalte“ Quellen ist nur so zu verstehen, daß unter „Warmen“ diejenigen, deren Temperatur nicht unter 12° sinkt, unter „Kalten“ die- jenigen, deren Durchschnittstemperatur niemals über 11° steigt, verstanden wurden. Einer der in der folgenden Einteilung enthaltenen Typen, derjenige der stets klaren, in der Temperatur stark schwanken- den Quellen, ist in Paderborn selbst nicht vertreten, wohl aber nordöstlich der Stadt bei Dören. Einteilung der Paderquellen. I. Stets klare Quellen A. Temperaturschwankung gering (höchstens 1°) 1. Warme Quellen... Typus der Warmen Pader 2. Kalte Quellen..... Typus des Rotheborn B. Temperaturschwankung beträchtlich (1,85—5°) . Typus der Dörener Quellen ll. Zeitweilig trübe Quellen A. Temperaturschwankung gering (höchstens 1°) 1. Warme Quellen... Typus des Blauen Kolkes 2. Kalte Quellen... .. Typus der Börnepader B. Temperaturschwankung beträchtlich (1/a—4°). Typus der Spülpader. Der Typus IB fehlt also in Paderborn, der Typus IIA1 findet sich nur im Blauen Kolke, der Typus ITA2 nur in der Börnepader vertreten. Die Typen IAlund IA 2 haben eine ganze Reihe von Vertretern, ersterer in der westlichen, letzterer in der östlichen Quellenzone. Die bei weitem größte Menge der Paderquellen gehört zum Typus IB, so die größte Zahl der Quellen der Spülpader und Rothebornpader, die Quellen 54 Hydrologische Verhältnisse. am Nordrande der Bleiche, die Quellen der Keur’schen Gärt- nerei, die Quelle unter der Schlachthausbrücke usw. Über die Gesamtwassermenge der Paderquellen sind im Winterhalbjahr 1826/97 Messungen seitens der Stadt Pader- born an der Paderbrücke gleich nördlich des Schlachthauses zwischen dem „Paderwalle* und „Heierwalle“*“ ausgeführt worden, die für die feuchte Jahreszeit eine durchschnitt- liche Wassermenge von 8,76 Kubikmetern pro Sekunde er- geben haben. Taf. VI veranschaulicht den Wasserreichtum der Pader beim Ausflusse aus der Stadt kaum 500 Meter uuterhalb ihrer Quellen. Die Quellen zwischen Paderborn und Lippspringe. Bei keiner der Quellen, die nordwestlich der Stadt Pader- born den Rand des Plänerplateaus gegen die Diluvialebene be- gleiten, ist bisher irgend welche Trübung beobachtet worden. Der Abfluß dieser Quellen geht zum Rothebach, der am Insel- bade bei Paderborn in die Pader einmündet, und dessen Quelle das sogenannte „Ochsenhorn“, 400 Meter östlich Gut Rosenkranz ist. Im trockenen Sommer versiegt diese Quelle, und dann liegt das Bett des Rothebaches trocken bis zu den kleinen Quellen in der „Schafwäsche“, 350 Meter südlich Rosenkranz, die auch zur heißesten Jahreszeit noch etwas Wasser führen. Östlich hiervon entspringen beim Gute Krespohl aus Klüften des hier unter dem Diluviam hervorsehenden Plänergebirges mehrere kleine, im Sommer häufig versiegende Quellen vom Typus des Rotheborn, andere in den städtischen „Lothewiesen“ westlich Dören, von denen nur eine, die westlichste, niemals ver- siegt; die Temperatur dieser schwankt zwischen 11,5 und 13,1°; dem schon oben erwähnten, in Paderborn nicht ver- tretenen Typus der stets klaren, dabei in der Temperatur sehr veränderlichen Quellen gehört eine Quelle am Südrande der Lothewiesen an, deren Temperatur zwischen 8,8 und 13,8°, also um den Betrag von 5°, schwankt; auch diese versiegt im Die Paderquellen zu Paderborn. 55 Sommer häufig. Zum gleichen Typus gehören drei im Sommer regelmäßig austrocknende Quellen zwischen den Lothewiesen und Dören; die nördlichste von diesen schwankt zwischen 9,5 und 13,9, und von einer anderen, wenige Schritte weiter südlich, liegen folgende Messungen aus der Zeit vom März bis Juni 1899 vor: Temperatur am 14. März . . . 7,60° 2 o90eMan 2 0.2,955° 5 rar lung "4: 10530 Y Runner een, 152 Derartig bedeutende Temperaturschwankungen innerhalb so kurzer Zeit sind bei keiner anderen Quelle in der Gegend von Paderborn zu beobachten. Etwas abseits der Straße von Paderborn nach Dören findet sich eine ganze Reihe nie versiegender Quellen im Grunde von „Hasenkamps-Teich“, deren Temperatur zwischen 11,5 und 12,5° liegt. Zum Schlusse sind noch ein paar kleine, im Sommer regelmäßig austrocknende Quellen am Feldwege west- lich von Hasenkamps-Teich zu nennen. 56 Hydrologische Verhältnisse. II. Hülfsmittel zur Erkennung des Weges der unter- irdischen Wasserzirkulation im Paderborner Plänergebirge. 1. Verwerfungs- und Spaltenzüge. Siehe S. 30. 2. Wasseraustritte im Plänergebiete. * Wenn der Weg festgelegt werden soll, den das zu den Paderquellen hinführende Wasser im Untergrunde des Pläner- gebirges nimmt, so geben naturgemäß die Überläufe dieses Wassers, die Quellen, einen ausgezeichneten Anhalt. Im Gegensatz zu dem außerordentlichen Wasserreichtum entlang der Grenze des Pläners gegen den Emscher Mergel bezw. das Diluvium steht die große Quellenarmut im Bereiche der Paderborner Hochfläche. Namentlich ständig fließende Quellen sind nur in ganz beschränkter Zahl vorhanden; da- gegen findet sich eine große Zahl temporärer Quellen, die im allgemeinen nur während der nassen Jahreszeit, also in den Wintermonaten und namentlich im Frühjahre zur Zeit der Schneeschmelze, im Sommer nur nach lang anhaltenden, heftigen Niederschlägen fließen, den größten Teil der Sommer- monate aber völlig trocken liegen. Diese häufig versiegenden Quellen, im Volksmunde gewöhnlich „Quickspringe“ oder ein- fach „Quicks“* genannt, liegen ganz vorwiegend im Grunde der tief in das Plateau eingeschnittenen Täler. In Taf. III sind nur die Quellen des Plänergebietes verzeichnet, nicht diejenigen an der Egge, die für die unten folgenden Ausführungen nicht von Bedeutung sind. Hülfsmittel zur Erkennung des Weges der unterirdischen Wasserzirkulation 57 Quellen im Plänergebiete entlang der Beke. Eine Reihe von Wasseraustritten im westlichen Teile von Altenbeken haben als normale Schichtquellen über den Ceno- manmergeln hier kein Interesse. Die östlichsten Quickspringe innerhalb des Plänergebietes entlang der Beke finden sich in den vom Beketale bald westlich des großen Viaduktes nach S. abzweigenden „Sieben Gründen“; weiter talabwärts quillt südwestlich der Oberförsterei Durbeke am Nordfuße des Schierenberges in der Chausseeböschung an einzelnen Stellen zur feuchten Jahreszeit ständig etwas Wasser, und auch am Eingange zu dem zwischen Schierenberg und Keimberg sich hinaufziehenden „Schlonegrunde“ liegen ein paar kleine, zum Teil das ganze Jahr fließende Quellen. Von hier bis hin nach Neuenbeken sind mir keine Wasseraustritte be- kannt geworden; nur in der „Duhne“ findet sich 1600 Meter südöstlich des Eisenbahnviaduktes in der Tiefe des Tales ein kleiner Quickspring. In Neuenbeken liegen Quickspringe in einem Kampe 150 Meter westlich der Kirche und in Perizäus’ Kampe auf der sogenannten „Brede“, die jahrelang überhaupt nicht fließen, in anderen sehr feuchten Jahren aber recht beträchtliche Wassermengen liefern. Unterhalb Neuenbeken entspringen im Winter und Früh- jahre in den Kämpen 1 Kilometer westlich des Kleehofes etwas größere Wassermengen. Quellen im Plänergebiete entlang dem Ellerbache. Von den im Cenomanmergel gleich westlich Schwaney entspringenden Quellen, deren stärkste für die Wasserversor- gung des Dorfes Dahl in Aussicht genommen ist, war schon die Rede Von hier bis Hamborn südlich Paderborn sind irgendwie nennenswerte Wasseraustritte entlang dem Eller- bache überhaupt nicht vorhanden, höchstens wäre zu er- wähnen, daß an der Talbiegung zwischen dem Haxterholz und dem Schloßberge der Untergrund der Chaussee stets etwas feucht bleibt, und daß im Gegensatz zu der großen Trocken- heit des ganzen angrenzenden Gebietes der Grund des sich vom Quergrund nach O. zwischen Haxterholz und Querholz 58 Hydrologische Verhältnisse. hinaufziehenden Tälchens ständig etwas Feuchtigkeit enthält, so daß die Fichten hier früh der Rotfäule verfallen. Dagegen liegt eine Reihe von Quellaustritten in der unmittelbaren Umgebung des Gutes Hamborn. Das Ellerbachtal ist hier in mäandrischen Windungen tief in das Plänerplateau eingeschnitten. Im Grunde des Tales steht der obere Brongniarti- pläner an, über dem die Scaphitenpläner mit einem am Hange leicht zu verfolgenden Klippenbande beginnen. Das Gut Ham- born liegt auf einem nach S., W. und N. vom Ellerbach- tale umzogenen, zu ihm steil abfallenden Plateauvorsprunge. Mehrere temporäre Quellen entspringen am Südfuße dieses Vor- sprunges neben der nach Kirchborchen führenden Chaussee, andere etwa '/ Kilometer talabwärts.. Aber auch oben auf dem Gute Hamborn tritt aus den Klüften des Pläners an einzelnen Stellen in nasser Zeit Wasser aus, wenn auch immer nur in geringen Mengen. Bis nach Kirehborchen ist von Quellaustritten weiter nichts zu verzeichnen. Wasseraustritte im Plänergebiete entlang der Sauer. Entlang der Sauer findet sich eine ganze Zahl größten- teils allerdings temporärer Quellen zunächst in der Gegend von Iggenhausen und Grundsteinheim, von denen an die Sauer in etwas regenreicherer Zeit wieder etwas Wasser führt, während weiter oberhalb schon von Lichtenau an ihr Bett trocken liegt. Die südlichste dieser Quellen entspringt mitten im Bachbette beim Schuppen östlich des Stöckersbuschberges; ständig fließt sie etwa vom Herbst bis in den Juli, im Hochsommer aber nur nach sehr starken Niederschlägen; ein paar andere weiter nördlich behalten ihr Wasser etwa bis in den Mai oder Juni hinein. In Tafel III sind nur die etwas bedeutenderen Quellen und Quickspringe eingetragen; ihre Zahl ist damit aber gewiß nicht erschöpft, vielmehr geben sich im Frühjahre noch an vielen anderen Stellen des dann oft viel Wasser führenden Bachbettes Wasseraustritte durch kleine Strudel, Emporsteigen von Blasen usw. zu erkennen. Nur zwei der Quellen bei Grundsteinheim fließen ständig, und zwar Hilfsmittel zur Erkennung des Weges der unterirdischen Wasserzirkulation. 59 liegt die eine kaum 100 Meter unterhalb des Zusammenflusses von Sauer und Schmittbach, die andere am linken Ufer der Sauer am Östende des Dorfes Grundsteinheim. Auch am Schmitt- bach liegen wenig unterhalb seiner Einmündung in die Sauer dicht beieinander eine Reihe kleiner Quellen, von denen wieder nur eine während des ganzen Jahres Wasser hält. Im Tale der Sauer sind unterhalb Grundsteinheim noch an fünf verschiedenen Stellen Quickspringe bekannt, und zwar bei dem alten Kalkofen 1'/ Kilometer nordnordöstlich und an der Umbiegung der Sauer ®/, Kilometer östlich Ebbinghausen, ferner in großer Zahl in Ebbinghausen selbst, sodann 1 Kilo- meter nordwestlich der Kleinen Mühle bei Atteln und endlich unmittelbar bei der Kleinen Mühle kurz vor der Einmündung in die Altenau. An letzterer Stelle finden sich eine ganze Reihe Schwalgen, in denen der Bach zu Zeiten, wo er bis hierher nur wenig Wasser führt, ganz verschwinden kann, so daß dann die letzten hundert Meter vor der Einmündung in die Altenau noch trocken liegen. An den gleichen Stellen, die sonst das Sauerwasser verschlucken, treten aber zu Zeiten hohen Grundwasserstandes, also etwa im Winter und Früh- jahre, auch wohl im Sommer nach längerer Regenperiode, recht beträchtliche Wassermengen aus; zum Teil liegen diese Stellen mitten im Flußbette, zum größten Teile aber, wie das bei Schwalglöchern die Regel ist, unter den Ufern. Zwei weitere kleine Quickspringe finden sich wenig westlich von hier an der Altenau. Quellen im Plänergebiete entlang der Altenau. Die Quellen an der Altenau oberhalb der Amelungen- Kapelle entspringen noch sämtlich im Cenomanmergel oder in dessen Liegendem. Weiter abwärts sind mir im Plänergebiete bis zur Kleinen Mühle stärkere Quellen nicht bekannt geworden, höchstens wäre anzuführen, daß gleich nordwestlich der Huser Mühle an der Südseite und ihr gegenüber an der Nordseite des Altenauthales in sehr nasser Zeit etwas Wasser quillt. Die Quickspringe bei der Kleinen Mühle wurden schon erwähnt. 60 Hydrologische Verhältnisse. Bei der Besprechung der Wasserführung der Altenau wurde schon kurz auf die Quellen bei Henglarn, Gellinghausen und Borchen hingewiesen. Außer den sehr wasserreichen Quellen '/s Kilometer östlich von Henglarn finden sich noch eine Reihe von Quickspringen im südlichen Teile des Dorfes, die allerdings nie besonders stark fließen, und andere oft sehr wasserreiche gleich westlich des Dorfes; unter diesen ist namentlich eine 450 Meter unter- halb des Dorfes in einer Wiese dicht unter der Chaussee ent- springende hervorzuheben, die von Herbst bis Frühjahr ständig und im allgemeinen recht stark, im Sommer nur nach länger anhaltenden Niederschlägen fließt; ihr Wasser ist häufig trübe. Bei Etteln liegen zwei kleine, ständig fließende und stets klare Quellen an den Hängen hoch über der Talsohle, und zwar am östlichen Hange der sogenannte „Born“, und am westlichen Hange 60 Meter über dem Tale der sogenannte „Schlagborn“, der aus einer Spalte des Scaphitenpläners ent- springt; bis hinab in das Tal gelangt ihr Wasser jedoch nur ausnahmsweise, gewöhnlich versiegt es schon am tieferen Hange in Klüften des Plänerkalkes. Auch im Dorfe Etteln quillt an einzelnen Stellen zuweilen etwas Wasser, so z. B. aus den Klüften des Brongniartipläners neben der Schmiede, und an anderen Stellen hat man solches durch Brunnenbohrungen angetroffen. Ferner finden sich eine Reihe von Quickspringen an der Umbiegung der Altenau bei der Kluskapelle. Hier strömen aus zwei kleinen Erdfällen, von denen einer etwa 10 Schritt entfernt vom Mühlengraben west- südwestlich der Kluskapelle, der andere wenig nördlich des Baches 400 Meter westlich von ihr liegt, nach Aussage der Leute manchmal solche Wassermengen hervor, daß man damit Mühlen treiben könnte; häufig soll dieses Wasser auch milchig-trübe sein. Weitere Quicks unter dem Südhange des Altenautales 600 Meter westsüdwestlich der Kluskapelle liefern schon nach verhältnismäßig geringen Niederschlägen ein stets klares, aber recht hartes Wasser. Weiter sind noch ein paar Wasseraustritte in den nur kurzen, aber sehr tief in das Plateau eingeschnittenen östlichen Hülfsmittel zur Erkennung des Weges der unterirdischen Wasserzirkulation. 6] Nebentälern der Altenau bei Etteln anzuführen. In den beiden südlichen von diesen, dem Minstal und dem Dahlgrund, ist mir zwar nichts von Quellen bekannt geworden, wohl aber finden sich im oberen Teile des Bodelgrundes, der „Sprengel- born“ und einige kleine Quiekspringe zwischen Sprengelborn und Huser Weg, und in dem bei der Kluskapelle vom Altenau- tale sich abzweigenden Bilkentale liegt ein kleiner Quickborn 150 Meter, und ein zweiter I Kilometer westlich der Kapelle. Die wasserreichsten der Gellinghäuser Quellen sind die vier südlichsten bei der Försterei, die sieh sämtlich nach heftigen Regengüssen trüben; andere schwächere liegen zwischen hier und der Gellinghäuser Mühle, wie auch etwas weiter nördlich. Die stärksten Quellen im ganzen Plänergebiete südlich von Paderborn finden sich bei Kirchborchen am Ausgange des Ellerbachtales. Das Ellerbett liegt, wie wir schon sahen, oberhalb Kirchborchen den allergrößten Teil des Jahres ganz trocken; auch in Kirchborchen, wo es als Dorfstraße benutzt wird, führt es gar kein oder nur wenig von kleinen Quick- springen geliefertes Wasser. Es verläuft hier aber parallel dem Ellerbache am Südrande des Tales der am Östende von Kirchborchen entspringende, sehr wasserreiche Mühlenbach, der sich bei den westlichsten Häusern des Dorfes in die Eller ergießt; dieser wird gespeist durch eine ganze Reihe ständig fließender Quellen, die sich, gerade wie die Paderborner Quellen, einteilen lassen in 1. solche, die sich trüben, 2. solche, die sich nicht trüben. Zur ersten Kategorie gehören die Hauptquellen bei der Arpmann’schen Mühle, die östlichsten von allen, die nach Aus- sage des Müllers etwa 3 Tage nach heftigeren Niederschlägen trübe werden. In ganz trockenen Sommern, namentlich wenn diesen noch ein trockenes Frühjahr voraufging, sollen selbst diese starken Quellen schon versiegt sein. Eine Reihe sich nie trübender, ständig fließender Quellen liegt südlich des Eulenberges und speist hier einen kleinen 62 { Hydrologische Verhältnisse. am Südwestende von Kirchborchen in die Altenau ein- mündenden Bach. Im Anschlusse an die Kirchborchener Quellen verweise ich noch auf zwei Quellen in Nordborchen, deren eine im Ringgraben des von BRAREL’schen Gutes, deren andere auf dem Frank’schen Grundstücke im südlichen Teile des Dorfes ent- springt; beide sollen nie versiegen, ebenso wie ein paar andere kleine Quellen westlich Nordborchen zu beiden Seiten der Eisenbahnbrücke über die Alme, von denen an die weiter oberhalb im Sommer häufig trocken liegende Alme stets wieder Wasser führt. Es erübrigt nun noch, hier kurz auf ein paar kleine Wasseraustritte auf der Höhe des Plänerplateaus hinzuweisen, die uns später noch näher interessieren werden, kleine, erdfall- artige Einsenkungen, die oft bis in den Hochsommer hinein Wasser halten, die sogenannten „Wasserlöcher“ und „Tränken“; solche finden sich zum Beispiel am Südrande des „Attler Ortes“ westlich Ebbinghausen, im südöstlichen Teile des Quer- holzes nordöstlich Hamborn (der sogenannte „Finkenpfuhl*), zwischen Hamborn und Paderborn 1 Kilometer nördlich vom „Querturm“, ferner östlich von Paderborn 400 Meter nord- östlich des „Alten Turmes“ und 400 Meter östlich des Heng- kruges. 3. Erdfälle. Wir haben nun eine Erscheinung zu betrachten, die auf das engste mit dem unterirdisch zirkulierenden Wasser zu- sammenhängt, nämlich die Erdfälle, die sich zu Hunderten in das Plänerplateau eingesenkt finden. Das unterirdisch zirkulierende Wasser löst, teils chemisch, teils mechanisch, den Kalk auf, und schon BiscHor') hat darüber Berechnungen angestellt, welche Kalkmengen allein durch das Wasser der Paderquellen dem Plänergebirge entzogen werden. Er fand im Wasser der Pader unterhalb der Vereinigung der I) 1. ce 1. Aufl. 18727. 7 Aufl. Ss. 232. Hülfsmittel zur Erkennung des Weges der unterirdischen Wasserzirkulation. 63 einzelnen Quellarme Vs, des Gewichtes kohlensauren Kalk; die Menge des pro Minute abfließenden Wassers bringt er mit 1074450 Pfund in Anschlag, woraus sich ein fortgeführter Kalkgehalt von 271,4 Pfund pro Minute ergibt; hieraus berechnet er, daß das Wasser der Pader in jedem Jahre einen Würfel von 93 Fuß Seitenlänge dem Gebirge entzieht. Dabei müssen im Untergrunde der Hochfläche immer neue Hohlräume entstehen und alte sich erweitern, und das deckende Gebirge wird hier und da einbrechen. Derartige Hohlräume sind nun im Plänergebiete vielfach be- kannt geworden und oft ist man auf sie bei der Fundamentierung von Gebäuden, bei Anlage von Wegeeinschnitten, bei Dichtung der Schwalglöcher usw. gestoßen; so hat man neuerdings wieder unter einem Schwalgloche an der Beke einen weiten Hohlraum aufgedeckt, in dem nach Aussage der Arbeiter bequem ein Haus hätte Platz finden können. Die größte bisher in dem ganzen in Frage kommenden Gebiete bekannte Höhle liegt bei Grundsteinheim; der Eingang zu ihr findet sich im Steilhange über der Sauer wenig nördlich vom Östende des Dorfes; bei meiner Anwesenheit war sie nicht mehr zugänglich. BiscHor') berichtet über sie nach den Angaben des Paderborner Lokalforschers Guipr folgendes: „Die Höhle findet sich oberhalb Grundsteinheim am Bergabhange, nicht weit vom rechten Ufer der Sauer, die zur trockenen Jahres- zeit noch oberhalb dieser Höhle gänzlich versinkt?). Sie zieht sich in einer Länge von ungefähr 300 Fuß fast parallel mit dem Bach- bette fort; in ihr vereinigen sich die Spalten, in welche die Wasser versinken, und sie nimmt an verschiedenen Stellen das Wasser der Sauer auf. Von ihrem Eingange zieht sich in der Richtung nach Paderborn ein Hauptgang, in welchem sich die parallel mit dem Bachbette laufenden Seitengänge unter spitzem Winkel vereinigen. Diese Seitengänge scheinen dem Hauptgange ihr Wasser zuzuführen. Der senkrechte Eingang in die Höhle befindet sich ungefähr 28 Fuß über der Talsohle. Die Sohle der Höhle liegt einige Fuß unter der Talsohle; die Wasser der Sauer können daher leicht von ihr auf- DI e,LE Aufl, 8.27, I. Aufl. 82282; 2) Das trifft nicht mehr zu, seitdem durch Umleitung des Baches die- undichtesten Stellen des alten Bettes umgangen werden; jetzt gelangt das Wasser bis zum Westende von Grundsteinheim (siehe Seite 41). 64 Hydrologische Verhältnisse. genommen werden, wenn zur nassen Jahreszeit ihr Wasserspiegel hoch steht. Der Hauptgang hat eine Länge von 50 Fuß, erweitert sich allmählich bis zu 15 und 20 Fuß und schließt sich durch eine runde Erweiterung von ungefähr 30 Fuß Durchmesser. Seine Höhe ist zwischen 15 und 20 Fuß. In dem Gewölbe dieses Ganges sind senkrechte Spalten von 7—8 Fuß Weite, die sich bis 50 Fuß in die Höhe ziehen und sich auskeilen. Sie führen Wasser herunter und Tropfsteine finden sich im Gewölbe. Am nordwestlichen Ende dieses Hauptganges, das ist in der Richtung nach Paderborn, zieht sich von oben eine Spalte herab, die etwa 12 Fuß über der Höhlen- sohle mündet. An diese Mündung hat sich eine Lehmbank gelagert, welche beweist, daß die Wasser aus der Sauer in die Höhle, in der Richtung nach Paderboın, abfließen und an dieser Stelle ihre Trübig- keiten abgelagert haben. Die Höhle kann nur zur trockenen Jahres- zeit, wenn der allgemeine Wasserstand der unterirdischen Wasser- ansammlung unter der Höhle steht, besucht werden. Dann hört man auch das Wasser in der Tiefe rauschen. Zur nassen Jahres- zeit wird Wasser aus der Tiefe hervorquellen, und die Höhle wird überhaupt die Erscheinung der periodischen Quellen zeigen.“ Die Größe und Tiefe der Erdfälle ist naturgemäß sehr verschieden; vielfach sind es nur verhältnismäßig flache Ein- senkungen, andererseits finden sich aber auch bis 25 Meter tiefe und im oberflächlichen Durchmesser über 50 Schritt messende Triehter mit steil in die Tiefe gehenden Wänden. Die größte Menge der Erdfälle hat eine Tiefe von etwa 4—8 Metern; manche lassen noch eine röhren- oder spaltenartige Fort- setzung in die Tiefe erkennen. Einzelne der tiefsten Erdfälle sind vom Volksmunde mit besonderen Namen belegt worden, so die „Spielmannskuhle“ zwischen Grundsteinheim und Dahl, die „Goldkuhle“ westlich von Etteln. In einzelnen Bezirken liegen die Erdfälle außerordentlich gedrängt; so zählte ich z. B. südwestlich des Brocksberges bei Schwaney auf etwa 1 Quadratkilometer Flächenraum deren 42 und an der Südwestecke des Attler Ortes auf einer Fläche von noch nicht '/; Quadratkilometer deren 19; in anderen Bezirken liegen sie wieder sehr vereinzelt, und ausgedehnte Partien der Hochfläche sind überhaupt ganz frei von ihnen. Die größte Menge liegt im Gebiete des Brongniartipläners und tieferen Oberturons, im CGenoman fehlen sie so gut wie Hülfsmittel zur Erkennung des Weges der unterirdischen Wasserzirkulation. 65 gänzlich und auch im höheren Oberturon sind sie verhältnis- mäßig spärlich; diese Verteilung erklärt sich 1: aus der Menge des zirkulierenden Wassers. Die Wasserführung im östlichen Cenomangebiete der Pader- borner Hochfläche ist zweifellos nur eine verhältnis- mäßig geringe und beschränkt auf die vom Boden aufgenommenen atmosphärischen Niederschläge. Ver- sunkenes Flußwasser kann in diese Teile kaum gelangen, da im Grunde der sie durchziehenden Täler im all- gemeinen der cenomane Mergel ansteht (siehe die geolo- gische Karte). Ein gutes Beispiel hierfür bildet die Genomanplatte zwischen Grundsteinheim, Iggenhausen, Asseln, Hakenberg und Lichtenau, in deren Untergrunde östlich der Linie Iggenhausen-Lichtenau überhaupt kein versunkenes Flußwasser zu erwarten ist, während das westlich dieser Linie verschwindende schnell nach W. und NW., also in den Untergrund der Turon- schichten weitergeführt wird; aus der Aufnahmefähigkeit des zirkulierenden Wassers. Das dem Plänergebiete zugeführte Wasser entstammt der Hauptsache nach den Sandsteingebieten des Eggegebirges, ist also so gut wie frei von Kalk und wird somit nach seinem Verschwinden im kalkigen Untergrunde, namentlich solange es noch einen be- trächtlichen Gehalt an freier Kohlensäure besitzt, sanz anders lösend einwirken können, als nach längerem unterirdischen Verlaufe, wo es schon mit Kalk stark gesättigt und gewiß auch der größte Teil der freien Kohlensäure verbraucht ist. Hierdurch erkläre ich mir die verhältnismäßig geringe Anzahl der Erdfälle gerade dort, wo zweifellos die stärkste unterirdische Wasserzirkulation vorhanden ist, nämlich in dem Paderborn zunächst liegenden Plänergebiete. Ganz vorwiegend treffen wir die Erdfälle oben auf dem Plateau oder unten in den Tälern, selten an den Hängen, wo sie bald nach ihrer Entstehung durch von oben nachstürzendes Abh. Geol. L.-A., N. F. Heft 38. 5 66 Hydrologische Verhältnisse. Material wieder ausgefüllt werden. Eine Ausnahme bildet in dieser Beziehung ein mindestens 20 Meter tiefer Erdfall am steilen Nordhange des Beketales wenig westlich des Kleinen Kobbennacken. Vielfach zeigen die Erdfälle eine Anordnung nach be- stimmten Linien und weisen hierdurch auf die Richtung der unterirdischen Wasserzirkulation, der sie ihren Ursprung ver- danken, hin. So finden sich z. B. zwischen Grundsteinheim und Dahl mehrere nordsüdlich gerichtete Ketten von Erdfällen, und andere sind zwischen dem Südrande des Dahler Holzes und dem Haxtergrunde nordwestlich angeordnet. 4. Färbungen versinkenden Flußwassers. Um zu ermitteln, wohin das im Pläneruntergrunde der Paderborner Hochfläche versinkende Wasser der offenen Fluß- läufe seinen Weg nimmt, hat man schon früh praktische Ver- suche angestellt. So erwähnt BiscHor'), daß Flachs, der bei Dahl in den Ellerbach eingestreut wurde, nach drei Tagen in den Paderquellen wieder zum Vorschein kam, daß ferner Häcksel, den man in das versinkende Wasser der Beke unter- halb Neuenbeken schüttete, nach einigen Tagen in den Lippe- quellen zu Lippspringe wieder auftauchte. Seit dem Jahre 1897 sind im Ursprungsgebiete der Pader- quellen eine Reihe von Wasserfärbungen zur Ermittelung des Verbleibs des versinkendeu Flußwassers ausgeführt worden, nachdem schon zwei Jahre vorher solche bei Brenken an der Alme vorgenommen waren und den Zusammenhang des dort verschwindenden Almewassers mit den Quellen bei Salzkotten und Gesecke erwiesen hatten. Zur Färbung wurde in allen Fällen das von den Höchster Farbwerken hergestellte Uranin- kali benutzt, das eine sehr intensive, selbst bei einer Verdünnung von 1:6000000 noch ohne weitere Hülfsmittel erkennbare, srüne Färbung des Wassers hervorruft. Auf diese Weise ist zweifellos festgestellt worden, daß sowohl das bei Dahl ver- else 12 Aufl Bd=leS.22, Hülfsmittel zur Erkennung des Weges der unterirdischen Wasserzirkulation. 67 schwindende Wasser der Eller, als das bei Grundsteinheim verschwindende des Schmittbaches, als auch das bei Lichtenau verschwindende der Sauer in den Paderquellen wieder zu Tage tritt. Dabei zeigen sich aber keineswegs immer dieselben Quellen gefärbt, sondern bei der einen Wasserfärbung diese, bei der anderen jene; dabei sind die Färbungen bei allen ausgeführten Versuchen nur in denjenigen Quellen wieder aufgetreten, die nach heftigeren Niederschlägen getrübt zu sein pflegen, so z. B. in den meisten Quellen der Rotheborn- und Spülpader, in der Quelle beim Schlacht- hause, im Blauen Kolke usw.; dagegen haben die stets klaren Quellen, wie die der Warmen Pader, die südlichsten Dammpaderquellen, der Rotheborn, die Gitterquelle usw. bis- her niemals die geringste Färbung erkennen lassen. Im folgenden finden sich die bisherigen Färbeversuche im Ursprungsgebiete der Paderquellen und im anschließenden Gebiete in der Reihenfolge ihrer Ausführung zusammengestellt; die Färbungsstellen sind in Tafel III eingetragen. Färbungen am Ellerbache bei Dahl im Jahre 1897. Die Färbungen des bei Dahl verschwindenden Wassers des Ellerbaches im Jahre 1897 sind von dem Königlichen Melio- rationsbauamte zu Münster, das mir die bezüglichen Akten freundlichst zur Verfügung stellte, ausgeführt worden. Um dem Wassermangel des Dorfes Dahl abzuhelfen, beabsichtigte man, einige Schwalglöcher oberhalb des Dorfes durch Zementierung unschädlich zu machen. Hiergegen wurde aber seitens einzelner Paderborner Mühlenbesitzer, die dadurch eine Verringerung der von ihnen ausgenutzten Wasserkraft der Paderquellen be- fürchteten, Einspruch erhoben, und die Wasserfärbungen hatten nun den Zweck, für die Entscheidung dieses Rechsstreites die erforderlichen Grundlagen zu gewinnen. I. Am 1. Juni 1897 wurde 1500 Meter oberhalb Dahl 1,5 Kilogramm Uraninkali in ein Schwalgloch geschüttet. Nach 32 Stunden trat das gefärbte Wasser in Pader- born zu Tage, und zwar zuerst in der Quelle unter der Schlachthausbrücke, sodann in einer großen Zahl von 5* 68 11. II. IV. Hydrologische Verhältnisse. Quellen in der Rotheborn- und Spülpader, wobei einzelne sehr deutlich, andere nur in ganz geringem Grade gefärbt waren. Am 3. Juni 1897 wurden 1,5 Kilogramm Uraninkali in ein Schwalgloch etwas unterhalb Dahl geschüttet. In Paderborn zeigte sich die Färbung nach 21 Stunden in ziemlich denselben Quellen, wie beim Färbungsversuche I, nur blieb die Quelle unter der Schlachthausbrücke klar. Am 11. August 1897 wurde nachmittags 3 Uhr das in den ersten Schwalgen gleich unterhalb Dahl ver- schwindende Wasser mit 2 Kilogramm Uraninkali ge- färbt. Die Färbung erschien am 14. August morgens 3'/; Uhr, also nach 60'/; Stunden in Paderborn in einer Reihe von Quellen der Rothebornpader (so an den Dielen, bei Rensier’s Garten, am alten Johanneum, im Garten des Amtgerichts usw.) und hielt den ganzen Tag an. In den übrigen Paderquellen wurde keine Färbung bemerkt. Am 24. November 1897, vormittags 8"); Uhr, wurde eine Färbung oberhalb Dahl 220 Meter östlich der „Unteren Mühle“ ausgeführt. Am 27. November gegen 3 Uhr nachmittags, also nach über 80 Stunden, wurde die Färbung in den (Juellen am Schlachthause sichtbar; dieselbe war nur sering und abends gegen 6 Uhr wieder verschwunden. Mitternachts 12 Uhr trat die Färbung in den Quellen an den Dielen auf. Färbungen an der Sauer bei Grundsteinheim im Winter 1898/1899. Die Wasserfärbungen an der Sauer bei Grundsteinheim, ebenso wie die unten zu besprechende bei Lichtenau, sind von Herrn Professor Dr. FrickE ausgeführt worden. V. Am 5. Dezember 1898, 2'/; Uhr nachmittags, wurde die erste Färbung des verschwindenden Sauerwassers Hülfsmittel zur Erkennung des Weges der unterirdischen Wasserzirkulation. 69 in dem alten, gewöhnlich fast trockenliegenden und durch einen künstlichen Graben umgangenen Bachbette einige hundert Meter oberhalb Grundsteinheim vor- genommen. Am 9. Dezember, morgens 7'/s Uhr, also nach 89 Stun- den, zeigte sich die Färbung in Paderborn in der Quelle unter der Schlachthausbrücke, ferner in der Spülpader (so an den Dielen und bei Rencier’s Garten), um 9'/ Uhr in GerTLER’s Garten, um 10!) Uhr im Blauen Kolke; sie hielt den ganzen Tag an. VI. Am 10. Januar 1899, nachmittags 2°, Uhr, färbte Herr Fricke das in einem Schwalgloche 150 Meter unterhalb Grundsteinheim versinkende Wasser der Sauer. Am 12. Januar, 111/; Uhr vormittags, also nach etwa 44 Stunden, zeigten ausser den bei V gefärbten Quellen auch noch einige näher dem ltotheborn ge- legene Quellen der Spülpader die Färbung. Färbung an der Sauer bei Lichtenau im Juni 1899. VII. Am 15.Juni 1899, 4'/; Uhr nachmittags, wurde 400 Meter unterhalb Lichtenau durch Herrn Fricke eine Färbung des verschwindenden Wassers der Sauer ausgeführt. Am 18. Juni, morgens 6 Uhr — also nach 61'/ Stun- den — trat die Färbung in den Paderquellen auf, und zwar zunächst wieder in der Umgebung der Dielen und am Schlachthause. Um 4 Uhr nachmittags zeigten noch deutlichere Fluorescenz: die Quellen an den Dielen, die Quelle an RengGier’s Garten, ein- zelne Quellen am alten Hebammeninstitute, also nur Quellen der Spülpader; schwächere Fluorescenz: andere @uellen am alten Hebammeninstitute, die Quellen in GERTLER’s Garten und unter der Schlacht- hausbrücke und die Quellen am Amtsgerichte (Rothebornpader). 70 Hydrologische Verhältnisse. Der Blaue Kolk ist damals leider nicht näher unter- sucht worden. Zweifellos ungefärbt waren u. a. die Quellen der Börnepader und an der Bleiche. Färbung an der Mündung der Sauer in die Altenau bei der Kleinen Mühle bei Atteln im Oktober 1901. VII. Es wurde schon bei der Besprechung der Quellaustritte entlang der Sauer darauf hingewiesen, daß sich bei der Kleinen Mühle im Bachbette der Sauer kurz vor der Einmündung in die Altenau eine Reihe von Schwalg- löchern finden, die zu Zeiten hohen Grundwasser- standes ziemlich beträchtliche Wassermengen aus- strömen lassen. Der Gedanke liegt nahe, daß diese zeitweiligen Quellaustritte Überläufe eines Grund- wasserstromes sind, der zu anderen Zeiten das ver- sinkende Flußwasser in sich aufnimmt. Bei meiner Anwesenheit im Oktober 1901 lag die Sauer bei der Kleinen Mühle trocken. Etwas oberhalb der Vereinigungsstelle von Sauer und Altenau leitete ich nun einen Teil des Wassers der letzteren mit freundlicher Unterstützung des Herrn Mühlenbesitzer Isıns in das trockene Bett der Sauer ab, und zwar gerade so viel, wie von den Schwalgen kurz vor der Sauermündung noch geschluckt werden konnte, so daß also nichts davon in die Altenau zurückgelangte. Dieses abgeleitete und durch die Schwalgen dem bei der Kleinen Mühle durchsetzenden Untergrundstrome zugeführte Wasser färbte ich am 16. Oktober, morgens "10 Uhr, mit 3 Kilogramm Uraninkali. In der Frühe des 18. Oktober kam die Färbung in Kirchborchen und Nordborchen wieder zum Vorschein, und zwar in allen denjenigen Quellen, die sich nach heftigen Niederschlägen zu trüben pflegen, während die mitten zwischen diesen liegenden stets klaren Quellen nicht die geringste Fär- bung aufwiesen. Die Färbung hielt bis gegen Abend an. Sie war so intensiv, daß selbst in der Lippe, in Hülfsmittel zur Erkennung des Weges der unterirdischen Wasserzirkulation. ” 71 die schließlich der Abfluß der Borchener Quellen durch die Altenau und die Alme gelangt, noch weit unterhalb Neuhaus deutlichst die Fluorescenz zu erkennen war. Färbung am Ellerbache 2 Kilometer südwestlich IX. Schwaney im November 1901. Am 9. November 1901, morgens 10 Uhr, färbte ich etwa 2 Kilometer südwestlich Schwaney — 300 Meter südlich Rustemeyer’s Gehöft —- das in einem Schwalg- loche unter der linken Bachböschung versinkende Wasser. Die Färbung erschien 86 Stunden später in der Frühe des 13. November in Paderborn in der Quelle unter der Schlachthausbrücke und in der Spülpader, war hier aber nach wenigen Stunden wieder ver- schwunden. Von morgens 10 Uhr an zeigte sie sich für einige Zeit ziemlich stark im Blauen Kolke. Ob auch die Börnepader damals gefärbt gewesen ist, muß fraglich bleiben; aus ihr waren in der Nacht zum 13. von Beamten der Stadtverwaltung, von denen ich überhaupt bei der Kontrolle der Quellen nach den Färbeversuchen aufs freundlichste ‚unterstützt worden bin, um 12 Uhr, 5 Uhr und 5 Uhr Proben entnommen worden; die erste von diesen erwies sich am andern Morgen als sehr stark gefärbt, die zweite und dritte zeigten auch nicht die geringste Färbung. Ein der- artig kurzes Anhalten einer so starken Färbung wäre aber so auffällig, daß ich eher an eine Verwechslung der den Proben beigefügten Zettel glauben und an- nehmen möchte, daß die fragliche Probe von 12 Uhr nachts vielleicht in der Spülpader oder unter der Schlachthausbrücke entnommen ist. Färbung an der Sauer südwestlich Ebbinghausen Re im April 1902. Auf meine Bitte hat Herr Professor Fricke die Freund- lichkeit gehabt, 850 Meter unterhalb (südwestlich) 12 Hydrologische Verhältnisse. Ebbinghausen zu einer Zeit, wo nach längeren Nieder- schlägen die Sauer gerade bis hierhin Wasser führte, am 15. April nachmittags 3 Uhr, das versickernde Flußwasser zu färben. Die Färbung erschien in der Frühe des 17. April in den östlichsten Quellen von Kirchborehen, so in den Quellen bei Arpmann’s Mühle und in denen im Ellerbette nördlich der Mühle, ferner in Nordborchen in den beiden Quellen, die auch bei der Färbung VIII die Fluorescenz gezeigt hatten. Die übrigen Kirchborchener Quellen sollen dieses Mal nicht gefärbt gewesen sein. IV. Über den Weg der unterirdischen Wasserzirkulation in der Paderborner Hochfläche. Es hat sich gezeigt, daß für die Wasserzirkulation im Paderborner Plänergebirge die ihm eingelagerten Mergel- schichten von ganz untergeordneter Bedeutung sind. Würde eine irgendwie beträchtlichere Wasserzirkulation über diesen vor sich gehen, so müßten sich doch hier und da auch an ihrer Grenze gegen den überlagernden Pläner Schichtquellen beobachten lassen. Solche fehlen aber über den ca. 25 Meter mächtigen Mergeln des untersten Turon so gut wie gänzlich, und zwar deshalb, weil auch der Mytiloidesmergel gleich dem Plänerkalke sehr stark von Klüften durchzogen ist und so nur sehr unvollkommen das weitere Versinken des auf seine Oberfläche aus den überlagernden Schichten gelangenden Wassers verhindern kann. Wie stark zerklüftet der Mytiloides- mergel ist, ergiebt sich z. B. daraus, daß der Ellerbach auch dort, wo Mytiloidesmergel an seinem Grunde ansteht, ganz erhebliche Wassermengen verliert. Dem zur Seite zu stellen ist eine Beobachtung am südlichen Kottenberge westlich der Domäne Dahlheim, wo im höheren Niveau des Mytiloideshanges dicht unter dem Brongniartipläner eine Reihe kleiner Quellen entspringen, deren Wasser in etwas tieferem Niveau schon wieder in Klüften des Mergels verschwindet. Nun enthält aber, wie wir im geologischen Teile gesehen haben, die Mytiloideszone die einzigen etwas mächtigeren Mergel in der ganzen Schicht- folge zwischen den Cenomanmergeln und dem Senon, und somit ist auch im ganzen Plänergebirge im Hangenden des 74 . Hydrologische Verhältnisse. Unteren Cenoman eine irgendwie bedeutendere Wasserführung entlang Schichtflächen nicht zu erwarten; höchstens hält sich über einzelnen dünnen Mergelzwischenlagerungen des Guvieri- pläner hier und da etwas Sammelwasser, doch nirgends in be- deutenderer Menge. Zwar ist auch der Cenomanmergel von ziemlich bröcke- liger Struktur, bedingt aber dennoch einen einigermaßen guten Wasserhorizont, wie sich schon daraus ergiebt, daß an seiner Grenze gegen den klüftigen cenomanen Pläner vielfach (Quellaustritte zu beobachten sind. Aber selbst wenn die Mergellagen im jüngeren Pläner auf weitere Erstreckung undurchlässig wären, könnte ihnen keine wesentliche Bedeutung für die Wasserführung zufallen, da das ganze Plänergebirge von einer großen Zahl von Spalten- systemen durchzogen ist; gewiß würde sich das von oben bis auf die Mergellagen eindringende Wasser auf diesen mit ihrem Einfallen einige Zeit fortbewegen, dann aber an eine solche Spalte gelangen und von dieser aufgenommen und weitergeführt werden. Somit ist die Wasserführung im Untergrunde der Paderborner Hochfläche im allgemeinen unabhängig von den mergeligen Zwischenlagen des Plänergebirges. Wie wir schon sahen, finden sich in benachbarten Teilen ein und desselben Wassersystems sehr beträchtliche Niveau- unterschiede. Das zeigt sich zum Beispiel schon darin, daß benachbarte, von demselben Wassersysteme gespeiste Quick- springe nicht gleichzeitig zu fließen anfangen, sondern der eine vielleicht schon nach geringen Niederschlägen, also schon nach ganz unbeträchtlicher Steigerung des allgemeinen Wasserniveaus im Boden, der andere erst nach lang an- haltender Regenperiode. So fließt zum Beispiel im Bereiche des Grundsteinheim-Dahler Wassersystemes im Grunde des Sauerthales der südlichste und höchstgelegene der dortigen Quickspringe oft zu Zeiten, wo andere nördlicher und tiefer liegende trocken sind; so entspringen südlich Iggenhausen am Schmittbache dicht nebeneinander drei kleine Quellen, von denen zwei oft versiegen, während die dritte ständig fließt, Über den Weg der unterirdischen Wasserzirkulation. 15 das Wasserniveau der sie speisenden Spalte also nie unter Terrain sinkt, und ähnliche Beispiele lassen sich auch sonst im Paderborner Plänergebiete vielfach nachweisen. Stände in einem solchen Wassersysteme der Wasserspiegel überall gleich hoch, so müßten in gleichem Niveau liegende Quick- springe auch gleichzeitig zu fließen beginnen und aufhören. Ein unterirdischer Wasserlauf im Plänergebirge muß also aus einer ganzen Anzahl einzelner, von einander mehr oder weniger unabhängiger Wasserfäden bestehen, die durch zwischenliegende Gesteinspartien von einander getrennt sind, und ist somit gebunden an ein System im all- gemeinen ziemlich gleichsinnig verlaufender Spalten und Klüfte, die hier und da gewiß mit einander kommunizieren, zwischen denen aber in anderen Fällen zweifellos kein Wasser- austausch stattfinden kann. Von diesen Verhältnissen wird in einem späteren Kapitel noch die Rede sein. Somit gibt also der Verlauf der Verwerfungssysteme den besten Anhalt zur Erkennung der Wege der unterirdischen Wasserzirkulation.. Nun haben wir aber im geologischen Teile gesehen, daß das Plänergebiet, namentlich das uns sanz besonders interessierende näher nach Paderborn zu, außerordentlich regelmäßig aufgebaut ist. Lang aushaltende Spaltenzüge sind hier zweifellos vorhanden, aber an diesen ist es nicht zu Verschiebungen von Gebirgspartien gegen- einander gekommen, sie sind also nicht zugleich Verwerfungen, und damit ist ihre Festlegung durch geologische Kartierung nicht möglich. In solchen Fällen zeigen Quellen und Erd- fälle allein den Weg der Wasserführung an und lassen dort, wo sie in größerer Zahl auftreten, auch wohlbegründete Schlüsse zu; in anderen Fällen ist aber die Zahl der An- haltspunkte zur Bestimmung der unterirdischen Wasserwege eine nur recht geringe; und mag das in Tafel III gegebene Bild der Wasserzirkulation im Untergrunde der Paderborner Hochfläche im allgemeinen auch das richtige treffen, so sind Unstimmigkeiten im einzelnen ganz gewiß nicht ausgeschlossen. Sämtliche Anhaltspunkte, die sich für die Festlegung der 76. Hydrologische Verhältnisse. unterirdischen Wasserläufe gewinnen ließen, finden sich in Tafel III eingetragen. Bei der Besprechung der Erdfälle wurde schon kurz hervor- sehoben, daß diese vielfach eine Anordnung nach bestimmten Linien erkennen lassen, und als Beispiele hierfür auf nord- südlich gerichtete Ketten von Erdfällen zwischen Grundstein- heim und Dahl und auf einen südost-nordwestlichen Zug von Erdfällen zwischen der Südwestecke des Dahler Holzes und dem Haxtergrunde hingewiesen. Überhaupt ist die Verbreitung der Erdfälle nur an bestimmte Zonen geknüpft, die durch breite, von Erdfällen freie Partien getrennt sind. Wo nun diese Zonen von tiefen Tälern gekreuzt werden, finden sich vielfach Quellen, seien es ständig fließende, seien es, wie in den allermeisten Fällen, temporäre. So liegen zum Beispiel nordwestlich von Grundsteinheim zwischen dem Hahnenberge und dem Mersche- tale gegen 20 Erdfälle in einer schmalen, nord-südlich ver- laufenden Zone, östlich deren sie auf der Plänerhochflläche ganz fehlen, während sie nach W. ein Zwischenraum von immerhin 600 Metern und mehr von anderen ähnlich ver- laufenden Zonen trennt. Durchschnittlich 100 Meter unter der Höhenlage dieser Erdfälle finden sich in der südlichen Verlängerung ihrer Zone im Vereinigungsgebiete von Sauer und Schmittwasser in der Tiefe der Täler eine ganze Zahl von Quellen und Quickspringen. Gewiß sind diese Quellen aber die Überläufe desselben Wassersystemes, das weiter nördlich in der Tiefe des Reischlagsberges den Kalk auflöst und da- durch das Einbrechen der Erdfälle hervorruft. Die Nord-Süd- Richtung der Wasserzirkulation ist nun keineswegs eine zu- fällige, sondern begründet in den tektonischen Verhältnissen des Gebietes. Zwar können bei dem ganz regelmäßigen Verlaufe der im Terrain so leicht und scharf zu verfolgenden Grenze von Mytiloidesmergel und Brongniartipläner am Hahnen- und Mölkeberge nennenswerte Schichtenverschiebungen in der Zone der Quellen und Erdfälle nicht vorhanden sein, und auch bei der genaueren Spezialkartierung hat sich hier tat- sächlich nichts derartiges nachweisen lassen; wohl aber finden sich eine Reihe tiefer und zum Teil auch weiter Nord-Süd- Uber den Weg der unterirdischen Wasserzirkulation. 17 Spalten, an denen es eben nicht zu Schichtenverschiebungen ge- kommen ist, die also nicht zugleich Verwerfungen sind. Gleich- sinnig mit ihnen verlaufen aber wenig weiter westlich andere, die sich durch Schichtenverschiebungen zu erkennen geben; und sind diese demnach Teile der die Plänerhochfläche durchsetzenden tektonischen Bruchsysteme, so dürfte das für ihre Parallel- spalten etwas weiter östlich gleichfalls zutreffen. Die Erdfälle auf der Plänerhochfläche zeugen also von einer Wasserzirkulation in ihrem Untergrunde, und ihre zonenweise Anordnung erlaubt Rückschlüsse auf die Richtung der Wasser- systeme; im Schnitt mit den tief in die Hochfläche einge- schnittenen Talsystemen gibt sich die Lage dieser Wasser- systeme durch Quellen zu erkennen, und zwar sind es in den allermeisten Fällen einfache Überlaufquellen an solchen Stellen, wo das Wasserniveau der Spalten die Tagesoberfläche erreicht. Weisen einerseits die @uellenaustritte im Grunde der Täler auf eine Wasserzirkulation in ihrem Untergrunde hin, so bildet das Fehlen solcher in vielleicht noch tiefer liegenden Teilen keineswegs einen Beweis dafür, daß dort keine unter- irdische Wasserzirkulation vor sich geht. So erfolgt zum Beispiel im tief eingeschnittenen Ellerbachtaie vom Haxter- gsrunde bis hinaus über den Urenberg selbst in sehr nassen Frühjahren, wo sonst alle Quickspringe fließen, nicht der geringste Wasseraustritt, obwohl an mehreren Stellen unter- irdische Wassersysteme den Lauf des Tales kreuzen; deren Wasserstand ist eben so niedrig, das selbst nach sehr gesteigerter Wasserzuführung der Grund des Ellerbachtales nicht erreicht wird. Die Kirehborchener Quellen liegen in einer etwa 1 Kilometer breiten Zone im Tale des Ellerbaches kurz vor dessen Einmündung in die Altenau. In ihrer Nachbarschaft sind eine Reihe südsüdost-nordnordwestlich gerichteter Ver- werfungen nachweisbar, mit denen diese Quellen ganz zweifellos zusammenhängen. In der Karte eingetragen sind nur diejenigen mit etwas größerer Sprunghöhe; damit ist ihre Zahl aber keineswegs erschöpft, vielmehr zeigen die Aufschlüsse entlang 718. Hydrologische Verhältnisse. der Chaussee zwischen dem Nordwestausgange des Dorfes und (der Lirpe’schen Mühle, daß dort eine Spalte neben der anderen das Plänergebirge durchzieht, dabei aber die Grenze zwischen Brongniarti- und Scaphitenpläner um so geringe Beträge ver- wirft, daß sie in dem großen Maßstabe unserer geologischen Karte nicht zum Ausdrucke kommen kann. Manche dieser Spalten klaffen weit und sind mit Gesteinsbrocken und Erd- massen erfüllt; an vielen ist überhaupt keine Schichten- verschiebung zu erkennen. Das Streichen aller dieser Spalten geht gleichfalls nordnordwestlich, etwa in hora 10. Im nörd- lichen Fortstreichen dieser Bruchzone liegen ein paar Quell- austritte im Dorfe Nordborchen und nordwestlich davon, die gewiß von demselben Wassersysteme wie die Kirchborchener Quellen gespeist werden; tatsächlich haben sich ja auch bei den Färbungen VIII und X die Nordborchener Quellen neben denen zu Kirchborchen gefärbt gezeigt. In der südlichen Verlängerung der Kirchborchener Ver- werfungen waren bis zur Kluskapelle keine Schichtenver- schiebungen zu erkennen; ob solche ganz fehlen, lasse ich dahingestellt, da an der überhaupt nur schwer festzulegenden Grenze zwischen Scaphiten- und Cuvieripläner Verwerfungen von nur geringem Ausmaße ohne besonders glückliche Auf- schlüsse kaum nachzuweisen sind. Wohl aber sind südlich der Kluskapelle an dem Östhange des Altenautales bei Etteln Schichtenverschiebungen zu erkennen, die zweifellos mit den gleichgerichteten und in ihrer Verlängerung liegenden Kirch- borchener Verwerfungen einem gemeinsamen Spaltensysteme angehören; wo dieses bei der Kluskapelle das Tal der Altenau schneidet, liegen eine Reihe von Quickspringen, von denen einzelne temporär außerordentlich wasserreich sind. Eine große Ähnlichkeit mit den Kirchborchener Quellen zeigen sie insofern, als zwei von ihnen, und zwar die beiden dicht bei einander liegenden, am Fuße des steilen Südhanges der Altenau stets klar sind, während die anderen häufig stark milchige bis schmutzige Trübung zeigen. Wo nun die südliche Verlängerung des Kirchborchen- Ettelner Spaltensystemes das Vereinigungsgebiet von Sauer Uber den Weg der unterirdischen Wasserzirkulation. 79 und Altenau kreuzt, finden sich mehrere temporäre Quellen, und es liegt nahe, auch diese ebenso wie die Erdfälle auf dem Plateau zwischen hier und Etteln mit dem die Borchener (Quellen speisenden Wassersysteme in Zusammenhang zu bringen. Dieses ist nun durch die von mir im Herbst 1901 ausgeführte Färbung bei der Kleinen Mühle aufs beste bestätigt worden (siehe Färbung VIII); besonders günstige Umstände haben es ermöglicht, die Färbung dem unter der Kleinen Mühle her- setzenden Wasserlaufe unmittelbar zuzuführen, die dann nach weniger als zwei Tagen in Kirchborchen und Nordborchen wieder zum Vorschein kam. Leider lagen zur Zeit der Fär- bung die Quellen bei der Kluskapelle trocken; aber ich halte es für sehr wahrscheinlich, daß sich bei einer Wiederholung des Versuches zu Zeiten, wo diese fließen, auch hier — wenig- stens in den oft trüben Quellen — die Färbung zeigen wird. Das eben betrachtete Wassersystem ist nun nicht das einzige, das zu den Borchener Quellen hinführt, sondern mit ihm scheinen sich noch eine Reihe anderer in ähnlicher Weise zu scharen, wie auch sonst Scharungen von Verwerfungs- und Spaltensystemen vorkommen, wie sie im Gebiete unserer geologischen Übersichtskarte zum Beispiel zwischen Kleinenberg und Blankenrode mehrfach zu beobachten sind. So setzen östlich der Kleinen Mühle, nördlich von Husen ein paar nord-südlich gerichtete kleine Verwerfungen auf, mit denen gleichfalls Wasseraustritte zu Zeiten hohen Grundwasser- standes zusammenhängen; in ihrer Verlängerung liegt nördlich des Sauertales auf dem Plateau westlich des „Attler Ortes“ eine grosse Zahl zum Teil recht tiefer Erdfälle, die von einer lebhaften Wasserzirkulation in der Tiefe Zeugnis geben. Ich habe aber den Eindruck, daß dieses Wassersystem mit dem zuerst betrachteten aus gemeinsamer, von Husen nach S. fortsetzender Wurzel entspringt, wie es sich nördlich Etteln mit diesem auch wieder vereinigt, daß beide also gewissermaßen ein einheitliches Wassersystem bilden, inmitten dessen sich eine etwas breitere mehr oder weniger wasserfreie Gebirgspartie einschiebt, wie ja auch sonst Bruchsysteme häufig unverworfene Partien allseitig umschliessen. Mit 80 . Hydrologische Verhältnisse. dem östlichen Zweige dieses großen Wassersystems hängen aber gewiß auch die Quellaustritte und Erdfälle in der Gegend des Sprengelborn und der kleine Quickspring im Bilkentale zusammen, und daß es zu den Kirchborchener Quellen hinführt, ist durch die Färbung X südwestlich von Ebbinghausen be- wiesen worden, die entsprechend der randlichen Lage des Färbepunktes innerhalb der Zuführungssysteme der Borchener Quellen nur in den östlichsten bei Anpmann’s Mühle wieder zum Vorschein gekommen ist. Über die südliehe Fortsetzung dieses Wassersystemes über Husen hinaus sind allzu sichere Angaben nicht zu machen, da Quellen und Erdfälle hier nur in beschränkter Zahl vor- handen sind und Schichtenverschiebungen sich überhaupt nicht nachweisen ließen. Es liegen hier aber der Erdfall im Apfel- baumsgrunde und die Quellen in der Wolfskuhle, beim Forellen- teiche, in den Schalkswiesen und südlich Dahlheim in einer etwa hora 11 gerichteten Linie, deren nördliche Verlängerung direkt auf das Husen-Kirchborchener Wassersystem hinführt, und somit liegt hier vielleicht dessen südliche Fortsetzung; ihre Richtung stimmt auch durchaus mit der des weiter westlich liegenden Blankenroder Nord-Süd-Bruches überein, und es ist die Annahme wohl begründet, daß auch hier gleichsinnig ge- richtete Gebirgsspalten aufsetzen, an denen aber keine Schichten- verschiebungen eingetreten sind. Über die Wasserzirkulation im Untergrunde der Erdfälle südlich Dahlheim habe ich kein zuverlässiges Bild gewinnen können; auch sie wird wohl nord- südlich gerichtet sein und zum Husen-Kirchborchener Wasser- systeme hinführen. Dieses erhält auch zweifellos aus dem Gebiete südlich der Linie Kirchborchen-Etteln-Atteln noch Zuflüsse, wo starke Quellen und Erdfälle auf beträchtliche Wasser- zirkulation, deren allgemeine Richtung Nord-Süd-Verwerfungen anzeigen, schließen lassen. Leider habe ich bei meinen vor- wiegend den Paderquellen gewidmeten Untersuchungen nicht die Zeit gefunden, mich auch mit den Verhältnissen hier ein- sehender zu befassen. Die unterirdischen Wassersysteme im Plänergebiete östlich des Husen-Kirchborchener führen hin zu den Paderquellen. Über den Wee der unterirdischen Wasserzirkulation. Ss] Von besonderem Interesse für die Frage der Wasserzuführung zu den Paderquellen ist die schon im Abschnitte über die Tektonik des Gebietes erwähnte Verwerfung zwischen Busch und dem Quergrunde nördlich Hamborn. An ihr ist ein Abbruch des nördlich liegenden Gebietes gegen das südliche eingetreten, über dessen Sprunghöhe nichts sicheres zu sagen ist, da fraglich bleibt, welchem Niveau des Cuvieripläner die nördlich des Bruches liegenden Schichten angehören. Im Quergrunde ver- wirft er die jüngsten Brongniartischiehten gegen Guvieripläner, südöstlich davon Scaphitenschichten und zwar um so jüngere, je weiter nach SO.; seine Sprunghöhe vermindert sich dabei erheblich, und in der Gegend des Mollerberges südlich Busch ist er überhaupt nicht mehr nachweisbar. Auch seine Fort- setzung nordwestlich des Quergrundes ist in der mächtigen und petrographisch so gleichmäßigen Schichtenfolge des Cuvieri- pläner durch die geologische Kartierung nicht zu bestimmen, wohl aber ergibt sie sich aus der Lage der Erdfallzüge am Haxterberge und anschließenden Bockfelde. Eine solche Hauptverwerfung ist aber von einer großen Zahl paralleler Spalten begleitet, und somit durchzieht gewiß auch ein ganzes Spaltensystem in südost-nordwestlicher Rich- tung die Paderborner Hochfläche westlich und südwestlich der „trockenen“ Dörfer Dörenhagen, Eggeringhausen und Busch, schneidet das Ellerbachtal im @Quergrunde nördlich Hamborn und wendet sich dann unter Annahme einer mehr nördlichen Richtung nach Paderborn. Die Breite dieses Spaltensystemes ergibt sich aus der Verteilung der Erdfälle westlich Dörenhagen und zwischen Dörenhagen und Paderborn; der Wasserspiegel liegt hier tief unter Terrain, denn irgendwie beträchtlichere Quell- austritte sind selbst zur feuchtesten Jahreszeit im Quergrunde nicht zu beobachten. Wohl aber finden sich Quellaustritte in der südöstlichen Verlängerung des Spaltensystemes im Sauertale. Hier fehlen allerdings nachweisbare Schichtenverschiebungen, und so ist der Verlauf der Spaltensysteme nicht mit der Genauigkeit wie weiter nördlich festzulegen. Die Lage der Quellen und Erafälle läßt aber darauf schließen, daß südlich Busch eine Gabelung des weiter nördlich einheitlichen Spalten- Abh. Geol. L.-A., N. F. Heft 38. 6 So Hydrologische Verhältnisse. systems erfolgt, und daß das nördliche dieser Zweigsysteme eine zweite Gabelung nordwestlich Lichtenau erfährt, daß also das Busch-Paderborner Wassersystem aus der Ver- einigung von drei Hauptarmen hervorgeht. Mit dem west- lichsten dürften die Quellaustritte in Ebbinghausen und die- jenigen etwas oberhalb des Dorfes zusammenhängen, ferner eine sroße Zahl von Erdfällen nordöstlich des Attler Ortes, mit dem mittleren die temporären Quellen am Ellerbache 1'/ Kilo- meter nordnordöstlich Ebbinghausen und eine große Zahl von Erdfällen, die zwischen dem Lichtenauer Walde und dem Huser- klee in einer nord-südlichen Zone angeordnet sind; in der- selben Zone liegt am Huserklee ein kleiner Grabeneinbruch turoner Schichten in cenomanem Pläner, der nach S. in eine bis zur Diemel zu verfolgende Verwerfung ausläuft; wo diese am südlichen Boddenberge das Tal der Altenau schneidet, entspringen starke Quellen. Mit dem westlichen der sich bei Busch vereinigenden Zweige des Busch - Paderborner Systemes dürfte eine große Zahl zum Teil recht tiefer Erdfälle nordnordwestlich von Lichtenau zusammenhängen; die Fort- setzung dieses Zweiges gibt sich südlich Lichtenau durch Ver- werfungen zu erkennen, die bis zum Holtheimer Berge etwa nord-südlich, am Marschallshagen aber mehr südöstlich ge- richtet sind. Innerhalb des Busch - Paderborner Wassersystemes und seiner südlichen Fortsetzungen ist bisher noch keine erfolg- reiche Wasserfärbung ausgeführt worden. Wohl verliert die Altenau schon hier nicht unerhebliche Wassermengen, doch nirgends in über Tage erkennbaren Schwalglöchern, sondern zu- nächst im Kiese ihres Untergrundes, und so ist hier keine Färbung anzusetzen; die Sauer führt aber südlich Busch den größten Teil des Jahres überhaupt kein Wasser. Zwar habe ich im Frühjahr 1902 einen Färbeversuch angestellt, ais die Quick- springe 600 Meter nordwestlich Ebbinghausen etwas Wasser lieferten, das wenige Meter unterhalb schon wieder in Spalten des Pläner verschwand; aber die Färbung ist nicht wieder zum Vorschein gekommen, was bei der geringen Menge des gefärbten Wassers auch nicht zu verwundern ist. Uber den Weg der unterirdischen Wasserzirkulation. 83 Nun führen aber, wie wir sahen, die Wassersysteme west- lich Ebbinghausen zu den Borchener Quellen, und alle östlich des Busch-Paderborner Wassersystemes ausgeführten Färbungen sind in der östlichen Quellenzone der Paderquellen wieder zu Tage getreten. So kann es kaum einem Zweifel unterliegen, daß das Busch-Paderborner Wassersystem zu der westlichen Quellzone der Paderquellen hinführt, daß von ihm also Börnepader, Dammpader und Warme Pader gespeist werden. Sollte später einmal eine Färbung etwas größerer Wassermengen im Sauertale bei Ebbinghausen oder weiter oberhalb zu Zeiten ausgeführt werden, wo der Bach gerade bis hierher Wasser führt, so wird diese aller Voraussicht nach in den bisher — abgesehen vom Blauen Kolke — niemals gefärbt gewesenen westlichen Paderquellen zu Tage treten. Sehr auffällig ist allerdings, daß zwei von den acht im Ursprungsgebiete der östlichen Paderquellen ausgeführten Färbungen sich auch im Blauen Kolke gezeigt haben, wenn auch nur in ganz schwacher Weise; danach ist die unterirdische Wasserscheide zwischen den Ur- sprungsgebieten der beiden Quellenzonen nicht ganz scharf, sondern in sehr beschränkter Weise kommen auch Kommunikationen der Spaltensysteme über sie hinweg zustande, wenn auch wahrscheinlich erst kurz vor dem Zutage- treten der Quellen, also wohl erst im Untergrunde der Stadt Paderborn. In der Linie Paderborn-Hamborn-Ebbinghausen- Dahlheim verläuft also eine der Hauptwasserscheiden der Paderborner Hochfläche, östlich deren die unter- irdische Wasserzirkulation zu den Paderquellen, west- lich deren sie zu den Kirehborchener Quellen hinführt; nur der westlich dieser Wasserscheide gelegene Teil des Bock- feldes zwischen Nordborchen und Paderborn scheint noch nach anderen Quellen entwässert zu werden, so zum Beispiel in seiner östlichsten Partie zum Riemekekolke. Offenes Flußwasser kann in diese Partie höchstens zu Zeiten gelangen, wo der Ellerbach über Hamborn hinaus Wasser führt, während sonst nur das Wasser der atmosphärischen Niederschläge hier zirku- liert; da nun, wie wir später noch näher sehen werden, im G* 834° Hydrolosische Verhältnisse. allgemeinen nur diejenigen Quellen, in die versunkenes Fluß- wasser gelangt, sich getrübt zeigen, so erklärt es sich, daß der Riemekekolk stets klares Wasser führt. In unmittelbarer Nähe des Gutes Hamborn finden sich mitten zwischen dem Husen-Kirchborchener und dem Busch- Paderborner Wassersysteme einige Quickspringe an der Chaussee nach Kirchborchen, und auch ein paar Erdfälle sind nach freundlicher Mitteilung des Besitzers des Gutes, Freiherrn von Droste-Hürsnorr, hier in früherer Zeit gefallen, später aber wieder eingeebnet worden. Die geologischen Verhältnisse sind hier außerordentlich regelmäßig, wie der Verlauf der Klippen des untersten Scaphitenpläner an den Hängen des Ellerbachtales auf's deutlichste zeigt, und so gibt sich die Richtung der Spalten, mit denen die Quellaustritte und Erdfälle bei Hamborn zusammenhängen mögen, oberflächlich nicht zu erkennen. Wir werden uun später sehen, daß auch außerhalb der Haupt- wassersysteme Erdfälle und Wasseraustritte vorkommen, daß also die Wasserzirkulation nicht überall an die lang aushaltenden tektonischen Spaltensysteme geknüpft ist, sondern hier und da auch in Kanälen vor sich geht, die sich das Wasser außer- halb der Hauptspaltensysteme durch Auflösung des Kalkes an irgend welchen Querrissen allmählich selbst geschaffen hat; nicht unmöglich erscheint es, daß ein solcher Fall auch hier vorliegt, die Wasseraustritte bei Hamborn also die Über- läufe von unterirdischen „Erosionsrinnen“ sind, die von hier zum Husen-Kirchborchener oder Busch-Paderborner Wasser- systeme hinführen; vielleicht hängen sie aber auch mit Nord- Süd-Spalten zusammen, die sich mit dem Busch-Paderborner Systeme scharen oder zu Quellen westlich der Warmen Pader, vielleicht zum Riemekekolke, hinführen. Im Gebiete östlich des Busch-Paderborner Wasser- systemes gibt sich ein südost-nordwestlich gerichteter unter- irdischer Wasserlauf durch die Anordnung der Erdfälle zwischen Dahler Holz und Haxtergrund zu erkennen, der südlich des Dahler Holzes in die Nord-Süd-Richtung einbiegt und gleich westlich Grundsteinheim das Tal der Sauer schneidet. Sein Niveau liegt derartig tief, daß weder im Schnitt mit dem Sauer- Uber den Weg der unterirdischen Wasserzirkulation. 35 tale, noch mit dem Haxtergrunde (Ellerbachtal), irgend welcher Wasseraustritt erfolgt. Der Verlauf südlich des Dahler Holzes kennzeichnet sich über Tage sowohl durch zahlreiche, zum Teil in deutlich erkennbarer Weise nord-südlich angeordnete Erdfälle, als auch durch mehrere Verwerfungen, deren Sprung- höhe stellenweise nicht ganz unbeträchtlich ist. Genau in der Verlängerung des Bruches, der am Düsterberge die Kalke des obersten Cenoman neben Brongniartipläner legt, führt ein anderer gleich westlich Lichtenau zu Verschiebungen in den Grenzschichten von Genoman und Turon, und gewiß ist der eine die Fortsetzung des anderen. Wenig westlich des Bruches bei Lichtenau liegt aber ein zweiter, der schon zum Busch- Paderborner Systeme gehört, und somit muß zwischen diesen beiden die geologische Wasserscheide zwischen der östlichen und der westlichen Paderquellenzone liegen; übrigens ist diese Wasserscheide südlich von hier nicht mehr scharf, denn erstens verbinden Querbrüche die Spalten des einen Systemes mit denen des anderen, und zweitens scheint der östliche der beiden Brüche bei Lichtenau seine Verlänge- rung in einem Nord-Süd-Bruche zu finden, der sich schließlich am Südhange des Buchholzes mit dem, wie wir oben sahen, zum Busch-Paderborner Systeme hinführenden Bruche am Marschallshagen schart. Im Bereiche des Lichtenau-Grundsteinheim-Pader- borner Systemes sindbisherzwei Färbungen ausgeführt worden, die Färbung VI bei Grundsteinheim und die Färbung VII bei Lichtenau, und in beiden Fällen ist die Färbung wieder in den beiden östlichen Quellarmen der Pader, in der Spülpader und der Rothebornpader, ferner in GERTLER’s Garten und unter der Schlachthausbrücke aufgetreten. Färbung VI zeigte sich auch im Blauen Kolke, während bei Färbung VII dessen genaue Beobachtung leider versäumt wurde. In der Tiefe des Plateaus liegen also in der Gegend der „trockenen“ Dörfer zwei einigermaßen gleichsinnig gerichtete Wassersysteme, das eine südlich und das andere nördlich von ihnen, die durch eine 2—3 Kilometer breite, an Quellaustritten ganz, an Erdfällen fast ganz freie Partie getrennt werden. Ss. Hydrologische Verhältnisse. Wenig östlich und nordöstlich des Lichtenau-Grundstein- heim-Paderborner Systems verläuft einigermaßen parallel mit ihm ein anderes, das ich als das Grundsteinheim-Dahl-Pader- borner bezeichne. Es kommt aus der Gegend östlich Lichtenau, ohne daß sich hier genauere Angaben über seinen Weg machen ließen, verläuft dann östlich Grundsteinheim, wo die Quellen und Quickspringe an der Sauer und am Schmittbache von ihm gespeist werden, setzt sodann unter den zahlreichen Erd- fällen am westlichen Reischlagsberge und im südöstlichen Teile des Dahler Holzes fort und führt in die Gegend von Dahl. Hier sind mehrere Wasserfärbungen ausgeführt worden, die ziemlich in denselben Quellen, wie die Färbungen im Lichtenau- Grundsteinheim-Paderborner Systeme wieder zum Vorschein gekommen sind, und das legt den Gedanken nahe, daß beide weiter westwärts sich scharen und vereint zu den östlichen Paderquellen hinführen; zur Festlegung des genaueren Weges der Wasserführung zwischen Dahl und Paderborn fehlen aber jegliche Anhaltspunkte, und so ist die Darstellung in Tafel III auch nur auf Vermutungen begründet. Die nördlichsten unterirdischen Zuflüsse der Paderquellen kommen aus der Gegend von Schwaney; sie enthalten das in den Schwalgen des Ellerbachs südwestlich Schwaney ver- sinkende Wasser, wie durch die Färbung IX gezeigt worden ist. Nach der Lage der Erdfälle zu schließen, geht hier der Weg des Wassers ziemlich genau ost-westlich, wovon weiter unten noch die Rede sein wird. Von diesem Schwaney- Paderborner Wassersysteme scheint auch der Brunnen der ScHÖönBEck' schen Brauerei an der Buker Chaussee gespeist zu werden. Gleich nördlich desSchwaney-Paderborner Wasser- systems liegt die zweite große Wasserscheide des Paderborner Plänergebietes, die Nordgrenze der unterirdischen Wasser- zuführung zu den Paderquellen. Hier beginnt das Ge- biet der Quellen zwischen Paderborn und Lippspringe und der Lippequellen. Genauere Untersuchungen hierüber fehlen zwar noch, doch läßt sich schon soviel sagen, daß sich auch hier in ähnlıcher Weise wie südlich und südöstlich Paderborn Über den Weg der unterirdischen Wasserzirkulation. 87 Verwerfungs- und Spaltenzüge, Quellen und Erdfälle in Zonen anordnen, die zu den fraglichen Quellen hinführen; so scheint ein unterirdisches Kanalsystem in der RichtungSchwaney- Neuenbeken-Lippspringe zu verlaufen, das sich durch eine Ver- werfung am Westhange des Jesuitenberges, durch eine Reihe von Erdfällen und durch Quellaustritte in Neuenbeken und wenig östlich des Kleehofes zu erkennen gibt, und andere Zuflüsse scheinen die Lippequellen aus dem Gebiete weiter nordöstlich zu erhalten. Der Plateauabschnitt zwischen Neuen- beken, Paderborn und dem Brocksberge bei Schwaney ist aber wohl das tributäre Gebiet der Quellen nordöstlich von Paderborn. Es fragt sich nun noch, ob nicht auch eine Wasser- zirkulation zu den Paderquellen außerhalb der be- schriebenen Spaltensysteme erfolgt, oder ob sämtliche Quellen nur von diesen gespeist werden. Für eine große Zahl der Paderquellen dürfte wohl durch die Färbungen bewiesen sein, daß sie ihre Zuflüsse aus entfernt liegenden Gebieten der Paderborner Hochfläche er- halten. Bisher sind aber nur solche Quellen gefärbt gewesen, die sich zeitweilig getrübt zeigen; daß aber auch die „klaren“ Quellen von denselben Spaltensystemen gespeist werden, wie die „trüben“, ergibt sich schon daraus, daß sie samt und sonders im Bereiche dieser Spaltensysteme liegen; das gilt ebenso für die „klaren“ Quellen bei Kirchborchen, der Klus- kapelle und Etteln, wie für diejenigen im Ursprungsgebiete der Paderquellen. Trotzdem treffen aber für einzelne der Paderquellen vielleicht noch ganz andere Ursprungsbedin- gungen ZU. Möglicherweise haben wir nämlich außer der bisher näher behandelten Zirkulation im Plänergebirge und unabhängig von ihr noch eine solche im Liegenden des Pläners. Das am Westhange der Egge von den sandigen und wasserdurchlässigen Schichten der Unteren Kreide aufgenommene Wasser dringt, soweit nicht Spalten es aufnehmen, bis auf die liegenden Triasschichten und, falls auch diese durchlässig sind, noch 88 _ Hydrologische Verhältnisse. tiefer ein und fließt auf der undurchlässigen Unterlage ent- sprechend der Schichtenneigung nach W. ab; es gelangt also in den tieferen Untergrund der Paderborner Hochfläche und kommt dabei im Liegenden des cenomanen Mergels unter den Druck der an der Egge über ihm lastenden Wassersäule. Ob es dabei nun weit nach W. vordringt, vielleicht bis in den Untergrund von Paderborn, hängt von Umständen ab, über die ohne weiteres kein sicheres Urteil zu gewinnen ist. Zu- nächst fragt es sich, ob der ziemlich bröckelige cenomane Mergel, entlang dessen Oberkante allerdings, wie wir gesehen haben, eine Wasserzirkulation stattfindet, auch für das unter starkem Auftrieb stehende Wasser undurchlässig ist, weiter aber, ob nicht zwischen Paderborn und der Egge Spalten den Gebirgskörper bis hinab ins Liegende des Genomanmergels durchsetzen und das Aufsteigen des unter Druck stehenden Wassers ermöglichen. Beträchtliche Schichtenverschiebungen haben sich hier zwar abgesehen von dem Grabeneinbruche südlich Schwaney nicht nachweisen lassen, Spalten sind aber gewiß vorhanden, wie sich schon aus den hydrologischen Ver- hältnissen des Gebietes ergibt. Ob diese aber durch die 50 Meter mächtigen cenomanen Mergel hindurchsetzen, ist eine andere Frage. Umwahrscheinlich ist es gewiß nicht, und so erfolgen vielleicht im Untergrunde der Paderborner Hoch- fläche Wasserergüsse aus dem Liegenden des Cenomans in die Spaltensysteme des hangenden Plänergebirges, ohne daß davon über Tage etwas wahrzunehmen wäre; möglicherweise nehmen auch schon die den Graben bei Schwaney umschließenden Brüche, die zweifellos nach N. und S. in Spalten ihre Fortsetzung finden, das ganze von der Egge nach W. unter dem Genoman abfließende Wasser auf; ganz ausgeschlossen ist aber andererseits nicht, daß erst im Untergrunde von Paderborn ein Hervorquellen von Wasser aus dem Liegenden des Cenomanmergels auf Spalten, die bis in diese Tiefe hinabgehen, erfolgt, und daß vielleicht die warmen Quellen der westlichen Quellenzone derartigen Ursprungs sind. Über den Weg der unterirdischen Wasserzirkulation. 89 Von ganz besonderem Interesse ist die Frage nach dem Ursprunge der Paderborner Wasserleitungsquellen, da hiermit auch die Frage nach der Entstehung der Typhus- epidemien, die Paderborn mehrfach heimgesucht haben, zu- sammenfällt. Die Wasserleitungsquellen entspringen in unmittelbarer Nähe der Börnepader (siehe Tafel IV), gehören somit zur westlichen Quellenzone, und zwar sind sie deren östlichste (Quellen. Färbungen sind in ihnen, wie auch in der Börne- pader, bisher bei keinem der ausgeführten Versuche beob- achtet worden, und das hat eben seinen Grund darin, daß, wie Tafel III zeigt, die Quellen der westlichen Zone in einem Gebiete entspringen, in dem bisher noch keine Wasserfärbungen vorgenommen werden konnten. Die Temperatur der Wasserleitungsquellen zeigt nur geringe Schwankungen. Das spricht aber, wie weiter unten ausgeführt werden wird, dafür, daß sie wahrscheinlich nicht im Kalk- gebirge, sondern in den anschliessenden Sandsteingebieten der Egge, also etwa in der Gegend südlich Holtheim, ihren Ur- sprung haben. Die geringen Temperaturschwankungen deuten, wie wir gleichfalls noch sehen werden, darauf hin, daß innerhalb des Plänergebietes keine größeren Zuflüsse, namentlich keine aus offenen Flußläufen in die Zuführungskanäle der Wasser- leitungsquellen gelangen, und hiermit steht wieder im Zu- sammenhange, daß Trübungen in ihnen nur außerordentlich selten und auch nur in ganz minimaler Weise auftreten. Der unterirdische Weg kreuzt ja dreimal offene Flußläufe, die Altenau westlich Holtheim, die Sauer bei Ebbinghausen und den Ellerbach nördlich Hamborn; Wasserzuführungen erfolgen an diesen Stellen aber nicht oder nur außerordentlich selten, denn im Untergrunde der Altenau steht der undurchlässige Genomanmergel an, Sauer und Ellerbach führen hier aber nur ganz ausnahmsweise Wasser. In der Zeit vor der letzten Paderborner Typhus- epidemie im Herbst 1898 waren Typhusfälle im Ursprungs- gebiete der Paderquellen nur im Dorfe Asseln vorgekommen, und die Frage ist viel behandelt worden, ob eine Wasser- 90. Hydrologische Verhältnisse. zirkulation von Asseln zu den Paderborner Wasserleitungs- quellen und damit eine Übertragung der Typhuskeime von dort in das Paderborner Trinkwasser denkbar wäre. Ich halte eine solche für nicht sehr wahrscheinlich, wenn auch immerhin nicht für ganz ausgeschlossen. Der oberflächliche Abfluß von Asseln geht zum Schmittbache, dessen Wasser aber im allgemeinen schon bei Grundsteinheim versiegt, also ehe es in das Ursprungsgebiet der westlichen Quellzone, zu der die Wasserleitungsquellen gehören, gelangt, das somit auch in den @uellen der östlichen Zone wieder zum Vor- schein kommt. Ob nun aber nach den heftigen Niederschlägen des 8. und 9. August 1898 der Schmittbach bezw. die Sauer über Grundsteinheim hinaus bis zum Ursprungsgebiete der westlichen Quellzone Wasser geführt hat, ist nicht mehr fest- zustellen; sollte dieser Fall eingetreten sein, versiegte also der letzte Rest des Sauerwassers damals erst in der Gegend des Mollerberges oder noch weiter südlich, so konnten aller- dings die Abflüsse des Dorfes Asseln in die Zuführungskanäle der westlichen Quellzone gelangen. Traf dieses aber nicht zu, so ist dennoch eine Infektion von Asseln her immerhin nicht ganz ausgeschlossen. Zwei der im Quellgebiete der östlichen Paderquellen ausgeführten Färbungen sind auch in einer Quelle der westlichen Zone, im Blauen Kolke, wieder zu Tage gekommen; das heißt aber, wie wir sahen, daß die Zuführungskanäle beider Quellzonen nicht völlig von einander getrennt sind, sondern daß in ganz beschränkter Weise Kommunikationen, wenn vielleicht auch erst im Unter- srunde Paderborns, eintreten, und auch auf solche Weise mag von Asseln kommendes Wasser in die Zuführungsspalten der Wasserleitungsquellen gelangt sein. Es ist also nach den Ergebnissen der geologisch-hydro- logischen Untersuchungen die Möglichkeit, daß ein Zu- sammenhang zwischen den Typhusfällen in Asseln und der Paderborner Epidemie von 1898 besteht, vielleicht nicht ganz von der Hand zu weisen; für wahrschein- licher aber möchte ich halten, daß erst im Bereiche der Stadt die Keime in die Zuführungsspalten der Uber den Weg der unterirdischen Wasserzirkulation. 9] Quellen oder unmittelbar in die Wasserleitung ge- langten. Der ganze obere Teil der Stadt liegt ja auf klüftigem Plänergebirge, in dem auch die zu den Wasserleitungsquellen führenden Spalten aufsetzen, und so ist eine Binspülung der krankheitbringenden Keime leicht denkbar. Die hydrologischen Untersuchungen im Paderborner Pläner- gebirge bilden insofern eine wesentliche Ergänzung der geolo- gischen Beobachtungen, als sie den Verlauf der Spaltensysteme dort kennen lehren, wo die geologische Kartierung zu ihrer Festlegung nicht im stande ist, nämlich dort, wo die Spalten nicht zugleich Verwerfungen sind. Von besonderem Inter- Fig. 2. Bielefeld 1:750000. Oerlinghausen — 2 Altenbeken Paderborn Driburg esse ist dabei, daß nach den Ergebnissen der hydrologischen Untersuchung die Wege des Wassers den Hauptspalten- systemen am östlich liegenden Eggegebirge und anschließenden Teutoburger Walde ziemlich parallel gehen, und namentlich, 92 . Hydrologische Verhältnisse. daß die Wassersysteme im Plänergebirge gleichfalls die schon früher!) beschriebene Ablenkung der Bruchsysteme am nörd- lichen Eggegebirge aus der nord-südlichen in die südost- nordwestliche Richtung erkennen lassen. Vorstehende kleine Skizze bringt diese Uebereinstimmung zum Ausdrucke. Aus den Zuführungswegen des Wassers zu den Pader- quellen ergeben sich auch die Grenzen ihres Wasser- sebietes, wie sie in Tafel I!l zur Darstellung gebracht sind. Es reicht nach O. und SO. etwa bis zum Kamme der Egge, bis zur orographischen Wasserscheide zwischen Rhein und Weser. Diese wird zwar mehrmals, namentlich im süd- lichen Teile, von Verwerfungen gekreuzt, und so mag hier und da eine unterirdische Wasserführung über sie hinweg stattfinden. Ist danach die östliche und südöstliche Umrandung des Wassergebietes der Paderquellen im wesentlichen in der orographischen Entwickelung des Geländes be- sründet, so ist die westliche eine rein geologische Linie. Im Plänergebiete ist eben die durch die Orographie bedingte oberflächliche Wasserzirkulation eine verhältnismäßig geringe, da hier alles Oberflächenwasser bald im Untergrunde verschwindet, und nur den kleinsten Teil des Jahres führen zum Beispiel die offenen Flußläufe bei Hamborn und Ebbing- hausen noch Wasser; die Wasserzirkulation erfolgt vielmehr in ganz überwiegender Weise unterirdisch in den näher charakterisierten Spaltensystemen, also entlang geologischen Linien, die außer Zusammenhang mit der oberflächlichen Terrainentwickelung stehen. Nur in Ausnahmefällen gelangt etwas Wasser aus dem östlich der Linie Paderborn-Hamborn- Ebbinghausen liegenden Gebiete über diese nach W. hinaus, und es bezeichnet diese Linie also, wie wir auch schon oben ') Srirıe, Gebirgsbau des Teutoburger Waldes zwischen Altenbeken und Detmold. Jahrb. d. Geolog. Landesanst. f. 1900, S. 37. Uber den Weg der unterirdischen Wasserzirkulation. 95 sahen, die westliche Grenze des Ursprungsgebietes der Pader- quellen. Über ihren genaueren Verlauf bei Hamborn hat sich keine sichere Vorstellung gewinnen lassen, was auch in der hydrologischen Übersichtskarte zum Ausdruck kommt. Auch von der Nordgrenze des Quellgebietes der Pader war schon die Rede; von Schwaney aus führt die Wasser- zirkulation im Untergrunde der Plänerhochfläche in ost-west- licher Richtung nach Paderborn, und die Färbung IX süd- westlich Schwaney ist ja in den Paderquellen wieder zu Tage getreten; das Plänergebiet weiter nördlich wird aber zu den Quellen nordöstlich Paderborn und den Lippspringer Quellen entwässert. Die ersten Schwalglöcher des Ellerbaches liegen also südlich der nördlichen Wasserscheide, und somit gehören auch dessen Zuflüsse weiter nördlich und nord- östlich noch in das Padergebiet. An der Egge wird dieses danach etwa durch die orographische Wasserscheide zwischen Ellerbach und Beke in der Linie Hausheide-Buke begrenzt; zwischen Buke und Schwaney fließen von den Hängen des cenomanen Mergels die atmosphärischen Niederschläge ganz vorwiegend oberflächlich zum Ellerbache ab, im westlich an- schließenden Plänergebiete versinken sie dagegen bald im Untergrunde und werden unterirdisch weiter nach W. und NW. geleitet, und so fällt hier die Grenze des Padergebietes etwa mit der geologischen Grenze zwischen Cenomanmergel und Pläner zusammen. Das in der beschriebenen Weise sich umgrenzende Ursprungs- gebiet der Paderquellen umfaßt einen Flächenraum von etwa 251 Quadratkilometern; der größte Teil desselben wird fast ausschließlich zur Pader entwässert, und aus dem ganzen Ge- biete nördlich der Linie Husen-Holtheim erfolgt nur bei Hochwasser, wenn zum Beispiel die Sauer noch über Ebbing- hauser hinaus Wasser führt, ein geringer Abfluß zur Altenau. Nur der südliche, etwa 29 Quadratkilometer umfassende Teil des Paderquellgebietes wird auch im Hochsommer nur teil- weise zur Pader entwässert, da die Altenau stets über die Neue Mühle hinaus noch Wasser führt, und dieses also den 94 - Hydrologische Verhältnisse. Paderquellen verloren geht. Es handelt sich hier um den- jenigen Teil des Ursprungsgebietes der Pader, aus dem die Altenau oberflächliche Zuflüsse erhält, und dieser begrenzt sich bei Holtheim etwa mit der geologischen Scheide. zwischen Cenomanmergel und Pläner, weiter südöstlich im Gebiete der sandigen Schichten der Unteren Kreide und der Trias etwa mit der orographischen Wasserscheide zwischen Sauer und Altenau. V. Über den näheren Vorgang der Wasserführung im Plänergebirge. Schon im Anfange des vorigen Kapitels wurde ausgeführt, daß die Wasserführung im Untergrunde der Paderborner Hoch- fläche nicht an mergelige Zwischenlagen des Plänergebirges geknüpft ist, sondern entlang weit aushaltenden Spalten- systemen erfolgt. Innerhalb eines solchen Systemes stehen nun die ein- zelnen Spalten in vielen Fällen in Kommunikation mit einander, was sich zum Beispiel schon daraus ergibt, daß die zunächst im allgemeinen nur einer einzigen Spalte mit- geteilte Wasserfärbung in einer ganzen Zahl verschiedener und mit ebenso vielen einzelnen Spalten zusammenhängender Quellen wieder zum Vorschein kommt; in anderen Fällen besteht aber zweifellos keine Kommunikation zwischen be- nachbarten Spalten ein und desselben Systemes, so daß sie in ihrer Wasserführung unabhängig von einander bleiben; das zeigt sich unter anderm darin, daß benachbarte Spalten sich in der Höhe des Wasserstandes vielfach nicht beeinflussen. Es sind ja häufig Fälle zu beobachten, und ich selbst habe vor kurzem noch Gelegenheit gehabt, auf einen solchen hinzuweisen!), daß eine Erhöhung des Wasserniveaus an irgend ') Über den Gebirgsbau und die Quellenverhältnisse bei Bad Nenn- dorf am Deister. Jahrbuch d. Königl. Preuß. Geologischen Landesanstalt für 1901, S. 360. 96 - Hydrologische Verhältnisse. einer Stelle eines Spaltensystemes sich kilometerweit ent- fernt durch Ansteigen des dortigen Wasserstandes bemerkbar wacht, und zwar nicht etwa allein infolge einfachen Hin- strömens von der ersten Stelle zur zweiten, sondern nament- lich infolge von Verschiebungen in den hydrostatischen Druck- verhältnissen, die durch die Niveauerhöhung an der ersten Stelle hervorgerufen werden. Demgegenüber sind mir nun im Paderborner Plänergebirge Fälle bekannt geworden, wo der- artige gegenseitige Beeinflussungen von Quellen, die mit benach- barten Spalten eines und desselben Systemes zusammenhängen, nicht zu beobachten waren. So ist noch im letzten Jahre der Spiegel der südlichsten Quelle in Krur’s Gärtnerei um über 1'/; Meter gestaut worden, um die Wasserkraft der Quelle nutzbar zu machen, ohne daß dadurch die kaum 6 Schritt entfernte schwächere @uelle beeinflußt wurde. Natürlich kommen auch im Plänergebiete Fälle gegenseitiger Abhängig- keit in den Niveauverhältnissen zweier Quellen vor; so soll eine solche zum Beispiel zwischen den Jordan- und Lippe- quellen in Lippspringe bestehen, und Beobachtungen über die gegenseitige Beeinflussung der Teichquellen und Springquelle in Gesecke, die unter ähnlichen geologischen Verhältnissen wie die Paderquellen entspringen, hat Herr Dr. ScHupmann in Gesecke angestellt und mir freundlichst mitgeteilt; nach diesen bewirkt eine Stauung des Teiches, in dessen Grunde die Teich- quelle entspringt, eine Erhöhung des Wasserstandes der Spring- quelle und umgekehrt. Die gegenseitige Unabhängigkeit der Wasserführung be- nachbarter Spalten zeigt sich weiter in den chemischen und physikalischen Verschiedenheiten der auf ihnen entspringenden Quellen, sie geht auch namentlich daraus hervor, daß bei den Färbeversuchen manche Quellen un- gefärbt blieben, während andere des gleichen Systemes die Färbung zeigten. Eine solche Erschwerung der seitlichen Kommunikation von Spalte zu Spalte und damit des Ausgleiches in der Niveau- höhe des Wassers und in dessen physikalischen und chemischen Verhältnissen ist aber auf den ersten Blick in dem so außer- Uber den näheren Vorgang der Wasserführung. 97 ordentlich zerklüfteten Plänergebirge recht auffällig. Ein jeder Aufschluß zeigt ja, daß der Plänerkalk eigentlich überall von Spalten und Rissen durchzogen ist, und somit ist die Kom- munikationsmöglichkeit von einer Hauptspalte zur anderen durchaus gegeben. Daß diese in vielen Fällen nicht eintritt, ist lediglich die Folge der außerordentlich hohen Reibungs- widerstände in den Querklüften, und ich stimme GÄRTNER!) zu, „daß trotz offener Verbindung die Wasser neben einander fort- laufen ohne wesentliche Mischung, weil sie keine Veranlassung haben, die Wege mit größeren Reibungswiderständen zu gehen“. Gewiß ist in vielen Fällen der Gesteinskörper zwischen zwei Hauptkanälen mit Wasser durchtränkt; dabei kann aber, falls die Querrisse nur eng genug sind, nach den Kapillaritäts- gesetzen ein Gleichgewichtszustand vorhanden sein, ohne daß das Wasser in allen kleinen Spältchen bis zum gleichen Niveau steht; so braucht auch im porösen Gesteinskörper zwischen zwei Spalten mit verschiedenem Wasserniveau, wenn die Quer- risse nur fein genug sind, keine nennenswerte Wasserzirkulation, etwa ein seitliches Hinströmen aus der Spalte mit höherer zu der mit niedrigerer Wasserführung, vor sich zu gehen. Ein sesättigter Gesteinskörper ohne nennenswerte Wasserzirkulation verhält sich aber wie ein wasserundurchlässiger und dichtet die Hauptkanäle gegen einander ab. Die geringe Zirkulation im Gesteinskörper zwischen den Hauptspalten liegt also nicht in dem Fehlen von Querklüften begründet, sondern in den großen Reibungswiderständen, die das Wasser auf ihnen findet. Es vertauschen sich aber Wirkung und Ursache; denn umgekehrt begründet das Fehlen einer lebhafteren Wasserzirkulation die Enge der Querspalten, und bei einer stärkeren Wasserführung würden die kleineren Spältchen und Risse bald zu größeren Dimensionen anwachsen. Die Auflösung kann hier aber nur einen verhältnismäßig geringen Betrag erreichen, da das vorhandene Wasser sich wohl mit Kalk sättigt, jedoch nur langsam durch ungesättigtes und zur Kalkaufnahme fähiges ersetzt wird. 1. c. 8.54. Abb. Geol. L.-A., N. F. Heft 38. 7 98 Hydrologische Verhältnisse. In vielen Fällen ist aber der poröse Gesteinskörper zwischen zwei Hauptkanälen nicht ganz mit Wasser durchtränkt, sondern nur in deren nächster Umgebung, und im Anschluß hieran ist die Frage zu erörtern, wie weit überhaupt der an einen unterirdischen Wasserfaden angrenzende Plänerkalk seitlich von Wasser erfüllt ist. Das ist naturgemäß in den einzelnen Fällen außerordentlich verschieden und hängt zum Beispiel von der stärkeren oder geringeren Zerklüftung des Pläner- kalkes ab; in vielen Fällen ist aber schon wenige Meter seit- wärts von einer Hauptwasserader nicht das geringste Wasser mehr vorhanden, und so hat manche Brunnenbohrung erst in sroßer Tiefe Wasser angetroffen oder ist ganz ergebnislos ver- laufen, während eine andere wenige Meter entfernt schon bald unter Tage auf reichliches, in einer Spalte zirkulierendes Wasser stieß, das aber nicht durch eine wasserdichte Aus- kleidung gegen das seitwärts anstoßende poröse Gebirge ab- gedichtet ist, sondern nur infolge der hohen Reibungswider- stände nicht weiter seitwärts eindringt; es bleibt auch zu bedenken, daß das Wasser in den Hauptkanälen des Pläner- sebirges nicht unter hohem Druck steht, so daß diesem schon durch verhältnismäßig geringe Reibungswiderstände das Gleich- gewicht gehalten und damit ein Eindringen des Wassers seitwärts verhindert wird. Ähnliche Verhältnisse sind ja überall zu beobachten, wo in stark klüftigem Gesteine die Wasserzirkulation an Spalten gebunden ist. So habe ich noch in der letzten Zeit Gelegen- heit gehabt, mich mit der Wasserführung in dem klüftigen Steinmergelkeuper des Wesergebietes zu beschäftigen, und auch dort hat sich in mehreren Fällen in gleicher Weise wie im Plänergebiete das Gebirge dicht neben einer wasserführenden Spalte trotz der zahlreichen Risse und Spältchen völlig wasser- frei erwiesen. Der Lauf des Wassers im Untergrunde des Paderborner Plänerplateaus ist also an Spaltensysteme gebunden, die auch in dem nach S. und SO. anschließenden Gebirge aufsetzen und sich über Tage vielfach durch Schichtenverschiebungen zu erkennen geben, und somit geht das Wasser Wege, Uber den näheren Vorgang der Wasserführung. 99 die ihm durch die Tektonik des Gebietes vorgeschrieben sind. Entlang diesen erfolgt nun eine fortwährende Kalkauf- lösung, wie schon der Kalkgehalt des Paderwassers und die Erdfälle auf der Höhe des Plateaus zeigen, und so er- weitert sich das Wasser sein ursprünglich vielfach schmales Bett zu weiten Kanälen und Hohlräumen. Die im Streichen weit aushaltenden Spalten boten eben dem Wasser die be- quemsten Wege, und darum ist es diesen gefolgt, wie auch über Tage die Wege des Wassers in so vielen Fällen durch die Tektonik des Gebirges bestimmt sind. Wie aber gewiß nicht der Verlauf sämtlicher oberirdischer Wasserläufe in tektonischen Verhältnissen begründet liegt, so hat auch die unterirdische Erosion im Plänergebiete nicht überall an tektonischen Linien angesetzt. So ist zum Beispiel der unterirdische Weg des Wassers von Schwaney nach Paderborn vielleicht nicht durch weit aushaltende ost-westliche Spalten vorgezeichnet gewesen, denn solche sind sonst dem Paderborner Kreidegebirge fremd, wenn wir von ein paar kleinen @uerspalten senkrecht zur Nord-Süd-Richtung absehen. Hier mögen weiter aushaltende Spalten überhaupt gefehlt haben, und so hat das Wasser die in anderen Teilen gemiedenen kleinen Nebenspältehen und Risse benutzen müssen, weil es keine anderen Wege nehmen konnte, und sich diese allmählich zu einem bequemen Bette erweitert. Die jeweilige Niveauhöhe einer Spalte ist das Pro- dukt von zwei Faktoren, des Zuflusses und des Abflusses, und naturgemäß wird der Wasserspiegel dort am höchsten sein, wo der Zufluß der stärkste und der Abfluß der geringste ist. Zuflüsse zu den Spalten. In Bezug auf den Zufluß der atmosphärischen Nieder- schläge kann schon von Bedeutung sein, ob die Spalten sich auf längerer Erstreckung unter Terraindellen hinziehen oder vorwiegend unter Kuppen und steileren Hängen her- setzen. Mag der Plänerboden auch noch so klüftig sein, alles Wasser versinkt gewiß nicht, namentlich bei heftigeren Di 100 . Hydrologische Verhältnisse. Niederschlägen, sofort wieder in seinem Untergrunde, sondern ein Teil strömt oberflächlich den tiefer liegenden Stellen zu, und so werden auch hier viel beträchtlichere Wassermengen ver- sinken, als an steileren Böschungen. Die Zufuhr versunkenen Flußwassers zu den einzelnen Spalten ist naturgemäß außerordentlich verschieden, je nachdem dieselben mit den Schwalglöchern der Flußbetten in Verbindung stehen oder nicht. Ferner wird die Menge des Wassers in einer Spalte von deren Fortsetzung nach S. und SO. abhängen; manche reichen nicht weit nach S., erhalten also von dort nur geringe Zuflüsse, in der Verlängerung anderer Wassersysteme lassen sich aber über Tage weithin nach S. und SO. in vielen Fällen noch über die Egge hinaus, Verwerfungen verfolgen, und durch sie wird eine Wasserzuführung von der Egge her, vielleicht sogar noch aus dem orographischen Wassergebiete der Weser, zu den Kanalsystemen im Untergrunde der Paderborner Hoch- fläche vermittelt. Namentlich ist aber die Lage einer Spalte innerhalb des ganzen Spaltenbündels für die Menge des zugeführten Wassers von wesentlicher Bedeutung. Zwischen den einzelnen Hauptkanalsystemen liegen ja ausgedehnte Partien, die von solchen frei sind. Es fehlt aber in diesen gewiß nicht an jeder Wasserzirkulation, denn erstens nimmt der Unter- grund die atmosphärischen Niederschläge auf, und zweitens liegen die Schwalglöcher, in denen das offene Flußwasser ver- sinkt, keineswegs überall über Hauptkanalsystemen; so ver- sinkt zum Beispiel die Hauptmenge des Ellerbachwassers in der Gegend des Urenberges und weiter nördlich außerhalb solcher. Die in der Tektonik des Gebietes begründeten und vielfach mit nachweisbaren Schichtverschiebungen zusammen- hängenden Hauptspaltensysteme setzen aber um diese Partien in ähnlicher Weise herum, wie auch sonst zwischen zwei Bruchsystemen wenig gestörtes Gebirge liegt; in diesen Zwischen- partien finden sich also keine lang aushaltenden Spalten, wohl aber ein Netzwerk von Klüften, auf denen das Wasser, wenn vielleicht auch oft erst auf großen Umwegen, den Haupt- Uber den näheren Vorgang der Wasserführung. 101 kanälen zugeführt wird. In diese gelangt also eine große Zahl kleiner Nebenflüßehen, entlang denen gleichfalls Kalkauflösung vor sich geht, und so kann es nicht wundernehmen, daß einzelne Erdfälle nicht über den Hauptkanälen liegen, wie zum Beispiel im Dorfe Dörenhagen und nordöstlich von Dahl. Die seitliche Wasserzuführung durch die kleinen unter- irdischen Nebenflüßchen geht naturgemäß zunächst in die seitlichsten Kanäle der großen Wassersysteme, und somit müssen diese auch im allgemeinen die wasser- reichsten sein. Damit steht im besten Zusammenhange, daß dort, wo mehrere Quellen dicht beieinander als Überläufe desselben Spaltensystems entspringen, die seitlichen auch die stärksten zu sein pflegen. So übertrifft zum Beispiel die Wassermenge der östlichsten Kirchborchener Quellen bei der Arpmann’schen Mühle ganz bedeutend diejenige der sämtlichen übrigen Quellen zusammengenommen; desgleichen sind auch bei den Gellinghäuser und Henglarner Quellen die östlichsten bei weitem die stärksten; ferner liegen bei Grundsteinheim die ständig oder doch am längsten fließenden Quellen in der Randzone des Grundsteinheim-Dahler Wassersystems. Daß sich in Paderborn inmitten des ganzen Quellgebietes Quellen finden, die den seitlichen an Wasserreichtum nicht nach- stehen, erklärt sich daraus, daß wir es hier mit mehreren sroßen Kanalsystemen zu thun haben; aber auch hier sind zum Beispiel die wasserreichen Börnepaderquellen die östlichsten des zur östlichen Quellzone hinführenden Hauptwassersystemes. Abfluß aus den Spalten. Der Abfluß aus den Spalten ist in erster Linie von ihrem Bau abhängig und kann um so leichter erfolgen, je breiter und geräumiger die Spalte, um so schwieriger, je enger sie ist. Da nun gleiche Zuflüsse in engeren Spalten an und für sich schon eine viel beträchtlichere Niveauerhöhung des Grundwassers hervorrufen, als in solchen von größerer Breite, und da in breiteren der Abfluß viel leichter erfolgt, so ist im allgemeinen in den engeren Spalten auch ein höherer Wasser- stand zu erwarten. Auch die Weite der einzelnen Spalten wechselt sehr, und so werden in ihrem Fortstreichen erheb- 102° ° Hydrologische Verhältnisse. liche Niveaudifferenzen zu stande kommen. Da nun auch hier und da eine Kommunikation zwischen benachbarten Spalten eintritt, so können ganz lokal Niveauausgleiche stattfinden, die sich aber im weiteren getrennten Verlaufe wieder ver- lieren. Ferner ist aber für die Menge des Wassers in einer Spalte von größter Bedeutung, ob tiefe Terraineinschnitte ihren Weg kreuzen, in denen das Wasserniveau die Tagesoberfläche erreicht, ob sie also durch Speisung von Quellen viel Wasser verliert. Während die Bedingungen des Zuflusses zu den Spalten des Plänergebirges im großen und ganzen im Laufe der Jahr- hunderte dieselben geblieben sein mögen, abgesehen vielleicht von geringen Veränderungen im Zusammenhange mit Auf- forstungen und Abholzungen, verbessern sich die Abfluß- bedingungen sozusagen von Tag zu Tag, indem immer neue Kalk- massen ausgelaugt und die Abflußwege des Wassers erweitert werden. Eine Erleichterung des Abflusses ohne entsprechende Erhöhung des Zuflusses bedeutet aber eine Erniedrigung des Wasserspiegels in den Spaltensystemen, und so ist wohl denkbar, daß früher ständig fließende Quellen versiegen oder zu tempo- rären nur infolge der leichteren Abflußbedingungen werden, die durch die fortwährende Kalkauflösung entstehen. Theoretisch muß also ganz allmählich eine Verschlechterung der Wasser- verhältnisse weiter Teile des Plänergebietes eintreten, und es erscheint nicht ganz ausgeschlossen, daß die heute viel geringere Besiedelung der Paderborner Hochfläche im Vergleich zu der früherer Jahrhunderte zum Teil auch hierdurch bedingt ist, mögen auch der Hauptsache nach die politischen Wirren des Mittelalters die Schuld tragen.') ') Herr Professor Dr. Werrtn zu Detmold hat die Freundlichkeit ge- habt, mir die „ausgegangenen“ Dörfer in dem in Rede stehenden und anschließenden Gebiete nach dem Westfälischen Urkundenbuche, Bd. IV, zusammenzustellen: i bei Lichtenau: Amerungen, Northeim, Kerktorp, Masenheim, Odeheim, zwischen Husen, Atteln und Helmern: Bodene, Uber den näheren Vorgang der Wasserführung. 103 Wie oben gesagt, wird in sehr engen Spalten schon bei verhältnismäßig geringer Wasserzufuhr der Wasserspiegel recht hoch stehen, und mit solchen sind vielleicht die hoch über der Talsohle liegenden Quellen der Gegend von Etteln, wie der Born, der Schlagborn und Steinborn, und eine Reihe unbeträchtlicher Wasseraustritte auf der Höhe des Hamborn in Verbindung zu bringen; wenigstens liegen die Quellen bei Etteln innerhalb der Hauptwassersysteme. Die zu diesen Quellen führenden Spalten dürften aber nicht weit nach $. zurück- reichen, da sonst auch dort im Schnitt mit den tiefen Terrain- einsenkungen Quellen austreten müßten, vielmehr dürfte die Wasserzufuhr zu diesen Spalten vorwiegend von oben und von der Seite erfolgen; möglicherweise kommen diese hoch liegen- den Quellaustritte auch nicht einfach durch Überlauf, sondern unter irgendwelchen allerdings nicht näher anzugebenden hydro- statischen Druckverhältnissen zu stande. Manche der kleinen „Wasserlöcher“ oder „Tränken“ auf der Höhe des Plänerplateaus sind wohl als Wasseransammlung über lokal vorhandenen undurchlässigen Mergellagen im Pläner- kalke zu erklären; andere wieder, und namentlich wohl diejenigen, die im Bereiche der Hauptkanalsysteme liegen, dürften aber mit unterirdisch zirkulierendem Wasser in der Weise in Zusammenhang stehen, daß ganz lokal in einer engen Spalte ein außerordentlich hoher Wasserstand bis zur Tages- oberfläche zu stande kommt. Vergleichbar diesen „Iränken“ im Plänergebiete sind die „Suhlen“ der Forstleute, Stellen, die auch im Sommer stets etwas Feuchtigkeit halten und deshalb vom Wild aufgesucht werden. Auch sie sind in manchen Fällen Ansammlungen von Wasser über undurch- lässigen Gesteinslagen oder Oberflächenbildungen, in anderen zwischen Gut Lake und Helmern: Himelhosen, zwischen Dahlheim und Helmern: Versede, bei Vorwerk Lake: Ryckersen, östlich von Dahlheim: Sirexen, bei Neuenbeken: Silinghosen, zwischen Paderborn und Neuenbeken: Silveside, bei Borchen: Lohen. 104 - Hydrologische Verhältnisse. aber liegen sie über nachweisbaren Spalten; so habe ich im Sandsteingebiete der Egge mehrfach beobachten können, daß solche „Suhlen“ nach tektonischen Linien angeordnet sind, also gewiß auch von Spalten ihr Wasser zugeführt erhalten. Im allgemeinen erfolgt ja im Untergrunde der Paderborner Hochfläche der Abfluß des Wassers in den Spaltensystemen nach N. oder NW., also nach Paderborn zu; ganz lokal ist der Weg aber auch einmal ein um- sekehrter. So muß zum Beispiel in manchen Fällen, wo aus einem offenen Bache sich größere Wassermengen in eine Spalte ergießen, wegen der hier eintretenden bedeutenden Niveauerhöhung ein Abfluß nach beiden Seiten erfolgen. Ein solcher Fall ist mir bei Iggenhausen bekannt geworden. Wir sahen schon, daß dort beträchtliche Wassermengen inmitten des Dorfes in einer Felsspalte neben dem Bette des Schmitt- baches verschwinden, aus einer Spalte des Cenomanpläners am Südfuße des Büngebeiges in der Nähe der Vereinigungsstelle von Sauer und Schmittbach aber wieder zum Vorschein kommen, den Büngeberg also in südlicher Richtung durchfließen. Das bei der Iggenhauser Mühle verschwindende und das am Süd- fuße des Büngeberges zu Tage tretende Wasser zeigen aber erhebliche Differenzen in der Temperatur, wie folgende Messungen des Herrn Frick£ zeigen: Temperatur des ver- schwindenden Wassers bei der Iggenhauser Temperatur der Messung am Quelle am Südfuße Differenz Mühle des Büngeberges 12. März 1898 . 8,95 3498 -— 8° 192 Jung 18997: eo 13295 — 1,05° 21 Juli 18997: 214658 19:55 — 2,15° 25. Januar 1900 3205 6% + 3° Solche Temperaturunterschiede kommen aber gewiß nicht bei dem kaum °/, Stunden dauernden Aufenthalt im Bünge- berge zu stande, sondern wohl durch Mischung mit anderem hier zirkulierenden Wasser. Namentlich in engen Spalten können aber schon bei ge- ringerer Wasserzufuhr Niveauerhöhungen von solchem Betrage eintreten, daß der Abfluß auch nach S. erfolgen muß, und das Uber den näheren Vorgang der Wasserführung. 105 trifft vielleicht in denjenigen Fällen zu, wo sich an dem nördlichen Hange der von den Wassersystemen geschnittenen Täler Wasseraustritte finden, wie zum Beispiel am Sprengel- born. Käme auch hier die Wasserzuführung von S., so wäre viel eher zu erwarten, daß an der Südseite des Tales ein Aus- laufen des Wassers einträte, man müßte sonst schon annehmen, daß dort die Spalte durch lehmige oder tonige Massen gegen die Tagesoberfläche abgedichtet wäre. Die Ergebnisse der Färbeversuche in Bezug auf die Ge- schwindigkeit der Wasserbewegung im Plänergebirge sind in beifolgender Tabelle zusammengestellt.) Dabei ist die Dauer der unterirdischen Zirkulation des gefärbten Wassers nach dem ersten Wiederauftreten der Färbung in Rechnung gezogen; es bleibt aber zu bedenken, daß der Weg zu anderen benachbarten Quellen bei derselben Färbung oft erheblich länger gedauert hat. unterirdischer Weg 2, Weg zurückgelegt des Wassers rbune a des Wassers in Stunden pro Stunde in Kilometern in Metern I Jung 9 32 281 a2 32 June 189 6,6 21 314 Il. 11. August 1897 9 60'/s 114 IV. 24. November 1897 8,6 s0 108 V.. 5. Dezember 1898 12 89 135 Ve 102Januar 1599 12 44 280 VII. 15. Juni 1899 15,9 61’) 259 VIII. 16. Oktober 1901 8,3 ca. 42 198 IX. 9. November 1901 10,2 86 119 X. 17. April 1902 1,8 ca.36 217 Wir sehen aus diesen Daten, daß bei den einzelnen Fär- bungen die Geschwindigkeit des Wassers infolge der so ver- schiedenen Passierbarkeit seiner Wege außerordentlich ver- !) Über die Ergebnisse der Wasserfärbungen bis zum Jahre 1899 gibt auch Gärrner 1. c. $S.52 eine Zusammenstellung. Daß diese sich nicht ganz mit der meinigen deckt, erklärt sich daraus, daß von GÄRTNER der Weg des Wassers in der Luftlinie, von mir aber entlang den oben näher festgelegten Spaltensystemen in Rechnung gezogen wurde. 106: Hydrologische Verhältnisse. schieden gewesen ist. Die Durchschnittsgeschwindigkeit aus sämtlichen Färbungen beträgt, da insgesamt 87,3 Kilometer in 542 Stunden zurückgelegt wurden, 162 Meter pro Stunde; zum Durchfließen eines Kilometers ist also ein durch- schnittlicher Zeitraum von 6 Stunden 10 Minuten ge- braucht worden. Im allgemeinen hat die Färbung in den Quellen nur wenige Stunden, niemals länger als einen Tag angehalten; schon hieraus ist zu schließen, daß größere Reservoirs, etwa große unterirdische Teiche, wie vielfach im Paderborner Lande geglaubt wird, nicht vorhanden sein können. Würde das gefärbte Wasser in seinem unterirdischen Verlaufe solche kreuzen, so würde sich die Färbung in ihnen ausbreiten, und die von hier gespeisten (uellen müßten sich so lange gefärbt zeigen, bis eine gänzliche Erneuerung des Wassers in den unterirdischen Reservoirs ein- getreten wäre; dazu genügen aber gewiß nicht Zeiträume von wenigen Stunden. 107 VI. Begründung der physikalischen Erscheinungen an den Paderquellen aus den Ursprungsverhältnissen. Aus der oben näher beschriebenen Wasserzuführung er- klären sich eine Reihe an den Paderquellen zu beobachtender Erscheinungen. Wir haben die Paderquellen in solche eingeteilt, die sich nach heftigen Niederschlägen zu trüben pflegen, und solche, die stets klar bleiben. Beide Kategorien von Quellen ent- springen oft nur wenige Meter von einander entfernt unter gleichen geologischen Bedingungen, aus Spalten ein und des- selben Systemes. Ich verweise wieder auf die Quellen zu Kirch- borchen, die mit südost-nordwestlichen, zum Teil durch Schichten- verschiebungen nachweisbaren Spalten zusammenhängen, und von denen viele sich trüben, während andere dazwischen liegende stets klar bleiben. Nun haben bei sämtlichen bisherigen Wasser- färbungen nur diejenigen Quellen sich gefärbt gezeigt, die sich nach heftigen Niederschlägen zu trüben pflegen; nicht ein einziges Mal hat sich irgend welche Färbung in den „klaren“ Quellen nachweisen lassen. Gewiß stimme ich im allgemeinen GÄRTNER!) zu, daß wohl nur die positiven Resultate einen Wert haben, die negativen aber nicht, weil die geringsten Grade der Färbung möglicherweise übersehen worden sind; daß aber bei allen zehn Färbungen nicht ein einziges Mal trotz der sorg- fältigsten Untersuchungen eine „klare* Quelle sich gefärbt 1) 1. c. 8.52 108 ° Hydrologische Verhältnisse. zeigte, während die zeitweilig trüben Quellen ganz intensive Färbungen aufwiesen, muß doch die Folgerung zulassen, daß in die stets klaren Quellen überhaupt kein Flußwasser, — denn nur solches ist bisher gefärbt worden —, gelangt, und somit ist ein Zusammenhang zwischen der Aufnahme von Flußwasser und den Quelltrübungen sicher vor- handen. Damit soll aber keineswegs gesagt sein, daß in vereinzelten Ausnahmefällen sich Trübungen nicht auch anderweitig er- klären mögen. So weist GÄRTNER!) auf einen ihm von Professor Frick£ berichteten Fall hin, wo eine Trübung in der Trink- quelle I der Paderborner Wasserleitung von der Einströmung von Schmutzwaser in Erdfälle 3,5 Kilometer südlich der Stadt herrühren soll, und ähnliche Fälle mögen gewiß häufiger vorkommen. Auch noch andere Gründe giebt es für gelegent- liche Quelltrübungen; so hat sich vor etwa einem Jahre der Bollerborn bei Altenbeken, eine sonst stets klare, schöne Quelle, plötzlich stark milchig getrübt gezeigt, und diese Trübung hat etwa einen Tag angehalten. Zum Bollerborn dürfte aber die Wasserzuführung von SSO. kommen, aus dem Grenzgebiete von Mittlerem Muschelkalk und Unterer Kreide, wo die Erdfälle dicht gedrängt liegen, und so mag vielleicht seine ganz vorübergehende Trübung mit der Entstehung eines neuen Erdfalless zusammenhängen, wobei allerlei Schmutz- material in den zum Bollerborn hinführenden unterirdischen Wasserlauf gelangte. Die regelmäßig wiederkehrenden Trübungen der Pader- quellen sind aber zweifellos auf die Aufnahme offenen Flußwassers zurückzuführen. Nach jedem stärkeren Regengusse nehmen die von der Egge kommenden Bäche infolge des in sie gelangenden feinen Gaultsandsteinmaterials und anderer Trübungen eine schmutziggraue bis rotbraune Färbung an; im späteren unter- irdischen Verlaufe kann aber von einer Filtration in den breiten Kanälen des Plänergebirges kaum die Rede sein, und mag auch hier und da, wo die Wasserbewegung etwas ruhiger ist, 1) 1.0.8. 118. segründung der physikalischen Erscheinungen der Paderquellen. 109 ein kleiner Teil der- mitgeführten Sinkstoffe sedimentiert werden, so wird doch die Hauptmasse bei der Schnelligkeit der Wasserbewegung mitgeführt und kommt in den Pader- quellen wieder zu Tage. In den Spaltensystemen des Plänergebirges zirkuliert also zweierlei Wasser, nämlich 1. gut filtriertes Quellwasser, und zwar entweder aus den Randgebieten der Kreidemulde unterirdisch zuge- führtes, oder durch Filtration in engeren Kluftnetzen des Pläners gereinigtes, oder vielleicht auch aus dem Liegenden des Cenomanmergels aufsteigendes Wasser, 2. schlecht filtriertes Oberflächenwasser, und zwar gehört hierher sowohl das versunkene Wasser der offenen Flußläufe, als auch das der atmosphärischen Niederschläge, das sich über Tage mit Schmutzstoffen belud und keiner Filtrierung in einem engporösen Ge- steinskörper unterworfen wurde. Die stets klaren Quellen dürften also mit Spalten zusammen- hängen, das nur Wasser der ersten Art führt, während Wasser beiderlei Arten in den zeitweilig trüben Quellen zu Tage kommt. Nun kennen wir in Paderborn einzelne Quellen, die keineswegs regelmäßig nach heftigen Niederschlägen Trübungen zeigen, sondern nur in ganz seltenen Ausnahmefällen, wie zum Beispiel die Wasserleitungsquellen I und II. Das ist in vielen Fällen gewiß so zu erklären, daß im allgemeinen die zu den fraglichen Quellen hinführenden Spalten nur gutes Quellwasser führen, daß aber bei ganz besonderen Verhält- nissen des Wasserstandes eine Verbindung mit benachbarten Spalten, die Flußwasser oder sonstiges schlecht filtriertes Wasser führen, zu stande kommt. Was die Abhängigkeit des Wasserreichtums der Paderquellen von den Niederschlagsverhältnissen im Ursprungsgebiete anlangt, so habe ich die von der Stadt Paderborn längere Zeit fortgesetzten regelmäßigen Messungen der Pader mit den mir vom Königlichen Meteorologischen Institute zur Verfügung gestellten Niederschlagshöhen in Vergleich gebracht, und es hat sich dabei ergeben, daß 110. Hydrologische Verhältnisse. lang anhaltende Regenperioden im tributären Gebiete im allgemeinen erst 3—4 Monate später eine Erhöhung der Ge- samtwassermenge der Paderquellen herbeiführen, wenn auch die eine oder andere Quelle, namentlich unter den häufig trüben, oft schon nach wenigen Tagen eine Beeinflussung durch die Niederschlagsmengen im Ursprungsgebiete zeigt. Die Schwan- kungen der meisten „klaren“ Quellen geben aber ein Abbild der Schwankungen der Gesamtwassermenge, und es ist zum Bei- spiel eine alte Erfahrung, daß die Wassermenge der Pader- borner Wasserleitungsquellen I und Il in Abhängigkeit von den 3—4 Monaten vorher gefallenen Regenmengen steht. So er- klärt sich nur aus den reichlichen Niederschlägen des Früh- jahrs, daß in dem so außerordentlich trockenen Sommer 1901, in dem wochenlang die Niederschläge ganz ausblieben, einzelne (Quellen ihr Wasser behielten, die in anderen weniger trockenen Sommern, denen aber ein viel trockeneres Frühjahr voran- ging, versiegt waren, daß zum Beispiel auch die Altenau, die in manchen Jahren schon unterhalb Henglarn trocken liegt, im Hochsommer 1901 bis hinaus über Etteln, bis zum Papen- berge, Wasser geführt hat. Auch die Wassermenge der Kirch- borchener Quellen ist im Sommer von den Niederschlagshöhen des Frühjahres nach Beobachtungen der an dieser Frage ja sanz besonders interessierten Müller abhängig. Nun haben aber die Färbeversuche ergeben, daß das Wasser im Plänergebirge außerordentlich schnell zirkuliert, daß zum Beispiel der Weg von Lichtenau nach Paderborn in wenigen Tagen durchmessen wird. Das Wasser kann also nur den kleinsten Teil der Zeit seiner unterirdischen Zirkulation in den breiten Hauptspaltensystemen zubringen. Bis es in diese gelangt, muß es aber ein Gebirge durch- fließen, das seine Zirkulation ganz ausserordentlich verlangsamt, und zwar das Plänergebirge außerhalb der Hauptkanäle, in dem es an leicht passierbaren Wegen fehlt, oder die sandigen Gebiete des Eggegebirges.. Namentlich in den kapillaren Hohlräumen des letzteren kann es nur ganz all- mählich vordringen, ohne daß es hier auflösend wirkt und sich damit seine Wege erweitert, und hier werden vielleicht Begründung der physikalischen Erscheinungen der Paderquellen. 111 wenige Meter in derselben Zeit durchmessen, in der das Wasser in den breiteren Kanälen des Plänergebirges ebensoviele Kilo- meter zurücklegt. So ist gewiß in erster Linie die Egge das nachhaltige Reservoir für die Speisung der Paderquellen, die das Versiegen im Sommer auch nach langen Trocken- perioden verhindert. Am südlichsten Eggegebirge haben die sandigen Schichten gegenüber dem cenomanen Mergel und untersten cenomanen Pläner allerdings nur eine geringe Ober- lächenverbreitung. Da der cenomane Mergel hier aber höchstens noch 20—25 Meter mächtig ist, so liegen sie schon in geringer Tiefe unter Tage, und so gelangt ein großer Teil des Wassers der atmosphärischen Niederschläge durch die Klüfte des Ce- nomans in sie hinein, und kann erst ganz allmählich nach N. und NW. abfließen. Weiter unten wird noch von Quellen die Rede sein, deren tributäres Gebiet nicht über das Plänergebirge hinausgreift, und die infolgedessen im Sommer häufig trocken liegen. An den Paderborner Quellen beobachteten wir große Unter- schiede in Bezug auf die jährlichen Temperaturschwan- kungen, die bei manchen nur wenige zehntel Grad betragen, bei anderen aber recht bedeutend sind und sich bis über 5 Grad steigern können. Der Betrag der Temperatur- schwankungen steht aber im Zusammenhange mit der Zeit, die das zu den Quellen hinführende Wasser unter Tage zu- bringt, denn die Anpassung an die Temperatur des Erdkörpers kann um so vollkommener eintreten, je länger die unterirdische Zirkulation dauert. Das Plänergebiet wird, wie wir sahen, im allgemeinen schnell durchflossen, und so kann wenigstens in seinen Hauptkanälen ein bedeutenderer Temperaturausgleich nicht mehr erfolgen. Unverhältnismäßig langsamer geht aber die Zirkulation in den sandigen Umrandungsgebieten des Pläners vor sich, und hier hat das Wasser der atmosphärischen Nieder- schläge vollauf Zeit, sich der Temperatur des umgebenden Erdkörpers anzupassen. Diejenigen vom Eggegebirge kommen- den unterirdischen Wasserfäden, die aus dem Plänergebiete keine oder nur verhältnismäßig geringe Zuflüsse bekommen, 119% Hydrologische Verhältnisse. in die namentlich kein offenes Flußwasser gelangt, werden in der Temperatur ziemlich konstante Quellen liefern, und tat- sächlich ist mir unter den stets klaren Paderquellen auch nicht eine einzige bekannt geworden, deren jährliche Temperaturschwankung mehr als einen Grad betrüge. Damit soll nicht gesagt sein, daß das Wasser der sämtlichen in der Temperatur wenig schwankenden Quellen von der Egge kommt; gewiß mögen sich auch hier und da im Plänergebirge Verhältnisse finden, die das Wasser lange im Gesteinskörper zurückhalten und dadurch Ausgleiche in der Wassertemperatur ermöglichen. Je mehr aber in eine Spalte Flußwasser gelangt, dessen Temperatur mit der Jahreszeit und den meteorologischen Ver- hältnissen sehr wechselt, um so größer sind auch, da während des kurzen Aufenthaltes in den Spaltensystemen des Pläners kein nennenswerter Temperaturausgleich erfolgen kann, die Wärmeunterschiede der mit dieser Spalte zusammenhängenden Quellen, und hierdurch erklärt es sich, daß die sich trübenden Quellen im allgemeinen auch den größten Temperatur- schwankungen unterworfen sind. Dabei hat sich, wie schon GÄRTNER!) hervorhebt, aus den Beobachtungen FRrickE’s ergeben, daß die Schwankungen infolge längerer hegenperioden zur kühlen Jahreszeit stark und negativ, zur warmen Jahres- zeit geringer und positiv sind. Eine Ausnahme machen Börnepader und Blauer Kolk, die sich nach stärkeren Niederschlägen trüben, dabei in der Tem- peratur aber recht konstant sind. Die Börnepader ist ein außerordentlich wasserreicher Paderarm; sie entspringt mit circa 22 einzelnen Quellen, die in der Temperatur völlig über- einstimmen, also wohl bis kurz vor ihrem Zutagetreten zu- sammen fließen. So führt ein außerordentlich wasserreicher und einheitlicher unterirdischer Wasserlauf zu den Börnepader- quellen hin, und um die Temperatur eines solchen meßbar zu beeinflussen, sind schon erhebliche Wassermengen nötig. So werden wohl die verunreinigenden Zuflüsse im Plänergebiete DULLCHS.110, Begründung der physikalischen Erscheinungen der Paderquellen. 113 im Vergleich zu der Wassermenge im Hauptzuführungskanale der Börnepader nur quantitativ gering sein, die Börnepader die Verunreinigungen also in relativ konzentrierter Form zu- geführt bekommen. Ähnlich mögen auch die Verhältnisse bei den wasserreichen warmen Quellen des Blauen Kolkes liegen. Die so verschiedene Temperatur der Paderquellen erklärt sich keineswegs, wie bisher allgemein angenommen wurde, aus der verschiedenen Tiefenlage der wasser- dichten Schichten im Untergrunde Paderborns, denn deren müßten bei den so verschiedenen Temperaturen eine sroße Anzahl vorhanden sein, während tatsächlich nur eine einzige, der Cenomanmergel für die Wasserführung irgend welche Bedeutung hat. Wir wissen aber, daß das von 9. zu- seführte Wasser nur verhältnismäßig kurze Zeit im Unter- srunde Paderborns verweilt, und deshalb kann hier keine nennenswerte Beeinflussung der Temperatur eintreten. Viel- mehr ist die Wärme jeder einzelnen Quelle in einer Reihe von Umständen weit südlich und südöstlich von Paderborn begründet. Stellen wir uns einen unterirdischen Wasserfaden vor, der aus der Tiefe des Eggegebirges zu den Paderquellen hinführt, ohne in der Paderborner Hochfläche nennenswerte Zuflüsse zu erhalten; bei der Kürze der Zeit, die er zum Durchfließen des Plänergebirges gebraucht, werden keine großen Änderungen seiner Temperatur eintreten, und so ist die Temperatur der von ihm gespeisten Quelle gewiß nicht von irgendwelchen Verhältnissen im Untergrunde Paderborns abhängig, sondern ganz vorwiegend von der Erdwärme gerade in derjenigen Tiefe der Egge, aus der die Wasser- zuführung kommt. Andere Wasserfäden erhalten unterwegs Zuflüsse, und ihre Temperatur kommt durch Mischung von Wassermengen verschiedener Wärmegrade zu stande. Die Wärme jeder einzelnen Quelle ist also das Resultat recht verschiedener Einzelumstände, und so erklärt sich auch, daß kaum eine der Paderquellen mit einer anderen in der Temperatur völlig übereinstimmt. Eine Ausnahme hiervon bildet die Börnepader, wovon schon die Rede war. Die Temperatur des Wassers in den einzelnen Zuführungs- Abh. Geol. L.-A., N. F, Heft 38. 3 114° Hydrologische Verhältnisse. fäden hängt mit der Tiefenlage der Wasseransammlung, von der sie ausgehen, zusammen, und zwar natürlich mit der Tiefe unter Terrain, nicht mit der absoluten Tiefe; so werden auch in Gebirgslagen gleicher Meereshöhe in der Temperatur recht verschiedene Wasserfäden ihren Ursprung nehmen können, wenn in einem Falle die deckenden Gesteinsschichten mächtiger sind, als im anderen. Bei den Quellen, deren Zuflüsse nur aus der Pläner- hochfläche kommen und in deren Ursprungsgebiete kein offenes Flußwasser versiegt, sind nach obigen Ausführungen folgende Eigenschaften zu erwarten: 1. die regelmäßigen Trübungen der Quellen, die offenes Flußwasser aufnehmen, fehlen; die Menge des Wassers unterliegt recht erheblichen Schwankungen, da kein nachhaltiges Reservoir für die Quellspeisung vorhanden ist; 3. die Temperatur schwankt beträchtlich, da bei der verhältnismäßig schnellen Zirkulation im Kalkgebirge nur eine geringe Anpassung an die Temperatur des Gesteinskörpers möglich ist. Diese Eigenschaften zeigen die Quellen nordöstlich von Paderborn (Typus der Dörener Quellen), und tatsächlich ist deren Wassergebiet auch, wie wir früher gesehen haben, auf einen kleinen Teil der Plänerhochfläche, in dem kein Flußwasser versiegt, beschränkt. DD Kurze Zusammenstellung der Untersuchungsergebnisse über den Ursprung der Paderquellen. . Die Paderquellen entspringen als „Barrieren- quellen“ infolge Stauung des in den Klüften des Plänergebirges von S. und SO. herbeigeführten Wassers an der wasserundurchlässigen Decke von Emscher Mergel. . Ihr Quellgebiet umfaßt ein Areal von rund 250 Quadratkilometern und wird nach ©. und SO. etwa durch den Kamm des Eggegebirges, nach N. durch die Linie Paderborn-Schwaney, nach W. durch die Linie Paderborn - Hamborn - Ebbinghausen - Dahlheim begrenzt. . Die Paderquellen gruppieren sich zu einer östlichen und einer westlichen Quellzone, deren Wasserscheide etwa in der Linie Paderborn -Dörenhagen -Lichtenau- Holtheim verläuft. . Nach ihren physikalischen Verhältnissen sind die Paderquellen einzuteilen in I. Stets klare Quellen. A. Temperaturschwankung gering (höchstens 1°). 1. Warme Quellen . . Typus der Warmen Pader. 2. Kalte Quellen . . Typus des hotheborn. B. Temperaturschwankung beträchtlich (1,8—5°) . Typusder Dörener@uellen. 8* 116 EN 1 [oe] Kurze Zusammenstellung der Untersuchungsergebnisse. II. Zeitweilig trübe Quellen. A. Temperaturschwankung gering (höchstens 1°). 1. Warme Quellen . . Typus des Blauen Kolkes. 2. Kalte Quellen . . Typus der Börnepader. B. Temperaturschwankung beträchtlich (11/y—4°). Typus der Spülpader. Die eigenartigen hydrologischen Verhältnisse der Pader- borner Hochfläche liegen in der großen Durchlässigkeit des klüftigen Plänerbodens begründet, in dem auch die vom Eggegebirge kommenden Bachläufe verschwinden. Die Wasserführung zu den Paderquellen im Untergrunde der Paderborner Hochfläche geht nach N. und NW., und ist nicht oder nur in ganz zurück- tretender Weise an irgend welche wasserundurch- lässigen Zwischenlagen des Pläners, sondern fast ausschließlich an Spaltensysteme gebunden. Der Verlauf der wasserführenden Spaltensysteme gibt sich über Tage a) durch tektonische Verschiebungen, b) durch Erdfälle, c) durch Wasseraustritte im Kreuzungspunkte der Spaltensysteme mit den tief eingeschnittenen Tälern des Plänergebirges zu erkennen. Die Erdfälle sind vielfach nach bestimmten Linien angeordnet, in deren Schnitt mit den Tälern Quellen entspringen. Zur westlichen Quellzone der Paderquellen führt das Busch-Paderborner Wassersystem, das aus der Scharung mehrerer Wassersysteme südlich Busch hervor- seht. Zu der östlichen Quellzone führen drei Wasser- systeme, die erst in der nächsten Umgebung der Stadt sich zu vereinigen scheinen, das Lichtenau-Pader- borner, das Grundsteinheim-Dahl-Paderborner und das Schwaney-Paderborner. In ganz be- schränkter Weise besteht im Untergrunde der Stadt eine Verbindung zwischen den Zuführungswegen der östlichen und westlichen Quellzone. 1% 13. Kurze Zusammenstellung der Untersuchungsergebnisse. lalr/ Die Wege sind dem unterirdisch zirkulierenden Wasser durch die tektonischen Verhältnisse des Gebietes gewiesen, werden aber fortwährend durch physikalische und chemische Auflösung des Pläner- kalkes erweitert. Nur in Gebirgsteilen, wo es an langaushaltenden tektonischen Spalten fehlt, scheinen die Wege des Wassers allein durch unterirdische Erosion bedingt zu sein. . Die Festlegung der unterirdischen Wasserläufe führt auch dort zur Erkenntnis der Spaltensysteme, wo Schichtenverschiebungen nicht eingetreten sind, und die geologische Kartierung also die Spalten nicht nach- weisen kann. So lassen vorwiegend die hydrologischen Verhältnisse erkennen, daß die Spaltensysteme im Paderborner Plänergebirge etwa gleichsinnig mit den Verwerfungssystemen des Teutoburger Waldes verlaufen und gleich diesen aus der süd-nördlichen in die südost-nordwestliche Richtung einlenken. Wie ein Spaltensystem sich aus einer großen Zahl einzelner, parallel verlaufender Spalten zusammen- setzt, so besteht ein Wassersystem im Untergrunde der Plänerhochfläche aus vielen einzelnen, einiger- maßen gleichsinnig gerichteten Wasserfäden, die hier und da mit einander in Verbindung stehen, vielfach aber auf weite Strecken unabhängig von ein- ander sind. . Die gegenseitige Unabhängigkeit der Wasser- führung zweier Spalten kommt in den Niveau- differenzen des Wassers und in dessen verschiedenen physikalischen und chemischen Verhältnissen zum Aus- drucke, und es entspringen aus benachbarten Spalten ein und desselben Systemes Quellen, die in Bezug auf Wärme, Trübungen, Härte, Chlorgehalt ete. völlig ver- schieden von einander sind. Die jeweilige Höhe des Wasserspiegels in einer Spalte ist von den Bedingungen des Zuflusses und Ab- lusses abhängig. 118 14. 1x7: a IR 19: Kurze Zusammenstelluug der Untersuchungsergebnisse. Der Zufluß ist von der Terrainentwickelung über der Spalte, von ihrer Kommunikation mit Schwalglöchern, die das Wasser der offenen Bachläufe aufnehmen, von ihrer Fortsetzung nach S. und der Lage im Spalten- bündel abhängig. Die randlichen Spalten eines Systemes führen im allgemeinen die größten Wassermengen, da sich die Abflüsse der zwischen den Hauptspalten- systemen liegenden Gebirgspartien zunächst in sie ergießen; dementsprechend sind in einer Reihe von Quellen, die aus Spalten ein und desselben Systemes entspringen, die randlichen auch im allgemeinen die stärksten. Der Abfluß aus den Spalten ist abhängig von der schwereren oder leichteren Passierbarkeit für das zirku- lierende Wasser. Die Geschwindigkeit der Wasserbewegung in den Hauptkanälen des Plänergebirges ist recht ver- schieden; die Durchschnittsgeschwindigkeit nach den Ergebnissen der bisher ausgeführten Wasserfärbungen beträgt 162 Meter pro Stunde. Bei sämtlichen bisher ausgeführten Färbungen ver- schwindenden Bachwassers hat sich die Färbung nur in den zeitweilig trüben, nie in den stets klaren Quellen gezeigt; hiernach dürfte ein Zusammenhang zwischen den regelmäßig wiederkehrenden Quelltrübungen und der Aufnahme offenen Flußwassers bestehen. Die Gesamtwassermenge der Paderquellen schwankt mit den 3—4 Monate vorher gefallenen Regenmengen. Da nun der Wasserabfluß im Plänergebirge ein ver- hältnismäßig schneller ist, so liegt das nachhaltige Reservoir zur Speisung der Paderquellen nicht hier, sondern außerhalb des Plänergebirges in seinen sandigen Umrandungsgebieten, also am Eggegebirge. Das im Plänergebirge aufgenommene Oberflächen wasser verweilt hier nur verhältnismäßig kurze Zeit und kann sich nur in beschränkter Weise der Temperatur des [8 = 21. Kurze Zusammenstellung der Untersuchungsergebnisse. 119 Untergrundes anpassen; somit zeigen die Quellen, die nur aus dem Plänergebiete gespeist werden oder doch von hier starke Zuflüsse erhalten, bedeutende jährlicheTemperaturschwankungen (Quelltypus IB und IIB). In dem viel schwerer passier- baren, sandigen Untergrunde des Eggegebirges ist aber ein vollkommenerer Temperaturausgleich möglich, und so haben die von hier ihr Wasser beziehenden Quellen auch viel konstantere Temperaturen (Quelltypus IA). Immerhin mögen sich aber auch hier und da im Plänergebirge Verhältnisse finden, die ein längeres Ver- weilen und Temperaturausgleiche des Wassers herbei- führen. . Da die Quelltrübungen der Paderquellen mit der Zu- führung offenen Flußwassers im Plänergebirge zu- sammenhängen, so zeigen die zeitweilig trüben Quellen eigentlich durchweg starke jährliche Temperaturschwankungen (Typus IIB). Nur Börnepader und Blauer Kolk (Typus IIA) machen insofern eine Ausnahme, als sie sich häufig trüben, dabei aber in der Temperatur recht konstant sind; das erklärt sich dadurch, daß die Menge des ihnen zu- geführten ehemals offen fließenden Wassers im Vergleich zur übrigen. Wassermenge nur gering ist, also auch keine nennenswerten Temperaturschwankungen hervor- rufen kann. 22. Die Temperatur der Paderquellen ist nicht von der Tiefe abhängig, in der sie im Untergrunde der Stadt Paderborn entspringen, — denn hier ist der Aufenthalt des Wassers nur ein verhältnismäßig kurzer —, sondern von der Tiefenlage der sie speisenden Wasseransammlung im Ursprungsgebiete, zum Beispiel an der Egge, ferner von der Menge und Temperatur der in das Wasser auf seinem Wege nach Paderborn gelangenden Zuflüsse und anderen außerhalb Paderborns zutreffenden Umständen. Anhang. Einige allgemeine Gesichtspunkte für Wasserversorgungs- anlagen im Plänergebiete. ') Für die Wasserversorgung der Ortschaften im Pläner- sebiete kommen neben der Ansammlung des Regenwassers in Cisternen namentlich folgende Möglichkeiten in Betracht: I. Zuleitung aus den quellreichen Randgebieten des Plänergebirges, II. Gewinnung von Wasser aus dem Untergrunde. I. Zuleitung aus den quellreichen Randgebieten des Plänergebirges. Eine von vornherein recht aussichtsvolle, wenn auch in den meisten Fällen sehr kostspielige Wasserversorgung der Ortschaften im Plänergebirge kann durch Zuleitung aus den quellreichen Randgebieten geschehen; einen Anfang in dieser Beziehung macht zur Zeit das Dorf Dahl durch Zuleitung einer bei Schwaney gelegenen Quelle. Der Westhang der Egge ist ja außerordentlich reich an Quellen; das hier entspringende ) Anmerkung: Dieser Abschnitt enthält manches, das sich aus dem vorher Gesagten für den Fachmann von selbst ergibt; er ist aber auch weniger für diesen, als für ein weiteres an der Frage der Wasser- versorgungsanlagen im Plänergebirge interessiertes Publikum bestimmt. Allgemeine (Gesichtspunkte für Wasserversorgungsanlagen. 121 Wasser hat eine längere Filtration in den sandigen Schichten der Unteren Kreide erfahren, es sammelt sich in Gebieten, die fast ausschließlich mit Wald bedeckt und frei von Siedelungen sind, und muß somit auch in hygienischer Beziehung allen Anforderungen genügen. In manchen Fällen dürfte sich, namentlich wenn es sich darum handelt, eine Reihe von Ortschaften von derselben Stelle aus zu versorgen, eine Ansammlung hinter Talsperren empfehlen, um den Wasserüberfluß der feuchten Periode für trockenere Zeiten zurückzuhalten. Eine geologische Unter- suchung der für die Talsperre in Aussicht genommenen Ört- lichkeit muß vorausgehen, um festzustellen, ob nicht etwa Verwerfungsspalten oder Zerklüftungen ihren Untergrund durch- setzen, ob dieser genügend Widerstandsfähigkeit gegen den Druck der Sperre und des angehäuften Wassers bietet, ob namentlich nicht die Gefahr einer zu starken Durchfeuchtung unter dem erhöhten Wasserdrucke besteht usw. ll. Gewinnung von Wasser aus dem Untergrunde. Dort wo der Pläner durch mächtigere und ausgedehntere Diluvial- oder Alluvialbildungen überdeckt wird, ist in vielen Fällen in geringer Tiefe auf Wasser zu hoffen. Solche jüngeren Bildungen fehlen aber in dem näher behandelten Gebiete süd- lich und südöstlich Paderborn, und erst etwas westlich rücken Geschiebemergel und diluviale Sande weiter nach S. vor. So finden sie sich zum Beispiel bei Wewer südwestlich Paderborn, und hier stehen die Brunnen ganz vorwiegend in den sandigen /Zwischenlagen des Geschiebemergels. Nach S. reicht der Ge- schiebemergel etwa bis Tudorf; bei Niederntudorf fehlen zwar die sandigen Zwischenlagen, aber der ganze Geschiebemergel ist stark durchfeuchtet, und so halten die in ihm stehenden Brunnen auch Wasser, wenn auch im allgemeinen nur in geringer Menge. Es ist in diesen Gebieten, wie auch sonst, wo das Wasser aus dem Hangenden des klüftigen Plänerkalkes bezogen wird, außerordentlich bedenklich, die Sohle der Brunnen in der 122 Anhane. Hoffnung auf größere Wassermengen zu vertiefen. Wird dabei der Pläner erreicht, so besteht Gefahr, daß in seinen Klüften das aus höheren Schichten stammende Wasser verschwindet. Gleichfalls schlechte Erfahrungen, wenn auch in anderer Weise, hat man bei der Vertiefung eines Brunnens in Niederntudorf scemacht; zunächst stand dessen Sohle im Geschiebemergel, und der Brunnen lieferte gutes Trinkwasser, wenn auch in un- senügender Menge; beim Vertiefen erreichte man den Pläner, und seitdem ist die Quantität des Wassers zwar ausreichend, aber die Qualität durchaus unbefriedigend; der Wasserstand ist also im Plänergebirge unter dem Brunnen lokal sehr hoch, aber das Wasser ist hier durch die Abflüsse aus den höher liegenden Teilen des Dorfes, die von den Klüften des Pläners aufgenommen werden, verunreinigt. Die Bäche fließen nun im Plänergebiete nur so lange über Tage, wie sie durch Alluvionen gegen den klüftigen Unter- srund abgedichtet sind; kommen sie mit diesem in Berührung, so treten Wasserverluste ein, oder der Bach verschwindet ganz. Das läßt vermuten, — und die praktischen Erfahrungen haben dieses überall bestätigt, — daß auf arößere Grund- wassermengen in den Alluvionen der Täler über dem klüftigen, alles Wasser begierig aufnehmenden Untergrunde nicht zu rechnen ist. Unter normalen Verhältnissen sind ja weit ausgedehnte Kieslager eine recht zuverlässige Wasserbezugsquelle; das trifft aber für die Gegend nordöstlich von Paderborn nicht zu, soweit dort Plänerkalk den Untergrund des Schotters bildet und das in den Kies gelangende Wasser bald aufnimmt; in diesem @ebiete führt der Kies erst von dort an etwas größere Grund- wassermengen, wo ihn die undurchlässigen senonen Mergel unterlagern. Vor einigen Jahren sind in der Nähe der Schießstände ca. 2 Kilometer nördlich der Stadt Paderborn eine Reihe von Brunnen in der Hoffnung niedergebracht worden, von hier aus die ganze Stadt mit Wasser zu versorgen. Die angetroffenen Wassermengen waren aber nicht ausreichend, und zwar wohl deswegen, weil das Wasserbezugsgebiet des im Kiese zur Lippe @ Allgemeine Gesichtspunkte für Wasserversorgungsanlagen. 123 hinabgehenden Grundwasserstromes erst dort beginnt, wo Emscher Mergel unter dem Kies ansteht, also etwa in der Linie Paderborn-Dören-Krespohl-Kleehof. Allgemeine Gesichtspunkte über die Aussichten von Tief- bohrungen im Plänergebirge ergeben sich aus den Er- fahrungen über die Wege des Wassers, ihre Erkennung über Tage und den näheren Vorgang der Wasserführung. Wir sahen, daß wasserundurchlässige Schichten im Pläner- gebirge im Hangenden des Genomanmergels so gut wie gänzlich fehlen, daß namentlich auch der Mytiloides-Mergel stark durch- lässig ist; infolge dessen ist Schichtwasser, außer im Hangenden des Unteren Cenoman, im ganzen Plänergebirge nicht zu er- warten, vielmehr ist man bei Wasserversorgungsanlagen fast ausschließlich auf das in den Spalten des Gebirges zirkulierende Wasser angewiesen. Soll festgestellt werden, ob an einem bestimmten Punkte auf Wasser gerechnet werden kann, so ist zunächst zu er- mitteln, ob er über einem Systeme wasserführender Spalten liest. Für die Gegend von Paderborn ist das ohne weiteres auf Taf. Ill abzulesen; für andere Plänergebiete ist in ähnlicher Weise, wie bei Paderborn die Entscheidung nach Lage der Verwerfungen, Erdfälle und Quellaustritte zu treffen. Liegt der in Frage stehende Punkt außerhalb eines wasserführenden Spaltensystems, so ist damit noch nicht ganz ausgeschlossen, daß in seinem Untergrunde Wasser angetroffen wird, denn auch außerhalb der Hauptwassersysteme findet, wie wir sahen, in beschränkter Weise eine Wasserzirkulation statt. Die große Unwahrscheinlichkeit eines Erfolges und die hohen Kosten einer Tiefbohrung rechtfertigen es aber im allgemeinen nicht, an solchen Stellen nach Wasser zu suchen. Hat sich herausgestellt, daß der fragliche Punkt im Bereiche eines Wassersystems liegt, so ist dennoch ein Mißerfolg nicht ausgeschlossen. Es bleibt eben zu bedenken, daß ein Wassersystem aus einzelnen Fäden oder Kanälen besteht, die durch mehr oder weniger wasserfreie 124 . Anhang. Gesteinspartien von einander getrennt sind, und so wird manche Bohrung völlig ergebnislos verlaufen, während eine andere dicht daneben vielleicht schon in geringer Tiefe Wasser erschließt. Manche wasserführenden Spalten geben sich über Tage dadurch zu erkennen, daß an ihnen Schichtenverschiebungen eingetreten sind, daß sie also zugleich Verwerfungen sind. Die hauptsächlichsten dieser Verwerfungen sind für das Pader- borner Gebiet in den Tafeln II und III verzeichnet; damit ist ihre Zahl aber nicht erschöpft, vielmehr finden sich noch eine große Menge anderer, an denen die Verschiebungen zu gering sind, um in einer geologischen Karte größeren Maß- stabes zum Ausdrucke zu kommen, die aber für die Wasser- führung vielleicht die gleiche Bedeutung haben, wie die in der Karte dargestellten. Somit hat einer Wasserversorgung im Plänergebirge eine ganz spezielle Untersuchung auf etwa vor- handene Schichtenverschiebungen hin, und seien sie noch so unbeträchtlich, voranzugehen; finden sich solche, so ist auf ihnen in erster Linie nach Wasser zu suchen. Manche dieser wasserführenden Spalten, und vielleicht sogar die Mehrzahl von ihnen, sind aber im geologischen Oberflächenbilde nicht zu erkennen, da keine Schichtenver- schiebungen an ihnen eingetreten sind. In solchen Fällen geben andere Erscheinungen, wie z. B. Erdfälle, die unterirdischen Wasserwege an, und namentlich wo die Erdfälle reihenweise angeordnet sind, ist unter ihnen mit Sicherheit auf Wasser zu rechnen. In sehr vielen Fällen verspricht es besten Erfolg, an solchen Stellen Brunnen niederzubringen, an denen Wasseraus- tritte erfolgen, und seien sie noch so minimal und zeigen sie sich auch nur zu Zeiten höchsten Grundwasserstandes. Zunächst muß zwar versucht werden, durch eine genauere geologische Untersuchung des Terrains oder durch kleine Aufschürfungen über die Natur eines solchen Wasseraustrittes Klarheit zu ge- winnen: er ist nämlich entweder der Überlauf einer in der Tiefe aufsetzenden Spalte, oder er kommt durch Ansammlung von Wasser über einer stärker mergeligen und daher undurch- Allgemeine Gesichtspunkte für Wasserversorgunesanlagen. 125 lässigen Zwischenlage des Plänerkalkes zu stande. Ergibt sich, daß er im Bereiche eines Grundwassersystemes, also eines Bündels wasserführender Spalten liegt, so ist die Wahrschein- lichkeit groß, daß er den Überlauf einer Spalte bildet; trotz- dem sind hier kleinere Aufschürfungen zweckmäßig. Sollte es sich um Sammelwasser handeln, so wird nach Durchstechen der in den meisten Fällen nur geringmächtigen undurchlässigen Gesteinslage das Wasser im klüftigen Untergrunde verschwinden; tritt dieses aber nicht ein und ist womöglich bei der Aufschürfung zu erkennen, daß das Wasser aus einer Spalte des Plänerkalkes hervorquillt, so ist die Lokalität für eine Brunnenanlage geeignet. Das Versiegen des Wassers in der trocknen Jahres- zeit ist dann nur eine Folge davon, daß bei dem allgemeinen Sinken des Wasserniveaus im Erdboden der Wasserspiegel in der fraglichen Spalte nicht mehr an die Tagesoberfläche heran- reicht, und es bedarf, um ständig Wasser zu haben, einer Ver- tiefung des Brunnens bis zu dem Punkte, unter den auch im heißen Sommer das Wasserniveau nicht hinabsinkt. Diese Vertiefung hat recht vorsichtig zu geschehen und, wenn möglich, unter sorgfältiger Beobachtung, von welcher Seite das Wasser zuströmt; nicht alle Spalten setzen nämlich senkrecht in die Tiefe, sondern viele sind zur Vertikalebene ein wenig geneigt, und hierauf ist nach Möglichkeit Rücksicht zu nehmen. Deshalb wird es sich in Fällen, wo nach dem Ergebnis einer geologisch-hydrologischen Untersuchung mit Sicherheit auf Wasser gerechnet werden kann, empfehlen, nicht eine Bohrung niederzubringen, sondern sofort mit einem Brunnenschachte niederzugehen, um die Richtung des Zu- strömens beobachten zu können. Somit hat also der wassersuchende Geologe solchen Stellen, die im Winter und Frühjahre, also zu Zeiten hohen Grundwasserstandes, etwas feucht sind, an denen dann auch wohl Wasser austritt, die „springig“ sind, wie man im Paderborner Lande zu sagen pflegt, oder an denen Binsen und sonstige Feuchtigkeit liebende Pflanzen gedeihen, ferner solchen Stellen, an denen im Winter der Schnee nicht liegen bleibt oder doch verhältnismäßig schnell verschwindet, seine besondere 126 : Anhang. Aufmerksamkeit zuzuwenden. Vielfach, so besonders im Sommer, ist er zwar nicht selbst in der Lage, solche Stellen zu erkennen, sondern auf die Angaben der Grundbesitzer usw. angewiesen. Über die Tiefe, in der an solchen Stellen auf Wasser zu rechnen ist, sind sichere Angaben im allgemeinen nicht zu machen. Läßt ein Wasseraustritt zu nasser Jahreszeit auch vermuten, daß in nicht allzu großer Tiefe unter Tage der konstante Wasserstand erreicht wird, so sind doch an manchen Stellen des Plänergebirges die jährlichen Schwan- kungen des Wasserniveaus derartig beträchtlich, daß ein Hinab- gehen in größere Tiefen erforderlich wird; am deutlichsten erkennt man solche Schwankungen an dem Wasserstande mancher Brunnen. Bei den bedeutenden Niveaudifferenzen des Wassers selbst in benachbarten Teilen ein und desselben Spaltensystemes sind Rückschlüsse auf die erforderliche Tiefe einer Brunnenanlage aus dem Wasserstande benachbarter Brunnen in den meisten Fällen nicht angängig; namentlich besteht aber nicht die geringste Abhängigkeit im Wasserstande der im Kalkfelsen stehenden Brunnen von benachbarten offenen Wasserläufen und Quellen. Vielfach beobachtet man zwar, daß bestimmte Brunnen im Sommer nicht länger Wasser halten, als in der Nachbarschaft liegende Quellen; damit ist aber die gegenseitige Abhängigkeit nicht im geringsten erwiesen, und das Versiegen beider ist die Folge ein und derselben Erscheinung, nämlich des allgemeinen Sinkens des Wasserniveaus im Plänergebirge. Eine Abhängigkeit trifft dann zu, wenn der Brunnen sein Wasser aus derselben Spalte bezieht, die auch die Quelle speist. Recht verbreitet ist im Paderborner Lande die Annahme, die vielfach zu kostspieligen, aber ganz ergebnislosen Wasser- versorgungsanlagen geführt hat, daß aus der Wasserführung der offenen Flußläufe auf die Höhe des Grundwasserstandes im angrenzenden Gebiete Rückschlüsse zu machen seien; das trifft aber bei den eigenartigen hydrologischen Verhältnissen des Plänergebirges durchaus nicht zu. So ist zum Beispiel in beifolgender Skizze der Bach (b) nur durch die Alluvial- bildungen (a) gegen den klüftigen Pläneruntergrund (co) ab- Allgemeine Gesichtspunkte für Wasserversorgungsanlagen. 127 gedichtet und muß dort Wasser verlieren, wo er mit dem Pläner in Berührung kommt. Das Wasserniveau einer Spalte des Pläneruntergrundes liegt aber vielleicht 50 Fuß und mehr unter der Tagesoberfläche, und hieraus ergiebt sich die erforder- liche Brunnentiefe. rn 1 c Fig. 3. Brunnen Die Wasseraustritte erfolgen nun vorwiegend im Schnitt der Wassersysteme mit den tief in das Plänergebiet einge- schnittenen Tälern, nur ganz spärlich auf der Höhe des Plateaus, und so sind auf dem Plateau im allgemeinen nicht mit gleicher Sicherheit und in der gleichen Häufigkeit für eine Wasser- versorgung geeignete Stellen anzugeben. Wohl kennen wir auch hoch über den Talsohlen ständig fließende Quellen und eine Reihe von Stellen, die im Frühjahre, oft bis in den Sommer hinein, Wasser halten, die sogenannten Tränken und Suhlen (siehe Seite 103). Um zu entscheiden, ob an solchen Stellen eine Wasser- versorgungsanlage Erfolg verspricht, sind zunächst wieder die geologischen Bedingungen des Wasseraustrittes festzustellen. Er kann mit Spalten zusammenhängen, wie einzelne der hoch- liegenden, ständig fließenden Quellen, es kann sich aber auch um eine Ansammlung von Tagewasser handeln. Manche dieser „Iränken“ liegen nun über Spaltensystemen, und ist bei solchen auch in erster Linie auf Erfolg zu rechnen, so hat doch eine genauere Untersuchung, am besten Hand in Hand mit Aufschürfungen, dahingehend einzusetzen, ob das Wasser aus 1 Anhang. der Tiefe kommt oder nur seitwärts oberflächlich oder über einer undurchlässigen Gesteinslage dicht unter Tage zusammenläuft. Ist die Abhängigkeit von einer Spalte erwiesen, so wird es in den meisten Fällen keiner allzu großen Vertiefung bedürfen, um ständig Wasser zu haben. In manchen Fällen hat die Vertiefung von Brunnen im Plänergebirge in der Hoffnung, dadurch mehr Wasser zu er- schließen, zu einem völligen Versiegen geführt. Es ist eben zu bedenken, daß alle Spalten keineswegs gleich weit in die Tiefe reichen, sondern daß manche sich schon bald nach unten schließen, daß sich aber unter ihnen wieder klüftiges, von Wasser nicht erfülltes Gestein befindet; so kann eine weitere Vertiefung eine Verbindung mit dem tieferen, wasserfreien Untergrunde herbeiführen, in dem alles Wasser versinken muß. Die Bewohner der „Sehert“ östlich Etteln beziehen zum Beispiel ihr Wasser aus dem „Sprengelborn“, der in früheren Jahren nie versiegt ist; etwas oberhalb des Sprengelbornes liegt der „Prophetenbrunnen“, der auch stets Wasser hielt. Diesen ver- tiefte man, um seine Ergiebigkeit zu erhöhen, erreichte aber nicht nur hier das Gegenteil, sondern auch das Niveau des Sprengelborns senkte sich, so daß er jetzt im Sommer häufig versiegt, und man dann auf der Sehert auf Zisternen- wasser angewiesen ist. Es besteht also eine Verbindung zwischen Prophetenbrunnen und Sprengelborn, und das Ver- tiefen des Brunnens hat dem Wasser einen erleichterten Abfluß geschaffen, der im Sommer ein völliges Versiegen herbei- führt. Liefert ein Brunnen im Plänergebirge nur irgendwie hinreichende Quantitäten, so kann von weiterer Vertiefung nicht genug abgeraten werden. Aus hygienischen Rücksichten ist das im Plänergebirge zirkulierende Wasser in vielen Fällen völlig unbrauchbar; manche der Wassersysteme setzen unter Siedelungen her oder erhalten Zuflüsse von dort und nehmen so ihre Abwässer auf, in manche gelangen die gesundheitsschädlichen Stoffe aus dem Dünger der Felder. Das Wasser des Plänergebirges ist deshalb auf das sorgfältigste auf schädliche Stoffe hin zu unter- suchen; dabei ist ein einmaliges günstiges Ergebnis, besonders Allgemeine Gesichtspunkte für Wasserversorgungsanlagen. 129 wenn die untersuchte Wasserprobe nach längerer Dürre oder anhaltender Kälteperiode entnommen wurde, ziemlich belanglos, vielmehr ist namentlich auf die Untersuchungsergebnisse der nach heftigen Niederschlägen entnommenen Proben Wert zu legen; sollte sich das erschlossene Wasser gelegentlich getrübt zeigen, so ist seine Brauchbarkeit von vornherein schon außer- ordentlich unwahrscheinlich. Je länger ein Untergrundstrom im klüftigen Pläner ver- weilt, je mehr er den Untergrund von Siedelungen oder in Kultur stehenden Feldern kreuzt, und je mehr das offene Tagewasser der Bäche in ihn gelangt, um so größer ist im allgemeinen die Gefahr der Verunreinigung, und so kommt es, daß zum Beispiel in Paderborn in den hunderten der dort entspringenden Quellen nicht genügend einwandfreies Trink- wasser für die Versorgung der Stadt zu erlangen war. Erst neuerdings scheint man der großen Schwierigkeiten, in der sich die Stadt in Bezug auf ihre Wasserversorgung befand, nach Ein- führung des SIEmEns und Harske’schen Ozonisierungsverfahrens Herr geworden zu sein. Seite 87 und 88 war die Rede davon, daß sich vielleicht im Liegenden des cenomanen Mergels unter hydrostatischem Drucke stehendes Wasser findet, so daß eine Bohrung bis in diese Tiefe möglicherweise artesisch aufsteigendes Wasser liefern würde; ich brauche das dort gesagte nicht zu wiederholen, und nur, um keine übertriebenen Hoffnungen aufkommen zu lassen, hebe ich nochmals hervor, daß die Aussichten auf ein günstiges Ergebnis einer solchen Tiefbohrung recht gering sind; nur ein praktischer Versuch wird hier die Entscheidung bringen, und dieser ist trotz der ziemlich hohen Kosten und der geringen Aussicht auf Erfolg im Hinblick darauf warm zu befürworten, daß ein günstiges Ergebnis mit einem Schlage die Wasserkalamität ausgedehnter Bezirke des Pläner- gebietes beseitigen würde. Abh. Geol. T.-A., N. F. Heft 38. N) ak @..Hecllo »,0 Druck der C. Feister’schen Buchdruckerei, \ Sr . EEE Berlin N., Brunnenstrasse 7. REN 13, h - Höhenschichtenkarte des Ursprunßstebietes der Faderquellen zu Faderborn. ‚Abhandl.d.Königl Preuss. Geoloß Landesanstalt Neue Folge, Heft 38. [Tee ee ER EEE N 292 jez ‚Beasbeitetvon H.Stille 1902. Berliner Lithoge-Insutit- « C4 E = a 5 7 8 » Kilometer ee — en Ammann u H Abhandl d Königl. Preuss. Geolog. Landesanstalt. Neue Folge Heft 38. Geologische Uebersichtskarte der Kreidebildungen zwischen Paderborn und dem südlichen Eßße-Gebirge. n n e Neuhaus er u y Z / > f 1 Au EN \ E ma SS = Sir / zieh AD) X < EN @ = / \schröllers Ökonohie / I Green ‚ N = Br Marienloh Ä —ae "Seskerdrui re 2 ß 7 - H# u A | Dor) 2 S & 1 3 Respohl is I; nen 9% \nastergrund, = — In a Ne Prgqund Interer Muschelkalk Untere. Raupen Gault E . ee Dias Neocomsandstein. Gaultsandstein. Flmmenmergel. Obersterglaukoiti- 2 scher Sundstein Cenoman des Gault, Lem a Arangniartiplänen Scaphitenpläner. Berliner Inhogr Institut” Geognostisch aufgenommen von Dr. Hans Stille 1900-1902 Maafsstab 1:75000. o Kilometer ce ee Er ee Abhandl.d.Konigl. Preuss. Geolog Landesanstalt. Neue Folge. Heft 38, Hydrologische Karte des Ursprungsgebietes der Faderquellen. EN FAN N TL [x = N An > N £ I N NM) \ N KR \ Donner-B, 2% N ZNAS - ( Sahlagbort‘ Schwarzes \ Bruch) |, N Ständig wasserführende Bachläuft. Im Sommer versiegende Bachläufe. Ständig füessende Quellen ün Flänergebirge. Ternporäre Quellen (Quickspringe) Erdfälle Verwerfungen. Wassersysteme im Plänergebirge. Grenze des Wassergebietes der Paderquellen, Örtlichkeit der Färbungen versinkenden Bachwassers. Bearbeitetvon HStille 1901-1902 Berliner Lihogr-Insutut Maafsstab 1:75000. ı o 1 2 E D 5 { 7 [ a Kilometer Nllebadessen Abhandl.d. Kgl. Preuss. Geolog. Landesanstalt. Neue Folge, Heft 38. i > 'geplam der Paderquell zu Paderborn L 1:3125% Shla chthofbrücke "“Schlach hofquelle Qu.an Ren- giers Garten Abhandl.d.Königl.Preuss. Geolog. Landesanstalt. Neue Folge Heft 38. Temperaturcurven einiger Pader-Quellen in der Zeit vom April 1899 -Aprıl 1900. s Nach Messungen von Professor Dr. Fricke. Neu \y April 1899 Mai Juni Juli August September Oktober November Dezember 1899 Januar 1900 Februar März April 1900 en m, I — — Te — Ar 30 5 10 15 20 25 30 5 10 15 20 25 30 EI 15 20 25 30 5 10 5 20 26 5 5 1012 [792 ee za All. 6 ü in | | Warme Pader et rne Bader (Stdlichs hass. a ar SE zit „A 4== r Berliner Lithogr Institut Abhandl.d.Königl. Preuss. Geolog. Landesanst. Neue Folge. Heft 38. v Eh Wa. 2; , nn ' |; >. \.tıla D SE: BE | ENT N Tafel VI. Ansicht der Pader beim Ausflusse aus der Stadt. nimm II 949 237